Als ich fortging

Lied von Karussell

Als ich fortging ist ein Lied der Gruppe Karussell, das 1987 veröffentlicht wurde. Komponist und Sänger ist Dirk Michaelis, der Text stammt von Gisela Steineckert. Das Stück gilt als Klassiker der DDR-Rockmusik.

Als ich fortging
Karussell
Veröffentlichung 1987
Genre(s) Rock
Autor(en) Dirk Michaelis, Gisela Steineckert
Label Amiga
Album Café Anonym

Geschichte Bearbeiten

Die Melodie des Liedes hatte Dirk Michaelis schon als Kind ersonnen.[1] Es wurde erstmals 1987 in der DDR vom Plattenlabel Amiga veröffentlicht. Es war das neunte und letzte Lied auf der Langspielplatte Café Anonym der DDR-Band Karussell und wurde von Luise Mirsch produziert. Ursprünglich war es gar nicht für das Album vorgesehen, zumal das Lied noch keinen Text hatte. Beim Abhören des Demobandes beschloss die Band aber, Gisela Steineckert um das Verfassen eines passenden Textes zu bitten. Als ich fortging wurde das erfolgreichste Lied des Albums und erreichte 1987 den zweiten Platz der DDR-Jahreshitparade. Es wurde in der Folge Eifersucht der Serie Polizeiruf 110 des Deutschen Fernsehfunks am 28. August 1988 als Filmmusik verwendet.[2] Das Lied gefiel dem Regisseur Bernd Böhlich so gut, dass er Karussell mit der Komposition des Hauptanteils der Filmmusik beauftragte.[3]

Das anschließend produzierte Karussell-Album Solche wie du wurde von Amiga abgelehnt und erschien 1989 bei Monopol, einem bundesdeutschen Plattenlabel. Als achtes Lied findet sich dort ebenfalls Als ich fortging. Außerdem erschien 1989 eine Single des Titels in der Bundesrepublik Deutschland. In der Folge erschien das Stück in der Originalversion auf zahlreichen Kompilationen und wurde häufig gecovert.

Beschreibung Bearbeiten

Als ich fortging dauert in der Originalversion vier Minuten und elf Sekunden. Die Version auf Solche wie du dauert vier Minuten und acht Sekunden.

Das Lied ist im Original eine sparsam instrumentierte Rockballade in e-Moll, die im Dreiviertel-Takt mit Synkopen gespielt wird.[4] Das Original wurde von Dirk Michaelis gesungen und von Keyboarder Wolf-Rüdiger Raschke, Gitarrist Jürgen Hofmeister und Bassgitarrist Claus Winter begleitet. Im Vordergrund der Instrumentalbegleitung steht ein E-Piano, das meist Läufe aus einzelnen Tönen spielt, die sich während des Liedes häufig wiederholen, einschließlich der Töne der gleichzeitig gesungenen Melodie und eines ostinaten Taktes am Ende jeder Strophe. Daneben wird eine akustische Gitarre ebenfalls als Melodieinstrument eingesetzt, die aber bis auf wenige Akzente im Hintergrund bleibt. Ebenfalls im Hintergrund bleibt eine Bassgitarre. Teilweise ist die Begleitmusik fugenartig und zeigt damit eine barocke Prägung. Vor- und Nachspiel dauern jeweils rund eine Minute und sind annähernd gleich. Auch hier spielt das E-Piano die Töne der gesungenen Melodie. Der Gesang ist expressiv, aber im Einklang mit dem verhaltenen Charakter des Stücks.

Der Text besteht aus sechs Strophen mit vier, vier, acht und wiederum vier, vier und acht teilweise sehr kurzen Zeilen. Alternativ wird der Text auch in vier Strophen zu je vier längeren Zeilen dargestellt. Er handelt von einem Mann, der als Ich-Erzähler die Trennung von einer Frau beschreibt. Die Frau sträubt sich, die Trennung zu akzeptieren; der Mann zeigt sich ebenfalls unsicher und kehrt zurück. Er begründet die Notwendigkeit der Trennung, weiß aber auch um den emotionalen Schmerz der Frau.

In der Zeit der Wende wurde der Text zunehmend uminterpretiert in einen Abschied von der zusammenbrechenden DDR. Dies nimmt dem Lied zwar nichts von seiner Melancholie, macht dem Zuhörer aber auch Hoffnung auf ein besseres, freieres Leben.

Versionen Bearbeiten

Das Lied wurde unter anderem interpretiert von den Puhdys, Katrin Sass, Rosenstolz, Tokio Hotel, Staubkind, Adoro, Angelo Kelly, Haris Alexiou, Forseti, Elif Demirezer, Heinz Rudolf Kunze und Hans Hartz. Im Duett wurde das Stück gesungen von Dirk Michaelis mit Matthias Reim, Jose Carreras, Kyau vs. Albert,[5] Sarah Connor und Inka Bause. Axel Kurth, Mitglied der Band WIZO, sang es in einer Punkversion.

Sonstiges Bearbeiten

  • Der von Gisela Steineckert gedichtete Text wurde für die Aufnahme erweitert und leicht verändert.[6]
  • Im Original singt Dirk Michaelis die Zeile „Als ich fortging kam ein Wind so schwach“; es heißt aber eigentlich „... ein Wind so wach“[7] und wurde später auch so gesungen.
  • Gelegentlich wird das Lied als „Wendehymne“ bezeichnet, da sein Titel und die Zeile „Nichts ist unendlich, so sieh das doch ein“ auf die Fluchtbewegung aus der DDR im Sommer und Herbst 1989 und die Auflösung des Landes bezogen wurde.[1] Michaelis sang es in drei Konzerten vom 8. bis 10. November 1989 im Palast der Republik und wurde für sein auf den damaligen Fall der Mauer passendes Lied gefeiert.[8]
  • 2005 wurde das Lied in der Abstimmung zu ZDF-Sendung Unsere Besten – Jahrhundert-Hits auf Platz 15 gewählt. Unter den Stücken aus der früheren DDR belegte es Rang 4.
  • Das 2007 erschienene Buch Als ich fortging – Das große DDR-Rockbuch wurde nach dem Lied benannt.[9]
  • Thomas Krüger spielte es 2013 beim Supertalent.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Christian Hentschel: Du hast den Farbfilm vergessen und andere Ostrockgeschichten. Schwarzkopf und Schwarzkopf, Berlin 2000, ISBN 3-89602-317-9, S. 66
  2. Lexikon Polizeiruf110 (Memento vom 11. Oktober 2007 im Internet Archive)
  3. Christian Hentschel: Du hast den Farbfilm vergessen und andere Ostrockgeschichten. Schwarzkopf und Schwarzkopf, Berlin 2000, ISBN 3-89602-317-9, S. 68
  4. Gitarrenschule für Erwachsene mit Beispielen (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) (PDF-Datei, S. 74; 612 kB), abgerufen am 30. Januar 2011
  5. Discogs: Kyau vs. Albert - Als ich Fortging, abgerufen am 5. September 2020
  6. Als ich fortging. gisela-steineckert.de, abgerufen am 2. Oktober 2019
  7. Ursprünglicher Text und Abweichung
  8. Robert Ide: „Als ich fortging“: Vom Trennungslied zur Wendehymne. Der Tagesspiegel vom 5. Februar 2018, abgerufen am 3. Oktober 2019
  9. Rezension des Buchs, abgerufen am 29. Januar 2011