Entwurf für den Artikel Algenbefall an Gebäuden.

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Mischexpositionsbefall nach einer mangelhaften Fassadensanierung
Deutlicher Algenbewuchs an einer Wohnhausfassade (Fassade links und Fassade des zweiten Hauses)
Algenbefall infolge aufsteigender Feuchte
Dunkelbrauner Algen- und Flechtenbefall an einem antiken Tempel in den Tropen (Angkor Wat)
Algenbefall oberhalb des Torbogens (Kältebrücke zum nicht beheizten Raum) und links im Sockelbereich
Deutlicher Algenbefall an den Fassaden

Mikrobieller Bewuchs an Gebäudeaußenseiten, insbesondere Pilz- und Algenbefall an Gebäuden bezeichnet das Schadbild an der Außenseite von Ge­bäu­de­teilen, beispielsweise an der Fassade, am Dach, an Balkonbrüstungen, ge­pflas­terten Wegbelägen oder sonstigen Baulichkeiten, für das oft der Bewuchs durch diverse Arten von Algen und Mikropilzen verantwortlich gemacht wird, häufig handelt es sich aber Misch­ex­positionen in Biofilmen mit verschiedenen Arten von Kryptogamen („niederen Pflanzen“) wie Algen und anderer Mikroorganismen, Pilzen,[1][2] Schleimpilzen,[3] Flechten, Moosen,[1][2] gelegentlich auch Farnen.

Nach Güven Purtul und Jenny Witte (2012), sowie Harald Streck könnten „mehr als 75 % aller neu gedämmten Fassaden [wei­sen] schon nach wenigen Jahren auffällige optische Alterungserscheinungen auf­[wei­sen], die auf Algen- Moos- oder Pilzbefall zurückzuführen sind“.[4][5]

Für ähnliche Bauschäden im Inneren von Gebäuden siehe Schimmelpilz in Gebäuden.

Schadbild Bearbeiten

Das Schadbild reicht vom einfachen Bewuchs bis zu Biokorrosion des Verputzes oder der Anstriche, je nach Art der ablaufenden Vorgänge werden dabei phy­sika­lisch-chemische Prozesse als Biofouling und rein chemische Prozesse als Bio­korrosion unterschieden.[6] Algen wachsen zumeist an der Oberfläche und rufen alleine keine Schädigung hervor.[7] Hingegen wurde der Schaden an Bau­denk­mälern durch mikrobielle Biofilme für 1994 mit 4–8 Milliarden DM (in­fla­tions­an­ge­passt umgerechnet auf den Wert 2020[8] etwa 1,4–2,7 Milliarden Euro) angegeben.[9]

Schwarze Ablagerungen und Beläge, vor allem im Innenbereich, können auch dem Schadbild des Fogging-Effekts oder Schwarzstaubs zugerechnet werden,[10] wobei Überlagerungen und Sekundärverschmutzungen möglich sind.[10] Als mögliche Ursachen von Schwarzstaub werden Kondensate von emittierten schwerflüchtigen organischen Verbindungen (siehe dazu Flüchtige organische Verbindungen, VOC) aus Einrichtungsgegenständen und -materialien an Kältebrücken in Verbindung mit Anklebungen von Ruß und PAKs aus dem Abbrand von beispielsweise Öllampen, Kerzen oder Tabakprodukten präferiert.[10] Derart abgeschiedene organische Verbindungen können dann auch als Nährstoffe für Organismen des Schadbilds Algenbefall dienen.[11] Ungeklärt ist, ob schwarze Fahnen an der Fassade oberhalb häufig gekippter Fenster dem Schwarzstaub-Phänomen oder "Algenbefall" wegen der dort austretenden feuchten Raumluft oder beidem zuzuordnen sind.

