Soy Nero

Film von Rafi Pitts (2016)

Soy Nero (aus dem Spanischen Ich bin Nero) ist ein Filmdrama von Rafi Pitts, das am 16. Februar 2016 im Rahmen der Internationalen Filmfestspiele Berlin seine Premiere feierte und ab 10. November 2016 in ausgewählten deutschen Kinos vorgestellt wird. Der Film basiert auf den Erlebnissen des Mexikaners Daniel Torres, der im Irakkrieg diente und danach wieder nach Tijuana deportiert wurde.[2]

Film
Titel Soy Nero
Produktionsland Deutschland, Frankreich, Mexiko
Originalsprache Spanisch, Englisch
Erscheinungsjahr 2016
Länge 117 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Rafi Pitts
Drehbuch Rafi Pitts,
Razvan Radulescu
Produktion Rita Dagher,
Martin Hampel,
Thanassis Karathanos
Musik Rhys Chatham
Kamera Christos Karamanis
Schnitt Danielle Anezin
Besetzung

Handlung

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In einer Silvesternacht steigt Nero über einen Grenzzaun von Mexiko in die USA, als die US-Grenzpatrouillen gerade auf das Feuerwerk achtet. Dort will er Soldat werden, um vom Dream Act profitieren und so in den USA leben zu können. Nero wurde bereits zuvor mehrere Male als Immigrant wieder zurück nach Mexiko abgeschoben. Nach der gelungenen Grenzüberschreitung besucht er seinen Bruder Jesus in Beverly Hills, der als Angestellter eines Nobelanwesens arbeitet. Er bekommt dessen Ausweis und schreibt sich in die Armee ein, um als Green Card Soldier nach einem zweijährigen Militärdienst die amerikanische Staatsbürgerschaft annehmen zu dürfen, denn wer sich bereit erklärt, für die USA in den Krieg gegen den Terror zu ziehen, dem wird nach dem Einsatz der Erhalt der ersehnten Green Card in Aussicht gestellt. Bald findet sich Nero irgendwo im Irak wieder, wo er als Soldat einer kleinen Einheit dient. Er bewacht einen Kontrollposten, der schließlich Ziel eines Bombenanschlags ist. Nero flieht mit den anderen Soldaten und bleibt nach einem Schusswechsel als einziger am Leben. Als er schließlich auf eine US-Patrouille trifft, wird er von dieser festgenommen und anschließend wieder in der Wüste freigesetzt, da er sich nicht ausweisen kann.

Hintergrund

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Der Film basiert auf den Erlebnissen des Mexikaners Daniel Torres, der im Irakkrieg diente. Torres kam als Kind illegal mit seiner Familie in die USA, meldete sich 2007 bei den Marines und wurde daraufhin in den Irak geschickt. Torres wollte nach eigenen Aussagen nicht wie alle anderen Mexikaner illegal in den Vereinigten Staaten leben. Während eines Trainings verlor Torres allerdings seine Brieftasche, und als er neue Ausweispapiere beantragte, wurde entdeckt, dass er bei seiner Bewerbung beim Militär eine falsche Geburtsurkunde vorgezeigt hatte, wodurch seine Green Card nicht mehr gewährt werden und er auch nicht mehr auf legalem Wege zu seiner Familien in den USA zurückkehren konnte.[3] Allerdings wurde Torres nicht unehrenhaft, sondern mit einem general discharge aus der Armee entlassen, was er seinem Vorgesetzten zu verdanken hatte, der sich für ihn starkmachte. Weil Torres im Irak verletzt wurde und er nicht mehr diensttauglich war, wurde ihm hierdurch im als The Bunker bezeichneten Deported Veterans Support House in Tijuana Unterkunft gewährt. Torres arbeitet nunmehr tagsüber als Rechtsanwaltsgehilfe und besucht abends eine juristische Fakultät.[4]

Von den 54 Millionen Hispanics, die die größte Minderheit in den Vereinigten Staaten sind, waren im Jahr 2013 alleine 34,5 Millionen mexikanischer Herkunft.[5][6] Schätzungen über die illegalen Einwanderer schwanken zwischen 7 und 20 Millionen.[7] Jedes Jahr überqueren Hunderttausende illegal die Südgrenze der Vereinigten Staaten, darunter viele teils unbegleitete Minderjährige.

