Alfons Annys

belgischer und deutscher Maler, Glasmaler, Architekt, Pädagoge und Kunsthistoriker

Alfons René Maria Annys (* 11. Oktober 1892 in Brügge[1]; † 15. Februar 1972 in Weimar[2]) war ein belgischer Maler, Glasmaler, Architekt, Kunsthistoriker und Pädagoge, der sich 1945 in Weimar niederließ.

Leben und Wirken

Bearbeiten

Alfons Annys wurde als 7. Kind des Glas- und Porträtmalers Oscar Camille Annys (1861–1901)[3] und dessen Ehefrau Maria Paulina De Doncker (1857–1900) in Brügge (Belgien) geboren. Auch sein älterer Bruder Camiel (1885–1955)[4] erlernte den väterlichen Beruf des Glasmalers. Nach dem frühen Tod seiner Eltern begann Annys 15-jährig mit Porträtmalerei und erhielt verschiedene Preise. Nebenher interessierte er sich für die Kunstschätze in historischen Gebäuden und Kirchen, wobei er besonders den Glasfenstern seine Aufmerksamkeit widmete.

Von 1908 bis 1912 studierte Annys an der Akademie der Schönen Künste in Brügge Malerei, Architektur und Kunstgeschichte[5] u. a. bei Flori van Acker und Hendrik Pickery.[6] Um sein Wissen zu vertiefen, studierte er anschließend Kunststätten in Frankreich und Italien und besuchte die École des Beaux-Arts in Paris sowie die Accademia di Belle Arti in Florenz. Hier war es besonders die Mosaiktechnik, der sein Interesse galt. Nach seiner Rückkehr arbeitete er als Porträt- und Landschaftsmaler, ehe er das Arbeiten mit Glas (Glasmalerei, Glasbrennerei) zu seinem Hauptberuf machte. 1914 heiratete er Elisabeth Marie Josepha Verhelle (1893–1977). Die Ehe blieb kinderlos.

Von 1920 bis 1945 wohnte und arbeitete Annys in Brasschaat bei Antwerpen. Hier schuf er zwei monumentale Bilder von Brasschaat für die Weltausstellung 1930 in Antwerpen. Zur gleichen Zeit hatte er eine Ausstellung in der Galerie Salle Oor.[7] Ab 1930 war er Professor an der Kunsthochschule Antwerpen und Direktor eines Ateliers für monumentale Kunst (Liturgisch studio Sint Alfonsus). Da er mit flämisch-nationalistischen Kreisen sympathisierte, wurde er zum Zeitpunkt der deutschen Invasion im Mai 1940 von der belgischen Regierung verhaftet und nach Frankreich deportiert.[8] Sein Atelier und viele seiner Arbeiten wurden stark beschädigt oder zerstört. Nach seiner Freilassung im Sommer 1940 setzte er seine Arbeit unter deutscher Besatzung fort. Im September 1944 erfolgte seine Evakuierung nach Deutschland, wo er sich 1945 schließlich in Weimar niederließ.[9] Hier betrieb er das St. Lukas Institut und Atelier für monumentale Kunst und Baukunst u. a. mit einer Werkstatt für Glasmalerei, in der vor seinem Studium auch der spätere Künstler Fridolin Frenzel arbeitete. Annys bearbeitete Aufträge für Kirchenausbauten, Restaurierung von Kunstdenkmalen, Glasmalerei und Bildhauerei. 1952 plante er die Umwandlung des Instituts in ein Deutsches Forschungsinstitut für monumentale Baukunst und bildende Künste,[10] was jedoch aus finanziellen Gründen scheiterte. An der Volkshochschule Weimar lehrte er Perspektive (Mappe Grundlage der Perspektive). Bis 1951 war er Mitglied im Verband Bildender Künstler Deutschlands (VBKD).