Mit Stahlnägeln befestigte Dämmstoffdübel bilden Wärmebrücken, dort wird die Austrocknung der Fassade begünstigt. Dies hat zur Folge, dass sich die Lage der Dämmstoffdübel durch Nichtveralgung als "Muster" an einer durchgängig veralgten Fassade abzeichnen kann.[2]

Beteiligte Organismen (Auswahl) Bearbeiten

Die beteiligten Lebensformen (und deren Sporen) sind natürlicher Bestandteil unserer Umwelt (als sogenanntes "Aeroplankton" oder Destruenten) und praktisch überall in Tausenden von Arten vorhanden. Bisher wurden mehr als 180 unter­schied­liche Arten von Mikro­organismen als Aufwuchs auf Bauteilen identifiziert.[12]

Beim Wachstum kommen sie mit einem Minimum an Pflanzennährstoffen aus, für Algen genügt das CO2 der Luft, andere benötigen mehr Nährstoffe. Diese liefern die in Baumaterialien vorkommenden organischen und anorganischen Verbindungen sowie Verunreinigungen des Regenwassers, Niederschläge von flüchtigen organischen Verbindungen[11] oder angewehter klebengebliebener Schwebstaub oder Aerosole (anthropogener Natur, Pollen, lebende oder abgestorbene Bakterien und andere Biopartikel[13]). Das Wachstum ist wesentlich vom (erhöhten) Feuchtegehalt des Substrats abhängig. Die Reduzierung von Luftschadstoffen (vor allem Schwefeldioxid) und die Zunahme von Stickoxiden begünstigten zudem das Algen- und/oder Pilzwachstum.[14] Algen und Cyanobakterien („Blaualgen“), darunter vor allem Lust- und Bodenalgen, sind oft verankert durch Rhizoide ("Wurzeln") mit folgender Biokorrosion.[15]

Der Bewuchs kann verwechselt werden mit

  • Kotflecken von Bienen nach dem Reinigungsflug,
  • vertrockneten Sporenkapseln des Kugelschneller-Pilzes (Gattung Sphaerobolus, englisch artillery fungus),
  • Niederschlägen von schwerflüchtigen organischen Verbindungen,[11] die dann (wasserlösliche) Nährstoffreservoirs für Kryptogamenbewuchs bilden können. Grau- und Schwarzfärbungen beruhen dagegen eher auf Pilzbefall.

Wegen der unterschiedlichen Anforderungen an Wachstumsbedingungen verschiedener Schimmelpilzarten können aufgrund der Identifizierung einzelner Arten das Ausmaß, die Dauer eines Feuchteschadens, die Dauer und Toxizität der Exposition der Bewohner eingeschätzt werden, um Zeitplan und Vorgehen bei einer Sanierung danach auszurichten.[26]

Ursachen Bearbeiten

Die häufigste Ursache für Algenbewuchs ist die Vernässung der Baustoffe als Feuchtigkeitsschaden eines Bauwerks verbunden mit schlechter Abtrocknung. Verfügbares Wasser, flüssig oder dampfförmig, ist nämlich der limitierende Faktor,[16] ob Wachstum stattfindet. Der Algenbewuchs ist nicht auf Baustoffe oder Wärmedämmverbundsysteme beschränkt, er kann auch auf Mauerwerk ohne Dämmung, Verkehrszeichen, Wertstoffcontainern oder abgestellten Fahrzeugen beobachtet werden.[27]

Durch die Wärmeabstrahlung der Erde in klaren Nächten (siehe dazu dort) kühlt die Erdoberfläche und die umgebenden Luftmassen stark ab und Luftfeuchtigkeit kondensiert als Tau (siehe dazu Taupunkt#Meteorologie). Eigentlich kondensiert Dampf, der aus salpetrigsaurem Regen[28] stammt oder normaler Tau wäscht durch Absorption die Luftschadstoffe aus Luft und Feuchte aus. Diese resultierende stark verdünnte salpetrige Säure reagiert mit Verputz-Bestandteilen zu Nitrit-Salzen, die in der Folge bakteriell durch biologische Nitrifikation zu pflanzennutzbarem Nitrat-Salzen umgewandelt werden.

