Im mathematischen Teilgebiet der Algebra ist der Begriff des freien Moduls eine Verallgemeinerung der Begriffe Vektorraum oder freie abelsche Gruppe.

Definition

Bearbeiten

Eine Familie von Elementen   eines Moduls   heißt frei, oder linear unabhängig, wenn für jede endliche Teilmenge   gilt: Ist  , so ist   für alle  . Dabei sind die   paarweise verschieden. Erzeugen die   zugleich den Modul  , so heißt   eine Basis und der Modul   heißt frei.

Anmerkungen

Bearbeiten

Erste Beispiele und Gegenbeispiele

Bearbeiten
  1. Jeder Ring ist über sich selbst frei. Das heißt   ist freier Rechtsmodul. Entsprechend ist   ein freier Linksmodul.
  2. Ist  , so ist   nicht frei. Die abelsche Gruppe ist   ist torsionsfrei aber nicht frei.
  3. Ist n eine natürliche Zahl und   ein freier Modul. Eine Basis ist die Familie  . Dabei ist die  te Komponente von   gleich  . Alle anderen Komponenten sind 0. Dieses Beispiel ordnet sich folgender Situation unter. Ist I eine beliebige Menge, und   eine Familie Moduln, so ist das Koprodukt   genau dann frei, wenn alle   frei sind. Insbesondere ist   frei.
  4. Das Produkt einer Familie von freien Moduln ist im allgemeinen keineswegs frei. So ist   nicht frei.
  5. Der Polynomring   über dem Ring   ist eine freier Modul mit Basis  .
  6. Die Menge der positiven rationalen Zahlen   ist bezüglich der Multiplikation eine kommutative Gruppe. Wegen der eindeutigen Primfaktorzerlegung lässt sich jedes   eindeutig schreiben   mit Primzahlen  . Es ist also   eine freie abelsche Gruppe mit abzählbarer Basis.
  7. Der Ring   ist genau dann ein Schiefkörper, wenn jeder Modul über diesem Ring frei ist.

Der Rang eines freien Moduls

Bearbeiten

Viele der Sätze über Basen von Vektorräumen gelten bei freien Moduln nicht mehr:

  1. Ist   ein Vektorraum über dem Körper   mit einer Basis von   Elementen, so ist jedes System von   freien Elementen eine Basis. Über dem Ring   gilt dies nicht. So ist   frei aber keine Basis von  .
  2. Ist V ein Vektorraum, so sind je zwei Basen gleich mächtig. Dies gilt noch bei kommutativen Ringen. Ist also der Ring   kommutativ und  , so ist  . Einen kurzen relativ elementaren Beweis hierzu findet man in dem Buch von Jens Carsten Jantzen und Joachim Schwermer. [1]. Über nicht kommutativen Ringen ist der Satz im allgemeinen falsch. In dem genannten Buch ist ein Beispiel hierzu angegeben. Man kann daher den Rang eines freien Moduls nicht allgemein definieren. Ringe bei denen je zwei Basen eines freien Moduls gleich mächtig sind heißen IBN Ringe. [2] Noethersche Ringe haben diese Eigenschaft.

Eigenschaften freier Moduln

Bearbeiten

Allgemeine Eigenschaften

Bearbeiten
  1. Ist   eine Familie von Elementen aus dem Modul  , so gibt e genau einen Homomorphismus   mit  . Dabei ist   eine Basis (im Zweifel die kanonische ) von  . Erzeugt die Familie   den Modul  , so ist   ein Epimorphismus. Jeder Modul ist also epimorphes Bild eines freien Moduls.
  2. Ist   ein freier Modul und   ein Epimorphismus, so ist   direkter Summand in  . Es gibt ein   mit  .
  3. Die Aussage 1. kann allgemeiner und zugleich genauer ausgedrückt werden. Zu jeder Menge   gehört der freie Modul   und die kanonische Abbildung   Ist   eine weitere Menge und   eine Abbildung zwischen den Mengen, so gibt es zu der Famile   genau einen Homomorphismus  , so dass   gilt. Das heißt folgendes Diagramm ist kommutativ:
     
    Sind   Abbildungen, so ist  . Für diejenigen, welche die Sprache der Kategorien lieben:   ist ein Funktor von der Kategorie der Mengen in die Kategorie der freien Moduln.   ist ein funktorieller Morphismus zwischen dem Identitätsfunktor und dem Funktor  .
  4. Wie in 3. gehört zu jedem Modul   der freie Modul  . Dazu gehört der eindeutig bestimmte Epimorphismus  . Für alle   ist  . Es ist   ein funktorieller Epimorphismus zwichen dem Funktor   und dem Identitätsfunktor.

Freie Moduln über Hauptidealringen

Bearbeiten

Über Hauptidealringen ist jeder Untermodul eines freien Moduls wieder frei.

Abschwächungen

Bearbeiten

Das folgende Diagramm setzt die Freiheit eines Moduls   über einem kommutativen Ring   mit den Eigenschaften projektiv, flach und torsionsfrei in Beziehung:

 



Siehe auch

Bearbeiten

Literatur

Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Jens Carsten Jantzen -- Joachim Schwermer, "Algebra", Springer, Berlin, Heidelber, New York, ISBN 3-540-21380-5, Seite 165
  2. Siehe hierzu den Artikel en:Invariant basis number

Lehrbuchliteratur

Bearbeiten
  • Tsit-Yuen Lam: Lectures on modules and rings, GTM 189, Springer, 1999, ISBN 0-387-98428-3
  • Friedrich Kasch: Moduln und Ringe. Teubner, Stuttgart, 1977, ISBN 3-519-02211-7
  • Robert Wisbauer: Grundlagen der Modul- und Ringtheorie., Reinhard Fischer, München 1988, ISBN 3-88927-044-1.

Kategorie:Algebra