Produktion

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Regisseur und Dreh­buch­autor Rafi Pitts (2010)

Stab und Besetzung

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Der aus dem Iran stammende Regisseur Rafi Pitts, der hier zuvor mit It’s Winter Time und The Hunter bereits zwei Mal im Wettbewerb der Berlinale konkurrierte, aber nunmehr Drehverbot in seinem Heimatland hat[8], stellte seinen neusten Film 2016 im Rahmen des Filmfestivals vor.[9] Daniel Torres beriet den Regisseur bei seinem Filmprojekt.[2] Zu seiner konkreten Motivation, sich mit dem Überwinden von Grenzen zu beschäftigten, sagte Pitts: Ich mag keine Mauern. Ich denke, Menschen brauchen keine Mauern. Das schafft nur Wut und es verhindert auch nichts. Man kann immer wieder Zäune oder Mauern überwinden. Und so kämpfe ich dagegen.[10] Das Drehbuch zum Film schrieb Pitts gemeinsam mit Razvan Radulescu.

Die Rolle des Protagonisten Nero übernahm der US-amerikanische Sänger und Schauspieler Johnny Ortiz. Auch der US-Amerikaner Khleo Thomas, der im Film seinen Kameraden Mohammed verkörpert, ist Schauspieler und Rapper. Die ebenfalls US-amerikanischen Schauspieler Rory Cochrane, Michael J. Harney und Alex Frost besetzten die Rollen von Seymour, Sergeant McCloud und des Beverly Hills Police Officers, der englische Schauspieler Aml Ameen die von Bronx. Ian Casselberry, der im Film Neros Bruder Jesus spielt, hatte in der Vergangenheit vielfach Rollen von Hispanics übernommen.[11]

Dreharbeiten und Finanzierung

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Der Film wurde an den Originalschauplätzen im Nordwesten von Mexiko gedreht, so in den Städten Tijuana und Mexicali im Bundesstaat Baja California und in den angrenzenden Wüsten. Die Stadt liegt unmittelbar an der Grenze zu den USA, nur wenige Kilometer südlich von San Diego. Diese Orte dienten im Film auch dem Mittleren Osten als Kulisse. Weitere Aufnahmen wurden in Palm Springs und in Los Angeles gemacht. Die Aufnahmen erfolgten auf 35-mm-Film.[12][13]

Der Film wurde unter anderem von der Filmförderungsanstalt (FFA) und dem Medienboard Berlin-Brandenburg gefördert.

Veröffentlichung

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Der Film feierte am 16. Februar 2016 im Rahmen der Internationalen Filmfestspiele Berlin seine Premiere.[14] Im August 2016 wurde der Film beim Internationalen Filmfestival von Locarno und am 16. Oktober 2016 beim Miami Film Festival vorgestellt.[15] Am 10. November 2016 kam der Film offiziell in ausgewählte deutsche Kinos.[16] Ein Kinostart in den USA erfolgte am 29. September 2017. Die Erstausstrahlung im deutschen Free-TV soll am 12. November 2018 auf Arte erfolgen.