Die äußeren dünnen Putzschichten von Wärmedämmsystemen erwärmen sich durch Sonnenwärme (direkte, diffuse und von Wolken reflektierte Sonnenstrahlung) stark, deshalb muss Armierungsgewebe unter der Putzschicht eingearbeitet werden um Spannungsrisse zu verringern. Nachts oder bei Beschattung wird die gespeicherte Wärme durch Wärmestrahlung und Konvektion an vorbeistreichende Luftmassen oder abrinnende Feuchtigkeit schnell abgegeben und die dünne Materialschicht kühlt dadurch stark ab. Massive Wände ohne Wärmedämmung speichern hingegen dieselbe eingestrahlte Sonnenenergiemenge mit mehr Speichermasse und heizen sich dadurch nur auf eine geringere Temperatur auf. Das Auskühlen dauert wegen der größeren Schichtdicke und der geringeren Temperaturdifferenz dann länger. Von beheizten Räumen dringt durch das Wärmedämmsystem weniger Wärme nach außen, wodurch die Oberfläche durch die Wärmeabgabe tiefer auskühlt als bei Wänden ohne Wärmedämmung. Durch die schnellere und tiefere Abkühlung kann die Oberfläche der dünnen Putzschicht auf der Wärmedämmung eher und länger unter den Taupunkt der Luft abkühlen und wirkt dann als Kühlkörper, an dem sich der Tau niederschlägt (während ungedämmte Fassaden durch Nachlieferung von mehr Heizwärme wärmer bleiben). Überall wo frühmorgens Tauwasser oder Reif an den Scheiben abgestellter Autos festgestellt werden kann, kondensiert auch Tau an abgekühlten wärmegedämmten Fassaden. Der Tau benetzt dann die Putzoberfläche oder die Oberfläche der darauf wachsenden Mikroorganismen und Kryptogamen oder gelangt durch Diffusion in den Putz oder über Kapillaren und Risse im Putz durch Kapillarität in die darunterliegenden Wärmedämmstoffe. Diese können dadurch regelrecht vernässen, wodurch die Wärmeleitfähigkeit zunimmt und die Wärmedämmwirkung abnimmt (Kennzahlen zur Wärmedämmfähigkeit (siehe dazu Wärmedämmwert und Wärmedämmung#Bauphysikalische_Kennwerte) werden immer vom trockenen Material gemessen und angegeben woraus sich ergibt, dass diese in der Realität dann nicht mit vernässtem Material übereinstimmen und versprochene Wärmedämmwirkungen sich nicht einstellen). Auch andere Niederschlagsformen können zur Benetzung beitragen.

Ist die Umgebungsluft häufig wasserdampfgesättigt (beispielsweise in Nebel­lagen, in Hochnebel­lagen im Winter, bei häufigem Dauerschatten bei tiefstehender Wintersonne, im Windschatten) kann die Feuchte durch die Luft nicht aufgenommen werden, im Gegenteil: die dampfgesättigte oder nebeltröpfchenführende Luft befeuchtet die eventuell noch trockenere Fassade (siehe dazu auch Feuchtigkeit#Feuchte in Gebäudebauteilen).

Dampfdichte Farbbeschichtungen, dampfdichte vorgesetzte Klinkerriemchen oder andere Wandverkleidungen und Schmuckelemente verhindern außerdem, dass eine (kapillar) mit Feuchte vollgesogene Wärmedämmung abtrocknet. So vernässt das Bauteil dauerhaft oder nur in der kalten Jahreszeit. Geringer, aber nicht zu vernachlässigen, ist auch der Einfluss der von innen ausdiffundierenden aus der Raumluft stammenden Feuchte und von Baufeuchte, die in den Bauteilen kondensieren können.

Begünstigt wird der Befall mit „Algenwuchs“

  • wenn in der Umgebungsluft häufig erhöhte Luftfeuchtigkeit vorliegt
    • aufgrund der Nähe von Gewässern oder Feuchtbiotopen oder in Windschatten­lagen,
    • durch (horizontalen) Schlagregen wegen Wind allgemein oder Windlasten und Windumlenkungen durch nebenstehende Gebäude
  • wenn die Wasseraufnahmefähigkeit von Bau- und Dämmstoffen hoch ist (siehe dazu auch Wasseraufnahmekoeffizient). Der Wasseraufnahmekoeffizient w von beispielsweise Polystyrol EPS ist mit 3,0 kg/(m2·h0,5) etwa gleich hoch "stark saugend"[29] wie der von Zementputz (2 bis 3 kg/(m2·h0,5).[20]
  • wenn ein Dämmstoff einen anderen Dehnfaktor hat als der aufgetragene Verputz und die Putzarmierung die Spannungen nicht aufnehmen kann; Sonneneinstrahlung und Aufheizung (wegen mangelnder Wärmeableitung durch den Wärmedämmstoff) führen so zu Dehnungsrissen im Verputz.
  • Konstruktions und Wartungsschäden stellen auch Risikofaktoren für die Vernässung von Fassaden dar, beispielsweise die Benetzung der Fassade mit Niederschlägen[7]
    • wegen fehlenden Dachüberstands
    • Vernässung durch Spritzwasser oder Aufsaugen im Sockelbereich
    • Entwässerung von Balkonen und Loggien an die Fassade
    • defekte verstopfte Dachrinnen und Fallrohre (die dann an unverlöteten Rohrverbindungen überquellen)
    • fehlende Wasserabführung von Gesimsen
    • Anbauteile, die den Wasserablauf an der Fassade bündeln oder deren Befestigung Verbindungen zur Wärmedämmung schaffen[7] (wie beispielsweise Briefkästen, Schilder, Markisen
    • Fehlstellen bei Anstrichen
    • Wenn dunkle Farben zu einer stärkeren Aufheizung der Fassadenoberfläche (70 °C) führen, können größere Temperaturspannungsrisse entstehen[20]

