Als Rubellit, veraltet auch Apyrit, bezeichnet man die rosa bis violette oder dunkelrote Varietät an sich farbloser Turmaline, vor allem Elbait (Na(Al1,5Li1,5)Al6(Si6O18)(BO3)3(OH)3(OH)[1]), Fluor-Elbait, Fluor-Liddicoatit oder Rossmanit, seltener auch Dravit oder Olenit. Der Name leitet sich von dem lateinischen Wort „rubellus“ für rötlich ab.[2]

Rubellit mit Albit – Museum für Naturkunde (Berlin)
Rubellit-Schmuckstein im „Ceylon-Schliff“ (Größe: 2,25 ct)

Rubellit kommen in allen Rotstufen vor, von hellem Rosa bis zum dunklen Rot, und sind als Schmuckstein umso beliebter je näher sie den farblich guten Rubinen ähneln. Hervorgerufen wird die rosarote Farbe durch dreiwertiges Mangan (Mn3+),[3] das als Mn2+ an Stelle von Lithium und Aluminium eingebaut und durch ionisierende Strahlung zu Mn3+ oxidiert wird. Eine Intensivierung der Farbe durch künstliche Bestrahlung ist möglich[4] und kann durch Erhitzen wieder rückgängig gemacht werden.[5] Diese Eigenschaft wird unter anderem dazu genutzt, zu blasse oder dunkle Kristalle für die Herstellung von Schmucksteinen farblich zu verbessern. Zudem ist die für eine Aufhellung nötige Brenntemperatur so gering, dass sie nicht nachgewiesen werden kann.[6]

Rubellite wachsen in meist langgestreckten Prismen von dreieckigem Querschnitt. Wie alle anderen Turmaline weisen sie einen starken Dichroismus auf, das heißt, die Farbe wechselt in ihrer Intensität, wenn man den Stein in verschiedenen Winkeln durchblickt.

Turmaline allgemein und damit auch der Rubellit wurden erst Anfang des 18. Jahrhunderts in Mittel- und Westeuropa bekannt, als holländische Kaufleute sie aus Ostasien wie unter anderem Sri Lanka (ehemals Ceylon) mitbrachten.[7]

Unter der Zarin Katharina die Große wurde die Erschließung Sibiriens vorangetrieben und während ihrer Regentschaft wurden die Turmalinvorkommen im Ural entdeckt und mit ihnen der „Sibirische Rubin“. Dieser fast rubinrote Rubellit, war eine in aller Welt hoch geschätzte Rarität. Noch bis zum Ende der 1920er Jahre kamen Rubellite reichlich aus den Fundstätten im Ural-Gebirge in Russland. In Jekaterinburg (früher Swerdlowsk) war der Hauptsitz der Schleifindustrie für Ural-Turmaline. Heute liefern die USA, Brasilien und Madagaskar die meisten Rubellite.

Einer der bekanntesten Rubellite ist der „Große Rubin“, den König Gustav III. von Schweden im Jahr 1786 Katharina der Großen von Russland schenkte.[8][9] Ebenfalls als Rubellit erwies sich der zentrale „Rubin“ auf der Vorderseite der Wenzelskrone.[10] Zu den ältesten bekannten Turmalin-Schmuckstücken zählt eine Gemme aus der Zeit um 334–323 vor Christus, die das Profil von Alexander dem Großen ziert.[11]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Rubellite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2022. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2022, abgerufen am 24. Januar 2022 (englisch).
  2. Hans Lüschen: Die Namen der Steine. Das Mineralreich im Spiegel der Sprache. 2. Auflage. Ott Verlag, Thun 1979, ISBN 3-7225-6265-1, S. 337.
  3. Paul Rustemeiyer: Wie entstehen die Farben der Turmaline. In: Turmalin II. Farben, Formen, Fundorte, Phänomene (= Christian Weise [Hrsg.]: extraLapis. Band 41). Weise, 2011, ISSN 0945-8492, S. 45.
  4. Vandall T. King, Eugene E. Foord, Richard V. Gaines: Die Turmalingruppe. Elbait. In: Turmalin. Der Edelstein des Regenbogens (= Christian Weise [Hrsg.]: extraLapis. Band 6). Weise, München 1994, ISBN 3-921656-31-1, S. 11.
  5. Daniel A. Kurtz, George R. Rossman, and Bryan M. Hunter: The Nature of the Mn(III) Color Centers in Elbaite Tourmalines. In: Inorganic Chemistry. Band 59, Nr. 14, 2020, S. 9618–9626, doi:10.1021/acs.inorgchem.0c00722 (englisch).
  6. Bernhard Bruder: Geschönte Steine. Das Erkennen von Imitationen und Manipulationen bei Edelsteinen und Mineralien. Neue Erde, Saarbrücken 2005, ISBN 3-89060-079-4, S. 110.
  7. Walter Schumann: Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten. 1900 Einzelstücke. 16., überarbeitete Auflage. BLV Verlag, München 2014, ISBN 978-3-8354-1171-5, S. 126.
  8. Aleksandr Evgenevich Fersman: Russia’s treasure of diamonds and precious stones. Hrsg.: The People’s Commissariat of Finances. 1925, S. 22 (englisch, No. 65. Pink Tourmaline, Representing a fruit mounted in a pin – Internet Archive [abgerufen am 26. Januar 2022]).
  9. Jan Asplund: The Unusual History of Caesar’s Ruby. In: gem-a.com. Abgerufen am 26. Januar 2022 (englisch).
  10. J. Hyrsl and P. Neumanova: Eine neue gemmologische Untersuchung der Sankt Wenzelskrone in Prag (abstract). In: Journal of Gemmology. Band 26, Nr. 7, 1999, S. 455 (englisch, gem-a.com [PDF; 6,0 MB; abgerufen am 26. Januar 2022]).
  11. Pat Daly, Charles Evans: Gem-A Confirms Oldest Known Carved Tourmaline. In: gem-a.com. 12. September 2019, abgerufen am 26. Januar 2022 (englisch).