La Couronne[1]
Die La Couronne in der Rekonstruktion von Pâris
Die La Couronne in der Rekonstruktion von Pâris
Schiffsdaten
Flagge Frankreich Frankreich
Schiffstyp Galeone
Bauwerft La Roche-Bernard
Stapellauf 1636
Verbleib 1641 abgewrackt
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 70 [2] m (Lüa)
Breite 14,942 [3] m
Tiefgang (max.) 5,40 [4] m
Verdrängung 2460 t [5]
 
Besatzung 593 Mann [6]
Takelung und Rigg
Takelung Vollschiff
Anzahl Masten 3
Anzahl Segel 10 + 10 Ersatzsegel
Segelfläche 1503[7]
Sonstiges
Klassifizierungen Flaggschiff


Die La Couronne (zu deutsch: Die Krone) war ein französisches Kriegsschiff aus der Zeit Kardinal Richelieus. Es ist ein beliebtes Vorbild für den Modellnachbau und als solches in Sammlungen und Museen zu finden.


Geschichte Bearbeiten

 
Die Belagerung von Hondarribia (bask.)/ Fontarabie (span.)

Der Schiffbaumeister Charles Mourier aus Dieppe wurde beauftragt in La Roche-Bernard in der südlichen Bretagne ein großes Kriegsschiff zu bauen. Hintergrund war, dass Kardinal Richelieu ein Flottenbauprogramm auflegte, das eine Stärkung der zentralen königlichen Macht darstellen sollte. Nach den innenpolitischen Wirren während der Hugenottenkriege richteten sich die Interessen nach außen. Die Umklammerung des Landes durch habsburgische Ländereien und die Hegemonie Englands zur See waren dabei Hauptziele. Die großen englischen Schiffe, wie die Sovereign of the Seas, waren wegen ihrer Größe ein Vorbild. Über die Verwendung des Schiffs nach dem Stapellauf sind nur wenige Informationen vorhanden. Für das ganze Jahr 1635 sind Rechnungen für die Bezahlung von 25 Mann dokumentiert. Diese dienten auf dem Schiff für die Instandhaltung und Sicherung während der Liegezeit im Hafen, hier ist die Region Guyenne erwähnt. Interessanterweise sind die Kosten für dieses einzelne Schiff etwa 20% über denen von vier anderen Schiffen zusammen gerechnet[8]. Auch für das Jahr 1636 wird das Schiff im Hafen liegend genannt, für dieses Jahr ist der Ort Brouage erwähnt[9]. Die Teilnahme an der Belagerung der Stadt Hondarribia 1638 im Französisch-Spanischer Krieg (1635–1659) ist als eine der wenigen kriegerischen Handlungen bekannt. Sie fuhr mit 505 Mann Besatzung unter dem Kommandanten Claude de Launay-Razilly als Schiff des Vizeadmirals. Im nächsten Jahr war sie in der Flotte unter Henri de Sourdis bei einer Aktion gegen Spanien beteiligt[10]. Bei de Sourdis Correspondance findet sich die La Couronne das letzte mal 1641 als in Dienst befindlich erwähnt [11].
Weitere Daten beziehen sich auf die Kiellegung 1629, den Stapellauf 1631 oder 1634, die Außerdienststellung 1641 und dem Abbruch 1642 bis 1645. Von diesen Daten konnten keine Quellen gefunden werden. Es sind auch andere Jahreszahlen in Umlauf.

Das Schiff Bearbeiten

 
Der meist als Darstellung der La Couronne angeführte Druck aus Fournier
 
Pâris Rekonstruktion der La Couronne
 
Dieses Bild zeigt ein 1626 in Holland gebautes französisches Schiff
 
Ein zeitgenössisches französisches Kriegsschiff mit den Augen eines niederländischen Künstlers

Über das äußere Erscheinen und die Konstruktion des Schiffes sind lediglich eine Abbildung (der Druck bei Fournier) und die Beschreibung von Fournier bekannt[12]. Daraus hat François-Edmond Pâris eine Rekonstruktion mit ergänzenden Angaben aus anderen Stellen von Fourniers Hydrographie erarbeitet. Diese ist die noch heute bekannte Rekonstuktion der "La Couronne". Allerdings gibt es Unstimmigkeiten zwischen der Interpretation von Pâris, der Darstellung bei Fournier und der Beschreibung von Fournier.

