Adalbert Duchek

österreichischer Internist und Pathologe

Adalbert Duchek (* 1. Dezember 1824 in Prag; † 2. März 1882 in Wien; tschechisch Vojtěch Duchek) war ein österreichischer Internist und Pathologe.

Adalbert Duchek

Adalbert Duchek war der Sohn eines Arztes.[1] Sein Vater starb früh und er musste bereits während seiner Studienzeit seinen Lebensunterhalt auf sich allein gestellt bestreiten.[2] Er studierte Medizin an der Universität Prag, an der er 1848 über die Tuberkulose der Wirbelsäule dissertierte.[3] Anschließend arbeitete er bis 1850 als Sekundararzt an der Prager Irrenanstalt.[4] Dort wirkte der reformerische Psychiater Josef Gottfried Riedel als Direktor. Duchek forschte zum Zusammenhang von „Seelenstörungen“ mit Erkrankungen des Nervensystems. Carl Freiherr von Rokitansky knüpfte an seine diesbezüglichen Studien an.[2] Später war Duchek als Assistent von Josef Hamerník[3] an der medizinischen Universitätsklinik in Prag tätig.[4]

Er beschäftigte sich viel mit pathologischer Anatomie und Chemie.[3] Seine in dieser Zeit entstandene Studie über das Verhalten von Alkohol im tierischen Organismus wurde oft zitiert.[5] Duchek wurde 1855 als Professor für innere Medizin an die medizinisch-chirurgische Lehranstalt Lemberg berufen. Im Jahr 1856 wechselte er als Professor an die Universität Heidelberg.[4] Er heiratete im selben Jahr[2] Marie Riedel,[6] die Tochter seines ehemaligen Vorgesetzten Josef Gottfried Riedel. Die Ehe blieb kinderlos. In Heidelberg lehrte er neben innerer Medizin auch allgemeine und spezielle Pathologie sowie pathologische Anatomie.[2]

Nach der Wiedereröffnung des Collegium-Medico-Chirurgicum-Josephinum, einer medizinisch-chirurgischen Akademie zur Ausbildung von Militärärzten in Wien, wirkte Duchek dort von 1858 bis 1871.[4] Er begann mit der Veröffentlichung seines Hauptwerks, des mehrbändigen Handbuchs der speciellen Pathologie und Therapie, das er jedoch nicht vollenden konnte. Als besonders wertvoll galten seine Erkenntnisse zu Kehlkopf- und Herzkrankheiten. Sein Schreibstil war einfach, aber genau und anschaulich.[2] Er gehörte zudem von 1861 bis 1870 zu den Mitherausgebern der Wiener Medizinischen Jahrbücher und des Wochenblatts der Zeitschrift der k. k. Gesellschaft der Ärzte zu Wien.[3] Er wurde von seinen Zeitgenossen wie sein ehemaliger Lehrer Josef Hamerník zur „Prager Linie“ der zweiten Wiener Medizinischen Schule gerechnet.[5]

Duchek übernahm 1871 als Nachfolger von Joseph Ritter von Škoda an der Universität Wien die Lehrkanzel der ersten medizinischen Universitätsklinik im Allgemeinen Krankenhaus.[4] Diese hatte er bis zu seinem Tod inne.[3] Er galt bei seiner Lehrtätigkeit als klar und verständlich[3] und engagierte sich als Vorstand des Vereins zur Pflege kranker Studirender.[7] Zu seinen Schülern zählten der Syphilidologe und Dermatologe Franz Mraček[8] und der Internist Edmund Neusser.[9] Duchek praktizierte auch als beliebter Arzt, der für seine ausgezeichneten Diagnosen bekannt war.[3] Einer seiner prominenten Patienten war Erzherzog Franz Karl, der Vater von Kaiser Franz Joseph I. Mit seiner Wiener Praxis erwirtschaftete Duchek ein großes Vermögen.[2] So konnte er 1875 um 250.000 Gulden die landtäflichen Güter Wotin, Przedslav, Habartitz und Chuchle im Bezirk Klattau kaufen.[10]

 
Grab von Adalbert Duchek

Adalbert Duchek litt in seinen letzten Jahren an einer Herzkrankheit. Er starb ím Alter von 57 Jahren an einer durch eine Gastritis ausgelösten Herzlähmung.[2] Er wurde am Weidlinger Friedhof (Abteilung A, Nr. 59) bestattet.[11]

