Dargol (auch: Darghol) ist eine Landgemeinde im Departement Gothèye in Niger.

Landgemeinde Dargol
Landgemeinde Dargol (Niger)
Landgemeinde Dargol (Niger)
Landgemeinde Dargol
Koordinaten 13° 55′ N, 1° 15′ OKoordinaten: 13° 55′ N, 1° 15′ O
Basisdaten
Staat Niger
Region Tillabéri
Departement Gothèye
Höhe 261 m
Fläche 4080 km²
Einwohner 147.779 (2012)
Dichte 36,2 Ew./km²

Geographie Bearbeiten

 
Rathaus von Dargol (2024)

Dargol liegt am Fluss Niger und grenzt im Südosten an den Nachbarstaat Burkina Faso. Die Nachbargemeinden in Niger sind Kokorou im Nordwesten, Sinder im Norden, Gothèye im Nordosten, Torodi im Südosten sowie Diagourou und Téra im Westen.

Bei den Siedlungen im Gemeindegebiet handelt es sich um 50 Dörfer, 270 Weiler und ein Lager.[1] Der Hauptort der Landgemeinde ist das Dorf Dargol.[2] Das nach Einwohnern größte Dorf ist Bandio.[1]

Das nördliche Drittel der Gemeinde wird zum Sahel gerechnet, während die südlichen zwei Drittel Teil der Übergangszone zwischen Sahel und Sudan sind.[3] Dargol ist von einer Steppenlandschaft geprägt. Hier gedeihen Akazien, Wüstendatteln und Grasarten wie Andropogon gayanus und Cenchrus biflorus.[4] Durch die Gemeinde fließt der gleichnamige Fluss Dargol. Zu den Seen zählen die 500 Hektar große Mare de Yalalé und die 40 Hektar große Mare de Doulgou.[5]

Geschichte Bearbeiten

Das Dorf Dargol wurde von einer Gruppe Gourmantché unter der Führung eines Mannes namens Mossi Beidou gegründet.[6] Nach dem Untergang des Songhaireichs 1591 gehörte Dargol, zunächst unter dem Namen Sonhey, zu jenen Orten im heutigen Niger, an denen sich Songhai-Flüchtlinge unter einem Nachkommen der ehemaligen Herrscherdynastie Askiya niederließen. Dies galt auch für die Dörfer Bangou Tara, Garbougna, Guériel und Kossogo, die heute zum Gemeindegebiet von Dargol zählen.[7] Der erste Songhai-Herrscher von Dargol hieß Tafalma.[6]

Im 19. Jahrhundert hielten die Songhai-Herrscher von Dargol ihre Bündnisse mit anderen Songhai-Gebieten aufrecht und versuchten sich zugleich mit den feindlichen Fulbe und Tuareg zu arrangieren.[8] Der deutsche Afrikaforscher Heinrich Barth beschrieb in den 1850er Jahren, ohne die Lage des Orts bestimmen zu können, die Einwohner als „sehr kriegerisch, bewaffnet mit Schild, Schwert und Speer“.[9] Von Dargol zu Hilfe gerufen, zerstörte der Zarma-Herrscher Issa Korombé aus Karma den Ort Lamordé und nahm Kollo ein.[10] Der Herrscher Oumarou Bani, der 1891 in Dargol an die Macht kam, schloss ein Bündnis mit den Tuareg, während er unter der Hand weiterhin andere von Tuareg unterdrückte Songhai-Gebiete unterstützte. Bei der Ankunft der Franzosen gab sich Oumarou Bani entsprechend seinem Bündnis mit den Tuareg als Unterstützer des Widerstands, während eine Abordnung aus Dargol unter Gueydou Ouankoy die Franzosen begrüßte.[8]

Im Jahr 1899 gelangte Dargol als Teil des neu geschaffenen Kreises Sinder unter französische Militärverwaltung. 1905 wurde der Ort in das neue Militärterritorium Niger eingegliedert.[11] Die französische Kolonialverwaltung richtete in Dargol einen Kanton ein, der 1956 dem Autonomen Kreis Téra, dem späteren Departement Téra, angeschlossen wurde.[12]

Im Zuge einer landesweiten Verwaltungsreform im Jahr 2002 wurde der Kanton Dargol in die Landgemeinde Dargol umgewandelt. Bei der Hungerkrise in Niger 2005 gehörte die Landgemeinde zu den am stärksten betroffenen Orten. Hier hatte die Bevölkerung weniger als eine Mahlzeit am Tag zur Verfügung.[13] Bei Überschwemmungen im Jahr 2008 erlitten 147 Personen materiellen Schaden. 17 Häuser wurden völlig zerstört.[14] Bei der Flutkatastrophe in West- und Zentralafrika 2010 wurden 1225 Einwohner von Dargol als Katastrophenopfer eingestuft.[15] Seit 2011 gehört Dargol nicht mehr zum Departement Téra, sondern zum neugegründeten Departement Gothèye.[16] Bei den Präsidentschaftswahlen am 21. Februar 2021 wurden im zu Dargol gehörenden Dorf Waraw sieben Mitglieder der unabhängigen nationalen Wahlkommission beim Auffahren auf eine Landmine getötet.[17] Im Januar 2023 wurden beim Dorf Doulgou bei einer Operation der Streitkräfte Nigers elf Terroristen getötet.[18]

