Menstruationszyklus

monatlich auftretender Vorgang im Körper einer Frau
(Weitergeleitet von Monatszyklus)

Der Menstruationszyklus, menstruelle Zyklus oder weibliche Zyklus ist beim Menschen ein monatlich (etwa alle 21 bis 45, durchschnittlich alle 29,3 Tage[1]) auftretender Vorgang im Körper der Frau, sowie bei einigen intergeschlechtlichen Personen, der sich von der Pubertät (mit der Menarche) bis in die Wechseljahre (mit der Menopause) etwa 400-mal vollzieht und charakterisiert durch hormonelle Veränderungen darauf ausgerichtet ist, auf verschiedenen körperlichen Ebenen, in erster Linie im Eierstock (siehe auch Ovarialzyklus) und an der Gebärmutter, günstige Bedingungen für eine Befruchtung und Schwangerschaft zu schaffen. Als Beginn eines Menstruationszyklus ist der erste Tag der Monatsblutung festgelegt worden, weil die Blutung das deutlichste und sichtbarste Symptom innerhalb des Zyklus ist. Der Zyklus endet nach der Definition am Tag vor dem Einsetzen der Blutung.

Schematische Darstellung des Ovarialzyklus
Während des Zyklus vorkommende Hormone mit Ort der Wirkung
Video: Der Menstruationszyklus

Im Verlauf eines Zyklus wird, falls keine Empfängnis stattgefunden hat, die Gebärmutterschleimhaut abgestoßen (Desquamation) und anschließend wieder aufgebaut (Proliferation und Sekretion). Währenddessen ist in einem der beiden Eierstöcke[2] eine Eizelle herangereift (Follikelreifung), die beim Eisprung in den Eileiter gelangt und dort während der nächsten 12–18 Stunden zur Befruchtung bereitgestellt wird. Gesteuert werden diese Vorgänge von Hypothalamus, Hypophyse und Ovar über verschiedene Hormone: Östrogen und Progesteron lösen die Veränderungen an der Gebärmutterschleimhaut aus. Chemisch veränderte Östrogen- und Progesteronanaloga sind Hauptbestandteile der Empfängnisverhütungspillen. Mit ihrer Hilfe wird dem Körper vorgetäuscht, er befände sich in der Lutealphase, in der keine weitere Eireifung und kein Eisprung mehr stattfindet. Der körpereigene Zyklus mit Eireifung, Eisprung und Lutealphase wird durch eine zyklische Abfolge von Hormongaben von außen ersetzt.

Der Zyklus wird in zwei Phasen unterteilt:

  • Der Abschnitt zwischen dem Eintritt der Menstruation und dem nächsten Eisprung wird als Desquamations- und Proliferationsphase oder Follikelphase bzw. Eireifungsphase bezeichnet und ist in seiner Dauer variabel. Er kann wenige Tage, aber auch viele Wochen dauern.
  • Die Phase zwischen Eisprung und dem Beginn der Menstruation wird als Sekretions- oder Lutealphase bezeichnet. Sie dauert, relativ konstant, zwischen zehn und 16 Tage. Bei einer Dauer unter zehn Tagen spricht man von einer „Gelbkörperschwäche“ oder „Lutealinsuffizienz“. In einem solchen Zyklus kann zwar eine Befruchtung stattfinden, die befruchtete Eizelle kann sich jedoch nicht einnisten. Eine Gelbkörperphase über 16 Tagen deutet auf den Eintritt einer Schwangerschaft hin.

Als „normal“ angesehen werden Zyklen, die 23 bis 35 Tage dauern. 5 % der Zyklen gesunder Frauen dauern länger als 35 Tage.[3]

Der erste Menstruationszyklus im Leben einer Frau beginnt vor der ersten Regelblutung (Menarche) mit der Vorbereitung des ersten Eisprunges. Ab da an beginnt die Fruchtbarkeit, woraus resultiert, dass eine Person auch schwanger werden kann, ohne jemals eine Regelblutung bekommen zu haben.

Der letzte Menstruationszyklus endet mit der letzten Regelblutung (Menopause).

