Steven G. Bradbury

amerikanischer Anwalt

Steven G. Bradbury (* 1958 in Portland, Oregon) ist ein US-amerikanischer Jurist und war während der zweiten Amtszeit von George W. Bush von 2005 bis 2009 stellvertretender Leiter des Office of Legal Counsel im Justizministerium der Vereinigten Staaten. Weil die Leitungsposition den Großteil der Zeit nicht besetzt war, amtierte er als Leiter dieser Abteilung für Rechtsberatung des Justizministers, die auch direkt für den Präsidenten und andere Behörden tätig sein kann. Während seiner Amtszeit schrieb er mehrere Rechtsgutachten, die Folter bzw. sog. „erweiterte Verhörmethoden(enhanced interrogation techniques) gegen mutmaßliche Terroristen absegneten.[1] Seine Ernennung zum Assistant Attorney General durch George W. Bush scheiterte aufgrund fehlender Zustimmung des Senats.[1]

Offizielles Porträt von Steven G. Bradbury (2017)

Von Juli 2009 bis Juni 2017 war er Partner der Anwaltskanzlei Dechert LLP in Washington, D.C.[2][3] Im Juni 2017 wurde er von US-Präsident Donald Trump zum General Counsel (Leiter der Rechtsabteilung) des Verkehrsministeriums der Vereinigten Staaten ernannt.[4]

Leben Bearbeiten

Bradbury wuchs als jüngstes von vier Kindern auf; sein Vater starb, als er elf Monate alt war.[5] Er studierte an der Stanford University und machte einen Abschluss in Jura (J.D.) an der University of Michigan Law School.

Politik Bearbeiten

Im April 2004 wurde er zum Principal Deputy Assistant Attorney General ernannt, ab 2005 war er stellvertretender Assistent des Attorney General. Seine Beförderung zum Assistenten des Attorney General wurde vom Senate Committee on the Judiciary befürwortet, die Zustimmung des Senats wurde jedoch von vier Demokraten wegen der von ihm zugelassenen Foltermethoden[6] und „unbeantworteter Fragen bezüglich seiner Mitwirkung an NSA-Überwachungsprogrammen“ blockiert.[7][8]

Auf Anfrage der CIA schrieb Bradbury Mai 2005 mehrere geheime Rechtsgutachten, die Folter sehr eng definierten.[9] Laut dieser Gutachten waren mehrere „erweiterte Verhörmethoden“ zulässig, darunter Waterboarding,[10] Stresspositionen, Schläge,[11][9] extreme Kälte,[1][12] Übergießen von Gefangenen mit kaltem Wasser[10] und bis zu 180 Stunden Schlafentzug (7½ Tage).[10][13][14][7][15] Die kombinierte Anwendung der Verhörmethoden sei auch zulässig.[16]

In Bezug auf Hamdan v. Rumsfeld, eine Entscheidung des Obersten Gerichtshofes der Vereinigten Staaten im Jahre 2006, beschrieb Bradbury die Teile der Genfer Konventionen, die Folter verbieten, als „hoffnungslos vage“[17] und befürwortete die Zulassung von Informationen als Beweis bei Militärkommissionen, auch wenn sie durch Folter gewonnen worden waren.[18][19]

Bradbury fertigte 2007 ein weiteres Gutachten, um die zulässigen Verhörmethoden mit kürzlich verabschiedeten Gesetzen (u. a. dem Detainee Treatment Act und dem Military Commissions Act) für vereinbar zu erklären. Ohne die bereits gebilligten Methoden zurückzuweisen, rechtfertigte dieses Gutachten eine begrenzte Anzahl an Verhörmethoden, u. a. Nahrungsentzug mit nicht weniger als 1000 kcal (4184 kJ) am Tag, bis zu vier Tage Schlafentzug durch erzwungenes Stehen und Schläge.[20][21]

