Die Raute, ein Viereck mit gleich langen Kanten, im Allgemeinen eine spitzwinkelige Raute (Rhombus), ist ein relativ häufiges Symbol, Zeichen oder Emblem. Meist sind jeweils zwei gegenüberliegende Ecken senkrecht übereinander und waagrecht nebeneinander angeordnet, in diesem Sinne werden auch Quadrate, die auf einer Ecke stehen, häufig als Rauten bezeichnet.

Tasten mit Doppelkreuz, Rhombus und Stern auf einer Rechenmaschine[1], ca. 1970

Verwendungen Bearbeiten

  • Auf Rechenmaschinen ist die Zwischensummen-Taste mit einem Rhombus-Symbol gekennzeichnet.[2] In dieser Funktion ist das Symbol standardisiert in DIN ISO 7000 „Graphische Symbole auf Einrichtungen“ als Symbol ISO-7000-0650 „Subtotal“.
  • Verkehrszeichen sind in den USA und in Japan häufig rautenförmig. In Deutschland[3], Österreich[4], der Schweiz[5] und anderen europäischen Staaten ist diese Form eine explizite Besonderheit des Verkehrszeichens für Vorrang (Vorfahrt, Vortritt). (Als instabil und daher alarmierender wirkend gilt das auf der Spitze stehende Dreieck, dieses bleibt dem als beachtenswerter geltenden Gegenteil, dem Nachrang („Vorfahrt beachten“), exklusiv vorbehalten. Diese Formgebungen wurden ausdrücklich bei Einführung der Verkehrszeichensätze untersucht und berücksichtigt.)

Schriftzeichen Bearbeiten

Bei Schriftzeichen bezeichnet „Raute“ (bzw. „Rautezeichen“) das Zeichen # (Doppelkreuz, U+0023 number sign), als Folge der Standardisierung der Bezeichnung des heute durchweg ähnlich dargestellten Symbols ⌗ der Telefontastatur (U+2317 viewdata square) gemäß der Empfehlung ITU-T E.161 der Internationalen Fernmeldeunion. Sofern andere tatsächlich rautenförmige Sonderzeichen nach ihrer Form zu benennen sind, steht dafür die in der Geometrie zu „Raute“ synonyme Bezeichnung „Rhombus“ zur Verfügung. Für die im Unicode-Standard diamond genannten Zeichen (auf die Spitze gestellte Quadrate) kann die für Spielkartensymbole zutreffende Übersetzung „Karo“ verwendet werden.

In Unicode sind diverse rautenförmige Sonderzeichen enthalten:

  • Allgemeine Schriftzeichen:
◊ (U+25CA lozenge „Spitzraute“,[11] auf Tischrechenmaschinen und deren Druckstreifen „Zwischensumme“ oder „Subtotalzeichen“). In HTML-Quelltexte kann es mit „◊“ eingefügt werden. Dieses Zeichen ist im 8-bit-Zeichensatz Macintosh Roman an Position D7hex enthalten. Deshalb ist das entsprechende Unicode-Zeichen in zahlreichen gängigen Schriftarten enthalten (z. B. Arial, Times New Roman oder Linux Libertine) und lässt sich somit problemlos auf gängigen Computersystemen darstellen. Mit der Tastaturbelegung E1 kann es mit der Tastenfolge  ! eingegeben werden.
  • Grafikzeichen:
◆ (U+25C6 black diamond „vollflächiges Karo“)
◇ (U+25C7 white diamond „hohles Karo“)
  • Spielkartensymbole:
♦ (U+2666 black diamond suit „vollflächiges Spielkartensymbol Karo“) stellt die Spielkartenfarbe Karo dar.
♢ (U+2662 white diamod suit „hohles Spielkartensymbol Karo“)
  • Sonstiges:
❖ (U+2756 black diamond minus white x „Schmuckraute“[12]) ist ein Aufzählungszeichen.
⋄ (U+22C4 diamond operator „Karo-Operator“): Es dient zur Darstellung des mathematischen Operators Karo.
 ⃟  (U+20DF combining enclosing diamond „kombinierendes Zeichen einschließendes Karo“), ein kombinierendes Zeichen, das sich über das vorhergehende Zeichen legt: @ ⃟.
  • Ähnliche Symbole:
✦ (U+2726 black four pointed star „vollflächiger vierzackiger Stern“)
✧ (U+2727 white four pointed star „hohler vierzackiger Stern“)

Merkel-Raute Bearbeiten

In den letzten Jahren ist die sogenannte Merkel-Raute zu einem häufig erwähnten Thema geworden.[13]

