Veszelyit

seltenes Mineral, wasserhaltiges Kupfer-Zink-Phosphat mit zusätzlichen Hydroxidionen

Veszelyit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung (Cu,Zn)2[6]Zn[4][(OH)3|PO4]·2H2O[2] und ist damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Kupfer-Zink-Phosphat mit zusätzlichen Hydroxidionen. Da das Kupfer in der Verbindung teilweise durch Zink ersetzt (substituiert) sein kann, wird dies mit einer runden Klammer um die beiden Elemente verdeutlicht.

Veszelyit
Veszelyitkristall aus der Black Pine Mine, Flint Creek Valley, John Long Mts, Philipsburg, Granite County, Montana, USA (Größe: 2,2 cm × 1,4 cm × 1,1 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Vsz[1]

Chemische Formel (Cu,Zn)2[6]Zn[4][(OH)3|PO4]·2H2O[2]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Phosphate, Arsenate und Vanadate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VII/D.10
VII/D.19-030

8.DA.30
42.02.03.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m[3]
Raumgruppe P21/a (Nr. 14, Stellung 3)Vorlage:Raumgruppe/14.3[2]
Gitterparameter a = 9,83 Å; b = 10,22 Å; c = 7,53 Å
β = 103,2°[2]
Formeleinheiten Z = 4[2]
Häufige Kristallflächen {100}, {011}, {001}, {110}, {111}, {121}[4]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3,5 bis 4
Dichte (g/cm3) gemessen: 3,4(1); berechnet: 3,42[4]
Spaltbarkeit gut nach {001} und {110}[4]
Farbe grünlichblau bis dunkelblau
Strichfarbe blau[5]
Transparenz durchscheinend
Glanz Glasglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,618 bis 1,640[6]
nβ = 1,622 bis 1,658[6]
nγ = 1,658 bis 1,695[6]
Doppelbrechung δ = 0,040 bis 0,055[6]
Optischer Charakter zweiachsig positiv
Achsenwinkel 2V = 35 bis 71° (gemessen); 38 bis 72° (berechnet)[6]
Pleochroismus schwach: Z = blau; X = grünlichblau[6]

Veszelyit entwickelt dicktafelige bis kurzprismatische, pseudo-oktaedrische Kristalle, kommt aber auch in Form körniger Mineral-Aggregate und rindenartiger Krusten vor. Die durchscheinenden Kristalle sind von grünlichblauer bis dunkelblauer Farbe und weisen auf den Oberflächen einen glasähnlichen Glanz auf.

Mit einer Mohshärte von 3,5 bis 4 gehört Veszelyit zu den mittelharten Mineralen, die sich ähnlich wie die Referenzminerale Calcit (Mohshärte 3) und Fluorit (Mohshärte 4) leicht mit einem Taschenmesser ritzen lassen.

Etymologie und Geschichte Bearbeiten

 
Blaugrüner Veszelyit aus der Typlokalität Ocna de Fier, Rumänien (Gesamtgröße 11,2 cm × 8,3 cm × 4,0 cm)

Erstmals entdeckt wurde Veszelyit in der Umgebung von Ocna de Fier nahe Morawitz (Morawicza) in der historischen Region Banat im heutigen Staat Rumänien und beschrieben 1874 durch Albrecht Schrauf (1837–1897), der das Mineral nach seinem Entdecker, dem ungarischen Bergbauingenieur A. Veszeli (1820–1888) benannte.

Klassifikation Bearbeiten

Bereits in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Veszelyit zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort zur Abteilung „Wasserhaltige Phosphate, Arsenate und Vanadate mit fremden Anionen“, wo er zusammen mit Delvauxit als Namensgeber die „Delvauxit-Veszelyit-Gruppe (mit 3 OH pro RO4)“ mit der System-Nr. VII/D.10 und den weiteren Mitgliedern Bolivarit, Liskeardit und Rusakovit sowie dem inzwischen diskreditierten Haemafibrit (auch Hämafibrit) bildete.

Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[7] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Veszelyit ebenfalls in die Abteilung der „Phosphate usw. mit zusätzlichen Anionen; mit H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen, sodass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit kleinen (und gelegentlich größeren) Kationen“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 8.DA.30 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Veszelyit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserhaltigen Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 42.02.03 innerhalb der Unterabteilung „Wasserhaltige Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (AB)3(XO4)Zq × x(H2O)“ zu finden.

Kristallstruktur Bearbeiten

Veszelyit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21/a (Raumgruppen-Nr. 14, Stellung 3)Vorlage:Raumgruppe/14.3 mit den Gitterparametern a = 9,83 Å; b = 10,22 Å; c = 7,53 Å und β = 103,2° sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]

Bildung und Fundorte Bearbeiten

 
Dunkelblaue Veszelyitkruste, überzogen von hellblauem Hemimorphit aus dem Laochang-Erzfeld, Gejiu, Autonomer Bezirk Honghe, Yunnan, China (Gesamtgröße 5,5 cm × 3,6 cm × 1,8 cm)

Veszelyit bildet sich als seltenes Sekundärmineral in der Oxidationszone von Kupfer-Zink-Lagerstätten. Als Begleitminerale können unter anderem Aurichalcit, Brochantit, Hemimorphit, Kipushit, Libethenit, Malachit, Pseudomalachit, Pyromorphit, Quarz und Vauquelinit auftreten.

Als seltene Mineralbildung konnte Veszelyit nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher (Stand 2014) rund 20 Fundorte als bekannt gelten.[8] Seine Typlokalität Ocna de Fier ist dabei der bisher einzige bekannte Fundort in Rumänien.

Bekannt aufgrund außergewöhnlicher Veszelyitfunde ist unter anderem die Black-Pine-Mine bei Philipsburg im US-Bundesstaat Montana, wo Kristalle von bis zu fünf Zentimeter Länge zutage traten.[9]

Weitere bisher bekannte Fundorte sind unter anderem die Mi-Fiel-Rosita-Mine nahe Vallenar in der chilenischen Región de Atacama, das Laochang-Erzfeld bei Gejiu in der chinesischen Provinz Yunnan, die Kipushi-Mine in der Demokratischen Republik Kongo, die antiken Schlackenhalden bei Lavrio in der griechischen Region Attika, Villaputzu auf der zu Italien gehörenden Insel Sardinien, mehrere Orte auf der japanischen Insel Honshū, die Esperanza-Mine bei Zacapoaxtla im mexikanischen Bundesstaat Puebla, die Kabwe Mine (Broken Hill Mine) in Sambia, die Sanyati-Mine in Simbabwe, Wanlockhead in Schottland (Vereinigtes Königreich) sowie Ahmeek (Keweenaw County) in Michigan, Black Pine Ridge (Granite County) in Montana und die Bristol-Silbermine nahe Bristol und Jackrabbit (Lincoln County) in Nevada in den Vereinigten Staaten von Amerika.[10]

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • A. Schrauf: Untersuchung eines neuen Minerals, genannt Veszelyit. In: Anzeiger der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Band 11, 1874, S. 135–137 (rruff.info [PDF; 251 kB; abgerufen am 29. November 2022]).
  • S. Ghose, S. R. Leo, C. Wan: Structural chemistry of copper and zinc minerals. Part I. Veszelyite, (Cu,Zn)2ZnPO4(OH)3·2H2O: a novel type of sheet structure and crystal chemistry of copper-zinc substitution. In: American Mineralogist. Band 59, 1974, S. 573–581 (rruff.info [PDF; 1,2 MB; abgerufen am 29. November 2022]).
  • Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 650 (Erstausgabe: 1891).
  • Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 647.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Veszelyite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 494 (englisch).
  3. David Barthelmy: Veszelyite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 29. November 2022 (englisch).
  4. a b c Veszelyite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 65 kB; abgerufen am 9. Januar 2018]).
  5. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  6. a b c d e f Veszelyite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 29. November 2022 (englisch).
  7. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 29. November 2022 (englisch).
  8. Localities for Veszelyite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 29. November 2022 (englisch).
  9. Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie (= Dörfler Natur). Edition Dörfler im Nebel-Verlag, Eggolsheim 2002, ISBN 978-3-89555-076-8, S. 185.
  10. Fundortliste für Veszelyit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 29. November 2022.