Orit Nahmias

israelische Schauspielerin, Dramen- und Drehbuchautorin

Orit Nahmias (Ivrit אורית נחמיאס), (* 1977 in Jerusalem) ist eine israelische Schauspielerin, Dramen- und Drehbuchautorin, die seit 2012 in Berlin lebt. Seit der Spielzeit 2015/2016 ist sie Mitglied des Ensembles des Maxim-Gorki-Theaters und arbeitet häufig mit der Regisseurin Yael Ronen zusammen, die ihre Stücke zusammen mit den Schauspielern entwickelt. Als Darstellerin und Mitautorin von Common Ground und The Situation wurde Orit Nahmias 2015 und 2016 zum Berliner Theatertreffen eingeladen.

Orit Nahmias, September 2012

Leben und Wirken Bearbeiten

Orit Nahmias wurde 1977 in Jerusalem geboren und absolvierte ihre Schauspielausbildung am Seminar Hakibbutzim College of Education in Tel Aviv.[1] Seit 2012 lebt und arbeitet Orit Nahmias in Berlin.[2]

Orit Nahmias ist eine der wenigen Schauspielerinnen, die auf einer deutschen Bühne fast nur Englisch sprechen.[2] Anfangs lag das an ihren mangelnden Deutschkenntnissen.[2] Es bringt aber im Maxim-Gorki-Theater wegen der Übertitelungen keine Verständnisschwierigkeiten mit sich. Ihre erste rein deutschsprachige Rolle hatte sie in Feinde – die Geschichte einer Liebe nach dem Roman von Isaac Bashevis Singer.[3] Dort wurde sie von Yael Ronen „gegen den Herkunftsstrich“ eingesetzt: Sie spielte mit blonder Gretchen-Flechtfrisur die polnische Nicht-Jüdin Yadwiga.[4]

Seit 2009 war Orit Nahmias mit der Theatergruppe der israelischen Regisseurin Yael Ronen, die sie vom Studium her kannte, mit mehreren Produktionen in der Schaubühne zu sehen.[2] Im Herbst 2013 wurde Yael Ronen Hausregisseurin am Maxim-Gorki-Theater, und seitdem war Nahmias dort dauerhafte Gastschauspielerin.[2] Seit der Spielzeit 2015/2016 ist sie Mitglied im Ensemble des Maxim-Gorki-Theaters.[1] Sie war dort bisher in nahezu allen Produktionen von Yael Ronen vertreten und wird als Alter Ego der Regisseurin gesehen.[3]

2013 drehte sie zusammen mit ihrer Schulfreundin Dalia Castel, die inzwischen auch in Berlin lebte, den Dokumentarfilm Jerusalem for Cowards – Jerusalem für Feiglinge.[2]

Die Bandbreite ihrer Rollen ist groß: In Der Russe ist einer, der Birken liebt spielte sie 2013 eine lesbische Fotografin in Israel, in dem vielfach ausgezeichneten Stück Common Ground ist sie als Israelin „eine selbstironische Expertin für unlösbare politische und ethnische Konflikte“.[2] In Erotic Crisis stellt sie eine Frau dar, die darunter leidet, dass ihr Partner keine Lust mehr auf Sex mit ihr hat.[5] Ihre Rolle in ihrer selbst konzipierten Stand-Up-Show Oritsy – Eine junge Mutter sagt die Wahrheit entsprang dem Wunsch, endlich einmal nicht als Israelin, als Jüdin auf der Bühne stehen, sondern als Sexsymbol.[2]

Werke Bearbeiten

  • Why Me? (Drama), Regie: Karin Sigal[6]
  • 2011: Jerusalem for Cowards, (Dokumentarfilm), mit Dalia Castel, Drehbuch[7]
  • 2014: Oritsy – Eine junge Mutter sagt die Wahrheit / The Best and the Worst. Stand-Up-Show[8][9]
  • 2017: Jilet Ayşe und Orit Nahmias. Maxim Gorki Theater, Berlin[10]

Filmografie (Auswahl) Bearbeiten

Rollen (Auswahl) Bearbeiten

Auszeichnungen (Auswahl) Bearbeiten

Rezeption Bearbeiten

In einem Beitrag des Goetheinstituts wurden die „brillanten, treffenden und scharfsinnigen Monologe“ von Orit Nahmias in In unserem Namen gelobt.[29] Die Schauspielerin hat die Texte selbst geschrieben und damit die für sie vorgesehene Rolle mit Unterstützung des Regisseurs umgestaltet:[29] Geplant war, dass sie Texte aus einer Bundestagssitzung vortragen solle.[29] Da sie diese unverständlich fand, machte sie mit ihren eigenen Worten daraus „die Rolle eines Beobachters, der das Geschehen auf der Bühne aus der Perspektive seines eigenen gesunden Menschenverstandes kommentiert.“[29]