Raute als Symbol für die Vulva Bearbeiten

In der Archäologie und in der Ikonographie ist die Raute als Symbol oder Piktogramm (auch als Graffiti) für die Vulva bekannt.[14][15][16] Auch in der Gaunersprache finden figürliche Darstellungen eines auf der Spitze stehenden Rhombus als Zinken (geheimes Erkennungszeichen) für das Haus oder die Wohnung einer Prostituierten Verwendung, oft mit jeweils zwei senkrechten Strichen auf allen vier Seiten als Sinnbild für die Schambehaarung (Pubes). In der Runenschrift stand die Raute (Ingwaz) nicht für die Gebärfähigkeit, sondern für den Sonnengott Ingvi-Freyr (als dritte Rune im ursprünglich linksläufigen 24-er Runensystem ODING-FUTHARK). Seine Sonnen-Raute wurde zwar runisch in eckiger Form geritzt, aber wo die Schreibunterlage Stein war (z. B. Runenstein von Opedal, Norwegen), meißelte man die Sonnenrune als einfachen Kreis.[17]

„Als ‚Malu‘ (Samoanisch: weibliches Hautmuster) wurden und werden die rautenförmigen Tätowierungsmuster in den Kniekehlen der Frauen auf der polynesischen Inselgruppe Samoa bezeichnet. Diese Hautmuster bedecken als eher seltene ästhetische Beigabe mit Sternchen und Kreuzen die Oberschenkel und manchmal die Hände. Die Malu haben eine erotische Bedeutung. So kann die Raute als deplatzierte Vulva gedeutet werden, die sich beim Strecken des Beins öffnet und beim Anwinkeln schließt. Malu bedeutet ‚geschlossen‘ oder ‚beschützt‘.“[18]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Raute – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Rechnerlexikon: Walther Multa 32. Abgerufen am 31. Juli 2012.
  2. Erich Ruhland: Die Sekretärin. EIn Lehr-, Arbeits- und Nachschlagewerk in Frage und Antwort. 5. Auflage, Frankfurt am Main 1972, S. 144: 63. Was geschieht bei Bedienen der Zwischensummentaste? – Das Ergebnis wird mit dem Zwischensummensymbol gedruckt, … bleibt aber im Zählwerk stehen.
  3. Zeichen 306
  4. Vorschriftszeichen 25a
  5. Vortrittssignal: Hauptstrasse
  6. Hans-Dieter Zollondz: Lexikon Qualitätsmanagement. Handbuch des Modernen Managements auf der Basis des Qualitätsmanagements - Edition Versicherungsmanagement. De Gruyter Oldenbourg, München 2000, ISBN 3-486-24316-0, S. 243.
  7. Rainer Kollmeier: Softwareentwicklung kompakt und verständlich. Wie Softwaresysteme entstehen. 2. Auflage. Springer Vieweg, Wiesbaden 2015, ISBN 978-3-658-10876-2, S. 52.
  8. Holger Timinger: Modernes Projektmanagement: mit traditionellem, agilem und hybridem Vorgehen zum Erfolg. 1. Auflage. Weinheim 2017, ISBN 978-3-527-80470-2.
  9. Thomas Grosser: Grundlagen Projektmanagement: Der umfassende Einstieg. DieBirne Verlag, Basel 2017, ISBN 978-3-906248-18-9.
  10. IARU Member Society Flags. In: vp9kf.com. Paul Evans, abgerufen am 28. Januar 2022 (englisch).
  11. Benennung laut DIN 5009:2022-06 Beiblatt 1, Tabelle 10 „Schmuckzeichen und geometrische Formzeichen“; ebenfalls so benannt im informativen Anhang zur Tastaturnorm ab Ausgabe DIN 2137-01:2018-12
  12. Benennung laut DIN 5009:2022-06 Beiblatt 1, Tabelle 9 „Aufzählungszeichen“, sowie laut DIN 5008:2020-03 Anhang H.1 „Tabelle der Satz- und Sonderzeichen“
  13. Der Spiegel, Nummer 36/2021, 4. September 2021, S. 40.
  14. Vítězslav Nezval: Sexuelles Nocturno. Geschichte einer demaskierten Illusion, Ketos Verlag, Wien / Prag 2020, ISBN 978-3-90312-418-9, S. 2.
  15. Siegmund Oehrl: Bericht über zwei vermutlich mittelalterliche/frühneuzeitliche rautenförmige Petroglyphen (Vulven) in Waake, Samtgemeinde Radolfshausen, Landkreis Göttingen. In: Die Kunde N. F., Jahrgang 60, 2009, S. 89–100, mit zahlreichen Abbildungen. https://www.academia.edu/12608894/B.
  16. Siegmund Oehrl: Noch mehr Vulven und ein Galgen in Ebergötzen – Neues von den Petroglyphen bei Göttingen. Gleichzeitig ein Beitrag zur Rechtsarchäologie und Rechtsikonografie. In: Die Kunde N. F., Jahrgang 61, 2010, S. 83–122. https://www.academia.edu/12596787/.
  17. Pierre Martin: Die Raute und ihre Bedeutungen in den Symbolsprachen. Edition Oriflamme, Basel 2018, ISBN 978-3-907103-04-3, S. 21.
  18. Manfred Hainzl, Petra Pinkl: Lebensspuren hautnah – Eine Kulturgeschichte der Tätowierung. Trod.ART Verlag, Wels 2003, ISBN 3-9501730-0-5, S. 82 f.