Werner Kieselbach

(1949-2021), deutscher Notgeld- und Ersatzgeld-Experte, Journalist und Verleger

Werner Kieselbach alias Kai Lindman (geboren 12. August 1949 in Neudorf-Platendorf im Kreis Gifhorn; gestorben 15. Mai 2021 in Gifhorn)[1] war ein deutscher Lehrer, Journalist, Verleger und Notaphilist. Er publizierte insbesondere zu Papier- und Notgeldscheinen[2] im deutschsprachigen Raum, aber auch zur lokalen Eisenbahngeschichte Gifhorns.[2] Daneben verfasste er Gedichte, Kurzgeschichten und Liedertexte.[2]

Leben Bearbeiten

Werdegang Bearbeiten

Werner Kieselbach wuchs in der frühen Nachkriegszeit auf als Sohn und einziges Kind des aus Ostpreußen stammenden Goldschmiedes Erwin Kieselbach und dessen Ehefrau Käte.[2] Sein Abitur legte er jedoch an einer Schule in Wolfsburg ab, bevor er in Marburg und Braunschweig seine Ausbildung als Pädagoge mit den Fächern Deutsch, Englisch und Sport absolvierte. Anschließend arbeitete er als Lehrer an verschiedenen Gifhorner Schulen.[2]

Um 1980 lernte Kieselbach in Irland seine spätere Ehefrau kennen, die er im April 1981 in deren finnischer Heimat in Helsinki heiratete. Das Ehepaar bekam einen Sohn und eine Tochter.[2]

Neben seinem Wirken in der lokalen Musik- und Theaterszene[2] wurde Kieselbach durch seine belletristischen Werke auch als „Literat“ bekannt.[2]

Kieselbach starb 2021.

Sammler, Journalist und Verleger Bearbeiten

1989 publizierte Kieselbach[2] als Kai Lindman in seinem eigenen kkk-Verlag mit Sitz in Sassenburg seinen rot eingebundenen Katalog Serienscheine … für die Zeit von 1918 bis 1922;[3] das Verzeichnis des Notgeldes, der Spendenquittungen und „Bausteine“ aus der Zeit der frühen Weimarer Republik war sein erstes numismatisches Werk, mit dem er – vielzitiert – deutschlandweit bekannt wurde.[2] Es erschien noch im selben Jahr in zweiter, überarbeiteter und ergänzter Auflage und enthielt neben Abbildungen und Beschreibungen, Varianten und Hinweisen auf Fälschungen unter anderem Marktpreis-Bewertungen von 1 DM bis maximal 300 DM, wodurch erste Anhaltspunkte auf die Seltenheit der dargestellten Stücke möglich wurden. Im Anhang waren zudem die Katalog-speziellen „[…] Wasserzeichen des deutschen Notgeldes“ mit Namen und Abbildungen nach Kurt Lehrke verzeichnet,[3] die ursprünglich in dem von dem Numismatiker Arnold Keller herausgegebenen Standardwerk Deutsche Wertpapierwasserzeichen erschienen waren.[4]

Kieselbach sammelte unter anderem Siegelmarken, Nachtsteuer-Belege, das als Einkaufsgutscheine für Kinderladenparadiese sogenannte „Kindergeld“, Spendenbescheinigungen, Schwundgeld, Lotterie-Lose und Geleitbriefe. Vor allem aber trug er auf Flohmärkten des Gifhorner Umlandes „das olle Papiergeld“ zusammen, knüpfte Kontakte zu Sammlern im In- und Ausland und auch zu Gleichgesinnten in der vormaligen DDR. Gemeinsam mit ostdeutschen Sammlern wie etwa Kurt Biging, Dietrich Frank, Frank Hiekel, Hans Fillmann, Henning Huschka, Oliver Sens, Ringo Staudt, Ingo Strunz und anderen bearbeitete Kieselbach dann erstmals Gebiete der Geldersatzgeschichte wie beispielsweise das LPG-Geld, DDR-Hotelgeld, das in ostdeutschen Strafvollzugsanstalten verausgabte Geld sowie beispielsweise die sogenannten „Bausteine“ oder die Spendenscheine.[2]