Bevölkerung Bearbeiten

Bei der Volkszählung 2012 hatte die Landgemeinde 147.779 Einwohner, die in 17.089 Haushalten lebten.[1] Bei der Volkszählung 2001 betrug die Einwohnerzahl 88.329 in 10.794 Haushalten.[19]

Im Hauptort lebten bei der Volkszählung 2012 4814 Einwohner in 701 Haushalten,[1] bei der Volkszählung 2001 5303 in 648 Haushalten[19] und bei der Volkszählung 1988 6626 in 1014 Haushalten.[20]

Die Bevölkerung setzt sich aus Songhai, Tuareg, Fulbe und Wogo zusammen.[4] Im Zuwandererviertel (Zongo) im Hauptort leben außerdem Hausa-Händler aus Niger und andere Händler aus dem Ausland.[21]

Politik Bearbeiten

Der Gemeinderat (conseil municipal) hat 25 gewählte Mitglieder. Mit den Kommunalwahlen 2020 sind die Sitze im Gemeinderat wie folgt verteilt: 10 PNDS-Tarayya, 8 MPR-Jamhuriya, 4 PJP-Génération Doubara, 2 AMEN-AMIN und 1 ANDP-Zaman Lahiya.[22]

Jeweils ein traditioneller Ortsvorsteher (chef traditionnel) steht an der Spitze von 43 Dörfern in der Gemeinde.[1]

Kultur Bearbeiten

Das Dorf Dartchandé in Dargol ist ein traditionelles Zentrum der Djesseré. Dabei handelt es sich um eine besondere Art von Erzählern, die historische Überlieferungen in langen Vorträgen weitergeben.[23]

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

 
Nationalstraße 4 beim Dorf Bandio in der Gemeinde Dargol (2023)

Die wirtschaftlichen Eckpfeiler der Gemeinde sind der Ackerbau und der grenzüberschreitende Handel mit Burkina Faso. In Dargol gibt es acht Wochenmärkte.[4] Am Wochenmarkt im Hauptort bieten über 300 Händler ihre Waren an, noch bedeutender ist jener im Dorf Bandio, zu dem auch ein Viehmarkt gehört.[21] Das staatliche Versorgungszentrum für landwirtschaftliche Betriebsmittel und Materialien (CAIMA) unterhält eine Verkaufsstelle im Hauptort.[24] Für den Eigenbedarf werden Hirse und Sorghum angebaut. Der Anbau von Augenbohnen, Erderbsen, Erdnüssen, Okra und Sesam dient vor allem Handelszwecken. Besonders in Flussnähe wird Bewässerungsfeldwirtschaft für Reis betrieben.

Im Gemeindegebiet sind verschiedene Bodenschätze vorhanden, darunter Gold.[4] Die Goldlagerstätten sind das Ziel von Zuwanderern, die dort unter gesundheitsschädlichen Bedingungen arbeiten. Junge Männer aus Dargol gehen umgekehrt zur saisonalen Arbeitsmigration nach Ghana, Lomé, Benin, die Elfenbeinküste und Nigeria.

Gesundheitszentren des Typs Centre de Santé Intégré (CSI) sind im Hauptort sowie in den Siedlungen Bandio, Bangou Tara, Wama, Waraw und Yalwani vorhanden. Das Gesundheitszentrum in Bangou Tara verfügt über ein eigenes Labor und eine Entbindungsstation.[25] Das Gesundheitszentrum im Hauptort war 2016 für die Versorgung von über 43.500 Menschen zuständig.[21] Der CEG Dargol und der CEG Bandio sind allgemein bildende Schulen der Sekundarstufe des Typs Collège d’Enseignement Général (CEG).[26]

Dargol liegt an der Nationalstraße 4, die den Ort mit den Nachbargemeinden Gothèye und Téra verbindet. Im Hauptort wird eine Niederschlagsmessstation betrieben.[27]