Zwischen dem Ersten und dem Letzten folgt ein Zyklus dem vorherigen, wenn diese Folge nicht durch eine Schwangerschaft, durch bestimmte Krankheiten oder durch hormonelle Verhütung unterbrochen wird.

Vorgänge vor der Geschlechtsreife

Mit dem Menstruationszyklus wird eine Entwicklung fortgesetzt, die beim menschlichen Embryo schon in der 3. Woche ihren Anfang nimmt: Urkeimzellen wandern in die weibliche Gonadenanlage ein, differenzieren sich im Rahmen der Oogenese zu Oogonien und teilweise weiter zu Oozyten, den eigentlichen Eizellen, die noch vor der Geburt des Mädchens in die 1. Reifeteilung eintreten. Diese Oozyten bilden dabei als sog. primäre Oozyten zusammen mit dem sie umgebenden Epithel den sog. Primordialfollikel.
Die weitere Entwicklung wird nun bis zum Eintritt der Pubertät unterbrochen und die Oozyten treten in ein Ruhestadium, das Diktyotän ein. In dieser Ruhephase gehen die meisten Oozyten wieder zugrunde. Zum Zeitpunkt der Menarche – der ersten Regelblutung – sind noch etwa 400.000 der ursprünglich 700.000 bis 2 Millionen Primordialfollikel vorhanden.

Die Phasen des Menstruationszyklus

 
Abläufe innerhalb des Ovars während des Menstruationszyklus:
1 Menstruation
2 heranreifender Follikel
3 reifer Follikel
4 Ovulation (Eisprung)
5 Corpus luteum (Gelbkörper)
6 Rückbildung des Corpus luteum

Mit dem Eintritt in die Geschlechtsreife beginnt die fruchtbare (fertile) Phase der Frau.

Desquamations- und Proliferationsphase, Follikelphase

Der erste Tag der Menstruation markiert den Beginn eines neuen Zyklus.

In der ersten Zyklusphase wird die alte Schleimhautschicht der Gebärmutter mit der Regelblutung abgestoßen und ausgeschwemmt (Desquamationsphase) und nach Ende der Blutung unter Einfluss des im Eierstock gebildeten Östrogens neu aufgebaut (Proliferationsphase).

Parallel reift im Eierstock, dem Ovar, ein Ovarialfollikel heran, der die Eizelle enthält (Follikelphase):
Unter dem Einfluss des Follikelstimulierenden Hormons (FSH) wachsen zu Beginn des einzelnen Ovarialzyklus jeweils 5 bis 15 Primordialfollikel in einem Eierstock heran. Dabei vermehren sich sowohl die Follikel- als auch die Thekazellen des Eierstocks.

Die sich vermehrenden Follikelzellen bilden Progesteron und geben dieses in die Follikelhöhle ab, was die Eireifung unterstützt. Die Granulosazellen produzieren Östrogen, das in die Blutbahn gelangt und unter anderem die Gebärmutterschleimhaut in die Proliferationsphase (Vorbereitung auf eine Einnistung) bringt.

Ein Primordialfollikel wächst und reift über Primär- und Sekundär-Follikel zum Tertiär-Follikel. In der Regel entwickelt sich nur einer der Primordialfollikel zum reifen und sprungbereiten Tertiärfollikel heran, die übrigen gehen zugrunde und werden zu Bindegewebe.

Mit dem Follikelsprung wird nun eine Eizelle ausgestoßen, die nach vielen Jahren der Ruhe im Diktyotänstadium nun die erste Reifeteilung beendet hat.

Die Progesteron bildenden Follikelzellen des Graafschen Follikels werden nun mit Blutgefäßen durchzogen, was einen Progesteronanstieg im Blut bewirkt.

Ovulation und fruchtbare Zyklusphase

Die Ovulation (auch Eisprung oder Follikelsprung genannt) selbst wird nicht als Phase bezeichnet, sondern markiert lediglich den Wechsel zwischen der Follikel- und Gelbkörperphase.

Ovulation

Die Ovulation findet – je nach Länge der Follikelreifungsphase – zu unterschiedlichen Zeiten statt, in nur 25 % der Fälle am 14. oder 15. Zyklustag. In 60 % der Fälle findet der Eisprung erst nach dem 14. Zyklustag statt, in 5 % bereits am 11. Zyklustag oder noch früher.[3]

Kurz vor der Ovulation ist die Östrogenkonzentration im Blut am höchsten.

