Chynowie

Siedlung in Polen; Außenlager des Konzentrationslager Stutthof

Chynowie (deutsch Chinow) ist ein Dorf im Verwaltungsbezirk Landgemeinde Gniewino (Gnewin) in der polnischen Woiwodschaft Pommern und gehört zum Powiat Wejherowski (Neustädter Kreis).

Chynowie
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Chynowie (Polen)
Chynowie (Polen)
Chynowie
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Pommern
Powiat: Wejherowski
Gmina: Gniewino
Geographische Lage: 54° 38′ N, 18° 1′ OKoordinaten: 54° 38′ 19″ N, 18° 0′ 43″ O
Einwohner:



Geographische Lage

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Das Dorf liegt in Hinterpommern, in der Nähe der früheren Grenze zu Westpreußen, etwa zwanzig Kilometer nordöstlich von Lauenburg in Pommern, 16 Kilometer westnordwestlich von Wejherowo (Neustadt in Westpreußen) und fünf Kilometer südwestlich des Kirchdorfs Słuszewo (Schluschow).

 
Chinow, als nordöstlicher Grenzort des Herzogtums Vor- und Hinterpommern, nordöstlich von Lauenburg in Pommern und ostsüdöstlich von Leba, auf einer Landkarte von 1794
 
Chinow, nordöstlich der Stadt Lauenburg in Pommern, ostsüdöstlich der Stadt Leba und südwestlich des Zarnowitzer Sees, auf einer Landkarte von 1911

Geschichte

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Ehemaliges Gutshaus Chinow (2011)
 
Gebäude der ehemaligen Gutshofs-Schmiede (2011)

Das adlige Landgut Chinow wurde 1383 urkundlich erwähnt, 1402 hatte es dem Deutschen Orden einen Dienst zu leisten.[1] Es war früher Hauptgut eines größeren Güter-Komplexes, zu dem seit 1590 auch Mersin und Saulinke gehörten.[2] Johann Chinow war 1590 Thesaurarius im Camminer Domstift.[1] 1612 war Johann von Chinow Prälat zu Cammin.[2] Bei der Übernahme der Herrschaft Lauenburg und Bütow gehörten die Chinows zu den Begütertsten des ganzen Bezirks,[3] und bei der Huldigung am 18. Februar 1658 werden sie als Vertreter des Guts Chinow aufgeführt.[1] In ihrem Wappen führten sie über einem roten Balken drei goldene Sterne.[4] Das Geschlecht, später polonisiert, nannte sich auch zeitweise v. Chinowski.[5] Mit Johannes von Chinow ist das Geschlecht 1690 im Mannesstamm ausgestorben.[2] Im 18. Jahrhundert verschwinden sie von ihrem Erbgut, und die Besitzerfamilien wechselten seither mehrmals. Am 26. März 1904 wurde Emil Bloch Besitzer von Chinow.[1]

Am 1. April 1927 hatte das Gut Chinow eine Flächengröße von 1279 Hektar, und am 16. Juni 1925 hatte der Gutsbezirk 486 Einwohner.[6] Am 30. September 1928 wurde der Gutsbezirk Chinow in eine Landgemeinde gleichen Namens umgewandelt.[7]

Anfang der 1930er Jahre hatte die Landgemeinde Chinow eine Flächengröße von 12,8 km². Innerhalb der Gemeindegrenzen standen insgesamt 26 bewohnte Wohnhäuser an drei verschiedenen Wohnstätten:[8]

  1. Brandswerder
  2. Chinow
  3. Karlshof

Um 1935 hatte Chinow einen Gasthof, ein Holzsägewerk und eine Molkerei.[9]

Bis 1945 bildete Chinow eine Landgemeinde Landkreis Lauenburg in Pommern im Regierungsbezirk Köslin der preußischen Provinz Pommern im Deutschen Reich. Chinow war dem Amtsbezirk Bismark zugeordnet.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs besetzte Anfang März 1945 die Rote Armee die Region. Bald darauf wurde der Kreis Lauenburg von der Sowjetunion zusammen mit ganz Hinterpommern der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Anschließend begann die Zuwanderung polnischer Zivilisten, von denen die einheimischen Dorfbewohner aus ihren Häusern und Gehöften gedrängt wurden. Der Ortsname Chinow wurde zu Chynowie polonisiert. In der darauf folgenden Zeit wurden die Alteinwohner von der polnischen Administration aus Chinow vertrieben.