Während der Amtszeit von Barack Obama wies Bradburys Nachfolger David J. Barron vier Gutachten bezüglich der Verhörmethoden der CIA zurück, darunter drei von Bradbury.[22][11]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c Philip Shenon, Eric Lichtblau: Justice Nomination Seen as Snub to Democrats. In: The New York Times. 24. Januar 2008 (Online [abgerufen am 28. Dezember 2015]).
  2. Steven G. Bradbury. Dechert, archiviert vom Original am 27. Dezember 2015; abgerufen am 26. Dezember 2015.
  3. Gina Passarella: DOJ Lawyer Who Argued Legality of Waterboarding Scores BigLaw Partnership. The Legal Intelligencer, 13. Juli 2009, archiviert vom Original am 14. Oktober 2017; abgerufen am 28. Dezember 2015.
  4. Rebecca Morin: 'Torture memo' author nominated for Trump administration post. In: Politico. 5. Juni 2017 (Online [abgerufen am 6. Juni 2017]).
  5. Scott Shane, David Johnston, James Risen: Secret U.S. Endorsement of Severe Interrogations. In: The New York Times. 4. Oktober 2007, abgerufen am 26. Dezember 2015.
  6. Scott Shane: U.S. struggles with taint of torture. In: The New York Times. 29. Oktober 2007 (Online [abgerufen am 28. August 2016]).
  7. a b Satyam Khanna: Durbin, Feingold, Kennedy Demand Bush Withdraw Nominee For DOJ Office Of Legal Counsel. In: ThinkProgress. 16. Oktober 2007, abgerufen am 26. Dezember 2015.
  8. Webb opens, closes vacant Senate session. CNN, 26. Dezember 2007, abgerufen am 18. Februar 2021.
  9. a b Mark Mazzetti, Scott Shane: Interrogation Memos Detail Harsh Tactics by the C.I.A. In: The New York Times. 16. April 2009, abgerufen am 17. April 2009.
  10. a b c Mark Benjamin: Waterboarding for dummies. 9. März 2010;: „Principal Deputy Assistant Attorney General Steven Bradbury wrote in a May 10, 2005, memo authorizing continued use of waterboarding“
  11. a b Greg Miller, Josh Meyer: Obama assures intelligence officials they won't be prosecuted over interrogations. In: Los Angeles Times. 17. April 2009 (Online [abgerufen am 10. Juli 2016]).
  12. Geheime Gefängnisse. In: Süddeutsche Zeitung. 17. Mai 2010, abgerufen am 16. Oktober 2016.
  13. Steven G. Bradbury: Memorandum for John Rizzo. ACLU, 10. Mai 2005, archiviert vom Original am 6. November 2011; abgerufen am 24. Oktober 2011.
  14. Steven G. Bradbury: Memorandum for John Rizzo. ACLU, 10. Mai 2005, archiviert vom Original am 12. August 2011; abgerufen am 24. Oktober 2011.
  15. Steven G. Bradbury: Memorandum for John Rizzo. ACLU, 30. Mai 2005, archiviert vom Original am 12. August 2011; abgerufen am 24. Oktober 2011.
  16. Charlie Savage: Election to Decide Future Interrogation Methods in Terrorism Cases. In: The New York Times. 27. September 2012 (Online [abgerufen am 28. August 2016]).
  17. Steven G. Bradbury: Ask the White House. In: WhiteHouse.gov. 18. September 2006, abgerufen am 28. August 2016: „But other provisions of Common Article 3 are hopelessly vague and subject to almost unlimited interpretation – such as its prohibition on “outrages upon person dignity, in particular, humiliating and degrading treatment”.“
  18. John Diamond, Joan Biskupic: Geneva Conventions cover Gitmo detainees. In: USA Today. 11. Juli 2006 (Online [abgerufen am 28. Dezember 2015]).
  19. Kate Zernike: White House Prods Congress to Curb Detainee Rights. In: The New York Times. 13. Juli 2006 (Online [abgerufen am 10. Juli 2016]).
  20. Steven G. Bradbury: Memorandum for John A. Rizzo Acting General Counsel, Central Intelligence Agency – Re: Application of the War Crimes Act, the Detainee Treatment Act, and Common Article 3 of the Geneva Conventions to Certain Techniques that May Be Used by the CIA in the Interrogation of High Value al Qaeda Detainees. United States Department of Justice, 3. September 2009, abgerufen am 18. Februar 2021.
  21. Daphne Eviatar: Memos Suggest Legal Cherry-Picking in Justifying Torture: DOJ Lawyers' Analysis Changed Little Despite New Legal Backdrop. In: Washington Independent. 27. August 2009, archiviert vom Original am 29. August 2009; abgerufen am 28. Dezember 2015.
  22. David J. Barron: Withdrawl of Office of Legal Counsel CIA Interrogation Opinions. In: washingtonpost.com. Office of Legal Counsel, 15. April 2009, abgerufen am 10. Juli 2016: „Four previous opinions of the Office of Legal Counsel concerning interrogations by the Central Intelligence Agency are withdrawn and no longer represent the views of the Office.“