Die Basaltemperatur steigt zum Eisprung hin um 0,2–0,4 Grad und bleibt über diesen hinweg erhöht.[4]

Obwohl es zwei Eierstöcke gibt, wird normalerweise nur eine Eizelle pro Zyklus entwickelt. Welcher Eierstock zum Follikel-Lieferanten wird, ist im Wesentlichen zufällig, denn es gibt keine Rechts-links-Koordination. Steigt der Spiegel des follikelstimulierenden Hormons (FSH), wird die Reifung des Follikels angeregt. Der Follikel sondert Inhibin ab, welches das Ansteigen des FSH-Spiegels und somit eine Reifung eines weiteren Follikels verhindert. So ist es jedes Mal unterschiedlich, ob der linke oder rechte Eierstock den Follikel produziert, nach dem Verlust eines Eierstocks ist der andere normalerweise in der Lage, die Aufgaben allein zu erfüllen.

Bei manchen Frauen wird der Follikelsprung von einem charakteristischen Schmerz begleitet, dem sogenannten Mittelschmerz, der mehrere Stunden dauern kann.

Die Eizelle hat einen Durchmesser von etwa 0,1 mm.

Fruchtbare Zyklusphase

Nach dem Eisprung kann die Eizelle für 12–18 h im äußeren Drittel des Eileiters von einem Spermium befruchtet werden.[4] Geschieht dies nicht, stirbt sie ab und löst sich auf. Wird sie befruchtet, wandert sie während der nächsten 3–4 Tage durch den Eileiter zur Gebärmutter.

Die in der Follikelphase im Eierstock gebildeten Östrogene sorgen neben dem Aufbau der Gebärmutterschleimhaut auch für die Bildung des sog. Zervixschleims in den Drüsen des Gebärmutterhalses. Der Zervixschleim ist dann flüssig, durchsichtig und elastisch.[4] Dieser Zervixschleim ermöglicht den Spermien das Überleben im Körper der Frau bis zu 5 Tagen, so dass man – zusammen mit der knapp eintägigen Befruchtungsfähigkeit der Eizelle – von einem „fertilen Fenster“ von 6 Tagen spricht.[3] Mit verschiedenen natürlichen Familienplanungsmethoden wird versucht, dieses fruchtbare Fenster anhand von Körperzeichen wie Zervixschleim und Basaltemperatur möglichst genau zu bestimmen.

Gelbkörper- oder Lutealphase, Sekretionsphase und unfruchtbare Zyklusphase

Nach dem Eisprung wird durch die Wirkung des luteinisierenden Hormons (LH, Lutropin) aus den Zellen des Graafschen Follikels das Corpus luteum (Gelbkörper) gebildet, welches ebenfalls unter LH-Einfluss das Hormon Progesteron produziert und verschiedene Veränderungen bewirkt:

In der Gebärmutterschleimhaut führt die Kombination aus Östrogen- und Progesteronwirkung zu einem weiteren Ausbau der Gefäßversorgung und zu einer Abgabe von nährstoffhaltigem Sekret aus den Drüsen der Schleimhaut (Dezidualisierung). Die Schleimhaut ist etwa eine Woche nach dem Eisprung auf die Einnistung (Nidation) der befruchteten Eizelle vorbereitet.

An den Zervixdrüsen im Gebärmutterhals führt das Progesteron zur Verdickung des Zervixschleims und damit zur Bildung eines für Spermien undurchdringlichen Schleimpfropfs.

An Hypothalamus und Hypophyse bewirkt das Progesteron über einen negativen Rückkopplungsmechanismus, dass die Ausschüttung von FSH stoppt und damit jede weitere Eireifung sowie ein erneuter Eisprung während der Lutealphase unterbleibt. Da weder Spermien noch eine befruchtungsfähige Eizelle im weiblichen Körper vorhanden sind, kann während der Lutealphase keine (erneute) Befruchtung eintreten, es handelt sich um eine unfruchtbare Zyklusphase.