Demographie

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Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1818 086 Dorf, adlige Besitzung[10]
1822 113 mit den Vorwerken Brandswerder und Karlshof[11]
1852 258 Dorf[12]
1867 243 Gutsbezirk[13]
1871 269 Gutsbezirk, davon 220 Evangelische und 49 Katholiken[13]
1910 396 Gutsbezirk[14]
1925 486 darunter 384 Evangelische, 101 Katholiken und ein Jude[8]
1933 400 [15]
1939 380 [15]

Kirchspiel bis 1945

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Die vor 1945 hier lebenden Dorfbewohner gehörten mit großer Mehrheit der evangelischen Konfession an. Das evangelische Kirchspiel war in Schluschow.

Das katholische Kirchspiel war in Wierschutzin.

Polnisches Kirchspiel seit 1945

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Die seit 1945 und Vertreibung der einheimischen Dorfbewohner anwesende polnische Einwohnerschaft ist überwiegend katholisch.

Hier lebende evangelische Polen sind dem weit entfernten Pfarramt der Kreuzkirchengemeinde in Stolp in der Diözese Pommern-Großpolen der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen zugeordnet, deren nächstgelegene Predigtstätte in Lębork (Lauenburg in Pommern) ist.

Literatur

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  • Chinow, Rittergut, Kreis Lauenburg Pomm., Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Chinow (meyersgaz.org)
  • Pommersches Güter-Adressbuch, Friedrich Nagel (Paul Niekammer), Stettin 1892, S. 116–117 (Google Books).
  • P. Ellerholz: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche, Band 2: Provinz Pommern, 2. Auflage, Nicolai (Stricker), Berlin 1884, S. 42–43 (Google Books).
  • Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. II. Teil, 2. Band: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Cößlin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1784, S. 1067, Ziffer (13) (Google Books).
  • Franz Schultz: Geschichte des Kreises Lauenburg in Pommern. H. Badengoths Buchdruckerei, Lauenburg 1912, S. 343–344 (ub.uni-greifswald.de).
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Commons: Chynowie – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

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  1. a b c d Franz Schultz: Geschichte des Kreises Lauenburg in Pommern. H. Badengoths Buchdruckerei, Lauenburg 1912, S. 343–344 (ub.uni-greifswald.de).
  2. a b c Deutsches Adelsblatt, III. Jahrgang, No. 8, Berlin, 22. Februar 1885, S. 88, rechte Spalte (Google Books)
  3. Reinhold Cramer: Geschichte der Lande Lauenburg und Bütow, Teil I: Die Geschichte, Dalkowski, Königsberg i. Pr. 1858, S. 303 (Google Books).
  4. Reinhold Cramer: Geschichte der Lande Lauenburg und Bütow, Teil I: Die Geschichte, Dalkowski, Königsberg i. Pr. 1858, S. 230 (Google Books).
  5. George Adalbert von Mülverstedt: Der abgestorbene Adel in der Provinz Pommern, Bauer & Raspe, Nürnberg 1894, S. 16 (Google Books).
  6. Kurt Albrecht: Die preußischen Gutsbezirke, in: Zeitschrift des Preussischen Statistischen Landesamts, 67. Jahrgang, Berlin 1927, S. 344–477, insbesondere S. 398 (Google Books).
  7. Amtsbezirk Bismark (Territorial.de)
  8. a b Die Gemeinde Chinow im ehemaligen Kreis Lauenburg in Pommern (Memento vom 22. August 2018 im Internet Archive) (Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft, 2011)
  9. Klockhausʼ Kaufmännisches Handels- und Gewerbe-Adressbuch des Deutschen Reichs, Band 1 A, Berlin 1935, S. 1002 (Google Books).
  10. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 1: A–F, Halle 1821, S. 226, Ziffer 160 (Google Books).
  11. Friedrich von Restorff: Topographische Beschreibung der Provinz Pommern mit einer statistischen Uebersicht. Berlin/Stettin 1827, S. 287, Ziffer 13 (Google Books).
  12. Kraatz (Hrsg.): Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats. Decker, Berlin 1856, S. 93 (Google Books).
  13. a b Preußisches Statistischen Landesamt: Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung (Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern). Berlin 1873, S. 168–169, Ziffer 86.
  14. Landkreis Lauenburg in Pommern (Gemeindeverzeichnis.de)
  15. a b Michael Rademacher: Lauenburg_p. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.