Agpait ist ein holokristallines magmatisches Alkaligestein, das vorwiegend aus Nephelin und Alkalifeldspat besteht. Darüber hinaus enthält es sehr reichhaltig Halogen-führende, Natrium-Calcium-haltige HFSE-Minerale.

Etymologie

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Ein agpaitischer Kakortokit aus dem Ilímaussaq-Komplex in Südwestgrönland

Der Agpait ist nach der Siedlung Appat (Inuktun: Agpat) benannt, welche im Ilimmaasaq-Komplex (auch Ilimaussaq-Komplex oder englisch Ilímaussaq complex) des südwestlichen Grönlands gelegen ist und seine Typlokalität darstellt. Appat ist ein Wort aus der Sprache der Inuit. Appat is der Plural von appa mit der Bedeutung „Lumme“, meistens ist die Dickschnabellumme gemeint. Appat sind somit Lummen.

Geschichtliches

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Agpait wurde erstmals im Jahr 1911 aus dem Ilímaussaq-Komplex in Südwestgrönland beschrieben.[1]

Petrologie

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Agpaite sind generell peralaklisch, typischerweise handelt es sich hier um Nephelinsyenite oder um deren vulkanische Äquivalente – Phonolithe.

Mineralogie

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Charakteristisch für Agpaite sind komplex aufgebaute Silikate mit den Elementen Zirconium, Titan, Natrium, Calcium, Seltene Erden und Fluor. Sie sind daher sehr reich an seltenen und ungewöhnlichen Mineralen wie beispielsweise Eudialyt, Rinkit, Wöhlerit als häufigste Vertreter, sowie Loparit, Astrophyllit, Lorenzenit, Katapleiit, Lamprophyllit und Villiaumit. Auch Sodalith ist meist zugegen – ist aber nicht diagnostisch.[2]

Agpaite sind hoch angereichert an den Alkalien Lithium, Natrium, Rubidium und Cäsium, ferner an den Halogenen Fluor, Chlor, Brom und Jod, an den HFSE Zirconium, Hafnium, Niob und Tantal, an Seltenen Erden, an den inkompatiblen Elementen Uran und Thorium sowie an recht seltenen Elementen wie Beryllium, Zinn, Antimon, Wolfram, Molybdän, Arsen, Zink, Blei und Gallium.[3]

Der Terminus agpaitisch ist sehr wichtig in der Unterscheidung von Alkaligesteinen. Er umschließt an Kieselsäure untersättigte Gesteine mit Aluminiumdefizit. Die weitaus häufigeren Miaskitischen Gesteine hingegen haben einen Aluminiumüberschuss. Sie sind weniger alkalisch und führen als charakteristische Minerale Zirkon, Sphen (Titanit) und Ilmenit.

Vorkommen

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Agpaitische Gesteine ähneln in ihren geodynamischen Vorkommen generell peralkalischen Gesteinen.[4] Hierzu gehören kontinentale Rifts, Intraplattenlagen sowohl ozeanischer als auch kontinentaler Zuordnung und Subduktionsbezogene Environments.[5] Bei vielen Vorkommen ist jedoch ihre letztliche geodynamische Zuordnung nicht eindeutig und ihr alkalischer Magmatismus bleibt nach wie vor umstritten/unverstanden.

Zu den Rift-Environments gehören das Gardar-Rift mit dem Ilímaussaq-Komplex, der Ostafrikanische Graben und der Oslograben. Ozeanische Intraplattenlagen finden sich auf Ascension, auf den Azoren und auf den Kapverden, kontinentale Intraplattenlagen hingegen am Mont Saint-Hilaire in Quebec in Kanada, im Damaraland Namibias und in der Provinz Serra do Mar in Brasilien. Die Trans-Pecos-Region ist wahrscheinlich an eine Subduktion gebunden. Agpaite finden sich auch in den Massiven von Lowosero und der Chibinen im Nordosten Russlands (auf der Halbinsel Kola).

Entstehungsalter

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Agpaitische Gesteine sind bereits seit dem Paläoproterozoikum bekannt. Das älteste Vorkommen von Nechalacho in Kanada wurde bisher mit 2.176 ± 3 Millionen Jahren datiert.[6] Aus dem Proterozoikum stammen nur relativ wenige Vorkommen wie beispielsweise die Funde aus dem Gardar-Rift in Grönland, der Pilanesberg in Südafrika, die Fundstätte Mariupol in der Ukraine und der Stettin-Pluton in Wisconsin, darunter auch die metamorphosierten und deformierten Vorkommen von Norra Kärr (Nephelinsyenit bei Gränna in Schweden), vom Red Wine-Alkalikomplex in Labrador, von Kipawa in Québec und vom Sushina Hill in Westbengalen, Indien. Aus dem Zeitraum 1.100 bis 500 Millionen Jahre sind bis auf den Ilomba-Komplex in Malawi keine Agpaite bekannt. Tatsächlich sind die meisten Agpaite jünger als 400 Millionen Jahre. Generell ähnelt die Altersverteilung der Agpaite der Altersverteilung von Alkaligesteinen.[7] Ferner besteht besteht eine negative Korrelation mit Superkontinenten.

Literatur

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  • Michael A. W. Marks und Gregor Markl: A global review on agpaitic rocks. In: Earth Science Reviews. Band 173, 2017, S. 229–258, doi:10.1016/j.earscirev.2017.06.002.
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Einzelnachweise

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  1. N. V. Ussing: Geology of the country around Julianehaab, Greenland. In: Medd. om Grønl. Band 38, 1912, S. 426.
  2. A. D. Edgar: On the use of the term 'Agpaitic'. In: Mineralogical Magazine. Vol. 39, 1974, S. 729–30.
  3. J. C. Bailey, R. Gwozdz, J. Rose-Hansen und H. Sørensen: Geochemical overview of the Ilímaussaq alkaline complex, South Greenland. In: Geol. Greenl. Surv. Bull. Band 190, 2001, S. 35–53.
  4. J. G. Fitton und B. G. J. Upton: Alkaline Igneous Rocks. In: Geological Society of London Special Publication. Band 30, 1987, S. 573.
  5. Michael A. W. Marks und Gregor Markl: A global review on agpaitic rocks. In: Earth Science Reviews. Band 173, 2017, S. 229–258, doi:10.1016/j.earscirev.2017.06.002.
  6. V. Möller und A. E. Williams-Jones: Petrogenesis of the Nechalacho layered suite, Canada: magmatic evolution of a REE-Nb-rich nepheline syenite intrusion. In: Journal of Petrology. Band 57, 2016, S. 229–276.
  7. Y. A. Balashov und V. N. Glaznev: Cycles of alkaline magmatism. In: Geochem. Int. Band 44, 2006, S. 274–285.