Rolf Dietrich Schmidt (* 6. Februar 1929 in Berlin; † 18. Januar 1989 ebenda) war ein deutscher Künstler und Architekt.

Biografie Bearbeiten

Rolf D. Schmidt studierte ab 1948 an der Hochschule für angewandte Kunst in Berlin-Weißensee Bildhauerei bei Bernhard Heiliger und Heinrich Drake sowie Wandmalerei bei Egon Stolterfoht. 1950 wechselte Schmidt an die Hochschule für bildende Künste am Steinplatz und belegte zunächst Bildhauerei bei Hans Uhlmann, dann Malerei bei Karl Schmidt-Rottluff. Gleichzeitig absolvierte er ein Abendstudium in Kunstpädagogik an der Jugendvolkshochschule der „Sozialen Arbeitsgemeinschaft Berlin-Ost“ und war anschließend ebendort sowie an verschiedenen Grundschulen auch selbst als Kunsterzieher tätig. 1955 bis 1956 war er Meisterschüler von Schmidt-Rottluff. Im gleichen Institut studierte er Architektur bei Konrad Sage und schloss sein Studium 1958 ab.

Noch im gleichen Jahr heiratete er Ruth Hilbert und zog nach West-Berlin um. Danach arbeitete er als freischaffender Maler sowie als Architekt und Zeichner u.a. in den Büros von Hans Scharoun – u.a. an der Berliner Philharmonie – und Meinhard von Gerkan (Gerkan, Marg und Partner) – u.a. an der Kollektivplanung des Flughafens Berlin-Tegel – mit.

1973 erwarb das Ehepaar Schmidt dann das Reetdachhaus im friesischen Aventoft und begann es nach und nach bewohnbar zu machen. Der Dachboden wurde zum Atelier hergerichtet. 1986 erkrankt Rolf Dietrich Schmidt schwer. Bis zu seinem Tod 1989 in Berlin nutzte der Künstler jede freie Minute, um an dem Haus zu arbeiten und sich in seinem Atelier seiner Kunst zu widmen.[1]

Das künstlerische Werk Bearbeiten

Das malerische Werk Rolf D. Schmidts kennzeichnet die Entwicklung von ursprünglich figurativen, expressiven Gestaltungselementen hin zu einer abstrakten, konstruktiven Formgebung. Noch in den 1950er Jahren bilden Gegenstands- und Naturformen – beeinflusst auch durch die figürliche Bildhauerei und den Kubismus – das Zentrum seines künstlerischen Schaffens. In den 1960er und 1970er Jahren ließ der Künstler die Farben allein aus sich heraus und in ihrer Beziehung zueinander wirken. Ein Zwischenstadium stellen Farbfeldmalereien dar, deren zunächst breiter angelegte Farbpalette der Maler im Laufe der Jahre zugunsten der Grundfarben reduziert.

Seine theoretische Auseinandersetzung mit Farbe und Raum sowie mit geometrischen Farbformen in der Malerei führen ihn in der Konsequenz auch zur Beschäftigung mit plastischen Arbeiten. Es entstehen Reliefs und freiplastische Arbeiten aus Kugeln, Würfeln und Quadern auf filigranen Metallgestellen. Seine konstruktiven Bilder und Objekte, die er als „Raumbilder“ bezeichnet, reflektieren sicherlich auch seine Tätigkeit als Architekt (Konstruktivismus in der Architektur), die er allerdings zeitlebens als Konkurrenz zu seiner freien Kunst erlebte.[2][3]

Ein über das Konstruktive hinausweisender Eindruck von Schwingung und Bewegung entsteht in den Bildern durch kaum merkliche Abweichungen von den strengen Grundlinien der Komposition, durch schattenhafte Übermalungen und Überschneidungen, die an Studien oder Skizzen denken lassen. Diese Bewegungselemente können auch die Bedeutung der Musik für den Maler widerspiegeln, der sich stets auf der Suche nach Rhythmus und Farbklang befand.[4]

Hauptschaffensphasen Bearbeiten

  • Um 1960–1965: Farbintensitäten
  • Um 1965–1972: Über das Quadrat zu geschlossenen Formen
  • Um 1972–1978: Versuche, über die Farbe in den Raum zu kommen
  • Um 1978–1985: Über das Gelb in den freien Raum[5]

Galery

Das Atelierhaus in Aventoft Bearbeiten

 
Ehemaliges Küsterhaus Fischerweg 6 in Aventoft, Wohnhaus von Rolf D. Schmidt

Das Haus Fischerweg 6 im nordfriesischen Aventoft zählt zu den ältesten Bauten des nahe der deutsch-dänischen Grenze gelegenen Ortes. Es wurde 1676 erbaut und im 18. Jahrhundert vergrößert, um einen Klassenraum aufzunehmen, denn es wurde auch als Schulhaus genutzt. Bis 1953 diente der langgestreckte Rotsteinbau mit landestypischem Reetdach als Wohnhaus für den Küster und seine Familie, ein ehemaliges Backhaus gehört noch heute zum Bestand.