In Kieselbachs eigenem kolme k-Verlag erschienen auch Schriften anderer Autoren, darunter mehrere „herausragende Werke zur pommerschen Notgeldgeschichte von Karl-Christian Boenke.“[2]

Darüber hinaus war Werner Kieselbach maßgeblich beteiligt an den jährlich am 30. April im Gifhorner Deutschen Haus veranstalteten Sammlerkongressen mit Teilnehmern aus dem In- und Ausland.[2]

Der als „Notgeldpapst“ bekannte Kieselbach übernahm nach dem im Jahr 2000 erfolgten Tod des in Neustrelitz tätigen Gläsersammlers Jörg Sasse das von diesem bis dahin herausgegebene Periodikum[2] Der Glasfreund. Zeitschrift für altes und neues Glas,[5] das Kieselbach[2] ab 2006 in seinem kolme K-Verlag fortführen konnte,[5] zumal auch Glasmarken zu seinem umfangreichen Sammlungsbestand zählten.[2]

Im März 2016 gab Kieselbach mit der „Nummer 0“ das erste von insgesamt 38 Heften der zweimonatlich erschienenen Zeitschrift Papiergeld. Von Sammlern für Sammler heraus. Dem letzten, posthum erschienenen Heft[2] fügte er erstmals eine Porträtfotografie von sich bei. In seinem Abschied offenbarte er seine Krebserkrankung und bedauerte, bis dahin keinen Nachfolger zur Fortführung seiner gemeinsam mit Karin Wrobel redigierten Verlagsaktivitäten gefunden zu haben.[6]

Schriften (Auswahl) Bearbeiten

Sachbücher Bearbeiten

als Kai Lindman im kkk-Verlag, Sassenburg oder Gifhorn:

  • in der Reihe Serienscheine:
    • Das Deutsche Notgeld. Katalog der Serienscheine, Spendenquittungen und Bausteine. 1918–1922. 1989, ISBN 3-927828-00-9.
      • mit Manfred Müller, Peter Schwenk, Karl Zinsmeister, 2., überarbeitete und ergänzte Auflage. 1989 und ISBN 3-927828-00-9.
    • Bd. 1: Grundausgaben. ISBN 978-3-927828-26-1.
    • Bd. 2: Spezialkatalog. 3. Auflage. 2000, ISBN 3-927828-56-4.
    • Bd. 4: Verpackungen und Werbemittel. von Hermann Krause, Kurt Biging, Kai Lindman, 1995.
  • Das deutsche Notgeld. Verkehrsausgaben 1915–1921.
  • Das Bremer Notgeld. Katalog der Notgeldscheine, Spendenquittungen und Bausteine, des Kriegsgefangenenlagergeldes sowie des Briefmarkengeldes und der Kapselmarken 1914–1950. 1989, ISBN 3-927828-01-7.
  • Zu Werbezwecken verwendete Banknoten des Deutschen Reiches von 1874–1942. 1990, ISBN 3-927828-07-6.
  • Das Notgeld von Niedersachsen. Katalog des geprägten und gedruckten Notgeldes von Niedersachsen und verwandter und ähnlicher Ausgaben. Teil 1: Papiergeld.
  • Celler Notgeld. Notgeldscheine des 20. Jahrhunderts in der Stadt und Kreis Celle. Geschichte und Katalog (= Schriftenreihe des Stadtarchivs Celle und des Bomann-Museums. Heft 23). Stadt Celle, Celle 1992.
  • Die Ersatzzahlungsmittel und Marken der Strafvollzugseinrichtungen der DDR. 1992, ISBN 3-927828-09-2.
  • Spiele mit Geldscheinen. Katalog deutscher Spiele, in denen Geldscheine verwendet werden. 1992, ISBN 3-927828-32-7.
  • Kai Lindman, Dietrich Frank: Notgeld der Altmark. circa 1998, ISBN 3-927828-27-0.
  • Wertscheine von Betrieben, Vereinen, Einrichtungen, Organisationen und Veranstaltungen in der Bundesrepublik Deutschland. 1999, ISBN 3-927828-50-5.

im Kolme-K-Verlag, Sassenburg oder Gifhorn:

als Werner Kieselbach:

  • Anteilscheine von Vereinen, Gewerkschaften und Genossenschaften des Deutschen Reiches. [2018], ISBN 978-3-939386-67-4.