Keine Schwangerschaft

Kommt es nicht zu einer Schwangerschaft, geht der Gelbkörper im Eierstock zugrunde und wird durch eine narbige Umwandlung zum Weißkörper (Corpus albicans). Die Progesteronproduktion versiegt. Ohne die hormonelle Unterstützung kann die Schleimhaut nicht aufrechterhalten werden und wird durch die Kontraktion der Gebärmuttermuskulatur abgestoßen, es kommt zur Blutung, was gleichzeitig den Beginn des nächsten Zyklus markiert. Durch den Progesteronabfall wird der negative Rückkopplungsmechanismus aufgehoben und eine neue Eireifung kann beginnen.
Die Corpora albicantia bestehen schließlich nur noch aus Bindegewebe und geben dem senilen Ovar sein narbiges Aussehen. Der hier geschilderte Prozess wiederholt sich bis zur letzten Regelblutung, der Menopause, etwa 400-mal.

Schwangerschaft und Geburt

Wenn eine Befruchtung eintritt, nistet sich die Eizelle mit 25- bis 30-prozentiger Wahrscheinlichkeit in die Gebärmutterwand ein (Nidation) und eine Schwangerschaft beginnt. Der Ovarialzyklus wird unterbrochen, es kann nicht zu einer Superfetatio kommen – der neuerlichen Befruchtung einer Eizelle bei schon bestehender Schwangerschaft, die allerdings auch wegen der Beschaffenheit des Zervixschleims während einer Schwangerschaft und dessen Undurchdringbarkeit für Spermien beinahe unmöglich ist. Je nachdem, ob und wie lange gestillt wurde, setzt der Ovarialzyklus nach der Geburt dann wieder ein, wenn die Konzentration des die Milchbildung fördernden Hormons Prolaktin soweit gesunken ist, dass sie die FSH- und LH-Freisetzung nicht mehr unterdrückt. Nach einer Schwangerschaft findet bei stillenden Frauen in 50 % der Fälle der Eisprung bereits vor dem Wiederauftreten der Blutung statt, so dass Frauen auch vor der ersten Regelblutung erneut schwanger werden können[5]. Das Stillen kann einen Eisprung unterdrücken, die Wirkung ist aber nicht sicher und bietet nur unter besonderen, sehr streng vorgegebenen Bedingungen einen Schutz vor einer erneuten Schwangerschaft; siehe: Stillen und Verhütung und Laktationsamenorrhö-Methode.

Blutung

Während einer regelrechten Blutung von normaler Dauer (drei bis fünf Tage) und Stärke (Eumenorrhoe genannt), gehen ungefähr 30 bis 60 Milliliter Blut verloren (Werte zwischen 10 und 80 ml werden als normal angesehen, das Blutungsmaximum liegt meist am zweiten Tag).[6][7] Je nach Autor wird die Grenze zur Hypermenorrhoe (ungesund starke Menstruation) mit 150 ml oder mit 200 ml angegeben. Das Gerinnen des Blutes wird durch das Enzym Plasmin verhindert, welches in der Gebärmutterschleimhaut enthalten ist.

Menstruationssymptome

Manche Frauen erleben die Zeit der Menstruation als positiv, einhergehend mit einem erhöhten Körperbewusstsein.

Beschwerden

Bei vielen anderen Frauen wird die Menstruation jedoch von verschiedenen unangenehmen Symptomen, sog. Menstruationsbeschwerden (medizinisch Dysmenorrhoe)[8][9] begleitet, die der Menstruation auch vorausgehen können. Unterschieden wird zwischen primärer und sekundärer Dysmenorrhoe.[10]

Beschwerden nach Personengruppen

Die Dysmenorrhoe ist eine häufige Erkrankung in der Adoleszenz.[11]

Ursachen von Menstruationsbeschwerden

Primäre Regelschmerzen entstehen beim Zusammenziehen der Gebärmuttermuskulatur, während diese die Schleimhaut abstößt. Für die Kontraktion der Gebärmuttermuskulatur sorgen Prostaglandine.[10]

Prostaglandine sind hormonähnliche Botenstoffe, die auch eine Auswirkung auf das Schmerzempfinden haben.[10]

Eine weitere Theorie ist, dass Regelschmerzen durch zu viel gebildetes Prostaglandinen entsteht.[12]

Eine häufige Annahme ist, dass Menstruationssymptome durch die beim Zyklus beteiligten Hormone verursacht werden. Andere Kritisieren diesen Ansatz, da er zu wenig Evidenz habe und unterbewusst auf ein Rollenbild der hysterischen, von Hormonen gesteuerten Frau zurückgreift.[4]

Sekundäre Regelschmerzen können durch Geschwulste, Endometriose, Entzündungen oder Intrauterinpessare ausgelöst werden.[12] Sie bedürfen eine ärztliche Untersuchung.