1973 erwarb das Ehepaar Schmidt das Reetdachhaus. In jahrelanger Arbeit wurde das Haus wiederhergestellt und im Dachgeschoss richtete sich der Künstler ein Atelier ein. 2009 wurde das ehemalige Küsterhaus sowie das Nebengebäude unter Denkmalschutz gestellt.

Glücklicherweise blieb auch die Einrichtung des Sommerhauses seit dieser Zeit unverändert erhalten. Die Innengestaltung durch den Künstler und seine Frau vermittelt eindrücklich den Zeitstil der 1970er Jahre: Das Interieur mit Wohnbereich und Künstleratelier bildet in Schlichtheit und Farbgestaltung die perfekte Ergänzung zu den einfachen, klaren Formen des traditionellen Reetdachhauses. Gemeinsam mit den Bildern, Skulpturen und Zeichnungen verbinden sich diese Elemente zu einem Gesamtkunstwerk.

Die Rolf-Dietrich-Schmidt-Stiftung Bearbeiten

Die Rolf-Dietrich-Schmidt-Stiftung wurde 2009 von Ruth Schmidt-Hilbert in der Deutschen Stiftung Denkmalschutz gegründet. Als treuhänderische Stiftung verfolgt sie das Ziel, das Künstlerhaus als ein Stück nordfriesischer Baukultur und gleichzeitig auch als Wirkungsstätte des Künstlers und Architekten Rolf D. Schmidt langfristig zu bewahren. Neben der authentischen Innenausstattung aus dem 1970er Jahren gehört ein Großteil seines künstlerischen Werkes zum Bestand der Stiftung.

Ausstellungen und Sammlungen Bearbeiten

Auswahl Bearbeiten

  • 1960 Galerie S (Ben Wargin), Berlin
  • 1976 Folk-Galerie Berlin
  • 1985/86 Kutscherhaus Berlin
  • 1988-1990 Galerie am Moritzplatz, Berlin
  • 1991/92 Galerie Kunstraum, Berlin
  • 1993/94 Galerie am Moritzplatz, Berlin
  • 1994 Kunsthaus Hebecker, Weimar
  • 1995 Quartier 205, Berlin
  • 2000 Galerie Solitaire, Berlin
  • 2003 Galerie Petra Lange, Berlin
  • 2005 Stiftung Stadtmuseum Berlin
  • 2007-2013 Galerie Petra Lange, Berlin

Werke in öffentlichen Sammlungen/Museen Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Michel Hebecker (Hg.) – Heinz Ohff: Rolf D. Schmidt 1929–1989. Vom Planbild zum Raumbild, Weimar, 1998
  • Schmidt, Rolf Dietrich - Schmidt-Hilbert, Ruth: Rolf Dietrich Schmidt – Auf dem Wege zum absoluten Kunstwerk. Berlin, 2005
  • Schmidt, Rolf Dietrich - Schmidt-Hilbert, Ruth: Rolf an Ruth. Aus der Sammlung „Briefe an Ruth“ des Malers Rolf Dietrich Schmidt 1953–1955. Berlin, 2008

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Biografie, Website Galerie Lange, abgerufen 30. 1. 2013
  2. Selbstzeugnisse, Galerie Lange, abgerufen 31. 1. 2013
  3. Abbildungen verschiedener Werke, Galerie Lange, abgerufen 31. 1. 2013
  4. Text zu Rolf Dietrich Schmidt, Galerie Lange, abgerufen 30. 1. 2013
  5. Schaffensphasen, Galerie Lange, abgerufen 30. 1. 2013
  6. Werke im Bestand der Akademie der Künste
  7. Werk im Bestand der Nationalgalerie Berlin

Weblinks Bearbeiten

Commons: Sozi/Rolf Dietrich Schmidt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


Texte für Galery: Abb 1: Ohne Titel, 1965
Abb 2: Zwei Figuren, 1955
Abb 3: Stilleben mit Flasche und blauer Zitrone, 1959
Abb 4: Ohne Titel, 1961
Abb 5: Raumbild, um 1980
Abb 6: Ehem. Küsterhaus, Fischerweg 6, Aventoft

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