Rezeption

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Altersfreigabe

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In Deutschland ist der Film FSK 12. In der Freigabebegründung heißt es: „Der insgesamt ruhig und episodenhaft erzählte Film enthält vor allem gegen Ende einige intensive Kriegsszenen, bei denen Menschen zu Tode kommen. Diese Szenen wirken jedoch nicht reißerisch und sind nicht selbstzweckhaft ausgespielt, so dass Kinder ab 12 Jahren davon nicht überfordert werden. Auch sind Kinder ab 12 Jahren bereits in der Lage, die Kriegsszenen in den Kontext der sozialkritischen Gesamthandlung einzuordnen, zu hinterfragen und zu verarbeiten.“[17]

Kritiken

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Patrick Wellinski von Deutschlandradio Kultur findet den Ansatz des Films honorig und schätzt das Vorhaben des Regisseurs, wobei er die Ruhe in Pitts' Erzählweise als größten Triumph des Films bezeichnet. Allerdings leide der Film unter zu groben und sehr plakativen Gegenüberstellungen.[18] Carsten Beyer vom RBB Kulturradio beschreibt, der Regisseur konzentriere sich lieber auf einzelne kammerspielartige Episoden, was seiner Ansicht nach durchaus seinen Reiz hat, besonders in dem Moment, in dem mexikanische und amerikanische Jugendliche über den Grenzzaun Volleyball spielen. Beyer bezeichnet Soy Nero als eine moderne Version des Märchens vom Hans im Glück mit dramaturgischen Schwächen und resümiert, dem Film fehle es an Dichte: Anstatt sich dem Schicksal seines Protagonisten zu widmen, verliert sich Pitts in der Betrachtung von Freaks und Outcasts, die diesen auf seinem Weg begleiten. Da versöhnt auch das Ende nicht wirklich, bei dem sich der Kreis zum Beginn der Odyssee scheinbar wieder schließt.[19] Auch Andreas Fanizadeh von der taz meint: Das Thema von Pitts ist gut gewählt, aber filmisch vermisst man die frühere Klasse. Den Figuren in 'Soy Nero' mangelt es an Tiefe, Szenen, und Bilder von Grenzzaun, Los Angeles oder Wüstenkrieg wirken klischiert, sind ohne wirklich eigene Erzählung.[20]

 
Aml Ameen und Darrell Britt-Gibson bei der Vorstellung des Films beim Miami International Film Festival

Ein Film-Blogger von filmosophie.com kritisiert zudem die Verbindung der Handlungsstränge und -orte, die nur lose durch den Protagonisten Nero in einen Zusammenhang gebracht werden: Die Kamera folgt ihm auf seinen verschlungenen Wegen und lässt das Drama erzählerisch nach dem Prinzip eines Roadmovies funktionieren; eine Station nach der anderen. Der entscheidende Unterschied ist, dass hier nicht der Weg das Ziel ist, sondern für den Protagonisten lediglich Mittel zum Zweck. Und so wirken im Nachhinein die einzelnen Phasen des Films etwas lieb- und zusammenhanglos. Zudem mache es sich Pitts, trotz ergreifender Momente und zunehmender Sympathie für den Protagonisten, manchmal ein wenig einfach, wenn es darum geht, seiner eigenen Position zuzuarbeiten.[21]

Wolfgang Höbel vom Spiegel beschreibt Soy Nero als einen Propagandafilm, der ziemlich leicht zu begreifen sei, denn er prangere die reale Ausweisungspraxis der US-Behörden gegenüber mexikanischen Migranten an. Dies sei, so Höbel, eine tatsächliche Praxis, bei der die US Army junge, bereits im Land lebende illegale Mexikaner mit einem immer wieder gebrochenen Versprechen zum Waffendienst locke, dass sie nach ihrer Rückkehr mit einer Green Card entlohnt würden. Im Auseinanderklaffen der drei Erzählebenen im Film sieht Höbel einen Versuch ein Himmel-und-Hölle-Universum darzustellen, in dem der Spaß der Einen nur durch das Unglück der Anderen zu haben sei, worin die tiefere Wahrheit des Films liege.[22]

Auszeichnungen (Auswahl)

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Internationale Filmfestspiele Berlin 2016

  • Nominierung für den Goldenen Bären (Rafi Pitts)
  • Nominierung für den Amnesty International Film Prize[23]