Persönlichkeiten Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Yacouba Djingarèye: La principauté de Dargol des origines à la pénétration coloniale, 1691–1900. Mémoire de Maîtrise. Département d’Histoire, Université Abdou Moumouni de Niamey, Niamey 2001.
  • Djibrilla Koutchi: Le Etats songhay du gourma: Dargol, Gorouol, Kourmey, Téra. De la seconde moitié du XVIIIème à la fin du XIXème siècle. Mémoire de DEA. Département d’Histoire, Université Abdou Moumouni de Niamey, Niamey 2012.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Dargol – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e Répertoire National des Localités (ReNaLoc). (RAR) Institut National de la Statistique de la République du Niger, Juli 2014, S. 440–447, abgerufen am 7. August 2015 (französisch).
  2. Loi n° 2002-014 du 11 JUIN 2002 portant création des communes et fixant le nom de leurs chefs-lieux. République du Niger, 11. Juni 2002.
  3. Ibrahim Oumarou Sadou, Souleymane Amadou: Monographie de la région de Tillabéri. (PDF) Institut National de la Statistique, République du Niger, Oktober 2016, S. 19, archiviert vom Original am 28. Dezember 2021; abgerufen am 17. Januar 2022 (französisch, Figure 2: Carte de zonage agro-écologique de la région de Tillabéri).
  4. a b c d Présentation de la commune de Dargol@1@2Vorlage:Toter Link/www.france-niger.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.. Website der ANIYA Coopération Décentralisée Niger-France, veröffentlicht im Januar 2007, abgerufen am 27. Januar 2012.
  5. Issa Abdou Yonlihinza: Transports et désenclavement dans la problématique du développement local à Téra au Niger. Thèse de doctorat. Université Toulouse II – Le Mirail, Toulouse 2011, S. 277 (tel.archives-ouvertes.fr [PDF; abgerufen am 27. Oktober 2023]).
  6. a b Etude Niger. Médiation agropastorale au Sahel. Vers la mise en place de 7 réseaux de médiateurs communautaires à travers 13 communes frontalières. (PDF) Centre pour le dialogue humanitaire (HD), Februar 2020, S. 26–27, abgerufen am 1. Mai 2022 (französisch).
  7. Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 74.
  8. a b Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 76.
  9. Heinrich Barth: Reisen und Entdeckungen in Nord- und Central-Afrika. Fünfter Band. Justus Perthes, Gotha 1858, S. 733.
  10. Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 95.
  11. Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 234–235.
  12. Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 238.
  13. Niger Food Crisis 2005: Humanitarian Situation Report No. 1. UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs, 26. Juli 2005, abgerufen am 27. Oktober 2018 (englisch).
  14. @1@2Vorlage:Toter Link/www.cic.neSituation des dégâts causés par les inondations (2008) (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juni 2021. Suche in Webarchiven). Website des Centre d’Information et de Communication, veröffentlicht am 18. November 2008, abgerufen am 31. März 2012.
  15. @1@2Vorlage:Toter Link/www.cic.neSituation des besoins des populations victimes d’inondations (2010) (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juni 2021. Suche in Webarchiven). Website des Centre d’Information et de Communication, veröffentlicht am 23. September 2010, abgerufen am 31. März 2012.
  16. Une nouvelle loi sur le redécoupage administratif. In: L’Arbre à Palabres. Nr. 13, 11. August 2011, S. 2 (nigerdiaspora.net [PDF; abgerufen am 28. Januar 2014]).
  17. Niger : sept membres locaux de la Céni tués dans l’explosion de leur véhicule. In: France 24. 21. Februar 2021, abgerufen am 22. Februar 2021 (französisch).
  18. Niger : "11 terroristes" tués et six capturés, selon l’armée. In: Africanews. 25. Januar 2023, abgerufen am 27. Oktober 2023 (französisch).
  19. a b Répertoire National des Communes (RENACOM). (RAR-Datei) Institut National de la Statistique, abgerufen am 8. November 2010 (französisch).
  20. Recensement Général de la Population 1988: Répertoire National des Villages du Niger. Bureau Central de Recensement, Ministère du Plan, République du Niger, Niamey März 1991, S. 261 (web.archive.org [PDF; abgerufen am 4. Mai 2019]).
  21. a b c Paul Cottavoz: WASH et choléra – stratégie bouclier dans les aires de santé les plus affectées des régions sanitaires de Tillabéri, Tahoua et Maradi. Rapport d’évaluation. (PDF) UNICEF Niger, Mai 2016, S. 50 und 52, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. Oktober 2018; abgerufen am 26. Oktober 2018 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/platefor.mywhc.ca
  22. Résultats élections – Communales. Commission Électorale Nationale Indépendante, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. Januar 2021; abgerufen am 2. Januar 2021 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ceniniger.org
  23. Hamadou Seini: Zarma-Songhoï Verbal Artistry and Expression: From the Epic to the Francophone Novel, with a Focus on Intertextual Dialogue Across the Genres. Dissertation. University of Colorado, Boulder 2013, S. 31 (scholar.colorado.edu [PDF; abgerufen am 2. April 2020]).
  24. CAIMA. In: Béret Vert. Bulletin de Liaison et d’Information des Forces Armées Nigériennes. Nr. 17, Mai 2013, S. 28.
  25. Niger DSS. In: Systeme Nationale d’Information Sanitaire (SNIS). Ministère de la Santé Publique, République du Niger, abgerufen am 10. November 2020 (französisch).
  26. Niger – Recensement Scolaire 2008–2009, Enquête statistique. Dictionnaire des donnèes. Institut National de la Statistique de la République du Niger, 28. November 2013, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 10. November 2020 (französisch).@1@2Vorlage:Toter Link/anado.ins.ne (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  27. Evaluation Hydrologique de l’Afrique Sub-Saharienne. Pays de l’Afrique de l'Ouest. Rapport de Pays: Niger. Mott MacDonald International / BCEOM / SOGREAH / ORSTOM, Cambridge / Montpellier / Grenoble August 1992, Annexe E: Liste des postes pluviométriques, S. 7 (horizon.documentation.ird.fr [PDF; abgerufen am 17. März 2022]).