Friedrich Wilhelm Karl Martin Borchers (* 18. Oktober 1896 in Schildesche; † 24. Oktober 1918 in Essen) war angestellt als Leutnant im Infanterie-Regiment Nr. 74 unter Belassung als MG-Offizier beim Stab des Reserve Infanterie-Regiments 77. Kreuz der Ritter des Königl. Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern.

Leben Bearbeiten

Friedrich Wilhelm Karl Martin Borchers[1] wurde 18.10.1896 als Sohn des Militär-, Schiffs- und praktischen Arztes und späteren Sanitätsrates in Hildesheim Dr. med. Friedrich Rudolf Ludwig Borchers[2] geboren. Der Vater praktizierte in Bevensen und dort rettete der Sohn am 23.1.1905 mit 9 Jahren einen im Eise eingebrochenen Spielkameraden vor dem Ertrinken. Er erhielt dafür am 11.8.1905 vom Preußischen König die Erinnerungsmedaille für Rettung aus Gefahr.[3] Er besuchte zunächst das Realgymnasium zu Uelzen und nach dem Umzug der Familie nach Hildesheim das dortige Königliche Andreas-Realgymnasium. Er war ein eifriges Mitglied der Wandervogel-Bewegung und begeisterte sich für die Freiheitskriege (Theodor Körner). Er verurteilte die üblichen „Commerse“ mit Trinkgelagen der Jugend und schrieb dazu einen Leserbrief mit Zitaten des Kaisers zum Thema an die örtliche Zeitung.[4] Er wurde nicht beachtet.

Beim Kriegsausbruch um den 1. August 1914 wollte er mit 17 Jahren - wie viele seiner Mitschüler - Kriegsfreiwilliger werden, erhielt aber keine Einwilligung der Eltern. Darauf hatte er keine Lust mehr zur Schule, mit entsprechenden Noten im Abgangszeugnis als der Vater endlich einwilligte.

Nach einem Auszug vom 23.4.1938 aus der Kriegsrangliste:

  • 19.9.1914 Eintritt als Musketier beim Ersatzbataillon des Res.-Inf.-Rgt. No. 77
  • 30.12.1914 zum Res.-Inf.-Rgt. No. 77
  • 4.2.1915 Beförderung zum Gefreiten; zum Ausbildungskursus auf dem Truppenübungsplatz Döberitz beim Ersatzbataillon des Res.-Inf.-Rgt. No. 77
  • Anfang März 1915 Offiziers-Aspirantenkurs auf dem Truppenübungsplatz Elsenborn
  • 22.3.1915 Leutnant d. Res. beim Bezirkskommando Hildesheim
  • 9.5.1915 zum Res.-Inf.-Rgt. No. 77 zurück; Kompanie Offizier 3., kommandiert zur MG-Kompanie
  • Im Juni 1915 beurlaubt, um das Kriegsabitur zu machen.
  • 20.7.1915 EK II für Solo-Erkundung der feindlichen Stellung bei La Bassèe. (Noch nicht 19 Jahre alt) Ausgehändigt im Beisein des Divisionskommandeurs General d. Inf. Richard von Süßkind-Schwendi vom Kommandeur des VII. Armee-Corps, General d. Inf. Hermann von François persönlich.
  • 11.9.1915 Leutnants-Patent als aktiver Offizier verliehen (mit knapp 19 Jahren)
  • 14.2.1916 zur MG-Kompanie Res.-Inf.-Rgt. No. 77 versetzt
  • 2.6.1916 zum MG- Scharfschützen-Trupp 106 kommandiert
  • 15.7.1916 - 1.9. 1916 stellv. Truppführer

Die MG-Kompanien der Regimenter wurden im Herbst 1916 auf deren Bataillone aufgeteilt (siehe MG 08).

  • 29.9.1916 - 2.10.1916 stellv. Kompanie-Führer der 1. MG-Kompanie
  • 2.10.1916-25.7.1917 Kompanie-Führer der 1. MG-Kompanie
  • 25.3.1917 EK I für das 24–stündige Aufhalten des Feindes mit nur 3 Mann, um den geordneten Rückzug des Bataillons auf die Siegfriedstellung zu sichern. (Kampf um die “Höhe 125“ bei Bucquoy vor der Siegfriedstellung, südöstlich von Arras)
 
Skizze der MG-Stellungen des Res. Inf.-Rgt. No. 77 zur Fliegerabwehr nordwestlich von Bucquoy, 1917

Erfindung einer MG-Hilfslafette zur besseren Flugzeugbekämpfung

  • 28.5.1917 - 30.5.1917 zum Ausbau der MG-Stände im Wotan II (Linie innerhalb der Siegfriedstellung) kommandiert
  • 31.5.1917 - 7.10.1917 Kompanie-Führer der 1. MG-Kompanie
  • 8.10.1917 - 3.11.1917 gem.V.Bl.4.Armee 76 Nr. 1557 vom 15.9.1917 zum MG-Waffenmeisterkursus nach Spandau kommandiert
  • 30.10.1917 durch A.K.O. unter Belassung beim Res.-Inf.-Rgt. No. 77 als Leutnant mit dem Patent vom 11.9.1915 im Inf. Regt. 74 angestellt.
  • 4.11.1917 - 31.3.1918 Kompanie-Führer der 1. MG-Kompanie Res.-Inf.-Rgt. No. 77
  • 1.4.1918 - 10.4.1918 stellv. MG-Offizier beim Stab
  • 11.4.1918 - 23.8.1918 MG-Offizier beim Stab u. mit der Stelle beliehen. Ihm unterstanden mit noch nicht 22 Jahren alle MG-Kompanien der Bataillone des Regimentes.
  • 17.4.1918 Kreuz der Ritter des Königl. Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern

Für Verdienst als Kompanie-Führer der 1. MG- Kompanie des Res.-Inf.-Rgt. No. 77 am 22./23.3.1918 bei Ervillers, 3 km westlich Mory, in der sogenannten Großen Schlacht in Frankreich. Mit nur 1 MG und einem Trupp von 6 Mann aus seiner MG-Kompanie nahm er bei Mondschein mit einer dreisten List 1 britischen Captain, 4 Oberleutnants, 10 Leutnants und 270 Mann gefangen.[5]

Zunächst war er im Lazarett in Denain bei Valenciennes, dann in Essen. Dort war er schon halbwegs genesen und konnte sich über das erste Teilhonorar seines Leitfadens für den MG-Unterricht freuen. Dann erlag er aber mit 22 Jahren als besonders Gefährdeter der damals grassierenden Grippe-Pandemie. Er wurde auf dem Ehrenfriedhof innerhalb des Nordfriedhofes in Hildesheim beerdigt.

Auszeichnungen Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Stammtafel V. 10c (6.Generation) in Wilhelm Borchers (Herausgeber) : Borchers-Goslar 1500-1911, Verlag Wilhelm Knapp, Halle/Saale 1912
  2. Siehe Bild zusammen mit Jacobus Petrus Jooste
  3. Kreis-Zeitung, Uelzener Nachrichten 55 (12.8.1905)188,2
  4. Hildesheimer Allgemeine Zeitung und Anzeigen (Gerstenbergsche Zeitung)
  5. Alfred Wohlenberg: Das Res.-Inf.- Regt. Nr. 77 im Weltkriege 1914-18, Druck Gebr. Gerstenberg, Hildesheim 1931 Mit Bericht eines beteiligten Schützen, der zum Unteroffizier befördert wurde.
  6. Monchy-le-Preux