Regensburg Emmeramertor Rückseite

Das Emmeramer Tor ist eines der erhaltenen Stadttore der mittelalterlichen Stadtbefestigung von Regensburg.


Das Tor steht an der Südwestseite der Altstadt, neben dem Südflügel des Schlosses von Thurn und Taxis. Die Straße „Waffnergasse“, einst auch „Sauwinkel“ genannt, führt an der Toranlage vorbei.


Aussehen

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Der Torturm ist dreigeschossig. Mehrere gotische Elemente sind zu erkennen. Die Außenseite des Tores umfasst einen Stichbogen, während die Innenseite einen einfachen Rundbogen besitzt. Beide Bögen sind mit Spitzbogenblenden ausgestattet, die vom Kampfgesims umspannt sind. Die Torhalle ist zur einer Hälfte gewölbt und zur anderen flach gedeckt. Im Mauerwerk des Stadttores wurde eine aus spätrömischer Zeit stammende Statue eingelassen, die 1867 in die Sammlung des Historischen Vereins gelangte.


Geschichte

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Der bayerische Herzog Arnulf I. wählte Regensburg 918 als seine neue Residenzstadt und ließ einen erweiterten Mauerring, die „arnulfingische Stadtmauer“, errichten. Die neue Wehranlage wurde zum Schutz der neuentstandenen Vorstädte im Westen und Osten benötigt, da sich Handelsleute und Handwerker vor den alten römischen Mauern der [[Castra Regina niederließen. Die neue Mauer nahm ihren Anfang an der Donau bei St. Oswald, über den Arnulfsplatz, Bismarcksplatz und umspannte das Kloster Sankt Emmeram nach Süden in einem großen Bogen. Bei Obermünster schloss sie sich wieder der römischen Südmauer an. Dieser neuentstandene Stadtteil wurde „Neustadt“ genannt. In dem neuen Mauerring wurden 3 neue Stadttore integriert: das Ruzoanburgtor, das Halertor und das alte Emmeramer Tor. Das Letztere befand sich zwischen Obermünster und dem Südende des Klosters St. Emmeram. [1] Das zweite erhaltene mittelalterliche Tor in Regensburg, das Ostentor, wurde auch um 1320 bei der östlichen Stadterweiterung errichtet.

Im 14. Jahrhundert erhielt Regensburg eine weitere neue Stadtbefestigung, wobei es zur Erweiterungen des Mauerrings kam, aber auch zum Ausbau der alten Wehranlage und ihren Tore. Mit der Stadterweiterung im Westen, welcher sich auf der Höhe des heutigen Ägidenplatzes an die arnulfingische Mauer anschloss, wurden neue Eingangstore errichtet und das südlich entfernt gelegene alte Emmeramer Tor wurde abgebrochen. Der Grund der Abtragung des Tores ist unbekannt. Um 1320 wurde hingegen die heutige erhaltene „Porta St. Emmerami“ zwischen dem westlichen Ende des Sankt Emmeram Klosters und dem Ägidenplatz errichtet. Der Torturm wurde mit einem vorgelagerten Zwinger und zwei weiteren flankierenden Rundtürmen aufgebaut. Das Tor war an keine Hauptverkehrsstraße angegliedert und wurde deshalb für den Durchgangsverkehr für längere Zeiträume geschlossen. Der Abt des St. Emmeram Kloster bat 1564 den Stadtrat das Tor für die Einfuhr der Ernte jeweils im Sommer zu öffnen. [2] Im 16. Jahrhundert wurde das Tor mit einer Barbakane, einem Verteidigungswerk mit Geschützscharten, weiter verstärkt. [3] Mit dem Ausbruch des 30-jähriger Krieg wurde das Tor zugemauert. Während des Konfliktes wurden die oberen Etagen des Torturmes durch Artillerie schwer beschädigt. 1643 erfolgte der Wiederaufbau des Turmes.

Mit der fortschreitenden militärischen Entwicklung wurde die Stadtbefestigung aufgegeben. Das Emmeramer Tor kam in den Privatbesitz des fürstlichen Hofes der Thurn und Taxis. Auf Anfrage der Stadt gestattete Fürstin Helene 1873 einen öffentlichen Durchgang durch das Tor zur Verbindung der Waffnergasse mit dem Alleengürtel. Eine Fußgängerbrücke zum Emmeramer Tor wurde über den teilweise aufgefüllten Graben angelegt. Das Tor wurde für die Regensburger Bevölkerung ein äußerst beliebter Treffpunkt. [4] 1885 wurde zudem neben dem Emmeramer Tor eine Terrasse mit Pergola für den fürstlichen Schlosspark angelegt. Die Fürstin Helene war Hobbymalerin und ließ vom Oberbaurat Max Schultze ein Atelier in den Turm einbauen, das mit einer Wendeltreppe an der Außenseite verbunden war. Der Südflügel des Schlossbaus wurde mit einem begehbaren Schwibbogen durch Schultze 1896 an das Emmeramer Tor angeschlossen. [5]

