Daniel Chalonge (* 31. Januar 1895 in Grenoble; † 28. November 1977 in Paris) war ein französischer Astronom.

Daniel Chalonge wurde am 31. Januar 1895 in Grenoble in den französischen Alpen geboren. Er studierte an der École normale supérieure (Paris) unter anderem bei Aimé Cotton und Charles Fabry.[1] Dort wurde er 1933 mit der Dissertation „Recherches sur les spectres continus de l'atome et de la molécule d'hydrogène“ (Untersuchungen der kontinuierlichen Spektren des Wasserstoffatoms und -moleküls) promoviert.[2][3] Nach Anfängen in der organischen Chemie wandte er sich der Astrophysik zu.

Von 1934 bis zum Beginn des zweiten Weltkriegs arbeitete er an einem Klassifikationsschema für Sterne, das heute nach den Beteiligten Barbier, Chalonge und Divan als BCD-System bekannt ist. Grundlage ist die Beobachtung des sogenannten Balmer-Sprungs, das ist eine fast sprunghafte Intensitätsänderung im Sternspektrum in der Nähe der Grenze der Balmer-Serie, der sich bei vielen Sternen zeigt. Die einfachste Version besteht in der Angabe zweier Parameter  , nämlich der mittleren Wellenlänge   des Bereichs der Intensitätsänderung beim Balmer-Sprung und dem Zehnerlogarithmus des Verhältnisses der auf 3700 Å extrapolierten Intensitäten vor und nach dem Sprung als ein Maß   für die Sprunghöhe. Da nur Intensitätsverhältnisse eingehen, sind diese Größen von der Extinktion unabhängig. Diese Daten erlauben Rückschlüsse auf Temperaturen und Gravitationsstärken der zugehörigen Sterne.[4]

Chalonge war begeisterter Bergsteiger, in den Alpen hat er alle Viertausender bestiegen.[5] Der 3344 km hohe, in den französischen Alpen gelegene Gipfel „Pointe Chalonge“, den er 1926 erstmals, zusammen mit seinem Kameraden Pierre Dalloz, über den Südostgrad bestieg, ist nach ihm benannt.[6][7] Zur Verminderung erdatmosphärischer Einflüsse schätzte er astronomische Beobachtungen in großer Höhe, etwa im Observatorium des Refuge Vallot am Mont Blanc (1923) oder in Arosa (1928–1933). Nach der Errichtung der Forschungsstation am Jungfraujoch 1928 hat Chalonge dort Messungen des atmosphärischen Ozons durchgeführt und Sternspektren aufgenommen. 1937 wurde das Sphinx-Observatorium am Jungfraujoch erbaut, an dem auch Chalonge geforscht hat.[5]

Ab 1946 begann Chalonge in Zusammenarbeit mit Jean-Claude Pecker und Raymond Michard die spektrografische Forschung am Institut d’Astrophysique de Paris, das 1936 von Henri Mineur gegründet worden war. Hier blieb er bis zu seinem Ruhestand und war in dieser Zeit auch Astronom am Pariser Observatorium. Er erforschte verschiedene Sternpopulationen in der Milchstraße aber auch in den Magellanschen Wolken, er interessierte sich für das Sonnenspektrum und nahm an Sonnenfinsternis-Expeditionen nach Schweden und in die UdSSR teil, um die äußeren Schichten der Sonne spektrografisch zu untersuchen.[8]

Chalonge war verheiratet und hatte zwei Töchter, Karen und Sonia. Im Sommer 1977 musste er in ein Krankenhaus eingewiesen werden, er starb am 28. November desselben Jahres.[8]

Ehrungen

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Einzelnachweise

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  1. Roger Cayrel: Chalonge, Daniel. In: Thomas Hockey (Hrsg.): The Biographical Encyclopedia of Astronomers. 1 A-D. Springer Nature, 2007, ISBN 978-1-4419-9916-0, S. 398–399 (englisch).
  2. Daniel Chalonge. AstroGen, abgerufen am 17. Juli 2024 (englisch).
  3. D. Chalonge: Recherches sur les spectres continus de l'atome et de la molécule d'hydrogène. In: Annales de Physique. Band 11, Nr. 1. Paris 1934, S. 123–214, doi:10.1051/anphys/193411010123 (französisch).
  4. J. Zorec, L. Cidale, M. L. Arias, Y. Frémat, M. F. Muratore, A. F. Torres, C. Martayan: Fundamental parameters of B supergiants from the BCD system. In: Astronomy & Astrophysics. Band 501, Nr. 1, März 2009, Appendix A: About the BCD System, doi:10.1051/0004-6361/200811147 (englisch, aanda.org).
  5. a b Redaktion: Daniel Chalonge : 1895-1977. In: Orion : Zeitschrift der Schweizerischen Astronomischen Gesellschaft. Band 53, Nr. 269, August 1995, S. 202 (e-periodica.ch – in dieser und der folgenden Ausgabe gibt es weitere Beiträge über Chalonge).
  6. Guillaume Blanc: Daniel Chalonge, astronome, alpiniste, photographe. 24. November 2013, abgerufen am 17. Juli 2024 (französisch, hier findet sich Bild).
  7. Daniel Chalonge. (PDF) Abgerufen am 17. Juli 2024 (englisch, hier findet sich ein Bild).
  8. a b Pecker, J. C.: Obituary - Chalonge, Daniel. In: Quarterly Journal of the Royal Astronomical Society. Band 21, 1980, S. 481–482, bibcode:1980QJRAS..21..481P (englisch).
  9. Prix Félix Robin. Société Française de Physique, abgerufen am 18. Juli 2024 (französisch).
  10. Prix Jules Janssen. Société astronomique de France, abgerufen am 18. Juli 2024 (englisch).
  11. (2040) Chalonge in der Small-Body Database des Jet Propulsion Laboratory (englisch).
  12. Chalonge im Gazetteer of Planetary Nomenclature der IAU (WGPSN) / USGS
  13. International School of Astrophysics Daniel Chalonge - Hector de Vega. Abgerufen am 18. Juli 2024 (englisch).
  14. Museo 'Daniel Chalonge'. Istituto Superiore per la Protezione e la Ricerca Ambientale, abgerufen am 15. Juli 2024 (italienisch).