Beschwerden vor der Menstruation können durch das prämenstruelle Syndrom (PMS) bedingt sein.[13]

Auswirkungen von Menstruationsbeschwerden

Starke Dysmenorrhoe führt zur Beeinträchtigung im Alltag und folglich zur Abgrenzung von sozialen Umfeldern.[11]

Zyklusschwankungen

Der Menstruationszyklus kann von Person zu Person, aber auch von Zyklus zu Zyklus erheblich schwanken.[4] Forschende fanden heraus, dass mehr als 60 % aller untersuchten menstruierenden Personen innerhalb eines Jahres eine Zyklusschwankung von mehr als acht Tagen erfuhren.[4] Weitere sagen aus, dass die Zyklen zu mehr als 80 % schwanken.[14]

Ursachen

Häufig werden Stress und hormonelles Ungleichgewicht als Faktoren für Zyklusschwankungen angegeben.[15]

Ebenso kann der Menstruationszyklus nach der Menarche bis zu 2 Jahren unregelmäßig sein.[11]

Menstruationsstörungen

Klassifikation nach ICD-10
N91 Ausgebliebene, zu schwache oder zu seltene Menstruation
N92 Zu starke, zu häufige oder unregelmäßige Menstruation
N93 Sonstige abnorme Uterus- oder Vaginalblutung
N94 Schmerz und andere Zustände im Zusammenhang mit den weiblichen Genitalorganen und dem Menstruationszyklus
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Menstruationsstörungen sind (stärkere) Abweichungen von der normalen Regelblutung.

Man unterscheidet dabei (nach Kaltenbach) Anomalien des Blutungsrhythmus (Regeltempostörungen)(auch gestörter Zyklus genannt)[15] und der Blutungsstärke (Regeltypusstörungen) (auch gestörte Monatsblutung genannt)[15], Zusatzblutungen, Blutungen bei Bestehenbleiben (Persistenz) eines Follikels (Ausbleiben des Eisprungs), und das gänzliche Ausbleiben der Menstruation (Amenorrhoe).

Zu den Tempoanomalien/ Störung des Zyklus gehören die

Als Typusanomalien/ Störungen der Blutung bezeichnet man die

  • Hypermenorrhoe, eine verstärkte bis zu starke Monatsblutung (auch häufig bei Myome[16] oder Endometriose der Gebärmuttermuskulatur (Adenomyosis uteri))[15][9]
  • Hypomenorrhoe, eine abgeschwächte bis zu schwache Blutung[15][9]
  • Menorrhagie, verlängerte Blutung[9] von sechs Tagen bis zwei Wochen.[15] Beispielsweise nach Ausbleiben eines Eisprungs, also bei Weiterbestehen des Follikels, kann es bis hin zu einer Dauerblutung kommen; sie ist eine Form einer dysfunktionellen Blutung.
  • Die Metrorrhagie ist durch meist regelstarke, aber ohne Rhythmus auftretende und häufig auch lange dauernde Blutungen gekennzeichnet.
  • Amenorrhoe, die Regelblutung bleibt länger als drei Monate aus, obwohl keine Schwangerschaft besteht[15][9]

Zusatzblutungen sind in einem zweiphasigen Zyklus alle Blutungen neben der normalen Menstruation. Nach ihrem zeitlichen Auftreten unterscheidet man Vor- und Nachblutungen sowie Zwischenblutungen(unter anderem Metrorrhagie[9]). Zusatzblutungen können auch Anzeichen für ein Zervix- oder Endometriumkarzinoms sein. Je nach Ursache kann es sich einerseits um hormonell bedingte (dysfunktionelle) Blutungen handeln (Ovulationsblutung), aber auch um organisch bedingte Zusatzblutungen, beispielsweise bei Schleimhautpolypen oder Endometritis.

