Ulrich Kraus

deutscher Hochschulprofessor und Tonmeister

Ulrich Kraus (* 15. Dezember 1940 in Tübingen; † 3. November 2020 in Walchstadt am Wörthsee) war ein deutscher Tonmeister und Hochschullehrer.[1]

Ulrich Kraus, 2018

Leben und Wirken

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Ulrich Kraus war ein Enkel des Tenors Ernst Kraus und Neffe des Dirigenten und Generalmusikdirektors Richard Kraus. In den Wirren der letzten Kriegsjahre kam er als Halbwaise über Stationen in Berlin und der Schweiz in das Internat der Regensburger Domspatzen und verlor kurz darauf auch seine Mutter. In der Ära von Theobald Schrems übernahm er zahlreiche Solopartien als Knabensopran. So sang er beispielsweise 1954 die Rolle der Gretel in Humperdincks Oper Hänsel und Gretel in Aufführungen in Regensburg und München.[2] 1955 spielte er die Hauptrolle in dem Spiel- und Dokumentarfilm Die Regensburger Domspatzen – Du bist nicht allein.[3] Nach dem Stimmbruch interessierte sich Kraus noch während seiner Zeit bei den Domspatzen für die aufkommende Tonaufnahmetechnik. Mit Unterstützung seines Mentors Franz Lehrndorfer[4] konnte er so bereits damals Tondokumente der Regensburger Domspatzen für die Nachwelt erhalten und legte gleichzeitig den Grundstein für seinen weiteren Werdegang.[5]

Nach dem Abitur absolvierte Kraus die Tonmeisterschule in Nürnberg und ab 1962 ein Studium der Kirchenmusik an der Musikhochschule München,[5] wo er anschließend insgesamt 39 Jahre lang im Lehrkörper und als Professor in den Bereichen Akustik sowie als Verantwortlicher für das Seminar für Funk und Fernsehen tätig war.[5][6]

Gleichzeitig war Kraus als fest angestellter Tonmeister beim Bayerischen Rundfunk tätig.[5] Für Lorin Maazel richtete Kraus im Münchner Herkulessaal das erste digitale Tonstudio Deutschlands ein.[7] In den frühen 1980er Jahren realisierte er für den Bayerischen Rundfunk im Tonstudio der Musikhochschule die ersten Digitalaufnahmen, noch bevor der BR selbst über die entsprechende Technik hierzu verfügte.[5] Er wirkte unter anderem bei Produktionen wie den Carl-Orff-Sprechplatten, allen Aufnahmen der Gruppe Between,[8] der Ligeti-Streichquartette, sowie der meisten CDs von Wilfried Hiller und Enjott Schneider mit.[9][10]

Nach seiner Emeritierung Ende 2005[5] betrieb Kraus in seinem Haus in Walchstadt am Wörthsee bis zu seinem Tod weiterhin ein freiberufliches Tonstudio, in dem ebenfalls zahlreiche Produktionen entstanden.[11] Dabei arbeitete er mit zahlreichen renommierten Musikern und Komponisten zusammen, die ihn als Tonmeister und Produzenten wertschätzten, so zum Beispiel der Pianist Roger Woodward.[12][13]

Kraus starb unerwartet am 3. November 2020 in seinem Haus in Walchstadt am Wörthsee.[7]

Hörspiele

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Literatur

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  • Ulrich Kraus: Vom Band zum Bit – 48 Jahre Tonstudio. In: Jahresbericht der Hochschule für Musik und Theater München zum Studienjahr 2005/2006. S. 88–114. Online
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Einzelnachweise

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  1. Franz Lehrndorfer: Prof. Ulrich Kraus gestorben. Abgerufen am 23. November 2020.
  2. Regensburger Domspatzen unter der Leitung von Theobald Schrems - Tondokumente 6: Engelbert Humperdinck Hänsel und Gretel. Abgerufen am 2. Januar 2021.
  3. Luis Münch: Domspatzen kehren ins Kino zurück. In: mittelbayerische.de. 20. Oktober 2019, abgerufen am 24. November 2020.
  4. Franz Lehrndorfer Obituary. Abgerufen am 23. November 2020.
  5. a b c d e f Jahresbericht der Hochschule für Musik und Theater München zum Studienjahr 2005/2006 (S. 16; S. 88-114). In: Hochschule für Musik und Theater München. Abgerufen am 23. November 2020.
  6. Technische Ausstattung des Tonstudios. In: Hochschule für Musik und Theater München. Abgerufen am 23. November 2020.
  7. a b Ulrich Kraus verstorben. In: Neue Musikzeitung, Personalia 2020/12 Ausgabe: 12/20. Abgerufen am 10. Dezember 2020.
  8. Kreativkraftwerk in personam | Ausgabe: 7/17 | nmz - neue musikzeitung. Abgerufen am 23. November 2020.
  9. Ulrich Kraus. In: allmusic.com. Abgerufen am 23. November 2020 (englisch).
  10. Ulrich Kraus. Abgerufen am 23. November 2020.
  11. Tonstudio Ulrich Kraus. In: discogs.com. Abgerufen am 23. November 2020.
  12. celestial harmonies: Bach für das 21. Jahrhundert. Woodward reüssiert mit dem aufregendsten Bach seit Glenn Gould. In: harmonies.com. Abgerufen am 23. November 2020.
  13. Musik an sich - Reviews: Chopin, F. (Woodward) Nocturnes (Gesamtaufnahme). musikansich.de, abgerufen am 3. Dezember 2020.