Das Suffix -acum (keltisch -āko(n)) war eine keltische Ortsnamensendung, die hauptsächlich in Westeuropa links des Rheins verbreitet war. Es bezeichnet die Zugehörigkeit zu einer Sippe oder Person und ist damit vergleichbar mit der germanischen Endung -ingen. Es kann in diesem Sinne auch mit „Anwesen, Landgut von“ übersetzt werden.

Varianten Bearbeiten

Die gallische Variante wird teilweise als -acon geschrieben und leitet sich vom keltischen -āko(n) ab. Im galloromanischen Bereich wurde das Suffix auch nach typisch römische Personennamen verwendet. Da diese öfters auf -ius enden, entstand dadurch mit der Zeit die eigenständige Form -iacum, indem das -i- als Suffixbestandteil aufgefasst wurde. Ähnliches passierte auch mit den Namen die auf -inus oder -inius endeten (-iniacu).

Verbreitung Bearbeiten

Deutschsprachiger Raum Bearbeiten

Sprachlich entwickelte sich das Suffix zu -ach oder -ich. Die deutschsprachigen -acum-Orte liegen hauptsächlich linksrheinisch oder südlich der Donau. Zu beachten ist, dass die meisten -ach-Orte auf das deutsche Hydronym -ach zurückzuführen sind.

Auswahl

latein. Ortsname heutiger Name/Lokalisierung Bestimmungswort
Abodiacum Epfach Personenname Abudius
Antunnacum Andernach PN *Antunnus
Brisiacum Breisach PN *Brisius/Brisia
Cannabiaca in Noricum lat. canabae 'Lagerdorf'
Contionacum Konz PN *Contionus
Iuliacum Jülich PN Julius
Lauriacum Lorch PN Laurus
Mogontiacum Mainz Göttin im Gebiet der Mediomatriker
Septemiacum bei Nördlingen? PN Septimius
Tiberiacum (bei) Zieverich PN Tiberius

Niederländischer Sprachraum Bearbeiten

Im niederländischen Sprachgebiet kommen -acum-Orte in Flandern und in den niederländischen Provinzen Limburg und Gelderland vor. Hier haben sie die Endungen -ijk/ch(en), -ik/ch(en), -ek/ch(en) oder -ak/ch(en). An sich können diese Endungen jedoch auch niederfränkischen Ursprungs sein, weshalb entsprechende Siedlungen nicht zwangsläufig als -acum-Orte identifiziert werden können.

Auswahl

latein. Ortsname heutiger Name/Lokalisierung Bestimmungswort
Artiriacum Aartrijke Personenname Arthur
Blariaco Blerick PN *Blarius
Mannaricium Maurik PN *Malerius
*Vindiacum (Dender)windeke Stammname Veneter
Viroviacum Wervik PN *Wirovius

Französischer Sprachraum Bearbeiten

In Frankreich gehört diese Ortsnamensendung zu den häufigsten. Sie machen etwa 20 % aller Siedlungsnamen aus, sind jedoch im Departement Alpes-Maritimes, Baskenland und Korsika nicht anzutreffen.[1] Sie enden heute meist auf -ac, -y oder , allerdings kann die lautliche Entwicklung je nach regionaler Sprachvarietät sehr unterschiedlich verlaufen sein. So entstanden aus Campaniacum die heutigen Ortsnamen Campagnac, Campigny, Champagnac, Champagnat, Champagné, Champagneux, Champagney, Champagny und Champigny.[2] In der bretonisch-sprechenden Bretagne entwickelte sich das -acum-Suffix zu -oc, -ec, -ac oder -euc.

Britische Inseln Bearbeiten

Der Name Eburacum wurde in der angelsäschischen Sprache als Eoforwic übernommen und dieses wiederum von den Wikingern als Iorvík. Hieraus entstand der heutige Ortsname York.[3] Im Walisischen wurde der keltische Name mit der Hinzufügung des Wortes caer „Stadt“ übernommen und entwickelte sich über (Cair)Ebrauc zu (Caer)Efrog. In Cornwall wurde -(i)acum zu -(i)ack oder -ick. Beispiele hierfür sind Angarrack, Botallack, Carharrack, Towednack und Landewednack. In Wales hingegen entstand über -(i)awc und -(i)awg- letztlich die Endung -(i)og (zum Beispiel Brycheiniog oder Tudweiliog).

Auswahl

latein. Ortsname heutiger Name/Lokalisierung Bestimmungswort
Eburacum York Personenname *Aurelius
Epiacum bei Alston (Cumbria) Personenname *Epius
Vagniacum bei Gravesend (Gravesham)

Italienischer Sprachraum Bearbeiten

In Italien sind -acum-Orte selten. Beispiele hierfür sind Carnago und Bellinzago in der Lombardie oder Brissago in der Schweiz.

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Gerhard Rasch: Die bei den antiken Autoren überlieferten geographischen Namen nördlich der Alpen vom linken Rheinufer bis zur pannonischen Grenze, ihre Bedeutung und sprachliche Herkunft -Dissertation 1950. In: Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde - Band 47. Walter de Gruyter, Berlin New York, S. 147 ff.
  • Frank R. Hamlin, Le Suffixe -acum dans la toponymie de l'Hérault, thèse soumise pour le grade de PH. D. à l'université de Birmingham, 1959.
  • Auguste Longnon: Les noms de lieu de la France - Leur origine, leur signification, leurs transformations. Champion, Paris 1979, § 201–287.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Les Noms de lieux, coll. Que sais-je ?, 1945, 11. Ausgabe 1992, S. 48–49
  2. Auguste Longnon: Les noms de lieu de la France - Leur origine, leur signification, leurs transformations. Champion, Paris 1979, S. 78 f.
  3. Eilert Ekwall: The Concise Oxford Dictionary of English Place-names (4e édition). Oxford University Press, Oxford 1960, S. 545b.