Faktoren für eine Menstruationsstörung

Faktoren für eine Menstruationsstörung sind unter anderem:

  • Hormonelles Ungleichgewicht in der Pubertät oder den Wechseljahren[15]
  • Hormonstörungen[9]
  • Erhöhter Blutzucker[15]
  • Über- oder Untergewicht[15]
  • Essstörungen[17]
  • extrem viel Sport[15]
  • Absetzen von hormonellen Verhütungsmitteln[15]
  • Entzündung
  • Krankheit

Blutungen in der Schwangerschaft

Während einer Schwangerschaft kommt es nicht zu Regelblutungen. Bei manchen Frauen sollen jedoch auch während der Schwangerschaft Regelblutungen aufgetreten sein, einzelne, auch überregelstarke Blutungen können, insbesondere zwischen der 6. und 10. Schwangerschaftswoche, auftreten (Drohende Fehlgeburt) und als Regelblutungen fehlgedeutet werden, wobei die Schwangerschaft meistens erhalten bleibt. Von den Blutungen in der Frühschwangerschaft, die entweder, wie beschrieben, keine weitere Bedeutung haben oder auch eine Fehlgeburt anzeigen können, in beiden Fällen aber nicht gefährlich sind, ist die Blutung in der Spätschwangerschaft zu unterscheiden: Diese kann entweder auch harmlos sein oder aber ernsthafte Erkrankungen anzeigen und unbehandelt unter Umständen zum Tod von Mutter und Kind führen. Die Geburt markiert (wenn nicht gestillt wird) den Beginn eines neuen Zyklus, der dann mit der folgenden Menstruationsblutung oder einer erneuten Schwangerschaft, siehe oben, endet. Das Wiedereinsetzen der Menstruationszyklen ist von Frau zu Frau verschieden und hängt unter anderem mit der Länge des Stillens zusammen, wobei das Stillen selbst keinen ausreichenden Schutz vor einer erneuten Schwangerschaft bietet.

Zyklusphasen und Psyche

Eine Studie nach ist das persönliche Selbstwertgefühl in der prämenstruellen Zyklusphase am niedrigsten und teilweise auch mit Ängsten und depressiven Stimmungen begleitet.[18]

Studien zufolge verstärken die zyklisch bedingten Schwankungen von Östrogenen und Progesteron die Reaktion auf Stress.[19]

Libido

Die Libido ist von Person zu Person unterschiedlich. Viele nehmen eine zyklusbedingte Libido wahr, welche sich hormonell erklären lässt.

In der ersten Phase schüttet der Körper vermehrt Östrogene aus, welche bei vielen die Libido steigern.

In der zweiten Phase wird vermehrt das Hormon Progesteron ausgeschüttet, welches den Östrogenspiegel sinken lässt und damit hemmend auf die Libido wirken kann.

Einige nehmen die ersten Tage der Menstruation als besonders lustvoll wahr. Das kann daran liegen, dass sie den Vergleich zu den vorherigen Wochen mit niedrigem Östrogenspiegel ziehen.[20]

Psychische Störrungen

Paranoia

Einer Studie zufolge treten Verfolgungswahne bei Betroffenen häufiger in der prämenstrualen Phase auf.[18]

Suizidrisiko

Einige Forschungen finden Zusammenhänge zwischen vollzogenen Suiziden und den Zyklusphasen.[21][22][23]

Einige sehen ein erhöhtes Suizidrisiko während der Menstruationsphase oder auch der Lutealphase und vermuten, dass dieses Risiko auf den Hormonhaushalt zurückzuführen ist.[21][24][25]

Zyklusbedingte Verhütung

Bei zyklusbedingter Verhütung (auch natürliche Verhütung genannt) zielen die Personen darauf ab durch zum Beispiel Temperaturmessung (Basaltemperatur) und Zervixschleim-Überprüfung ihre unfruchtbaren Tage als Verhütung zu benutzen.[26]

Bei dieser Methode bedarf es eines regelmäßigen Zyklus und einer guten Übersicht über den Körper.