Schilderungen von Fournier Bearbeiten

Nach Fournier waren am Bugspriet zwei Segel angebracht. Vormast und Großmast waren rahgetakelt, wobei die Marssegel an Größe die Untersegel übertrafen. Der Kreuzmast, also der hintere Mast war mit einem Lateinersegel bestückt. Der Galion war sehr breit und lang. Die Bewaffnung des Schiffes war in drei Batterien aufgestellt. Das erste Deck verfügte über 32 Achtzehnpfünder Culverinen, die zweite Batterie besaß 24 Neunpfünder und die Dritte 18 Sechspfünder. Leichtere Stücke waren auch auf dem Oberdeck verteilt. Vier Culverinen konnten nach vorn feuern, acht nach achtern. Insgesamt war die Galeone mit 74 Geschützen bewaffnet. Trotz des dadurch sehr hohen Gewichts war sie schnell und wendig.

Da zu damaliger Zeit noch viele Galeeren die bislang bekannten Gewässer beherrschten, traute man einer so üppigen Galeone wie der La Couronne keine guten Fahreigenschaften zu. Insbesondere die hohen Aufbauten und die große Masse des Schiffes konnten beim Betrachter den Eindruck erwecken, dass das Schiff äußerst schwerfällig und schlecht zu steuern sei. Tatsächlich lief es nach heutigen Rekonstruktionserkenntnissen jedoch sehr gut, war wendig und konnte selbst kleinen Brandern davonsegeln. Die Grundform des Schiffes war dabei arabischen Schiffen aus jener Zeit entliehen und besaß somit ein erhöhtes Heck und einen langen niedrigen Bug. Beides wurde jedoch nach europäischen Schiffbauerfahrungen etwas modifiziert: Der Vorsteven war nicht geradlinig wie bei den arabischen Vorbildern, sondern orientierte sich an einem Kreisbogen. Der Fall wurde dabei so weit hinten wie möglich nahe des Hauptspantes konstruiert, was dem Schiff vorzügliche Segeleigenschaften selbst auf atlantischen Gewässern bescherte. Das Verhältnis Kiellänge zu Decksbalkenbreite lag bei dieser Schiffbaukonstruktion etwa bei 4:1, während Galeeren ein Verhältnis von 6:1 bis 9:1 hatten.

Besonderheiten nach Fournier Bearbeiten

Die La Couronne sollte ein Schiff sein, dass die Macht Frankreichs widerspiegeln sollte. Deshalb achtete man sehr auf aufwendige Verzierungen. Gerade am Heckkastell wurden viele geschnitzte Verzierungen angebracht. Besonders aufwendig waren die drei Lampen am Heck gearbeitet, die die La Couronne als Admiralschiff kennzeichneten.

Das Unterwasserschiff wurde mit einer Wurmhaut aus Tannenholz und einer darunter befindlichen Pilzschicht versehen, damit Schiffsbohrwürmer es schwer hatten, an die Außenwand gelangen zu können. Zusätzlich ist noch ein Anstrich aus Kalk und Kokosöl überliefert, dem ebenfalls ein muschelhemmender Effekt nachgesagt wird. Das Schiff war wie bei anderen französischen Kriegsschiffen damaliger Zeit mit 8 Kompassen und 24 Sanduhren ausgestattet.