Schriften

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  • Über die Wirbel-Tuberkulose. Inaugural-Dissertation. Haase, Prag 1848.
  • Ueber die Gehirn-Atrophie als Ursache des paralytischen Blödsinns. In: Vierteljahrschrift für die praktische Heilkunde, herausgegeben von der medicinischen Facultät in Prag. Prag 1851.
  • Ueber das Verhalten des Alcohols im thierischen Organismus. In: Vierteljahrschrift für die praktische Heilkunde, herausgegeben von der medicinischen Facultät in Prag. Dritter Band. Prag 1853, S. 104.
  • Ueber Intermittens. In: Josef Halla, Josef Kraft (Hrsg.): Vierteljahrschrift für die praktische Heilkunde, herausgegeben von der medicinischen Facultät in Prag. Vierter Band oder Sechzigster Band der ganzen Folge. Karl André, Prag 1858, S. 73–127.
  • Handbuch der speciellen Pathologie und Therapie. Enke, Erlangen 1862.
  • Untersuchungen über den Arterienpuls. In: A. Duchek, C. Langer, A. Schauenstein (Hrsg.): Medizinische Jahrbücher. II. Band, IV. Heft. k. k. Gesellschaft der Ärzte in Wien, Wien 1862, S. 49–72.
  • Studien über Hirnkrankheiten. In: C. Braun, A. Duchek, L. Schlager (Hrsg.): Medizinische Jahrbücher. I. Band, I. Heft. k. k. Gesellschaft der Ärzte in Wien, Wien 1865, S. 99–114.
  • Ueber das Aneurysma des Truncus anonymus. In: C. Braun, A. Duchek, L. Schlager (Hrsg.): Medizinische Jahrbücher. I. Band, IV. Heft. k. k. Gesellschaft der Ärzte in Wien, Wien 1865, S. 125–134.
  • Ueber einige seltene Hirn- und Nervenerscheinungen im Verlaufe des Ileotyphus. In: Wochenblatt der Zeitschrift der k. k. Gesellschaft der Ärzte. Nr. 37–39, 1866, S. 371–376, 381–386, 389–392.
  • Scorbut (Scharbock), Scorbutus. In: Theodor Billroth, Franz von Pitha (Hrsg.): Handbuch der allgemeinen und speciellen Chirurgie. Band I, 2. Abth., 1. Heft. Enke, Stuttgart 1869, S. 273–306.

Ehrungen

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Duchekdenkmal in der Universität Wien

Adalbert Duchek bekam 1873 in Anerkennung seiner Verdienste um die Wissenschaft und das Lehramt den Titel Hofrat verliehen.[12] Er wurde außerdem 1879 mit dem Ritterkreuz des Franz-Joseph-Ordens ausgezeichnet.[13]

Fast zwei Jahrzehnte nach seinem Tod wurde 1901 im Arkadenhof des Hauptgebäudes der Universität Wien ein Duchekdenkmal enthüllt, das der Bildhauer Josef Grünhut gestaltet hatte.[14] In Wien-Essling wurde 1954 die Duchekgasse nach dem Mediziner benannt.[15]

Literatur

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Commons: Adalbert Duchek – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Duchek, Adalbert. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 1, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1957, S. 201.
  2. a b c d e f g † Adalbert Duchek. In: Neue Freie Presse, 3. März 1882, S. 5 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nfp
  3. a b c d e f g Duchek, Adalbert. In: Julius Pagel (Hrsg.): Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Urban & Schwarzenberg, Berlin / Wien 1901, Sp. 419 (Online).
  4. a b c d e Felix Czeike (Hrsg.): Duchek Adalbert. In: Historisches Lexikon Wien. Band 2, Kremayr & Scheriau, Wien 1993, ISBN 3-218-00544-2, S. 105–106 (Digitalisat).
  5. a b Hofrath Professor Duchek †. In: Die Presse, 3. März 1882, S. 10 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/apr
  6. Todesfälle. In: Neues Wiener Tagblatt. Demokratisches Organ, 20. Juli 1922, S. 6 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwg
  7. An die Studirenden der Wiener Hochschulen!. In: Wiener Allgemeine Zeitung, 4. März 1882, S. 3 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/waz
  8. Mraček, Franz. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 6, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1975, ISBN 3-7001-0128-7, S. 397 f. (Direktlinks auf S. 397, S. 398).
  9. Neusser, Edmund von. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 7, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1978, ISBN 3-7001-0187-2, S. 104 f. (Direktlinks auf S. 104, S. 105).
  10. Güterankauf. In: Neuigkeits-Welt-Blatt, 19. Februar 1875, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwb
  11. Friedhofsbuch der Pfarre Weidling. (PDF) Pfarre Weidling, 22. Juni 2023, S. 8, abgerufen am 1. Juli 2024.
  12. Amtlicher Theil. In: Wiener Zeitung, 9. März 1873, S. 1 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz
  13. Die Wiener medizinische Schule. In: Wiener Vorstadt-Presse, 7. Mai 1879, S. 3 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wvp
  14. Felix Czeike (Hrsg.): Duchekdenkmal. In: Historisches Lexikon Wien. Band 2, Kremayr & Scheriau, Wien 1993, ISBN 3-218-00544-2, S. 106 (Digitalisat).
  15. Felix Czeike (Hrsg.): Duchekgasse. In: Historisches Lexikon Wien. Band 2, Kremayr & Scheriau, Wien 1993, ISBN 3-218-00544-2, S. 106 (Digitalisat).