Unter dem Schlagwort „Dämmwahn“ bemängeln Kritiker, dass ungedämmte Fassaden mit hohem Wärmespeicherungsvermögen bis in den Morgen Wärme ausstrahlen und so gar nicht zu Algenbefall führen würden. Nur wegen dem starken Einsatz von Wärmedämmverbundsystemen und Baufehlern entstünden die Vernässung außen und dieser Bewuchs, nur wegen Konvektionsheizungen anstatt Strahlungsheizungen entstünden Vernässung und Schimmel in Innenräumen. Bei Strahlungsheizungen wären (laut dem Architekten Konrad Fischer[30]) die „Gebäudehüllflächen“ (gemeint sind die Innenseiten von Außenwänden und der obersten Geschossdecke und die Kellerdecke) durch Wärmestrahlungsaufnahme stets wärmer als die Innenraumluft, die Luft würde dort niemals unter den Taupunkt abgekühlt, der Innenputz könne nicht vernässen und es wüchse kein Schimmel. Bei Konvektionsheizungen wäre dagegen die Raumluft stets wärmer als eine Außenwand, wodurch dort der Taupunkt unterschritten werden könne und Feuchte an der kühleren Wand kondensiert.

Schimmelwachstum in Kellern tritt eher im Sommer als im Winter auf, denn im Sommer nimmt die warme Luft mehr Feuchte auf als kalte Luft im Winter. Diese Feuchte (eingelüftet durch offene Kellerfenster) kondensiert im Sommer an kalten Kellerwänden (sogenannte „Sommerkondensation“) was den Schimmel gedeihen lässt.[31] Ebenso wächst Schimmel vermehrt an Bauteilen mit Kältebrücken (beispielsweise schlecht wärmegedämmte Fensterstürze oder an Wänden, die an ungeheizte Räume angrenzen).

Algenbewuchs als Indikator Bearbeiten

„Algenbefall“ kann eine Folgeerscheinung schlechter Abtrocknung sein, eine andere Folgeerscheinung schlechter Abtrocknung führt zu fortschreitender Vernässung des Verputzes und darunterliegender Wärmedämmungen, die dann nicht mehr im gewünschten Maß Wärme dämmen. Vernässte Wärmedämmungen dämmen Wärme schlechter, weil die Wärmeleitfähigkeit erhöht ist und die Feuchte auch Wärme speichert (siehe dazu Spezifische Wärmekapazität). Unter Umständen besteht wegen Vernässung auch die Gefahr einer Schädigung durch Frostsprengung der Baustoffe.

Fazit: „Algen- und Pilzbewuchs“ kann unter Umständen ein Indikator sein, dass eine vormals angebrachte Wärmedämmung nicht (mehr) so wie gewünscht funktioniert und die Wärme tatsächlich dämmt.

Abhilfe Bearbeiten

Zur Ursachenbekämpfung sollte…

  • die weitere Vernässung gestoppt werden
  • eine besserere Abtrocknung erreicht werden
  • vorsorglich Vernässung verhindert werden.

Die Ausbreitung des Bewuchses kann zwar durch Biozide verhindert werden; das oberflächliche Abwaschen der sichtbaren Beläge bekämpft aber nicht die Ursachen, denn mit einer solchen „optischen Kosmetik“ (d. h. der Reinigung der Fassaden) wird nur aufsitzender Bewuchs abgewaschen, aber tieferliegende Schäden nicht behoben.

Stoppen der Vernässung Bearbeiten

Steigt in Dämmstoffen Feuchte in der Wärmedämmung des Sockelbereichs (außen) auf, so kann dies durch Anbringung nicht saugender Dämmstoffstreifen in diesem Bereich unterbunden werden.