Entlang des Heckspiegels hatte die La Couronne eine ausgeprägte, mit vielen allegorischen Schnitzwerken versehene Heckgalerie , die in die seitlich angebrachten Seitengalerien mündete und zusammen bis zu 150 Personen fassen konnte[13]. Oberhalb der Heckgalerie war das Bild des Schutzpatrons ( St. Joseph) befestigt, neben dem wahrscheinlich noch das Wappen des Königs oder des Admirals angebracht war.

An höchster Stelle des Hecks war das Schiff mit drei aus vergoldetem Kupfer bestehenden Hecklaternen ausgestattet, die das Schiff als Admiralsschiff kennzeichneten. Die La Couronne war reich mit Farb- und Goldornamenten ausgestattet, deren genaues Aussehen leider nicht überliefert werden konnte. Gesichert scheint aber, dass wie bei fast allen Kriegsschiffen damaliger Zeit, insbesondere den Galeeren, die Innenseiten der Stückpforten rot bemalt waren.

Die La Couronne hatte vorne am Bug ein 15,27m langes Galionsdeck, das an den Schiffsschnabel von Galeeren und Schebecken erinnerte und reichlich Personen aufnehmen konnte. Dieser Bereich wurde gerne benutzt, um Notdurft verrichten zu lassen oder Wäsche zu waschen. Das Deck war sehr tief konstruiert worden, da über diesem Deck die Jagdkanonen aufgestellt waren, die ein freies Schussfeld haben mussten.

An Bord des Schiffes gab es insgesamt drei Kombüsen und zwei Backöfen.

Großmast und Kreuzmast waren um 2° nach achtern geneigt, während der Vormast senkrecht stand. Das Großmarssegel war in Bezug auf die Höhe ( 14,19 m) größer dimensioniert als das Großsegel (9,5 m). Die Segelfläche der 10 Segel [14] wird mit 1503 m2 angegeben. Die La Couronne führte zudem 10 Ersatzsegel mit.[15] Am Bugspriet waren zwei Sprietsegel angebracht, die Blinde und Oberblinde. Vormast und Großmast waren rahgetakelt. Der Kreuzmast war mit einem Lateinersegel an unterster Position bestückt.

Die La Couronne konnte sogar, obwohl sie so hochbordig war, rudernd wie eine Galeere mit 11,40 m langen Riemen bewegt werden und somit selbst bei Flaute pro Tag eine Strecke bis zu 12 Seemeilen heutiger Zeit zurücklegen.

Die Galeone führte insgesamt 7 Anker mit sich, deren schwerster 5433 kg wog, darunter 1 Warpanker.

Die 1m breiten und sich nach oben öffnenden Stückpforten waren auf der La Couronne 3,57 m voneinander entfernt und wichen somit außergewöhnlich weit von den sonst üblichen 2,60 m bis 2,92 m anderer französischer Schiffe damaliger Zeit ab.

Die Bewaffnung des Schiffes war sehr vielfältig und gestaltete sich wie folgt:

  • 14 Sechsunddreißigpfünder
  • 2 Vierundzwanzigpfünder
  • 26 Achtzehnpfünder
  • 3 Achtpfünder
  • 3 Vierpfünder
  • 48 weitere Geschütze, darunter auch einige Drehbassen

Für diese Kanonen befanden sich 2300 Kanonenkugeln an Bord.

Es wurden zudem 175 Musketen für den Nahkampf mitgeführt, die schwerer ausgelegt waren, als die entsprechenden Landwaffen. Zum Inbrandsetzen von Segeln waren Armbrüste vorgesehen. Darüber hinaus führte das Schiff, ebenfalls für den Nahkampf 6 Hellebarden, eine unbekannte Anzahl an Partisanen, Rundschilden und Stutzsäbeln mit, sowie 100 Piken.

 
Eines der zahlreichen Modellschiff-Nachbildungen

Die Verdrängung bei angenommener Außenhautstärke von 0,30m wird mit 2460 t angegeben. Die Besatzungsstärke belief sich inkl. aller Offiziere und Mannschaftsgrade auf 617 Mann. Die La Couronne kostete einschließlich der Ausrüstung 500 000 Livres damaliger Währung.

