Peter Staatsmann

deutscher Theaterregisseur, Autor und Dramaturg

Peter Staatsmann (* 1960 in Schaffhausen)[1] ist ein deutscher Theaterregisseur, Autor, Dramaturg und Theaterintendant.

Leben Bearbeiten

Nach dem Studium der Literatur- und Religionswissenschaft (über viele Jahre studierte er bei dem Berliner Religionswissenschaftler Klaus Heinrich) und einer Promotion in Germanistik war Staatsmann Mitarbeiter und Regieassistent von B. K. Tragelehn, Frank Castorf und Wolfgang Engel. Seit 1990 ist er Regisseur u. a. an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin, am Landestheater Tübingen, am Deutschen Nationaltheater Weimar und am Deutschen Theater Berlin. Zwischen 1994 und 1996 war er Schauspieldirektor am Theater Nordhausen.[2]

Außerdem war Staatsmann Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der FU Berlin, an der Bayerischen Theaterakademie, an der Universität der Künste Berlin und an der Universität Leipzig. Zudem arbeitet er als Übersetzer und veröffentlichte als Autor mehrere Theaterbücher.

Seit September 2013 ist er Intendant und Geschäftsführer des Zimmertheaters Rottweil.[3]

Arbeitsweise Bearbeiten

In den letzten Jahren schreibt und entwickelt Staatsmann seine Stücke selbst zu brisanten Themen wie rechtspopulistische Strömungen „Wenn der Kahn nach links kippt, setze ich mich nach rechts“,[4][5] über Europa, die Wahrnehmung von Gefühlen – für Erwachsene wie für Kinder. Seine nicht-theaterhafte Arbeitsweise stellt die Schauspieler in den Mittelpunkt, mixt Musiktheater und Schauspiel in Crossover-Produktionen, bringt Profis und Laien unterschiedlicher Nationalitäten zusammen und immer arbeitet er innere psychische Vorgänge plastisch heraus. Zwei Jahre nach der Premiere machte die AfD 2019 das Theaterstück „Wenn der Kahn nach links kippt, setze ich mich nach rechts“ zum Thema einer parlamentarischen Anfrage und einer kulturpolitischen Debatte im Landtag von Baden-Württemberg. Der Vorwurf an das Theater, das sich als eines der ersten vor der Bundestagswahl 2017 mit Rechtspopulismus beschäftigt hatte, war „Bruch der Neutralitätspflicht“.[6][7]

Zitate Bearbeiten

„Wir dürfen konstatieren: so wie das Schreckensszenario Melanie Kleins und ihrer Schule die dramatische Fortsetzung der Schule Sigmunds Freuds, ist das Schreckensszenario Heiner Müllers die analytische Tiefensonde des zeitgenössischen Theaters. Diese spiegelbildliche Entsprechung, kraft derer die psychotischen Blöcke der Müllerschen Texte und die uns wohlbekannten untoten Widergänger, die seine Bühne bevölkern, in schmerzhafter Schärfe sichtbar und damit darstellbar werden, macht Peter Staatsmanns Theater des Unbewussten zu einem Schlüsselwerk des modernen Theaters.“

Klaus Heinrich[8]

Inszenierungen (Auswahl) Bearbeiten

Werke (Auswahl) Bearbeiten

  • mit B.K. Tragelehn, R. Mangel und S. Schnabel als Hrsg.: DEUTSCH in einem anderen Land – die DDR 1949 bis 1990 in Gedichten. Ed. Hentrich, Berlin 1990, ISBN 3-926175-87-7.
  • Peter Staatsmann: Keiner weiß mehr... Theater in der Nachmoderne. Einige Überlegungen zu den Bedingungen der darstellenden Künste heute, in: Sprache im technischen Zeitalter 37, Nr. 149, Köln 1999.
  • Peter Staatsmann: Inszenierung des Realen. J.M.R. Lenz und die Bühne, in: text + kritik 146, München 2000, ISBN 978-3-88377-627-9.
  • Eve Ensler: Die Vagina-Monologe. Aus dem Amerikanischen von Peter Staatsmann und Bettina Schültke. Ed. Nautilus, Hamburg 2000, ISBN 3-89401-345-1.
  • mit Bettina Schültke (Hrsg.): Das Schweigen des Theaters – Der Regisseur Dimiter Gotscheff. Vorwerk 8, Berlin 2008, ISBN 978-3-940384-10-2.
  • Peter Staatsmann: Geschichtsdrama und Selbstanalyse. Heiner Müllers psychodramatisches Theater am Beispiel der Inszenierung “Germania. Stücke”, in: Theatrographie. Heiner Müllers Theater der Schrift, hg. von G. Heeg und T. Girshausen, Berlin 2009, ISBN 978-3-930916-89-4.
  • Peter Staatsmann: Theater des Unbewussten. Der selbstanalytische Prozess im Schreiben Heiner Müllers. nexus 101, Stroemfeld, Frankfurt am Main 2015, ISBN 978-3-86109-201-8.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Wilhelm Kosch: Deutsches Theater-Lexikon, Nachtragsband Teil 7: St-U
  2. Staatsmann@1@2Vorlage:Toter Link/www.nationaltheater-weimar.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. beim Nationaltheater Weimar
  3. Zimmertheater Rottweil | Leitung. Abgerufen am 19. Mai 2019.
  4. Intendant Peter Staatsmann im Gespräch mit Dieter Kassel: Inszenierung am Zimmertheater Rottweil - Komödie setzt sich mit der AfD auseinander. In: deutschlandfunkkultur.de. 3. Januar 2018, abgerufen am 17. Februar 2024.
  5. Stephan Hebel: "Da weiß auch der AfDler nicht mehr, woran er ist". In: fr.de. 5. Januar 2019, abgerufen am 30. Januar 2024.
  6. Zimmertheater Rottweil | Presse. Abgerufen am 26. Januar 2020.
  7. Agnes Steinbauer: Hetze gegen „Nestbeschmutzer“ - Rechte Kulturstörung. Eine Bestandsaufnahme. In: deutschlandfunkkultur.de. 24. Januar 2020, abgerufen am 17. Februar 2024.
  8. Peter Staatsmann: Theater des Unbewussten. Der selbstanalytische Prozess im Schreiben Heiner Müllers. nexus 101, Stroemfeld, Frankfurt am Main 2015, ISBN 978-3-86109-201-8.
  9. https://www.berlinerfestspiele.de/de/chronicle/archiv/production/iwanow-2006