Nagata Tokuhon

japanischer Mediziner

Nagata Tokuhon (japanisch 永田 徳本; * 1513 in Ōhama, Hekikai-gun, Provinz Mikawa (heute Hekinan, Präfektur Aichi)[1]; † 1630 in Higashihori, Suwa-gun, Provinz Shinano (heute Präfektur Nagano)) war ein japanischer Arzt, der im Zeitalter der streitenden Reiche (Sengoku-jidai) auf die Entwicklung der Medizin in Japan einen nachhaltigen Einfluss ausübte und neben Manase Dōsan und Tashiro Sanki zu den „Drei verehrungswürdigen Ärzten“ (三聖, sansei) im Umbruch zur Frühmoderne zählt.

Nagata Tokuhon (aus: Isei Nagata Tokuhon-den, 1900)
Inhaltsverzeichnis der 'Neunzehn Rezepte des Ehrwürdigen Tokuhon' (Tokuhon-ō jūkyū hō).

Leben Bearbeiten

Nagata Tokuhon stammte aus den kleinen Ort Ōhama im heutigen Hekinan. Er ging als junger Mann zunächst nach Kajima (鹿島) in der Provinz Hitachi (heute Präfektur Ibaraki) und beschäftigte sich unter der Anleitung des Zen-Mönches Zanmu (残夢, † 1576) mit Atempraktiken (神仙吐納, Shinsen tonō).[2] Hierauf folgten weitere medizinische Studien bei dem berühmten Gekkō Dōjin (月湖道人) und in Koga bei Tashiro Sanki. 1541 siedelte er in das Dorf Higashihori (東堀村, Higashihori-mura) im Distrikt Suwa in der Provinz Shinano (heute Präfektur Nagano) über, wo er auch heiratete. 1582 nahm er Kontakt zu Manase Dōsan auf. 1625 kurierte er den zweiten Shōgun der Tokugawa-Dynastie Hidetada von einer schweren Erkrankung. 1630 starb er hochbetagt im Dorf Higashihori.[3]

Ärztliches Wirken und Lehre Bearbeiten

Der Überlieferung zufolge zog Nagata Tokuhon mit einer Kuh durchs Land, um deren Hals Beutel mit diversen Arzneimitteln baumelten, die er zu einem äußerst niedrigen Einheitspreis abgab. Das galt auch für den Shōgun Hidetada. Arme wurden kostenlos behandelt.[4]

Nagata bildete rund fünfzig Schüler aus. Er löste sich von den chinesischen Lehren, nahm eine erneute Gruppierung der Leiden aufgrund der Symptome vor. Zwar wählte er mit einer Reihe von Abführmitteln aggressivere Methoden als es seinerzeit üblich war, doch zielten seine Therapien auf die Unterstützung der Naturkräfte (ryōnō, 良能[5]), wobei das Einverständnis und die Unterstützung des Patienten eine entscheidende Rolle spielten.

Wie bei Manase Dōsan zeigen sich Ähnlichlichkeiten seiner therapeutischen Grundsätze mit Prinzipien der hippokratischen Medizin.[6] Unter seinen Schriften fanden die „Neunzehn Rezepte des ehrwürdigen Tokuhon“ (徳本翁十九方, Tokuhon-ō jūkyū hō)[7] eine große Verbreitung. Im „Diskurs über die Medizin“ (医之弁, I-no-ben, 1585) zeigte er den zeitgenössischen Ärzten, dass das chinesische Werk Shānghán lùn („Abhandlung über die Kälte-Krankheiten“) mit seiner Krankheitslehre und den ebenso brauchbaren Therapieverfahren eine bedenkenswerte Alternative zu Manase Dōsans Lehren bot.[8] Dieser Ansatz wurde in der „Alten Schule“ (ko-ihō-ha, 古医方派) der Edo-Zeit aufgegriffen und weiter entwickelt.

Anmerkungen Bearbeiten

  1. 碧南の偉人 その2. Stadt Hekinan, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. Februar 2015; abgerufen am 4. Dezember 2011 (japanisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.city.hekinan.aichi.jp
  2. Ausstoßen des schlechten Qi (jap. ki) des Bauches nach Art der Bergasketen (shinsen).
  3. Komatsu (1900)
  4. Komatsu (1900)
  5. Vgl. hierzu das westliche Konzept der vis medicatrix naturae.
  6. Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 5.
  7. Bilddatei der Edition von Inaba Fuminori und Wakuda Yoshitora auf der Webseite der Waseda Universitätsbibliothek
  8. Rosner (1989), S. 48f.

Literatur Bearbeiten

  • Komatsu Kiyokago: Isei Nagata Tokuhon den. Tokyo: Kyōeidō, 1900.
  • Yū Fujikawa: Der Arzt in der japanischen Kultur. Tokio: Kaiserlich Japanisches Unterrichtsministerium, 1911, S. 33.
  • Erhard Rosner: Medizingeschichte Japans. (Handbuch Der Orientalistik, Fünfte Abteilung). Leiden: Brill, 1989.
  • S. Noma (Hrsg.): Nagata Tokuhon. In: Japan. An Illustrated Encyclopedia. Kodansha, 1993. ISBN 4-06-205938-X, S. 1034.