Die 9. Flieger-Division war ein Großverband der Luftwaffe der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg.

9. Flieger-Division


Flagge des Kommandeurs einer Fliegerdivision
Aktiv 1. Februar 1940 bis 16. Oktober 1940
Staat Deutsches Reich NS Deutsches Reich
Streitkräfte Wehrmacht
Teilstreitkraft Luftwaffe
Typ Flieger-Division
Gliederung Unterstellte Verbände
Hauptquartier Jever[1] (Februar bis Juli 1940)
Soesterberg[2] (Juli bis November 1940)
Divisionskommandeur
Kommandeur Generalmajor Joachim Coeler

Geschichte Bearbeiten

Die 9. Flieger-Division wurde am 1. Februar 1940 in Jever gebildet und dem Oberbefehlshaber der Luftwaffe unterstellt. Sie nahm am Westfeldzug und unter dem Kommando der Luftflotte 2 an der Luftschlacht um England teil. Dazu standen der Division am 7. September mindestens 150 Flugzeuge zur Verfügung, bestehend aus 150 Kampfflugzeuge, sowie eine unbekannte Anzahl von See- und Aufklärungsflugzeugen.[3] Die Hauptaufgabe der ihr unterstellten fliegenden Verbände war die Verminung der wichtigsten britischen und französischen Häfen und Flussmündungen. Der erste größere Mineneinsatz fand am 17. April 1940 statt, als 10 He 115 der 3./Küstenfliegergruppe 506 und 8 He 111 der Kampfgruppe 126 24 Seeminen in den Downs und im Edinburgh-Kanal abwarfen. Auf diesen Minen sanken am 20. April die britischen Frachter Hawnby (5380 BRT) und Mersey (1937 BRT). Nachdem am 22. April weitere 34 Minen vor Harwich und in den Downs abwarfen, sanken in den folgenden Tagen die norwegische Bravore (1458 BRT), sowie die britischen Lolworth (1969 BRT), Rydal Force (1101 BRT), Stokesley (1149 BRT) und Margam Abbey (2470 BRT) und der Minensucher Dunoon. (710 ts)[4] In der ersten Maihälfte lag der Schwerpunkt der Mineneinsätze auf den Kanalhäfen Dünkirchen, Calais und Boulogne, sowie der Scheldemündung und vor Ostende. Anschließend wurden wieder britische Gewässer vermint. Eines der Opfer war der britische Minenleger Princess Victoria (2197 BRT) der am 18. Mai vor der Humbermündung sank.[5] Im September wurden insgesamt 184 Minen in die Themsemündung, in die Gewässer vor Scapa Flow, im Moray-Firth, vor Aberdeen, Newcastle und Middlesbrough gelegt. Dabei sanken die Minensuchtrawler Royalo, der Fischdampfer Dervish (346 BRT) der Tanker Gothic (2444 BRT) und der Minensuchtrawler Loch Inver (356 BRT).[6] Während des Oktobers fallen insgesamt 715 Minen überwiegend in die Themsemündung, die Humbermündung, die Teesmündung, vor Liverpool und im Firth of Forth. Es sanken der Minensuchtrawler Sea King, der Marinetrawler Resolvo die Motoryacht Astrid, der Tonnenleger Reculver (683 BRT) der Minensucher Dundalk der Minensuchtrawler Waveflower, die Schnellboote MTB 106 und MTB 16 und der Zerstörer Venetia. Der Zerstörer Jersey wurde schwer beschädigt.[7]

Am 16. Oktober wurde die 9. Flieger-Division in das IX. Flieger-Korps umgewandelt.

Personen Bearbeiten

Divisionskommandeur Bearbeiten

Dienstgrad Name Datum
Generalmajor Joachim Coeler 1. Februar 1940 bis 16. Oktober 1940[8]

Erster Generalstabsoffizier Bearbeiten

Dienstgrad Name Datum
Oberstleutnant Hans-Armin Czech 1. Februar 1940 bis 16. Oktober 1940[9]

Unterstellung Bearbeiten

Unterstellung von bis
Oberbefehlshaber der Luftwaffe 1. Februar 1940 23. Mai 1940
Luftflotte 2 23. Mai 1940 16. Oktober 1940

