August Roth (Politiker)

Schweizer Politiker

August Roth (* 22. Februar 1894 in Kesswil; † 11. April 1954 in Winterthur, heimatberechtigt in Kesswil) war ein Schweizer Jurist und Politiker (SP).

Leben Bearbeiten

August Roth wuchs als einziger Sohn eines Schiffsmeisters und Wirts in Kesswil auf. Nach der Matura studierte Roth an den Universitäten in Bern, Lausanne, Zürich und Leipzig die Rechte. Das Studium schloss er 1917 an der Universität Leipzig mit der Promotion zum Dr. iur. ab[1]. Ein Jahr später erlangte er das thurgauische Anwaltspatent. Von 1920 bis 1922 praktizierte er im Büro des sozialdemokratischen Rechtsanwalts Johannes Huber in Rorschach. Von 1922 bis zu seiner Wahl als Gemeindeammann[2] arbeitete er als selbständiger Anwalt in Arbon. 1923 heiratete er Narzisse Baumgartner. Der Ehe entsprossen zwei Söhne und eine Tochter. Am 5. April 1954 erlitt Roth eine schwere Hirnblutung. Ohne das Bewusstsein wieder zu erlangen, verstarb er am darauffolgenden Palmsonntag (11. April 1954) im 61. Altersjahr.

Politik Bearbeiten

Schon früh erkannte man die besondere politische Begabung des jungen Anwalts, der sich bereits in Rorschach der Sozialdemokratischen Partei angeschlossen hatte. Von 1922 bis zu seiner Wahl in den Regierungsrat stand er als Präsident an der Spitze der Sozialdemokratischen Partei des Kantons Thurgau. Bereits 1928 konnte er seine kommunale Laufbahn krönen. Als Kampfkandidat der Sozialdemokratischen Partei, die 1925 in Arbon die Mehrheit errungen hatte, gelang es ihm, den amtierenden Arboner Ortsvorsteher und Gemeindeammann zu schlagen.[3] Während 13 Jahren blieb er im Amt und prägte in dieser Zeit das „rote Arbon“ ganz wesentlich. Die Wirtschaftskrise wurde durch Notstandsarbeiten bekämpft (Korrektion der Bleichebäche und Unterstützung des in Gemeinschaftsarbeit erstellten Strandbades). Das Gaswerk konnte mit Zustimmung des Souveräns verkauft und mit dem Gaswerk St. Gallen ein günstiger Gaslieferungsvertrag geschlossen werden, der die Gemeinde Arbon mittels Konzessionsgebühr weiterhin an den Erlösen aus Gasverkäufen beteiligte.[4] Die Huber'sche Fabrik an der Hauptstrasse in der Altstadt wurde erworben und zu einem Stadthaus umgebaut. 1938 intervenierte die von Roth geführte Ortsverwaltung erfolgreich beim Regierungsrat, als die ständigen Provokationen der Nazis, insbesondere der nationalsozialistischen Meister in den kriegswirtschaftlichen Abteilungen der Firma Saurer, zunahmen.[5]

Auf kantonaler Ebene gehörte Roth, seit 1923 Mitglied des Grossen Rates, von 1928 bis 1941 der Kantonalbankvorsteherschaft an. 1941 gelang August Roth der Einzug in die Kantonsregierung.[6] Er war der erste Sozialdemokrat in der Thurgauer Exekutive.[7] In seinem Departement war er für Bau, Assekuranz und Vormundschaft zuständig. Roth machte sich um die Denkmalpflege, die Landesplanung (heute Raumplanung) und den Strassenbau verdient. Sein letztes Werk war die 1954 eröffnete Thurbrücke bei Eschikofen, die die alte Holzbrücke aus dem Jahr 1837 ersetzte.[8]

Von 1928 bis 1931, von 1935 bis 1941 und schliesslich von 1947 bis 1951 gehörte August Roth dem Nationalrat an.[9]

Literatur Bearbeiten

  • Rudolf Schümperli: Regierungsrat Dr. August Roth. In: Thurgauer Jahrbuch 1955, Verlag Huber, Frauenfeld 1955, S. 44.
  • Hans Geisser: Schatten über der Stadt am See. Arboner Alltag in Krise und Krieg 1930-1945. Museumsgesellschaft Arbon, Arbon 2010, ISBN 978-3-9523381-3-1, S. 30–39.
  • Claudius Graf-Schelling, unter Mitarbeit von Sabine Schifferdecker und Bernhard Bertelmann: Roth und röter. 100 Jahre Sozialdemokratische Partei Arbon 1916-2016. Eine Chronik. Sozialdemokratische Partei Arbon, Arbon 2016, ISBN 978-3-033-05588-9

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. August Roth: Die Vaterschaftsklage des schweizerischen Zivilgesetzbuches unter Berücksichtigung des deutschen Reichsrechts. Buchdruckerei Fehlmann, Zofingen 1917.
  2. Bis 31. Mai 2015 der Begriff für Gemeindepräsident. Die heutige Bezeichnung lautet auf "Stadtpräsident".
  3. Albert Schoop: Geschichte des Kantons Thurgau. Band 1. Verlag Huber, Frauenfeld 1987, ISBN 3-7193-0976-2, S. 284.
  4. Die jährliche Konzessionsgebühr übertraf den Betrag, den das Gaswerk Arbon je selber erwirtschaftete, vgl. Hans Geisser, Schatten über der Stadt am See. Arboner Alltag in Krise und Krieg 1930-1945, Museumsgesellschaft Arbon, Arbon 2010, S. 33 und 34.
  5. Stefan Keller: Die Zeit der Fabriken. Von Arbeitern und einer Roten Stadt. WoZ im Rotpunktverlag, Zürich 2001, ISBN 3-85869-228-X, S. 69 ff.
  6. August Roth wurde als Neuling gleich mit dem besten Resultat in die Thurgauer Regierung gewählt, vgl. "Der Oberthurgauer" vom 10. März 1941.
  7. Christian Kamm: Reif fürs Regieren. St. Galler Tagblatt, 26. April 2004, archiviert vom Original am 4. März 2016; abgerufen am 15. August 2015.
  8. Albert Schoop: Geschichte des Kantons Thurgau. Band 2. Verlag Huber, Frauenfeld 1992, ISBN 3-7193-1066-3, S. 25.
  9. August Roth - Nationalrat - Kanton Thurgau. In: www.parlament.ch. Abgerufen am 2. September 2015.