In massiven Mauern: Die Unterbindung aufsteigender Feuchte in Mauern mithilfe von Horizontalisolierungen (beispielsweise eingespritzte Silikonlösungen oder eingestemmte Bleche oder Anlegen elektrischer Felder oder Außendrainagen) ist umstritten, da kapillares Aufsteigen aus feinporigem Stein in grobporigen Mörtel einer horizontalen Mörtelschicht hinein nicht möglich wäre[32] und die Ursachen feuchter Kellermauern woanders lägen („schadsalzbelastetes, hygroskopisch oder auch durch Spritzwasser, Kanalleckage oder gestiegenem Grundwasserspiegel auffeuchtendes Mauerwerk“) und Kondensation von Feuchte aus der Raumluft an kalten Kellerwänden nur durch "Hüllflächentemperierung"[33] und besseres Lüftungsverhalten behebbar wäre. Das Aufbringen von hydrophoben Putzschichten ist ebenso umstritten, da diese zwar ein Eindringen von flüssiger Feuchtigkeit verhindern können aber ebenso das Abtrocknen irgendwo eingedrungener Feuchtigkeit verhindern.

bessere Abtrocknung Bearbeiten

  • Ersatz feuchtehemmender Putze, Anstrichmittel und Klinkervorsatz auf saugenden Dämmmaterialien durch diffusionsoffene Putze und Anstrichmittel

Vorsorgliche Verhinderung Bearbeiten

Im Rahmen der „Hessischen Energiespar-Aktion“ wurden (von Kay Beyen, einem Mitarbeiter eines Herstellers für Fassadenprodukte) vier Strategien für algen- und pilzfreie Fassaden vorgeschlagen:[34]

  1. Verwendung von organisch gebundenen Oberputzen, wie zum Beispiel Silikon- und Kunstharzputzen, „die bei einer Schichtdicke von 2 mm einen sd-Wert (wasserdampfdiffusionsäquivalente Luftschichtdicke) von 0,12–0,16 m erreichen und somit den w-Wert (Wasseraufnahme) auf > [sic!] 0,10 kg/(m2·h0,5) reduzieren.“
  2. Verwendung von dickschichtigen Putzsystemen mit hohem Wärmespeicherungsvermögen
  3. Verwendung zusätzlich biozid ausgerüsteter Oberputze und Anstriche, die „sehr hohe“ Biozid-depots aufweisen; bedacht werden solle aber, „dass sich die Biozidwirkung mit der Zeit abbaut und eine Nachbehandlung oder Überarbeitung in gewissen zeitlichen Abständen unerlässlich ist.“[35]
  4. Verwendung hydrophiler photokatalytischer Oberputze, bei denen Feuchtigkeit auf der hydrophilen Oberfläche schnell und weit verteilt würde und eine hydrophobe Schicht im unteren Oberputzbereich ein zu tiefes Eindringen der Feuchtigkeit ins Putzsystem verhindere.

Gegenteilig dazu behauptet ein Hersteller von Silikatfarben, dass gerade Kunstharz- und Siliconharzdispersionen wasserquellbare Anstrichbindemittel enthielten und deshalb zur Vernässung beitrügen.[7]

Als Gegenmaßnahme zur Vermeidung eines Schadens:

