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Raketenangriff auf ein Wohnhaus in Dnipro

Raketenangriff im Zuge des russischen Überfalls auf die Ukraine (2023)

Der Raketenangriff auf ein Wohnhaus in Dnipro im Zuge des russischen Überfalls auf die Ukraine erfolgte am 14. Januar 2023 durch die Truppen der Russischen Föderation.

Russischer Überfall auf die Ukraine 2022

Ein Haus in Dnipro nach einem Raketenangriff
Datum 14. Januar 2023
Ort Dnipro, Ukraine
Ausgang

Verlauf Bearbeiten

Während eines Luftalarms in Dnipro kam es nachmittags um 15:39 Uhr zum Einschlag eines Ch-22-Lenkflugkörpers in ein Wohnhaus in der Naberezhna-Peremohy-Straße 118 (ukrainisch Набережна Перемоги вулиця, 118, deutsch: Siegesstraße) im Stadt-Rajon Sobor.[1] Dieser zerstörte den gesamten mittleren Teil des Gebäudes vom Erdgeschoss bis zum Dach, so dass sofort mit einer höheren Todeszahl gerechnet werden musste. Insgesamt 72 Wohnungen wurden komplett zerstört, weitere 164 Wohnungen wurden beschädigt. Aufgrund der hohen Zahl betroffener Wohnungen, in denen zirka 400 Menschen lebten, kamen 530 Personen mit 144 Geräten zum Einsatz, um Überlebende zu bergen.[2][3]

Am 17. Januar 2023 wurden die Rettungsaktion abgeschlossen und insgesamt 45 Tote, darunter sechs Kinder gezählt. Unter den 79 Verletzten befanden sich 16 Kinder. Aus den Trümmern konnten 39 Menschen, darunter sechs Kinder, gerettet werden.[4][5][6][7]

Laut ukrainischen Behörden stammte der Angriffsbefehl wie schon beim Raketenangriff auf ein Einkaufszentrum in Krementschuk vom Kommandanten des 52. Schweren Bombenfliegerregiments der russischen Luftstreitkräfte. Die Angriffe erfolgten vom Asowschen Meer und von Kursk aus.[8] Der ukrainischen Luftabwehr soll es gelungen sein, sechs der acht Raketen über der Oblast Dnipropetrowsk abzufangen.[9]

Folgen und Reaktionen Bearbeiten

Es handelte sich um den tödlichsten Angriff auf Zivilisten in der Ukraine seit mehreren Monaten. Das Gebäude blieb zunächst ohne Wasser, Heizung, Strom und Gas. Da auch zahlreiche Wohnungen ihre Fenster verloren, musste für mehr als 1000 Bewohner des umfangreichen Wohnblocks eine neue Unterkunft gefunden werden. Insgesamt wurden mindestens 280 weitere Fenster zerstört, im Nachbarhaus Nr. 116 wurde ebenfalls die Versorgung unterbrochen. Notunterkünfte wurden eingerichtet.[8][10] Den Bewohnern wurden Entschädigungszahlungen zugesagt, da man sich gezwungen sah, die Wohnungen zu räumen.[11]

Die Stadt Dnipro verkündete eine dreitägige Trauerphase, beginnend am 15. Januar 2022.[12] Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nannte den Angriff „Terror“ und sagte Anstrengungen zu, die Täter zur Rechenschaft zu ziehen.[13] Dnipros Bürgermeister Borys Filatow stellte die Vermutung auf, dass die russischen Angreifer versucht hätten, das Wärmekraftwerk Dnipro zu treffen und es verfehlten.[14]

Der UN-Generalsekretär António Guterres betonte, dass der Angriff gegen das Humanitäre Völkerrecht verstoße und forderte eine sofortige Einstellung solcher Handlungen. Zudem sprach er den Opfern sein Beileid aus.[15] Die französische Außenministerin Catherine Colonna nannte die Angriffe auf Wohngebiete und zivile Infrastruktur Kriegsverbrechen, die nicht ungesühnt bleiben könnten, weshalb man die Ukraine weiterhin unterstützen werden.[16] Der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki nannte Angriffe auf Wohnhäuser unmenschlich und forderte den Stopp dieser „absichtlichen Kriegsverbrechen“.[17]

Das russische Verteidigungsministerium bestätigte, dass es Angriffe auf Dnipro gab, behauptete aber, dass diese erfolgreich das militärische Kommando- und Kontrollsystem der Ukraine und die dazugehörigen Energieanlagen getroffen hätten. Insgesamt sei es gelungen, Energieanlagen in sechs Regionen der Ukraine zu beschädigen. Die russische Nachrichtenagenturen RIA Novosti und TASS veröffentlichten zunächst keine Meldungen zu dem Wohnhaustreffer. Über den prorussischen YouTube-Kanal War on Fakes wurden Thesen zu einer Gasexplosion verbreitet.[18] Der Pressesprecher des Wladimir Putins, Dmitri Sergejewitsch Peskow, behauptete, dass Russland keine zivilen Wohnblöcke angegriffen habe und schob sie auf die ukrainische Luftabwehr.[19] Militärexperten haben diese Behauptung als eine weitere russische Erfindung zurückgewiesen und auf die kolossalen Schäden hingewiesen.[20]