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d Orit Nahmias. In: gorki.de. Abgerufen am 1. Oktober 2016.
  2. a b c d e f g h Susanne Lenz: Von Israel nach Berlin: Orit Nahmias: Nichts für Feiglinge. In: berliner-zeitung.de. 3. Oktober 2016, abgerufen am 3. Oktober 2016.
  3. a b Fabian Wallmeier: "Theatertreffen? Das klingt nicht gerade glamourös". In: rbb-online.de. 22. Mai 2016, abgerufen am 3. Oktober 2016.
  4. Barbara Burckhardt: Die Liebe ist ein seltsames Spiel. am Berliner Maxim Gorki Theater unterscheidet Yael Ronen mit Isaac Singers Roman 'Feinde – die Geschichte einer Liebe' sehr klar zwischen Mann und Frau, während Marianna Salzmann in 'Meteoriten' die Verwirrungen der Geschlechteridentitäten in die Normalität überführt. In: Theater heute. Nr. 6, Juni 2016, S. 27.
  5. Yael Ronen: Erotic Crisis. In: die-deutsche-buehne.de. 1. September 2011, abgerufen am 5. Oktober 2016.
  6. a b c Orit Nahmias. In: schaubuehne.de. 1. Oktober 2016, abgerufen am 2. Oktober 2016.
  7. Laks Hessen E. V.: Jerusalem for Cowards. In: hessen-szene.de. 22. September 2016, abgerufen am 5. Oktober 2016.
  8. Soldaten // The Best and the Worst. In: berlin-buehnen.de. 2. Juli 2015, abgerufen am 5. Oktober 2016.
  9. Mit Orit Nahmias sprach Alexandra Kedves: «Die Angst macht blind, unklug und destruktiv». In: bernerzeitung.newsnet.ch. 25. November 2015, abgerufen am 5. Oktober 2016.
  10. Jilet Ayşe & Orit Nahmias. In: gorki.de. Abgerufen am 5. Juni 2017.
  11. Dritte Generation. In: schaubuehne.de. 1. Oktober 2016, abgerufen am 2. Oktober 2016.
  12. The Day Before the Last Day. In: schaubuehne.de. 1. Oktober 2016, abgerufen am 2. Oktober 2016.
  13. Der Russe ist einer, der Birken liebt. In: gorki.de. 16. November 2013, abgerufen am 2. Oktober 2016.
  14. Common Ground. In: gorki.de. 14. März 2014, abgerufen am 2. Oktober 2016.
  15. Erotic Crisis. In: gorki.de. 13. September 2014, abgerufen am 2. Oktober 2016.
  16. Mirijam Verena Jeremic. In: castingdb.eu. 27. August 2014, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 5. Oktober 2016; abgerufen am 5. Oktober 2016.
  17. In unserem Namen Unter Verwendung von Aischylos' Die Schutzflehenden, Elfriede Jelineks Die Schutzbefohlenen, der 42. Sitzung des Innenausschusses des Deut. In: gorki.de. 13. November 2015, abgerufen am 2. Oktober 2016.
  18. The Situation Stück des Jahres 2016. In: gorki.de. 4. September 2015, abgerufen am 2. Oktober 2016.
  19. Feinde - Die Geschichte einer Liebe. In: gorki.de. Abgerufen am 2. Oktober 2016.
  20. Denial. In: gorki.de. 9. September 2016, abgerufen am 2. Oktober 2016.
  21. Oritsy & Friends Jerusalem for Cowards / stagediving. In: gorki.de. Abgerufen am 2. Oktober 2016.
  22. Ödipus und Antigone Nach Sophokles. In: gorki.de. Abgerufen am 5. Juni 2017.
  23. Verräter. In: gorki.de. 28. April 2017, abgerufen am 5. Juni 2017.
  24. Rewitching Europe. Abgerufen am 28. November 2019.
  25. a b Jerusalem for Cowards - Trailer. In: vimeo.com. 16. August 2013, abgerufen am 3. Oktober 2016 (englisch).
  26. Claudius Lünstedt: Preis der Autoren 2014: Jerusalem for Cowards. In: faustkultur.de. 2. Juli 2014, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. August 2016; abgerufen am 3. Oktober 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/faustkultur.de
  27. Sarah Mewes: The Other Berlinale. In: handelsblatt.com. Abgerufen am 5. Oktober 2016.
  28. Awards Night. In: boddinale.com. 17. September 2015, archiviert vom Original am 3. Oktober 2016; abgerufen am 14. März 2024 (englisch).
  29. a b c d Ada Mukhina: Kulturelle Bildung - Magazin - Goethe-Institut: 'Wie Deutsch fühlst du dich?' Ada Mukhina über das Maxim Gorky Theater in Berlin. In: goethe.de. Juli 2016, abgerufen am 6. Oktober 2016.