In der Funktionentheorie mehrerer Veränderlicher bezeichnet ein Reinhardt-Gebiet (auch Reinhardt'sches Gebiet oder Reinhardt'scher Körper genannt, benannt nach Karl Reinhardt) ein Gebiet in , welches als Vereinigung komplexer -Tori aufgefasst werden kann.
Ein Reinhardt-Gebiet hat eine eindeutige Entsprechung in , wobei jeder Punkt in auf die Absolutbeträge seiner Koordinaten abgebildet wird. Umgekehrt entspricht dann jeder Punkt in einem komplexen -Torus. Dadurch können auch Reinhardt-Gebiet in den höherdimensionalen Räumen bzw. noch graphisch im bzw. dargestellt werden.
Die Bedeutung der Reinhardt-Gebiete liegt darin, dass sie die richtigen Gebiete sind, um Potenz- bzw. Laurent-Reihen zu betrachten. Das Konvergenzgebiet einer Potenzreihe ist ein vollkommenes Reinhardt'sches Gebiet. Allerdings ist nicht jedes vollkommene Reinhardt'sche Gebiet auch Konvergenzgebiet einer Potenzreihe.
Reinhardt'sche Gebiete spielen auch eine Rolle bei der Fortsetzung holomorpher Funktionen. Grundlegend ist dabei der folgende Satz:
Gilt zudem, dass für jedes ein Punkt existiert, dessen -te Koordinate 0 ist, dann ist die Laurent-Reihe sogar eine Potenzreihe und die holomorphe Funktion kann auf dem Konvergenzgebiet dieser Reihe eindeutig fortgesetzt werden.
Hans Grauert, Klaus Fritzsche: Einführung in die Funktionentheorie mehrerer Veränderlicher. Springer-Verlag, Berlin 1974, ISBN 3-540-06672-1 u. ISBN 0-387-06672-1