Ebrahim Raissi

Sejjed Ebrahim Raissol-Sadat (persisch سید ابراهیم رئیس‌الساداتی Seyyed Ebrahim Raisolsadat, * 14. Dezember 1960 in Meschhed, Kaiserreich Iran), im Volksmund bekannt als Ebrahim Raissi (ابراهیم رئیسی, auch Ebraheem Raeesi), ist ein islamischer Geistlicher und ultrakonservativer Politiker im Iran. Er war einer der Hauptverantwortlichen für die Massenhinrichtung politischer Gefangener 1988, die als Chomeini-Massaker bekannt wurden.[1] Wegen schwerer Menschenrechtsverletzungen steht Raissi auf der Sanktionsliste der Europäischen Union[2] und des Außenministeriums der Vereinigten Staaten.[3]

Laufbahn und Privatleben

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Ebrahim Raissi entstammt einer Familie von religiösen Klerikern und besuchte die Theologische Hochschule von Ghom. Unter anderem war er ein Schüler von Hossein Borudscherdi und Ali Meschkini. Vor der Berichterstattung durch iranische Medien bezeichnete Raissi sich selbst als Ajatollah. Allerdings kritisierten die Medien, dass sein Wissen über die schiitische Religion nicht ausreiche, um sich diesem Titel gerecht zu werden. Seither bezeichnet sich Raissi sich als Hodschatoleslam, ein Kleriker-Rang mit geringerem Status und weniger Privilegien.[4]

Im Jahre 1981 wurde Ebrahim Raissi mit 20 Jahren Staatsanwalt in Karadsch. Da im heute theokratischen Iran das Prinzip der Gewaltenteilung nicht gilt, hatte und hat Raissi sowohl legislative und religiöse, als auch politische und mediale Ämter gleichzeitig inne. Von 1994 bis 2004 war er Vorsitzender des staatlichen Generalinspektionsbüros des Iran, danach bis 2014 erster stellvertretender Chefrichter des Landes. Von 2009 bis 2019 war Raisi dann der Verwaltungsschreiber im Expertenrat. Bei der Präsidentschaftswahl 2017 trat Raissi gegen den Amtsinhaber Hassan Rohani an und verlor.

Seit 2012 ist er Ankläger im Sondergericht für die Geistlichkeit. 2014 war Raissi für zwei Jahre als Nachfolger von Gholamhossein Mohseni-Eschei der Generalstaatsanwalt des Iran. Seit 2019 ist Raissi zudem als Nachfolger von Sadegh Laridschani offiziell der Chefrichter des Iran, sowie als Nachfolger von Mahmud Haschemi Schahrudi erster stellvertretender Sprecher des Expertenrates. Von 2012 bis 2016 war Raissi Aufsichtsratsvorsitzender des Rundfunks der Islamischen Republik Iran (IRIB) und dann von 2016 bis 2019 der Hüter der moslemischen Stiftung Astan-e Qods-e Razavi.[2]

Ebrahim Raissi ist verheiratet mit Dschamileh Alamolhoda, außerordentliche Professorin an der Schahid-Beheschti-Universität, und hat zwei Töchter.

Politische Ansichten

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Ebrahim Raissi ist ein Befürworter der Geschlechtertrennung[5] und für die Anwendung der Todesstrafe.[6] Auch unterstützt er die Islamisierung der Universitäten sowie die Zensur im Internet und lehnt die westliche Hochkultur ab.[7][8][9] Wirtschaftlich schwebt ihm eine sogenannte "Widerstands-Ökonomie" gegen Sanktionen vor.

Raissi ist Mitglied der klerikal-konservativen Vereinigung der kämpfenden Geistlichkeit und gilt als israelfeindlicher "Hardliner". Zuvor war er bis 1987 Mitglied der Islamisch-Republikanischen Partei. Seit der Parlamentswahl 2020 galt Raissi als möglicher Nachfolger von Ali Chamenei für den Posten des Führers sowie als aussichtsreichster Kandidat bei der Präsidentschaftswahl 2021 neben Ali Laridschani.

Webseiten

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Einzelnachweise

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  1. Blood-soaked secrets with Iran's 1998 Prison Massacres are ongoing crimes against humanity. Amnesty International, abgerufen am 14. Dezember 2018.
  2. a b Ebrahim Raeesi Was Officially Appointed as the Chief of Iran’s Judiciary. Abgerufen am 17. März 2019.
  3. US puts new sanctions on Iranian supreme leader’s inner circle. al-Dschasira, abgerufen am 5. November 2019.
  4. Alex Vatanka: The Supreme Leader's Apprentice Is Running for President. Foreign Policy, 12. April 2017, abgerufen am 22. Mai 2017.
  5. بانوان اولین مدافع تفکیک جنسیتی هستند. Abgerufen am 31. Dezember 2014.
  6. The Iranian Fuel Revolt Of 2019. In: Memri. Abgerufen am 19. Januar 2020 (englisch).
  7. رئیسی: دانشگاهها باید اسلامی شوند. Abgerufen am 8. Mai 2017 (persisch).
  8. ابراهیم رییسی: باید به دنبال حذف ترویج فرهنگ غربی از متن جامعه باشیم. Abgerufen am 10. Mai 2017.
  9. اسلامی‌ نکردن دانشگاه‌ها کشور را با مشکل مواجه می‌کند/رشد اینترنت ما را وادار به بازنگری می‌کند. Abgerufen am 11. Mai 2017.


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