Bucharest International Film Festival 2016

  • Auszeichnung als Bester Film (Rafi Pitts)
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Commons: Soy Nero – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Freigabebescheinigung für Soy Nero. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF; Prüf­nummer: 161944/K).Vorlage:FSK/Wartung/typ nicht gesetzt und Par. 1 länger als 4 Zeichen
  2. a b Christiane Peitz: 'Soy Nero' auf der Berlinale. Mein Leben für einen Ausweis In: Der Tagesspiegel, 16. Februar 2016.
  3. J. Pepper Bryars: Conservatives should help our 'banished veterans' In: al.com, 20. Januar 2016.
  4. Hollie McKay: Banished US veterans lean on each other south of border In: foxnews.com, 31. Januar 2016.
  5. We the People: Hispanics in the United States In: census.gov. Abgerufen am 20. Februar 2016. (PDF; 430 kB)
  6. Hispanic or Latino Origin by Specific Origin (Memento des Originals vom 12. Februar 2020 im Webarchiv archive.today)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/factfinder.census.gov In: factfinder.census.gov. Abgerufen am 26. Februar 2016.
  7. Brad Knickerbocker: Illegal immigrants in the US: How many are there? in: The Christian Science Monitor, 16. Mai 2006.
  8. 'Soy Nero' von Rafi Pitts – Migrationsproblematik In: cinema.arte.tv, 19. Februar 2016.
  9. Anke Westphal: Berlinale-Wettbewerb. Ein großer Schriftsteller, aber ein lächerlicher Mensch (Memento des Originals vom 17. Februar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.berliner-zeitung.de In: Berliner Zeitung, 16. Februar 2016.
  10. Rafi Pitts im Interview mit Susanne Burg: Rafi Pitts über 'Soy Nero': 'Die absurdeste Grenze ist die zwischen Mexiko und den USA' In: Deutschlandradio Kultur, 16. Februar 2016.
  11. Ian Casselberry In: imdb.com. Abgerufen am 26. Februar 2016.
  12. Neil Young: 'Berlin 2016': Soy Nero In: rogerebert.com, 18. Februar 2016.
  13. Tiffany Pritchard: Berlin Q&A: Rafi Pitts, 'Soy Nero' In: screendaily.com, 19. Februar 2016.
  14. 66. Internationale Filmfestspiele Berlin. Das komplette Festivalprogramm (Memento des Originals vom 8. Dezember 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.berlinale.de In: berlinale.de. Abgerufen am 10. Februar 2017. (PDF; 18,9 MB)
  15. Madeleine Marr: Two red carpet movie premieres in Miami In: miamiherald.com, 17. Oktober 2016.
  16. Robert Hofmann: Soy Nero – Trailer-Check (Memento des Originals vom 30. August 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.giga.de In: giga.de, 20. August 2016
  17. Freigabebegründung für Soy Nero In: Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft. Abgerufen am 10. November 2016.
  18. Patrick Wellinski: Audio "Berlinale Kritik Wettbewerb: 'Soy Nero' 'Genius' (Memento des Originals vom 17. Februar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ardmediathek.de In: Deutschlandradio Kultur, 17. Februar 2016 (mp3)
  19. Carsten Beyer: Soy Nero (Memento des Originals vom 5. Mai 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kulturradio.de In: RBB Kulturradio, 16. Februar 2016.
  20. Andreas Fanizadeh: Über den Zaun zur Army. In Rafi Pitts’ Migrantendrama „Soy Nero“ sucht ein junger Mexikaner nach der Eintrittskarte zur Welt der Reichen und Schönen In: taz, 19. Februar 2016.
  21. Berlinale Wettbewerb 2016: Soy Nero In: filmosophie.com, 17. Februar 2016.
  22. Wolfgang Höbel: Greencard nur gegen Kampfeinsatz. Tödliche Verlockung In: Spiegel Online, 8. November 2016.
  23. 15 Berlinale-Filme für Amnesty-Filmpreis 2016 nominiert In: amnesty.de, 9. Februar 2016.