Alpha Industries

US-amerikanischer Bekleidungshersteller

Alpha Industries Inc. ist ein 1959 in Knoxville (Tennessee) gegründeter US-amerikanischer Bekleidungshersteller mit Sitz in Chantilly (Virginia). Er produziert vor allem militärische Bekleidung für das US-Militär, aber auch für das Militär von Argentinien, Australien, Belgien, Chile, Ecuador, Niederlande, Jordanien, Neuguinea, Saudi-Arabien, Singapur, Taiwan und Uruguay. Seit 1982 stellt Alpha seine Produkte auch Zivilisten zur Verfügung bzw. stellt Modebekleidung im Military-Look her. In Deutschland wird die Marke von der 1993 gegründeten Alpha Industries GmbH & Co. KG mit Sitz in Neu-Isenburg vertrieben.

Alpha Industries

Logo
Rechtsform Corporation
Gründung 17. Oktober 1959
Sitz Chantilly, Virginia
Leitung Michael Cirker
Branche Textilindustrie
Website www.alphaindustries.eu

www.alphaindustries.com

Geschichte Bearbeiten

Alpha Industries wurde am 17. Oktober 1959 von Samuel Gelber in Knoxville (Tennessee) gegründet. Gelber wählte den Namen während einer Vorbesprechung mit seinem Rechtsanwalt. Nach dem Namen des neu zu gründenden Unternehmens gefragt, pausierte Gelber, zeigte auf ein Dokument einer Vereinigung von Rechtsanwaltsstudenten mit Namen Alpha Phi Delta an der Bürowand und nannte das Unternehmen Alpha Industries. Das neue Unternehmen war der Nachfolger der Bekleidungshersteller Superior Togs Corporation, Rolen Sportswear und Dobbs Industries. Ein großer Auftrag des US-Verteidigungsministeriums verhalf dem Unternehmen zu Beschäftigung und Umsatz. Vor allem produzierte Alpha Industries Jacken für Piloten der US-Air Force.

Nach dem Tod des Geschäftsgründers Gelber entschloss sich Alpha 1982 erstmals, seine Kleidungsstücke auch Zivilisten anzubieten.

 
Die Näherei von Alpha Industries in Knoxville (Tennessee) in den 1980er-Jahren

Beliebtheit in Subkulturen Bearbeiten

Ab dem Jahr 1972 wurde die MA-1 Bomberjacke vereinzelt in der New Yorker Underground-Disco-Szene getragen. Im Nachtclub The Tenth Floor war die Jacke ein Erkennungszeichen für homosexuelle, weiße Männer aus der New Yorker Oberschicht, Medienbranche und Kreativwirtschaft. Der Kulturwissenschaftler Tim Lawrence zitiert in seinem Buch Love Saves the Day den Resident-DJ des Clubs Bob Casey „The Tenth Floor’s neighbor made the flight jackets (…) First the owners and staff wore them, then their friends wore them, and before you could mix two records together it was a trend. Bloomingdale’s was selling them within a year“.[1]

Durch die internationale Verbreitung der Disco-Bewegung, die in den 1970er und 1980er Jahren in New York überwiegend durch queere, italo-, afro-, und lateinamerikanische Protagonisten geprägt wurde, entwickelte sich dieses ursprünglich lokale New Yorker Phänomen der zivilen Nutzung von MA-1 Bomberjacken zwischen 1980 und Mitte der 1990er Jahre mit den musikalischen Nachfahren der Disco (Artschool Punk, New Wave, House und Techno) zu einem weltweiten Trend in Jugendkulturen.

Obwohl Alpha Industries keine Verbindungen zur Neonazi-Szene hat und sich von dieser distanziert,[2] erfährt die Marke in der Szene Beliebtheit, wohl weil das 1992 eingeführte Logo eine Ähnlichkeit mit dem verbotenen Zivilabzeichen der SA aufweist.[3] Im Jahr 2009 erließ der Polizeipräsident von Berlin Dieter Glietsch eine Dienstanweisung, die es Zivilbeamten der Polizei Berlin untersagte, im Dienst Kleidung zu tragen, die der rechten Szene als Erkennungszeichen dient. Hierzu gehörte neben anderen auch Kleidung der Marke Alpha Industries.[4] Nach Protesten der (Marken-)Hersteller und Gewerkschaften wurden Alpha Industries und andere Marken wenige Tage später wieder von der Verbotsliste genommen.[5]

Einige Neonazis lehnen die Marke jedoch auch ab, da es sich nicht um eine deutsche, sondern um eine US-amerikanische Marke handelt.[6] Des Weiteren kleiden sich Anhänger der Szene tendenziell unauffälliger.[7]

Ende der 2000er erfuhr die Marke eine größere Beliebtheit, vor allem in der Hip-Hop-Szene. Auch bei Gruppierungen der Biker- und Hard-Rock-Szene erfreute sich die Marke wegen der vielfältigen Kombinationsmöglichkeiten mit alternativen Kleidungsstücken zunehmend großer Beliebtheit.