Tatsächlicher Schiffsphänotypus unter Hinzuziehung weiterer Quellen Bearbeiten

Historischer Schiffmodellbau Bearbeiten

Die Risse und Zeichnungen in den Publikationen von Pâris gehören mit in die Frühphase des Modellbaus. Zu jener Zeit um 1900 war das Angebot an Modellplänen gering. Zudem gab es wenige Vorlagen für Schiffe mit barockem Zierrat. Die Pläne von Pâris der La Couronne waren deshalb eine beliebte Vorlage. Gerade Museen mit einer schifffahrtshistorischen Abteilung hatten oftmals ein Modell dieses Schiffes im Bestand. Auf vielen Wettbewerben im vorbildgetreuen Modellbau (Scale-Modellbau) war dieses Modell am Start. Dabei war das Interesse nicht auf Frankreich beschränkt, auch in anderen Ländern war es ein beliebtes Modell.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Pâris bezieht sich auf Fourniers "Hydrographie"-Buch, aus dem viele der hier angeführten Maße stammen. Bei einigen Daten hat er bezüglich der Richtigkeit jedoch seine Zweifel. So zitiert er auf S. 20 die Quelle wie folgt: Gewicht des Schiffes: 1958 t, Zuladung 1958 t = Gesamtgewicht 3916 t, was er jedoch aufgrund der Schiffsmaße anzweifelt
  2. nach Pâris, S. 20
  3. nach Pâris, S. 20
  4. nach Pâris, S. 20
  5. nach Pâris, S. 18 bei angenommener Stärke der Außenhaut von 0,30m
  6. nach Pâris, S. 28
  7. nach Pâris, S. 24
  8. [1]
  9. [2]
  10. [3]
  11. [4]
  12. Georges Fournier „Hydrographie, contenant la théorie et la pratique de toutes les parties de la navigation“ 1643
  13. hier gibt es abweichende Angaben, so ist teilweise in der gleichen Quelle auch eine Angabe von lediglich „über 100 Personen“ Fassungsvermögen vorhanden
  14. die Segelfläche wird inkl. der Bonnets angegeben, auch wenn diese hier nicht mit in die Anzahl der Segel einfließen
  15. zuzüglich der Bonnets für Großsegel, Besansegel und Fock

Literatur Bearbeiten

Über das historische Schiff:

  • Georges Fournier: Hydrographie contenant la théorie et la practiqve [pratique] de tovtes [toutes] les parties de la navigation. 1667 [5].
  • Alan James: The nave and government in early modern France 1572-1661 (Royal Historical Society, Studies in History, NS). Woodbridge 2004. ISBN 0861932706.
  • François-Edmond Pâris: Segelkriegsschiffe des 17. Jahrhunderts. Von der Couronne zur Royal Louis. Hinstorff Verlag, Berlin, 1975.
  • Wolfram zu Mondfeld: Schiffbaukunst im 17. Jahrhundert. Herford 1987. ISBN 3782204239. (populär geschriebene sachgerechte Baugeschichte der "La Couronne")
  • Henri d'Escoubleau de Sourdis, Eugène Sue: Correspondance de Henri d'Escoubleau de Sourdis: archevêque de Bordeaux, 6. Buch, Paris, 1839
  • Onésime-Joachim Troude: Batailles navales de la France, P. Levot, Paris, 1867

Über das Schiff als Modellbau:

  • Wolfram zu Mondfeld: Historische Schiffsmodelle (Sonderausgabe). Orbis Verlag, München 2003, ISBN 3-572-01464-6.
  • Klaus Krick: Historische Schiffsmodelle selbst gebaut. Neckar-Verlag, Villingen Schwenningen 2003, ISBN 3-7883-3136-4.

Weblinks Bearbeiten


ategorie:Militärschiff (Frankreich) ategorie:Galeone ategorie:Dreimaster ategorie:Vollschiff