Premier Executive Transport Services

Premier Executive Transport Services Inc. war eine 1994 gegründete US-amerikanische Fluggesellschaft aus Dedham, Massachusetts, die als zivile Tarnfirma des US-Auslandsnachrichtendiensts CIA u. a. illegale Gefangenentransporte für diesen durchführt.[1][2][3] Die Gesellschaft wurde 2005 aufgelöst.[4]

Premier Executive Transport Services
Boeing 737-700 von Premier Executive Transport Services
IATA-Code:
ICAO-Code:
Rufzeichen:
Gründung: 1994
Betrieb eingestellt: 2005
Sitz: Dedham, Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Flottenstärke: 2
Ziele:
Premier Executive Transport Services hat den Betrieb 2005 eingestellt. Die kursiv gesetzten Angaben beziehen sich auf den letzten Stand vor Einstellung des Betriebes.

Die Firma hatte ihren Sitz in Dedham, Massachusetts, in Form eines Briefkastens. Sie besaß zwei Maschinen: eine Gulfstream V Turbojet (N379P) und eine Boeing 737-7BC (N313P). Beide Maschinen hatten die Freigabe, auf US-Militärbasen zu landen. Präsident der Gesellschaft war Bryan P. Dyess.[5][6]

Flugbewegungen Bearbeiten

Die Flugbewegungen der zweistrahligen Premier Executive Gulfstream V mit dem Kennzeichen N379P sind gut dokumentiert. Von Beobachtern wurde sie auch als „Torture Taxi“ bezeichnet. Maschinen dieses Typs werden international meist als Privatjets genutzt. Die Bewegungen von N379P wurden von der Welt 2005 veröffentlicht: sie landete und startete seit dem 11. September 2001 in Afghanistan, Pakistan, Ägypten, Dubai, Jordanien, Aserbaidschan, Marokko, Indonesien und Guantánamo. Allein in den Jahren 2002 und 2003 durchquerte die Maschine nach offiziellen Unterlagen 146-mal den deutschen Luftraum. Dabei landete sie auch mehrere Dutzend Mal, zumeist in Frankfurt, Berlin und auf der amerikanischen Militärbasis Ramstein.[7]

Zum ersten Mal fiel die Gulfstream einem pakistanischen Journalisten auf, als am 22. Oktober 2001 der jemenitische Mikrobiologe Jamil Kasim Sajeed Mohammed, verdächtig des Anschlags auf den amerikanischen Zerstörer Cole im Oktober 2000 vom Pakistanischen ISI verhaftet und US-Beamte übergeben wurde. Mohammed wurde mit diesem Flugzeug ausgeflogen. Am 18. Dezember 2001 sollen amerikanische Kräfte auf dem Stockholmer Flughafen Bromma nachts zwei Ägypter in N379P gebracht und nach Ägypten geflogen haben.[7]

Die Bundesregierung betonte 2005, dass sich aus Fluglisten nur erkennen ließe, „wie oft welche Flugzeuge von welcher Fluggesellschaft sich im deutschen Flugraum bewegt haben oder auf deutschen Flughäfen gelandet sind“. Ob diese tatsächlich widerrechtliche Flüge waren, sei nicht erkennbar.[7]

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • S. Grey: Ghost Plane: The True Story of the CIA Torture Program. St. Martin’s Press, 2006, ISBN 0-312-36023-1.
  • T. Paglen & A. C. Thompson: Torture Taxi: On the Trail of the CIA’s Rendition Flights. Melville House Publishing, 2006, ISBN 1-933633-09-3.
  • Amnesty International: Below the radar: Secret flights to torture and ‘disappearance’. Report, 5. April 2006

Weblinks Bearbeiten

Commons: Premier Executive Transport Services – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Garrett M. Graff: The Threat Matrix: The FBI at War in the Age of Global Terror. 4. Auflage. Little, Brown and Company; edition March 28, 2011, 2012, ISBN 0-316-06861-6, S. Chapter 10.
  2. Secrecy shrouds jet used to move U.S. detainees. In: The Seattle Times. 28. Dezember 2004, abgerufen am 5. Januar 2016.
  3. Jet Is an Open Secret in Terror War. In: Washington Post. 27. Dezember 2004, abgerufen am 5. Januar 2016.
  4. Nichtständiger Ausschuss zur behaupteten Nutzung europäischer Staaten durch die CIA für die Beförderung und das rechtswidrige Festhalten von Gefangenen (Europaparlament; 1. Juni 2006. PDF, S. 2. Aufgerufen 2021-01-29)
  5. Company Overview of Premier Executive Transport Services, Inc.
  6. Below the radar - Secret flights to torture and ‘disappearance’. Amnesty International vom 5. April 2006. AI Index: AMR 51/051/2006
  7. a b c Guido Heinen: Die Flüge der N379P im deutschen Luftraum. In: DIE WELT. 5. Dezember 2005 (welt.de [abgerufen am 5. Januar 2021]).