Die Stadt Regensburg war jedoch nicht zufrieden mit dem einzelnen Fußgängerweg und suchte nach einer Alternative zur Anlegung eines breiteren Verkehrsweges für Fahrzeuge. Für die Verkehrsoptimierung plante man vom Emmeramsplatz aus einen breiten Straßenzug zu den neuen Baugebieten im Südwesten. Der fürstliche Hof setzte sich jedoch für die Erhaltung des Emmeramer Tores ein, denn das historische Tor und der Charakter der Allee als durchgehende Parkanlage sollten erhalten werden. [6]

 
Regensburg Emmeramertor und Helenentor

1907 wurde unmittelbar neben dem mittelalterlichen Torturm das Helenentor errichtet zur Anbindung der neuen Stadtteile an die Altstadt. Die alte Fußgängerbrücke des Emmeramer Tores wurde abgerissen nachdem sie ihre Funktion als Verbindungsweg verloren hatte. Das Tor wurde nach den damaligen denkmalpflegerischen Leitgedanken mit einer Eingangstreppe in den Schlosspark integriert.


Literatur

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  • Peter Brielmaier, Uwe Moosburger: Regensburg. Metropole im Mittelalter, Regensburg 2007, ISBN 3-79172-055-4.
  • Baedekers Stadtführer Regensburg. Baedeker, Ostfildern 2002, ISBN 3-87954-026-8.
  • Karl Bauer: Regensburg. Kunst-, Kultur- und Alltagsgeschichte. 5. erweiterte Auflage. MZ-Verlag, Regensburg 1997, ISBN 3-931904-19-9.
  • Anke Borgmeyer, Achim Hubel, Andreas Tillmann und Angelika Wellnhofer: Denkmäler in Bayern – Stadt Regensburg. Ensembles – Baudenkmäler – Archäologische Denkmäler. Band III.37. Mittelbayerische Druck- und Verlagsgesellschaft, Regensburg, 1997, ISBN 3-927529-92-3.
  • Schmid, Hubert: Stadtbild- und Denkmalpflege in Regensburg in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (1848-1914), Regensburger Studien (Band 9), Regensburg 2004.
  • Martin Kluger: Regensburg. Stadtführer durch das mittelalterliche Weltkulturerbe. context verlag Augsburg, Augsburg 2007, ISBN 978-3-939645-06-1.
  • Paul Otto Schulz: Ostbayern. Kunst und Kultur der Oberpfalz, Niederbayerns und des Bayerischen Waldes. DuMont Kunst-Reiseführer. DuMont, Köln 2004, ISBN 3-7701-6323-0.


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Einzelnachweise

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  1. Karl Bauer: Regensburg. Kunst-, Kultur- und Alltagsgeschichte. 5. erweiterte Auflage. MZ-Verlag, Regensburg 1997, ISBN 3-931904-19-9. S.464.
  2. Karl Bauer: Regensburg. Kunst-, Kultur- und Alltagsgeschichte. 5. erweiterte Auflage. MZ-Verlag, Regensburg 1997, ISBN 3-931904-19-9. S.473.
  3. Anke Borgmeyer, Achim Hubel, Andreas Tillmann und Angelika Wellnhofer: Denkmäler in Bayern – Stadt Regensburg. Ensembles – Baudenkmäler – Archäologische Denkmäler. Band III.37. Mittelbayerische Druck- und Verlagsgesellschaft, Regensburg, 1997, ISBN 3-927529-92-3, S.218
  4. Schmid, Hubert: Stadtbild- und Denkmalpflege in Regensburg in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (1848-1914), Regensburger Studien (Band 9), Regensburg 2004, S.108.
  5. Schmid, Hubert: Stadtbild- und Denkmalpflege in Regensburg in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (1848-1914), Regensburger Studien (Band 9), Regensburg 2004, S.109.
  6. Karl Bauer: Regensburg. Kunst-, Kultur- und Alltagsgeschichte. 5. erweiterte Auflage. MZ-Verlag, Regensburg 1997, ISBN 3-931904-19-9. S.518.

Koordinaten: 49° 0′ 51,9″ N, 12° 5′ 29,7″ O