Der geplante Putschversuch in Montenegro sollte sich am Wahltag zur Parlamentswahl vom 16. Oktober 2016 ereignen.

Am Wahltag meldete die montenegrinische Staatsanwaltschaft, dass in der vergangenen Nacht 20 serbische Bürger unter Terrorverdacht verhaftet worden waren. Sie hätten geplant, bei der Verkündung der Wahlergebnisse im Parlament dieses zu attackieren und zu besetzen. Anschließend hätten sie selbst bestimmte Parteien zu Wahlsiegern erklären wollen. Der Ministerpräsident Milo Đukanović sollte von der serbischen Gruppe gefangen genommen werden. Angeführt wurde die Gruppe von Bata Dikić, einem abgesetzten Befehlshaber der serbischen Polizei. Andrija Mandić von der Opposition kritisierte die Aktion als Propaganda, während sich der Innenminister Goran Danilović über die Erklärung der Staatsanwaltschaft verwundert zeigte, da er nach eigenen Angaben nicht von der Polizei informiert worden war.[1]

Der damalige serbische Ministerpräsident Aleksandar Vučić bestätigte noch am Wahltag, dass Dikić verhaftet worden war, und zeigte sich verwundert.[1] Einige Tage nach der Wahl meldete die serbische Polizei ihrerseits mehrere Festnahmen im Zusammenhang mit einem geplanten Mordanschlag auf Đukanović. Vučić erklärte, die Gruppe stünde im Dienst einer ausländischen Macht. Serbische Medien interpretierten die Aussage als Andeutung, dass Russland im Putschversuch involviert sei.[2] Die ermittelnde Staatsanwaltschaft in Montenegro ging dann 2017 auch davon aus, dass Russland hinter dem Putschversuch steht. Diese Einschätzung wurde auch in britischen Regierungskreisen geteilt.[3] 2019 bestätigte der Spiegel in einer Recherche, dass tatsächlich der russische Militärgeheimdienst GRU, namentlich die Einheit 29155, Einfluss auf die Putschaktion nahm.[4]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Vereitelter Putschversuch überschattet Wahl in Montenegro. In: OÖNachrichten. 16. Oktober 2016, abgerufen am 24. Oktober 2020.
  2. Maxim Kireev: Wer hat Đukanović zum Wahlsieg verholfen? Gab es in Montenegro einen Putschversuch mit russischer Beteiligung? Das behaupten serbische Medien. Die Behörden schweigen. Einiges spricht dagegen. In: Zeit Online. Zeit Online GmbH, 3. November 2016, abgerufen am 24. Oktober 2020.
  3. Ermittler: Russland steckte hinter Umsturzversuch in Montenegro. Die Staatsanwaltschaft in Podgorica ist davon überzeugt, dass Russlands Führung ihre Hand beim versuchten Sturz des montenegrinischen Regierungschefs im Spiel hatte. Schützenhilfe bekommt sie dabei sogar aus London. 20. Februar 2017, abgerufen am 24. Oktober 2020.
  4. Schattenkrieger des Kreml. In: N. 50/2019. Der Spiegel, S. 40–45, abgerufen am 11. Dezember 2019.