Unterstellte Verbände Bearbeiten

Verbände am 10. Mai 1940[10][A 1] Flugzeuge Flugzeugtypen Liegeplatz Lage
Ist[A 2] Einsatzbereit[A 3]
Kampfgruppe 126 37 37 Heinkel He 111H Marx[11]  
3./Küstenfliegergruppe 506 12 17 Heinkel He 115C Norderney[12]  
3./Küstenfliegergruppe 906 12 6 Heinkel He 111B
Insgesamt 62 60
Verbände am 7. September 1940[3] Flugzeuge Flugzeugtypen Liegeplatz Lage
Ist Einsatzbereit
Stab/Kampfgeschwader 4 5 5 Heinkel He 111P Soesterberg[13]  
I./Kampfgeschwader 4 37 37 Heinkel He 111H-4
II./Kampfgeschwader 4 37 37 Heinkel He 111P Eindhoven[14]  
III./Kampfgeschwader 4 37 30 Junkers Ju 88A-1 Amsterdam Schiphol[15]  
Stab/Kampfgeschwader 40 1 1 Junkers Ju 88A Bordeaux-Merignac[16]  
I./Kampfgeschwader 40 37 7 Focke-Wulf Fw 200C-1
1./Küstenfliegergruppe 106 12 ? Heinkel He 115 Amsterdam Schellingwoude[17]  
2./Küstenfliegergruppe 106 12 ? Norderney[12]  
3./Küstenfliegergruppe 106 12 ? Dornier Do 18 Cherbourg[18]  
Kampfgruppe 126 37 33 Heinkel He 111H Nantes[19]  
3./Fernaufklärungsgruppe 123 12 ? Junkers Ju 88, Heinkel He 111 Amsterdam-Schiphol[15]  
Insgesamt 240 150+

Anmerkungen

  1. Bedeutung der Abkürzungen, siehe Organisation der Geschwader
  2. Iststärke (die tatsächlich in der Einheit vorhandenen Flugzeuge)
  3. Einsatzbereit (abflugbereite Flugzeuge)

Literatur Bearbeiten

  • Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945, Vierzehnter Band, Die Landstreitkräfte: Namensverbände/Die Luftstreitkräfte (Fliegende Verbände)/Flakeinsatz im Reich 1943–1945, Biblio Verlag Osnabrück 1980, ISBN 3-7648-1111-0

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Henry L. deZeng IV: Luftwaffe Airfields 1935–45 Germany (1937 Borders), S. 311, abgerufen am 20. September 2023.
  2. Henry L. deZeng IV: Luftwaffe Airfields 1935–1945, the Netherlands, S. 20, abgerufen am 27. September 2023.
  3. a b Leo Niehorster: 9th Air Division, 2nd Air Fleet, German Air Force, 7 September 1940 , abgerufen am 6. November 2023.
  4. Jürgen Rohwer, Gerhard Hümmelchen: Chronik des Seekrieges 1939–1945, April 1940. Abgerufen am 25. Juli 2023.
  5. Jürgen Rohwer, Gerhard Hümmelchen: Chronik des Seekrieges 1939–1945, Mai 1940. Abgerufen am 25. Juli 2023.
  6. Jürgen Rohwer, Gerhard Hümmelchen: Chronik des Seekrieges 1939–1945, September 1940. Abgerufen am 25. Juli 2023.
  7. Jürgen Rohwer, Gerhard Hümmelchen: Chronik des Seekrieges 1939–1945, Oktober 1940. Abgerufen am 25. Juli 2023.
  8. Henry L. deZeng IV, Douglas G. Stankey: Luftwaffe Officer Career Summaries, Section A–F. (PDF) 2017, S. 734, abgerufen am 25. Juli 2023 (englisch).
  9. Henry L. deZeng IV, Douglas G. Stankey: Luftwaffe Officer Career Summaries, Section A–F. (PDF) 2017, S. 734, abgerufen am 25. Juli 2023 (englisch).
  10. Leo Niehorster: Battle of France, German Airforce, Order of Battle 10 May 1940, abgerufen am 25. Juli 2023.
  11. Henry L. deZeng IV: Luftwaffe Airfields 1935–45 Germany (1937 Borders), S. 432–433, abgerufen am 25. Juli 2023.
  12. a b Henry L. deZeng IV: Luftwaffe Airfields 1935–45 Germany (1937 Borders), S. 487–488, abgerufen am 25. Juli 2023.
  13. Henry L. deZeng IV: Luftwaffe Airfields 1935–1945, the Netherlands, S. 19–21, abgerufen am 25. Juli 2023.
  14. Henry L. deZeng IV: Luftwaffe Airfields 1935–1945, the Netherlands, S. 10–11, abgerufen am 25. Juli 2023.
  15. a b Henry L. deZeng IV: Luftwaffe Airfields 1935–1945, the Netherlands, S. 3–5, abgerufen am 25. Juli 2023.
  16. Henry L. deZeng IV: Luftwaffe Airfields 1935-45 France (with Corsica and Channel Islands), S. 57–59, abgerufen am 25. Juli 2023.
  17. Henry L. deZeng IV: Luftwaffe Airfields 1935–1945, the Netherlands, S. 2–3, abgerufen am 25. Juli 2023.
  18. Henry L. deZeng IV: Luftwaffe Airfields 1935-45 France (with Corsica and Channel Islands), S. 104–105, abgerufen am 25. Juli 2023.
  19. Henry L. deZeng IV: Luftwaffe Airfields 1935-45 France (with Corsica and Channel Islands), S. 263–265, abgerufen am 25. Juli 2023.