  • Fassadenbau:
    • eine vorgehängte hinterlüftete Fassade als Schutz gegen Schlagregen und Tau und um ein Abtrocknen zu ermöglichen
    • diffusionsoffener Verputz mit diffusionsoffenem Farbanstrich
    • Erhöhung der Biozid-Konzentration im Verputz und Farbanstrich. Diese Biozide wirken nur, wenn sie wasserlöslich sind und so werden sie auch aus den Fassaden ausgeschwemmt und reichern sich in der Folge in der Umwelt an. Wiederkehrende Anstriche in regelmäßigem Zeitabstand sind nötig.
    • Sandwichpaneele aus verzinktem Stahlblech mit Polyurethan­schaumkern auf der Fassade[36]
    • Erhöhung der thermischen Masse der äußersten Schicht[37]
      • Erhöhung der Wärmespeichereigenschaften, zum Beispiel durch Dickputz und Verwendung von Dämmstoffen mit möglichst hoher Wärmespeicherkapazität[38]
      • ein zweischaliges Mauerwerk[36] mit Kerndämmung[4]
      • Verwendung von Phase Changing Materials (PCM Materialien; Phasenwechselmaterial; siehe Latentwärmespeicher)[38]
      • Holz als Baustoff hat hohe Wärmespeicherfähigkeit, gute Abtrocknung: eine Holzfassade (Holzrahmen- und Holztafelbauweise)[36]
      • Verwendung wärmegedämmter Ziegel anstelle WDVS
    • Farben mit metallischen Anteilen ("sogenannte IR-Farben")[38] Damit würde die Abstrahlung von Wärme vermindert, „Unglücklicherweise sind derzeit die verfügbaren IR-Anstriche noch nicht ausreichend witterungsstabil“ (Stand 2006)[39]
  • konstruktive Maßnahmen
    • Dachvorsprünge[37]
    • rasche Ableitung von Regenwasser, auch bei horizontalen Fassadenvorsprüngen[37]
    • dunkle eingefärbte Putze und Beschichtungen, die mithelfen, dass eine Fassade schneller abtrocknet aber auch zu thermischen Spannungen und Rissbildung führen kann[37]
    • Senkung von Strahlungswärmeverlusten durch Farben, die weniger im langwelligen Infrarot-Bereich abstrahlen[37]
  • Lüftungsverhalten
    • Stoßlüften mit offenen Fenstern und Durchzug verhindert Algenfahnen oberhalb von Fenstern. Solche Algenfahnen entstehen meist durch dauergekippte Fenster, bei denen feuchte Raumluft die Wohnung verlässt.
    • Schimmel in Innenräumen kann verhindert werden durch Belassung undichter Fenster im Altbau anstelle Austausch zu luftdichten Fenstern oder Einbau einer Lüftungsanlage bei dichten Fenstern[40]

Als Gegenmaßnahme nach einem Befall:

Einsatz von Bioziden Bearbeiten

Zum Einsatz kommen Biozide wie die Algizide Terbutryn oder Diuron.[4] Wegen der Materialfeuchte diffundieren die wasserlöslichen Biozide an die Oberfläche und werden dort vom Tauwasser abgeschwemmt, die Ausschwemmungen stellen für Gewässer ein hohes Belastungsrisiko dar.[4][41] Laut deutschem Umweltbundesamt werden bis zu 90% der Biozide aus dem Deckanstrich in den ersten vier Jahren herausgelöst und mit den Niederschlägen fortgeschwemmt.[35]

