Weidlinger Friedhof

Friedhof in der Katastralgemeinde Weidling der Stadt Klosterneuburg in Niederösterreich

Der Weidlinger Friedhof ist ein Friedhof in der Katastralgemeinde Weidling der Stadt Klosterneuburg in Niederösterreich.

Weidlinger Friedhof

Anlage Bearbeiten

Der Weidlinger Friedhof liegt zwischen der Lenaugasse und dem Rotgrabenbach, einem Nebenbach des Weidlingbaches. Er weist mehrere bemerkenswerte Grabdenkmäler aus dem Biedermeier und dem Historismus auf. Der Bildhauer Leopold Kiesling schuf das monumentale Granit-Grab des Diplomaten und Orientalisten Joseph von Hammer-Purgstall bereits zu dessen Lebzeiten um 1820. Es weist Inschriften auf arabisch, deutsch, englisch, französisch, griechisch, italienisch, lateinisch, persisch, spanisch und türkisch auf.[1] Das Grabmal des Unternehmers und Politikers Franz Löblich ist ein Frühwerk des Architekten Robert Oerley aus dem Jahr 1898.[2]

Der Friedhof gehört zur römisch-katholischen Pfarre Weidling.[3] Er steht unter Denkmalschutz.[4]

Geschichte Bearbeiten

Der Friedhof geht an seinem heutigen Standort auf das Jahr 1713 zurück, als eine Pestepidemie einsetzte, an der allein in diesem Jahr 79 Einwohner Weidlings starben. Maria Barbara von Mannagetta ließ ein Pestkreuz aufstellen. Von 1737 bis zu den josephinischen Reformen 1787 befand sich eine für Prozessionen genutzte Kapelle auf dem Friedhof.[3]

Der Dramatiker Ferdinand Raimund schrieb 1827 Teile seines Zauberspiels Moisasurs Zauberfluch auf dem Weidlinger Friedhof, woran eine Gedenktafel erinnert.[5]

Der Friedhof wurde 1895, 1938 und 1976 erweitert. Das Leichenhaus wurde 1955 umgebaut und als Friedhofskapelle geweiht, die 1985 um einen kleinen Glockenturm erweitert wurde. Die Kapelle wurde 1989 generalsaniert und mit einem neuen Altarkreuz ausgestattet.[3]

Bekannte hier bestattete Persönlichkeiten Bearbeiten

 
Grab von Irene Abendroth
 
Grab von Joseph von Hammer-Purgstall
 
Grab von Nikolaus Lenau
 
Grab von Franz Löblich

Die Tabelle ist nach Nachname, Geburtsjahr, Sterbejahr sowie Abteilung und Nummer der Grabstelle sortierbar.[6]

Name Geb. Gest. Tätigkeit Abt./Nr.
Irene Abendroth 1872 1932 Sängerin M/621
Josef Beck von Mannagetta und Lerchenau 1815 1887 Jurist und Historiker A/351
Peter Beck-Mannagetta 1917 1998 Geologe A/351
Friedrich Becke 1855 1931 Mineraloge und Petrograph A/1
Ferdinand Dehm 1846 1923 Architekt, Hofbaumeister und Politiker M/551
Erhard Amadeus Dier 1893 1969 Maler und Grafiker M/509
Adalbert Duchek 1824 1882 Mediziner A/59
Aemilian Edlauer 1882 1960 Malakologe und Mollusken-Sammler A/53
Josef Feid 1806 1870 Maler M/555a
Karl Feiertag 1874 1944 Maler N/1342
Cajetan von Felder 1814 1894 Rechtsanwalt, Entomologe und Politiker M/549
Marianne Haitinger 1906 1986 Lyrikerin M/523
Max Haitinger 1868 1946 Mikroskopiker M/523
Joseph von Hammer-Purgstall 1774 1856 Diplomat und Orientalist M/556
Richard Hampe 1863 1931 Beamter und Politiker M/557
Erhard Hartung von Hartungen 1819 1893 Arzt und Homöopath A/53
Marcel Kammerer 1878 1959 Architekt und Maler M/682
Wilhelm Kreuzer 1942 2016 Chirurg N/1038
Nikolaus Lenau 1802 1850 Schriftsteller M/555
Andreas Liess 1903 1988 Musikwissenschaftler und Kulturphilosoph M/624
Franz Löblich 1827 1897 Unternehmer und Politiker A/67
Leopold Löblich 1862 1935 Kupferschmied A/68
Max Löblich 1874 1943 Eisenbahningenieur A/67
Gustav Manker 1913 1988 Regisseur, Bühnenbildner und Theaterdirektor B/1583
Katharina Mauch 1839 1906 Sängerin M/553
Richard Mauch 1874 1921 Maler und Illustrator M/553
Roderich Müller-Guttenbrunn 1892 1956 Schriftsteller N/1202
Gustaf Adolf Neumann 1924 2013 Verleger und Journalist A/26
Kurt Neuner 1925 2015 Politiker A/62
Franz Olbricht 1842 1907 Architekt und Hofbaumeister A/58
Alexander von Peez 1829 1912 Politiker und Industrieller M/542
Paul Richter 1895 1961 Schauspieler M/550
Friedrich Sacher 1899 1982 Lyriker, Erzähler und Essayist A/8
Franz von Schneider 1812 1897 Chemiker und Mediziner M/583
Robert von Schneider 1854 1909 Archäologe M/583
Viktor Schönthoner 1874 1927 Maler M/692
Anton Schurz 1794 1859 Schriftsteller M/553
Hilde Sochor 1924 2017 Schauspielerin B/1583
Gustav Stratil-Sauer 1894 1975 Geograph A/50
Herbert Tachezi 1930 2016 Organist, Cembalist und Komponist M/609
Joseph Urdich 1904 1941 Bibliothekar N/1029
Alfred von Vivenot 1836 1874 Offizier und Historiker A/34
Rudolph von Vivenot 1807 1884 Arzt und Chirurg A/34
Anton Weichselbaum 1845 1920 Pathologe und Bakteriologe M/583
Gustav von Wex 1811 1892 Ingenieur A/56
Eike-Meinrad Winkler 1948 1994 Anthropologe M/644
Heinrich Wrba 1922 2001 Krebsforscher N/1152

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Weidlinger Friedhof – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Alexandra Smetana: Grabdenkmäler des Wiener Klassizismus – Ein Beitrag zur Erforschung der Sepulkralkultur zwischen 1788 und 1840. Diplomarbeit. Universität Wien, Wien 2008, S. 161–162, doi:10.25365/thesis.866.
  2. Kirk Varnedoe: Vienna 1900. Art, Architecture & Design. Ausstellungskatalog. The Museum of Modern Art, New York City 1986, S. 320.
  3. a b c Die Geschichte des Weidlinger Pfarrfriedhofes. (PDF) Pfarre Weidling, 9. März 2014, abgerufen am 22. März 2020.
  4. Niederösterreich – unbewegliche und archäologische Denkmale unter Denkmalschutz. (PDF) Bundesdenkmalamt, 14. Februar 2020, archiviert vom Original am 17. Oktober 2020; abgerufen am 24. Februar 2020.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/bda.gv.at
  5. Gottfried Riedl: Ferdinand Raimund. Stätten seines Lebens. Lehner, Wien 2000, ISBN 3-901749-20-9, S. 25.
  6. Friedhofsbuch der Pfarre Weidling. (PDF) Pfarre Weidling, 25. Dezember 2018, abgerufen am 22. März 2020.

Koordinaten: 48° 17′ 32,6″ N, 16° 18′ 11,5″ O