In Weimar wurde Annys Mitglied der CDU (DDR).[11] Hier starb er auch 1972. Die gemeinsame Grabstätte mit seiner Frau befindet sich auf dem Weimarer Hauptfriedhof.[2]

Annys war ein vielseitiger Künstler. Neben seinen Glasarbeiten betätigte er sich als Architekt, Dekorateur, Kunstmaler, Freskenmaler, Radierer und Illustrator.[12] Über seine künstlerische Arbeit ist relativ wenig bekannt und erhalten. Wirksam war er besonders auch als Kunstpädagoge und Kunsthistoriker. Glasfenster von ihm befinden sich in ganz Flandern, aber auch in Stockholm, Montreal, Quebec, in Deutschland, England und Frankreich. Für die Zeit nach 1945 gibt es Nachweise für eine Reihe von Glasfenster-Entwürfen,[13] über deren Realisierung aber wenig bekannt ist.

Beispiele:

  • Herz-Jesu-Basilika Antwerpen (1933)
  • Liebfrauenkathedrale Antwerpen-Berchem (1937/38)[12]
  • Karmelitenkloster Antwerpen
  • St.-Michael-und-St.-Petrus Kirche (Seitenkapelle) Antwerpen (1939)[14]
  • St.-Servatius Kirche Ravels (1945)
  • St.-Nikolaus Kirche Putte
  • Entwürfe für St. Mauritius-Kirche Frauenprießnitz (um 1947)
  • Entwürfe für St. Johannes Baptist Kirche Jena (um 1947)

Ausstellungen

Bearbeiten

Literatur

Bearbeiten
Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Court of Justice Brugge Belgie (Hrsg.): Zivilstandsregister Belgien Westflandern 1582–1910, Geburtenbuch Brügge 1892 Teil 1 (Microfiche). Brügge 21. Juni 1983, Eintrag 1152.
  2. a b Grabkartei Hauptfriedhof Weimar, Grünflächen- und Friedhofsamt der Stadt Weimar.
  3. Oscar Camille Annys. In: openarchives. Coret Genealogie, abgerufen am 22. März 2023.
  4. Camiel Annys. In: Wikipedia. Abgerufen am 28. Juli 2024 (niederländisch).
  5. Alfons Annys. In: Jan Frans Simons vzw. Gemeinde Brasschaat, abgerufen am 22. März 2023 (englisch).
  6. Hendrik Pickery. In: Wikipedia. Abgerufen am 28. Juli 2024 (niederländisch).
  7. Salle Oor. In: Wikipedia. Abgerufen am 28. Juli 2024 (niederländisch).
  8. Frank Seberechts: Die Verhaftungen vom Mai 1940. In: Projekt Belgium WWII. CegeSoma, abgerufen am 22. März 2023.
  9. Alfons Annys im Sophienhaus Weimar. In: Arolsen Archives. Arolsen Archives – International Center on Nazi Persecution (bis 2019 International Tracing Service (ITS)), Bad Arolsen, 1945, abgerufen am 22. März 2023.
  10. Landesarchiv Thüringen – Hauptstaatsarchiv Weimar, Bezirksstaatsanwaltschaft Erfurt Nr. 2000/1.
  11. Prof. Dr. Annys 75 Jahre. In: Thüringer Tageblatt. CDU Verlag, Weimar 11. Oktober 1967.
  12. a b Heemtenberg 117 (Download 4,7 MB). De Berchemse parochies en kerken, Onze-Lieve-Vrouw Middelares op het Pulhof (4), Alfons Annys, S. 29–32. In: Heemkring Berchem, Heemtenberg Digital. Walter Gysen (Heemkring Berchem vzw), 2014, abgerufen am 22. März 2023 (niederländisch).
  13. Bistum Erfurt, Bischöfliches Bauamt, Kopien aus dem Nachlass von Alfons Annys.
  14. Rudi Mannaerts, Jan Vanes: Antwerpen, Sint-Michielskerk (Download 3,5 MB). In: TOPA – Antwerpen, Kirchen und Tourismus. Tourismuspastoral, Diözese Antwerpen, 2017, S. 31, abgerufen am 22. März 2023 (niederländisch).
  15. Rolf Rösner: Weimarer Künstler stellen aus. Malerei, Graphik, Plastik, Kunstgewerbe. Katalog zur Ausstellung. Hrsg.: Sparte Bildende Kunst, FDGB. Weimar 1946.
  16. Ivo Bakelants. In: Wikipedia. Abgerufen am 28. Juli 2024 (niederländisch).