Literatur Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Algen und Pilze an der Fassade: Hintergründe, Ursachen und Lösungsansätze, (pdf-Datei). Auf: quick-mix Gruppe GmbH & Co. KG (sks-infoservice.de), IVD, 40 Seiten, Nr. 2248, Stand Dezember 2016.
  2. a b c Dietmar Stephan: Nanomaterialien im Bauwesen. Heft 16, ISBN 978-3-86219-066-9, Habilitationsschrift, kassel university press GmbH, 2011, 264 Seiten, S. 133 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche) und S. 134 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. a b Tobias Huckfeldt, Olaf Schmidt: Hausfäule- und Bauholzpilze: Diagnose und Sanierung. Verlag Rudolf Müller 2006, 2. Auflage 2015, ISBN 978-3-481-03100-8, 610 Seiten.
  4. a b c d Harald Streck: Neue Stadtbaukultur: Jahrbuch 2013. ISBN 978-3-738-68969-3, Books on Demand, 21. Februar 2014, S. 75 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche) und S. 79 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Güven Purtul, Jenny Witte: Häuser-Dämmung: Gifte in der Fassade. TV-Reportage vom 9. Oktober 2012, abgerufen am 4. September 2014.
  6. Urte Falk, Helmut Aschenbrenner: Feuchtigkeits- und Schimmelschäden. Haufe-Verlag München/Planegg 2009, ISBN 978-3-448-09169-4, 280 Seiten, S. 27 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. a b c d Algen und Pilze - „es grünt so grün …“ Auf Malerblatt.de; (pdf-Datei) auf Keimfarben GmbH & Co. KG (maler-knepper.de).
  8. DM-EUR-Rechner, inkl. Inflation (altersvorsorge-und-inflation.de).
  9. Th. Warscheid: Mikrobieller Befall und Schädigung von Baustoffen. In: Engin Bagda et al.; Wilfried J. Bartz (Hrsg.): Biozide in Bautenbeschichtungen, Kapitel 2, Expert Verlag 2000, ISBN 3-8169-1861-1, S. 10 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. a b c Dr. Heinz-Jörn Moriske, Volkhard Möcker: Attacke des schwarzen Staubes - Das Phänomen „Schwarze Wohnungen“. Ursachen - Wirkungen - Abhilfe; Umweltbundesamt, Berlin, August 2006 (pdf-Datei).
  11. a b c Luís M. Castro, Casimiro Adrião Pio, Roy M. Harrison, D. J. T. Smith: Carbonaceous aerosol in urban and rural European atmospheres: estimation of secondary organic carbon concentrations. In: Atmospheric Environment,, Band 33, Nr. 17, August 1999, S. 2771​-2781; doi:10.1016/S1352-2310(98)00331-8 (englisch).
  12. a b c d e f g h i j Klaus Breuer, Wolfgang Hofbauer, Nicole Krueger, Florian Mayer, Christian Scherer, Regina Schwerd, Klaus Sedlbauer: Wirksamkeit und Dauerhaftigkeit von Bioziden in Bautenbeschichtungen. In: Bauphysik, Band 34, Nr. 4, August 2012, S. 170-182, Fraunhofer-Institut für Bauphysik, Stuttgart; doi:10.1002/bapi.201200021.
  13. Janine Fröhlich: Wechselwirkung biologischer Aerosole mit Klima, Luftschadstoffen und Gesundheit]; Forschungsbericht 2018 - Max-Planck-Institut für Chemie (mpg.de).
  14. BuFAS e. V.: Altbausanierung 9. 25 Jahre Feuchte und Altbausanierung 25. Hanseatische Sanierungstage vom 30. Oktober bis 1. November 2014, Heringsdorf (Usedom). Beuth Verlag GmbH, 30. Oktober 2014, ISBN 978-3-410-24763-0, 328 Seiten, S. 250 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  15. Ulf Karsten, Rhena Schumann, Norbert Häubner, Thomas Friedl: Lebensraum Fassade: Aeroterrestrische Mikroalgen. In: Biologie in unserer Zeit; Band 35, Nr. 1, Februar 2005, S. 20-30.
  16. a b c d e f g h i Wolfgang Karl Hofbauer, K. Breuer, Klaus Sedlbauer: Algen, Flechten, Moose und Farne auf Fassaden.
  17. Hélène Barberousse, Guillermo Tell, Claude Yéprémian, Alain Couté: Diversity of algae and cyanobacteria growing on building facades in France. In: Algological Studies/Archiv für Hydrobiologie, Band 120, 1. Juli 2006, S. 81-105; doi:10.1127/1864-1318/2006/0120-0081 (englisch)
  18. LPSN: Genus Symploca.
  19. LPSN: Genus Cyanosarcina.
  20. a b c Günther Nussbaum: (K)ein Pfusch am Bau. Linde Verlag GmbH, 9. April 2019, 480 Seiten, ISBN 978-3-709-40695-3 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  21. a b c d e f g h Peter Rauch:Schimmelpilze in Wohngebäuden: Ursachen, Vermeidung und Bekämpfung. Ingenieurbüro Peter Rauch, Leipzig, 2003, ISBN 3-00-012946-4, S. 25 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  22. a b Carsten Fiedler: Braunfäule und Weißfäule - die wichtigen, zu unterscheidenden Fäulearten holzzerstörender Pilze. Auf: holzfragen.de (1999–2000).