Am 17. Januar 2023 trat der ukrainische Präsidentenberater Oleksij Arestowytsch von seiner Stelle zurück. Er hatte in einem Interview das Eingreifen der ukrainischen Luftabwehr als eine mögliche Ursache für den schweren Raketentreffer des bewohnten Hochhauses bezeichnet, was zu scharfer Kritik an seinen Äußerungen führte. Zudem erklärte Mykola Oleschtschuk, Kommandeur der ukrainischen Luftwaffe, dass sie gar nicht dazu in der Lage seien, russische Ch-22-Überschallraketen abzufangen. Arestowytsch entschuldigte sich daraufhin bei den Hinterbliebenen.[21][22]

Einer der Toten war der Trainer der Boxmannschaft der Oblast Dnipropetrowsk Michajlo Michajlowitsch Korenowskij (Михайло Михайлович Кореновський), wie der ukrainische Boxverband am Folgetag mitteilte.[23][24] Das Foto seiner zum Teil zerstörten gelben Küche sorgte für zusätzliche mediale Aufmerksamkeit, da es den Kontrast zwischen friedlichem Familienleben und Krieg verdeutlichte.[25][26][27][28] Zu seiner Beerdigung erschienen hunderte Trauergäste.[29]

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Raketenangriff auf ein Wohnhaus in der Naberezhna-Peremohy-Straße 118 in Dnipro – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikinews: Ukrainekrieg: 30 Tote nach russischem Angriff auf Wohnhaus in Dnipro – Nachricht