zur Eisenbahn:

    • Werner Kieselbach, Dieter Nebelung: Die Geschichte der Berlin-Lehrter Eisenbahn im Landkreis Gifhorn (= Schriftenreihe des Kreisarchives Gifhorn. Nr. 11). Landkreis Gifhorn; Gifhorn: Museums- und Heimatverein, Gifhorn 1996, ISBN 3-929632-29-2.
    • Werner Kieselbach, Joachim Martini, Hans-Günther Wilke: Die Geschichte der Eisenbahn von Gifhorn nach Celle (Oberallertalbahn) im Landkreis Gifhorn (= Schriftenreihe des Kreisarchives Gifhorn. Nr. 14). Landkreis Gifhorn – Gifhorn: Museums- und Heimatverein, Gifhorn 1997, ISBN 3-929632-35-7.
    • Dietmar Hamann, Werner Kieselbach (Verf.), Günther Behrens u. a. (Mitarb.): Die Geschichte der Eisenbahn von Braunschweig nach Uelzen im Landkreis Gifhorn (= Schriftenreihe des Kreisarchives Gifhorn. Nr. 15). 1998, ISBN 3-929632-40-3.
    • Gerhard Busse, Werner Kieselbach, Dieter Nebelung: Die Schuntertalbahn und die Bahn im Hasenwinkel. Projektierte Bahnen im Landkreis Gifhorn (= Schriftenreihe des Kreisarchives Gifhorn. Nr. 18). 2000, ISBN 3-929632-46-2.

sonstige:

  • Vorträge im Rahmen der Sammlertreffen: Ralf Marbach: Wägetechnik Rapido Oschatz 19. Mai 2006; Werner Kieselbach: Glasmaße Gifhorn 20. Oktober 2007; Olaf Grell: Meilensteine in Deutschland Gifhorn 20. Oktober 2007; Uwe Kröger: Das gesetzliche Messwesen in Schleswig-Holstein Gifhorn 20. Oktober 2007 (= Maß und Gewicht. Zeitschrift für Metrologie. Jahrgang 2007 (= Beiheft zur Zeitschrift für Metrologie. Nr. 7). 2007.

Belletristik Bearbeiten

im Kolme-K-Verlag, Gifhorn:

  • Werner Kieselbach (Verf.), Erdmuth Susanne Pasternack (Bilder): … mit bunter Tinte. Gedichte. circa 2006, ISBN 3-939386-19-7.
  • Werner Kieselbach (Verf.), Erdmuth Susanne Pasternack (Bilder): Manchmal eben … Gedichte und Geschichten. [2006?], ISBN 3-927828-70-X.
  • Werner Kieselbach (Verf.), Erdmuth Susanne Pasternack (Bilder): Hoffen und Bangen. Gedichte und Geschichten. [2006 ?], ISBN 3-927828-75-0.
  • Jahreszeiten. Anthologie. [2020], ISBN 978-3-939386-74-2.

Literatur Bearbeiten

  • Volker Schmidt: Werner Kieselbach (alias Kai Lindman) 1949–2021. In: Papiergeld – von Sammlern für Sammler. Jahrgang 2021, Heft 37, S. 36–37.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Kai Lindman – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Werner Kieselbach / * 12. August 1949 / † 15. Mai 2021, Traueranzeigen auf der Seite trauer-anzeigen.de
  2. a b c d e f g h i j k l m n o p q Volker Schmidt: Werner Kieselbach (alias Kai Lindman) 1949–2021. In: Papiergeld - von Sammlern für Sammler. Jahrgang 2021, Heft 37, S. 36–37.
  3. a b Kai Lindman: Das Deutsche Notgeld. Katalog der Serienscheine, Spendenquittungen und Bausteine. 1918–1922. 1989, und ISBN 3-927828-00-9.
  4. Angaben als PDF-Dokument zur dritten Auflage durch den Battenberg Gietl Verlag
  5. a b Angaben in der Zeitschriftendatenbank
  6. Werner Kieselbach: Liebe Leser. in Werner Kieselbach, Karin Wrobel (Red.): Papiergeld. Von Sammlern für Sammler, Nummer 37 vom Juni 2021, S. 3.