Stadtarchiv Goslar

Archiv in Niedersachsen

Das Stadtarchiv Goslar ist das städtische Archiv von Goslar und weist eine lange Geschichte auf.

Geschichte

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Das 14. Jahrhundert war eine Blütezeit für die Stadt. Das Schriftgut der Stadt wuchs so stark an, dass der Überblick verloren zu gehen drohte. Der Rat der Stadt beauftragte deshalb den Stadtschreiber, Nikolaus Rorberg, ein Verzeichnis des vorhandenen Schriftguts zu erstellen. Dieses „Archivregister“ datiert in das Jahr 1399 und listet die etwa 400 damals vorhandenen Urkunden auf, die sich in städtischem Besitz befanden. Sie wurden in der Marktkirche in Holztruhen verwahrt. Von den damals verzeichneten Schriftstücken sind die meisten noch erhalten.[1] Die älteste erhaltene Urkunde stammt von Kaiser Friedrich Barbarossa und aus dem Jahr 1188.

Das Archiv befand sich bis etwa 1500 in der Marktkirche, als es in das neu erbaute Goslarer Rathaus umzog. Der Rechtsstreit zwischen der Stadt Goslar und den Herzögen von Braunschweig-Wolfenbüttel in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts brachte dem Archiv einen weiteren großen Aktenzuwachs.

1630 erfolgte eine Neuverzeichnung der Akten in einem Archivregister, dem „Catalogus archivi Goslariensis“. Dieser Katalog enthielt nicht nur städtisches Schriftgut, sondern auch die Unterlagen der im Zuge der Reformation 1528 aufgehobenen Kirchen, Klöster und Bruderschaften.

Der Niedergang der Stadt nach dem Riechenberger Vertrag hatte auch einen Bedeutungsverlust des Archives zur Folge. Im 18. Jahrhundert beauftragte der Rat der Stadt den Bürgermeister mit dem Verkauf von Teilen des Archivs. 1841 bis 1904 wurde es aus Platzmangel im Rathaus erneut in der Marktkirche untergebracht. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts fanden umfangreiche Verzeichnungsarbeiten statt. Von 1886 an betreute Gymnasialprofessor Uvo Hölscher das Archiv ehrenamtlich. Ab 1891 gab es eine erste Benutzungsordnung und tägliche Öffnungszeiten – das Archiv wurde als Quelle historischer Forschung zunehmend wahrgenommen. Es zog in das Hintergebäude des Hauses Marktstraße 1, dem ein eigenes Magazin angebaut wurde.

Ab 1921 gab es eine hauptamtliche Stelle für einen Stadtarchivar. Im Zweiten Weltkrieg war das Archiv in einen Stollen des Bergwerks Bergwerks Rammelsberg ausgelagert, so dass die Kriegsverluste unwesentlich sind. 1962 bezog das Archiv eine Etage in der Zehntstraße 24, ab 1995 nutzte es das gesamte Gebäude. Als die Räume dort nicht mehr ausreichten, wurden Teile der Bestände ausgelagert.[2]

2022/23 zog das Stadtarchiv in ein neues Domizil, den Goslarer Kulturmarktplatz (KUMA – Am Museumsufer 2), ein.[3] Dazu wurde eine ehemalige Schule umgebaut. Das Archiv befindet sich so in unmittelbarer Nähe zu Stadtbibliothek, dem Goslarer Museum und der städtischen Kulturverwaltung.

Bestände

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Das Stadtarchiv ist für das gesamte Schriftgut der Stadt Goslar zuständig, das auf Dauer aufbewahrt werden muss. Es dient der Rechtssicherung der Stadt und der wissenschaftlichen Nutzung. Die Bestände umfassen umfassen 5,5 km Archivalien.[4] Dies ist das Archivmaterial der historischen Kernstadt sowie die Unterlagen der eingemeindeten Orte Oker, Hahnenklee-Bockswiese, Hahndorf und Jerstedt.

Das Material besteht aus etwa 6.500 Urkunden aus den Jahren 937–1797, Kopialbüchern von Stadt, Domstift, Petersbergstift und Stift Neuwerk. Weiter werden im Archiv die Rats- und Gerichtsprotokolle der Stadt und Kirchenbücher aufbewahrt. Das Archiv betreut auch die Marktkirchenbibliothek.

Aus der Zeit Goslars als Reichsstadt gibt es Gerichtsakten, Reichstagsakten Gilde- und Gewerbesachen, Rechnungen und Rechnungsbelege aus der Zeit ab 1281. Darüber hinaus wird hier das städtische Schriftgut aus der nachfolgenden Zeit bis in die Gegenwart bewahrt.

Sammlungen sind: Nachlässe Goslarer Persönlichkeiten, Familien, Firmen und Vereine, Bilder und Fotos (auch Dias und Glasplatten) zur Zeitgeschichte, Bau- und Kunstdenkmälern, Personen und eine Ansichtskartensammlung. Weiter Karten und Pläne, Zeitungen, Amtsblätter und eine Plakatsammlung.[5]

Sonstiges

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Der Verein pro stadtarchiv goslar e.V. ging 2007 aus einer etwa 10 Jahre zuvor gegründeten „Initiative Pro Stadtarchiv“ hervor und verfolgt das Ziel, die Arbeit des Stadtarchivs zu unterstützen.[6]

Literatur

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  • Pro stadtarchiv goslar e.V. (Hg.): Stadtarchiv Goslar – das Gedächtnis der Stadt. Orte, Aufgaben, Bestände. Pro Stadtarchiv Goslar e.V., Goslar 2023.
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Einzelnachweise

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  1. Stadtarchiv Goslar nun auch ganz offiziell eröffnet. In: Regional heute vom 22. Mai 2023; abgerufen am 10. Juni 2024.
  2. Archivgeschichte auf der Homepage des Stadtarchivs Goslar; abgerufen am 10. Juni 2024.
  3. Stadtarchiv Goslar nun auch ganz offiziell eröffnet. In: Regional heute vom 22. Mai 2023; abgerufen am 10. Juni 2024.
  4. Stadtarchiv Goslar nun auch ganz offiziell eröffnet. In: Regional heute vom 22. Mai 2023; abgerufen am 10. Juni 2024.
  5. Archivbestände; abgerufen am 10. Juni 2024.
  6. Homepage von pro stadtarchiv goslar e.V.; abgerufen am 10. Juni 2024.

Koordinaten: 51° 54′ 28,8″ N, 10° 25′ 20″ O