  23. a b Schimmel auf Holz – Entstehung, entfernen, vorbeugen. Auf: schimmel-hilfe.com. Memento im Webarchiv vom 20. Juli 2022.
  24. NCBI Taxonomy Browser: Albifimbria verrucaria (Alb. & Schwein.) L. Lombard & Crous, 2016 (species).
  25. Lukas Lars Böhme: Stachybotrys chartarum (atra). Auf: silo.tips vom 1. Juni 2016.
  26. Thomas Paatsch, Th. Nowak: Von Schimmelpilzen befallene Baustoffe. Sachverständigenbüro Hoenge, Berlin.
  27. Bauschäden: Algen und Pilze kein WDVS-Phänomen. In: Bundesbaublatt (bundesbaublatt.de), Heft 5, 2012.
  28. Ulrich Schulz: Kurzzeitbewitterung. Vincentz Network GmbH & Co KG, Hannover, 12. Dezember 2007, ISBN 386630899X, 183 Seiten, S. 61 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  29. Helmuth Venzmer: Altbausanierung 4. Auf: Hanseatische Sanierungstage vom 5. bis 7. November 2009, Heringsdorf, Usedom, Beuth Verlag, 3. Mai 2010, ISBN 978-3-410-17613-8, 287 Seiten, S. 15 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  30. Claus Meier: Prof. Meiers kontroverse Beiträge zum Energiesparen, Kapitel 5. Auf: Konrad Fischer (konrad-fischer-info.de).
  31. Holger Rieck: Expertenwissen: Schimmelpilz-Gefahr: Keller im Sommer richtig lüften. Auf: energie-fachberater.de.
  32. Konrad Fischer: Aufsteigende Feuchte + Keller-Sanierung und Trockenlegung 3 (konrad-fischer-info.de).
  33. Konrad Fischer: Trockenlegung - Industrieberatung oder der gesunde Menschenverstand? Probleme und Lösungen (konrad-fischer-info.de).
  34. Kay Beyen: Wohnungsbau: Strategien gegen Algen- und Pilzbefall an Fassaden. Auf: BundesBauBkatt (BBB), Media-Informationen 2024, abgerufen am 1. Januar 2024. November 2016: Gastbeitrag (6 Seiten): pdf-Datei (verwaltungsportal.de).
  35. a b Ökologische Kriterien für Wärmedämmverbundsysteme. Auf: Umweltbundesamt, Stand: 11. Juni 2018.
  36. a b c Miriam Schöpel, Alexandra Polcher, Maria Burgstaller, Anke Joas, BiPRO GmbH, München; Markus Blepp, Freiburg; Nicole Krueger, Wolfgang Hofbauer, André Thiel: Weiterentwicklung des Umweltzeichens Blauer Engel für Wärmedämmverbund-systeme: Kriterien für Dämmstoffe sowie biozidfreie Putze und Beschichtungen; Abschlussbericht 30/2018, Herausgeber: Umweltbundesamt; Dessau-Roßlau 2017, S. 91 ff; (pdf-Datei).
  37. a b c d e Nicole Krueger, Regina Schwerd, Wolfgang Hofbauer: Verbesserung der Umwelteigenschaften von Wärmedämmverbundsystemen (WDVS) – Evaluierung der Einsatzmöglichkeiten biozidfreier Komponenten und Beschichtungen. Publikation des (Deutschen) Umweltbundesamts; TEXTE 17/2016; Fraunhofer-Institut für Bauphysik im Auftrag des Umweltbundesamts; Fraunhofer IBP, Valley, Februar 2016, ISSN 1862-4804.
  38. a b c Leitfaden Dämmstoffe Version 3.0 vom Oktober 2017; Hrsg.: Landeshauptstadt München: Bauzentrum München, Landeshauptstadt München, Referat für Gesundheit und Umwelt. Online (ibo.at); (pdf-Datei), Energieagentur Ebersberg-München.
  39. Martin Krus, Cornelia Fitz, Andreas Holm, Klaus Sedlbauer: Vermeidung von Algen- und Schimmelpilzwachstum an Fassaden durch Beschichtungen mit verringerter langwelliger Abstrahlung.Neue Forschungsergebnisse, kurz gefasst; IBP-Mitteilung 33 (2006), Fraunhofer-Institut für Bauphysik; (pdf-Datei).
  40. Martin Krus, Klaus Sedlbauer, Cornelia Fitz, Doris Rösler: Mikrobieller Bewuchs an und in Gebäuden verursacht durch Energieeinsparmaßnahmen? Auf: WUFI, Fraunhofer Institut für Bauphysik IBP, 5. November 2014, [(pdf-Datei)].
  41. Michael Burkhardt, Marion Junghans, Steffen Zuleeg, Martin Boller, Ute Schoknecht, Xolelwa Lamani, Kai Bester, Roger Vonbank, Hans Simmler: Biozide in Gebäudefassaden – ökotoxikologische Effekte, Auswaschung und Belastungsabschätzung für Gewässer. In: Environmental Sciences Europe. Band 21, Nr. 1, Februar 2009, S. 36–47, doi:10.1007/s12302-008-0033-1.

Siehe auch Bearbeiten

Kategorie:Bauschaden Kategorie:Wand