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. ↑ Deniz Yücel: Angriff auf Wohnhaus: „Hier ist weit und breit kein militärisches Ziel. Das ist Terrorismus!“, welt.de, 18. Januar 2023: „In Dnipro herrscht am Ort des Einschlages in der Naberezhna-Peremohy-Straße Nr. 118 ein konzentriertes, aber merkwürdig ruhiges Treiben.“
  2. ↑ Серед загиблих – дитина: кількість жертв ракетного удару по Дніпру зросла (фото). In: focus.ua. 15. Januar 2023, abgerufen am 18. Januar 2023 (ukrainisch).
  3. ↑ Олена Капнік: Росіяни влучили ракетою у багатоквартирний будинок у Дніпрі (фото). In: tsn.ua. Телевізійна служба новин, 14. Januar 2023, abgerufen am 18. Januar 2023 (ukrainisch, Bilder vom zerstörten Mitteltrakt).
  4. ↑ Число погибших в Днепре увеличилось до 45 человек, среди них 6 детей. In: strana.news. 17. Januar 2023, abgerufen am 18. Januar 2023 (russisch).
  5. ↑ Ірина Загородня: Пошуково-рятувальні роботи у Дніпрі завершено: російська ракета вбила 44 людини, серед яких 5 дітей. In: tsn.ua. Телевізійна служба новин, 17. Januar 2023, abgerufen am 18. Januar 2023 (ukrainisch).
  6. ↑ Death toll in Dnipro apartment strike rises to 44. In: kyivindependent.com. The Kyiv Independent, 17. Januar 2023, abgerufen am 18. Januar 2023 (englisch).
  7. ↑ Удар по Дніпру: кількість загиблих зросла до 35. In: pravda.com.ua. Ukrajinska Prawda, 16. Januar 2023, abgerufen am 18. Januar 2023 (ukrainisch).
  8. ↑ a b Названо ім'я командира РФ, який наказав обстріляти Дніпро 14 січня (фото). In: focus.ua. 14. Januar 2023, abgerufen am 18. Januar 2023 (ukrainisch).
  9. ↑ Олег Більдін: Сидів на 7 поверсі: як у Дніпрі у зруйнованому будинку рятували кота Кузю. In: dp.informator.ua. 15. Januar 2023, abgerufen am 18. Januar 2023 (ukrainisch).
  10. ↑ Марія Козкіна: Ракетный удар по Днепру. Что происходит на месте трагедии, где находятся ближайшие Пункты несокрушимости. In: dnpr.com.ua. 14. Januar 2023, abgerufen am 18. Januar 2023 (russisch).
  11. ↑ Платон Бережний: Філатов: «Місто розселяє людей з будинку на ж/м Перемога, а також виплатить їм відшкодування. Але 236 квартир знищено – з цим має допомогти держава». In: dp.informator.ua. 16. Januar 2023, abgerufen am 18. Januar 2023 (ukrainisch).
  12. ↑ Олег Більдін: Загиблих у зруйнованому будинку у Дніпрі щонайменше 12: у місті оголосили триденний траур. In: dp.informator.ua. 14. Januar 2023, abgerufen am 18. Januar 2023 (ukrainisch).
  13. ↑ „Знайдемо всіх причетних“: Зеленський відреагував на ракетний удар по будинку в Дніпрі (відео). In: focus.ua. 14. Januar 2023, abgerufen am 18. Januar 2023 (ukrainisch).
  14. ↑ Олег Більдін: Зруйнований будинок у Дніпрі: Борис Філатов розповів, куди намагались поцілити росіяни. In: dp.informator.ua. 14. Januar 2023, abgerufen am 18. Januar 2023 (ukrainisch).
  15. ↑ „Нарушает международное право“. Генсек ООН осудил ракетный удар РФ по многоэтажке в Днепре. In: strana.news. 17. Januar 2023, abgerufen am 18. Januar 2023 (russisch).
  16. ↑ МИД Франции: удары РФ по украинским городам — военные преступления, которые не могут остаться безнаказанными. 14. Januar 2023, abgerufen am 18. Januar 2023 (ukrainisch).
  17. ↑ Ярослав Прищепа: Моравецький закликав негайно зупинити Росію після атак на Дніпро. In: suspilne.media. 16. Januar 2023, abgerufen am 18. Januar 2023 (ukrainisch).
  18. ↑ «Цель удара достигнута». Минобороны России подтвердило ракетные удары по Украине 14 января, в результате которых погибли более 20 человек. In: theins.info. The Insider, 15. Januar 2023, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. Januar 2023; abgerufen am 18. Januar 2023 (russisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/theins.info
  19. ↑ Kremlin refutes accusations of missile attack on apartment block in Dnepropetrovsk. In: tass.com. 16. Januar 2023, abgerufen am 18. Januar 2023 (englisch).
  20. ↑ Michael Schwirtz: One Saturday in Dnipro, When a Russian Missile Shattered Lives. In: The New York Times, 21. Januar 2023 (englisch).
  21. ↑ Nach heftiger Kritik. Ukraine: Berater des Präsidentenbüros kündigt Rücktritt an. In: rnd.de. Redaktions-Netzwerk Deutschland, 17. Januar 2023, abgerufen am 18. Januar 2023.
  22. ↑ Павло Заяц: Скандали с Арестовичем та Ілащук: як народне обурення може спричинити втрату посади. In: tsn.ua. Телевізійна служба новин, 17. Januar 2023, abgerufen am 18. Januar 2023 (ukrainisch).
  23. ↑ Карина Ярошенко: Через ракетний удар РФ в Дніпрі загинув заслужений тренер України з боксу та старший тренер збірної області Михайло Кореновський. In: dp.reporter.ua. 15. Januar 2022, abgerufen am 22. Januar 2023 (ukrainisch).
  24. ↑ Альона Антонова: ЖИТТЯУ момент вибуху дружина з дітьми чекала батька на вулиці: у Дніпрі загинув відомий тренер з боксу. In: nikopol.informator.ua. 15. Januar 2023, abgerufen am 22. Januar 2023 (ukrainisch).
  25. ↑ Anjali Thakur: Video: Ukrainian Family Celebrating Child's Birthday Before Apartment Wrecked By Russian Missile Strike. In: ndtv.com. 16. Januar 2023, abgerufen am 22. Januar 2023 (englisch).
  26. ↑ Ben Tobias: Ukraine yellow kitchen: Shock at image of apartment wrecked by strike. In: bbc.com. BBC News, 17. Januar 2023, abgerufen am 22. Januar 2023 (englisch).
  27. ↑ Solcyre Burga & Kim Bubello: The Story Behind the Ukraine Yellow Kitchen Photo, and What It Says About the War Now. In: time.com. Time, 17. Januar 2023, abgerufen am 22. Januar 2023 (englisch).
  28. ↑ Tucker Reals & Anhelina Shamlii: A yellow kitchen in Ukraine is torn open, laying bare the sudden impact of Russia's war on innocent lives. In: cbsnews.com. CBS News, 17. Januar 2023, abgerufen am 22. Januar 2023 (englisch).
  29. ↑ Tomasz Glen: „All the neighbors are dead.“ The first farewells of people who died as a result of a Russian missile strike are held in Dnipro. In: dniprotoday.com. 17. Januar 2023, abgerufen am 22. Januar 2023 (englisch).

Koordinaten: 48° 25′ 8,1″ N, 35° 4′ 5,1″ O

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