Produkte Bearbeiten

 
Eine von Alpha Industries produzierte Bomberjacke MA-1 (olivfarben) mit dem markentypischen RBF-Tag an der Ärmeltasche

Das bekannteste Produkt ist die Bomberjacke MA-1, die Alpha Industries seit 1963 produziert und von der sie über eine Million Exemplare an das US-Verteidigungsministerium geliefert hat.[8] Die Alpha Industries MA-1 wird werbewirksam privat oder beruflich von US-Stars aus der Unterhaltungsbranche wie Mark Wahlberg, den Kardashians, Kanye West, Kylie und Kendall Jenner, Victoria Beckham, Rihanna, Bradley Cooper usw. getragen.

Weiterhin produziert Alpha Industries seit 1965 die bekannte Feldjacke M-65 (sogenannte Schimanski-Jacke) und seit 1980 die Fliegerjacke CWU-45/P.

Der Bekleidungshersteller Stutterheim aus Schweden stellt in einer Kooperation mit Alpha Industries Regenjacken her.

Remove-before-flight-Band Bearbeiten

Zum Markenzeichen ist ein rotes Band mit der Aufschrift REMOVE BEFORE FLIGHT („Vor dem Flug entfernen“) geworden, das Alpha Industries seit den 1990er-Jahren am Reißverschluss der Ärmeltasche fast jeder Jacke anbringt bzw. die Aufschrift auch auf anderen Produkten wie z. B. T-Shirts, Pullovern und Socken verwendet.[9]

 
Eine USAF-Pilotin bei der Prüfung einer F-16 Fighting Falcon während einer Übung in Südkorea. Das RBF-Tag ist gut zu erkennen (2008)

In der Luft- oder Raumfahrt werden rote Bänder mit dieser Aufschrift in viel größerer Ausführung nur vorübergehend als Sicherheitswarnungen am gelandeten Flugzeug verwendet. Die an den Bändern angebrachten Verschlussstopfen oder Hüllen sollen verhindern, dass sensible Teile oder Öffnungen (z. B. am Pitotrohr) verschmutzen oder verstopfen. Piloten müssen vor jedem Flug sicherstellen, dass alle roten Bänder entfernt werden, da es andernfalls zu Flugzeugabstürzen kommen kann.

Dieses sogenannte RBF-Tag wurde von Alpha Industries anlässlich von Kooperationen mit anderen Unternehmen (z. B. Playboy) oder von Geschäftsjubiläen (z. B. 50. und 55.) auch in anderen Farben und mit anderen Aufschriften gefertigt.

Weblinks Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Alan D. Cirker: The Alpha Story : 50 Years of an American Military Clothing Company. Baker Hill Publishing, 2009, ISBN 978-0-615-29181-9.
  • Hans-Christian Dany: MA-1 : Mode und Uniform. Edition Nautilus, Hamburg 2018, ISBN 978-3-96054-089-2.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Tim Lawrence: Love Will Save The Day. A History of American Dance Music Culture, 1970 - 1979. 2003, ISBN 978-0-8223-3198-8, S. 78.
  2. KONRAD LITSCHKO: Rechte Klamotten sorgen für Ärger. In: Die Tageszeitung: taz. 25. März 2009, ISSN 0931-9085, S. 21 (taz.de [abgerufen am 6. Mai 2023]).
  3. Joachim Wolf: Symbolwandel – Neonazis und ihr Lifestyle. In: Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.): Dossier Rechtsextremismus – Schwerpunkt Jugendkultur. 21. April 2007, S. 3 (bpb.de).
  4. Thorkit Treichel: Der Polizeipräsident hat seinen Beamten das Tragen bestimmter Mode-Marken verboten. Händler und Firmen sind irritiert: Berliner Kleiderordnung. In: Berliner Zeitung. 21. März 2009 (berliner-zeitung.de).
  5. Kleidungsverbot für Berliner Polizisten : Neonaziklamotten auf dem Index. In: taz, die tageszeitung. 25. März 2009 (taz.de).
  6. Anton Maegerle: Rechtsextreme Symbolik. (tribuene-verlag.de [PDF]).
  7. Neonazis stecken in neuen Kleidern – 7. Schlossgespräch mit Jugendlichen zu den neuen Strategien der Rechten. In: LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern. Nr. 4, 2006, S. 3 (landtag-mv.de [PDF]).
  8. Unternehmensgeschichte von Alpha Industries (Memento vom 22. Februar 2014 im Internet Archive) Abgerufen am 6. Mai 2023.
  9. HISTORY EXPLAINED: REMOVE BEFORE FLIGHT. alphaindustries.eu, 1. November 2018, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 6. Januar 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/www.alphaindustries.eu (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)