Zyklusphasen und Sport

Die Forschungen zum Menstruationszyklus und Sport ist noch in ihren Anfängen, dennoch gibt es bereits Theorien und Studienergebnisse zu den Zyklusphasen und Sport.

1 Phase

Die Menstruation hat eine starke Auswirkung auf die Leistungsfähigkeit vieler Sportlerinnen. Einer Studie nach ist die Leistungsfähigkeit in Bezug auf Kraft, Ausdauer und Schnelligkeit von Profi-Sportlerinnen mit Beginn der Menstruation für ein bis drei Tage schlechter.[4][27]

2 Phase

Gegen Ende der zweiten Zyklusphase sind die Hormone Östrogen und Testosteron erhöht. Diese Hormone sind anabole Hormone und führen somit unter anderem zum Aufbau von Körpermaße, von Muskulatur und zur Mehrbildung von Blut.[4] In der oben erwähnten Studie wurden Hinweise darauf gefunden, dass ein Krafttraining zum Ende der zweiten Phase hin bessere Effekte erzielt.[27]

Synchronisation der Menstruation bei zusammenlebenden Frauen

Es wurde immer wieder behauptet, dass zusammenlebende Frauen mit der Zeit ihren Zyklus synchronisieren, sodass sie zusammen menstruieren. Dieser Effekt wird als McClintock-Effekt oder dormitory effect bezeichnet.[28] Allerdings konnten ältere Studien, die diesen Zusammenhang fanden, nicht klar bestätigt werden. Selbst wenn es einen Zusammenhang gibt, ist die Korrelation nicht besonders stark.[29]

Andere Lebewesen

Ein regelmäßiger Menstruationszyklus tritt nur bei ungefähr 1 % der Säugetiere auf[4]. Unter ihnen höhere Primaten, einige Fledermaus-Arten, Rüsselspringer, sowie Stachelmäuse.[30] Bei anderen weiblichen Säugetieren gibt es zwar ebenfalls zyklische Veränderungen an den weiblichen Geschlechtsorganen, die Gebärmutterschleimhaut wird jedoch nur um-, nicht aber abgebaut, und es tritt demzufolge keine Menstruationsblutung auf. Daher wird für diese Vorgänge der Begriff Sexualzyklus und Brunft verwendet.[30]

Anders als beim Brunstzyklus benötigt der Menstruationszyklus keine äußeren Auslöser, wie etwa Jahreszeiten oder hormonelle Signale eines Partners.[30]

Siehe auch

Literatur

  • Lois Jovanovic, Genell J. Subak-Sharpe: Hormone. Das medizinische Handbuch für Frauen. (Originalausgabe: Hormones. The Woman’s Answerbook. Atheneum, New York 1987) Aus dem Amerikanischen von Margaret Auer, Kabel, Hamburg 1989, ISBN 3-8225-0100-X, S. 381 und passim.
  • Hans H. Simmer: Die Auffindung eines Zyklus im desquamierten menschlichen Vaginalepithel. In: Christa Habrich, Frank Marguth, Jörn Henning Wolf (Hrsg.) unter Mitarbeit von Renate Wittern: Medizinische Diagnostik in Geschichte und Gegenwart. Festschrift für Heinz Goerke zum sechzigsten Geburtstag. München 1978 (= Neue Münchner Beiträge zur Geschichte der Medizin und Naturwissenschaften: Medizinhistorische Reihe. Band 7/8), ISBN 3-87239-046-5, S. 341–356.

Dokumentation

  • Die Kraft des Zyklus. Neue Forschung, alte Tabus. Regie: Maja Meiners und Heinke Schröder, ZDF, Deutschland, 52 Minuten, 2023

Weblinks

Anmerkungen

  1. Jonathan R. Bull, Simon P. Rowland, Elina Berglund Scherwitzl, Raoul Scherwitzl, Kristina Gemzell Danielsson, Joyce Harper: Real-world menstrual cycle characteristics of more than 600,000 menstrual cycles. In: npj Digital Medicine. Band 2, Nr. 1, 27. August 2019, ISSN 2398-6352, S. 1–8, doi:10.1038/s41746-019-0152-7, PMID 31482137, PMC 6710244 (freier Volltext) – (nature.com [abgerufen am 24. Februar 2023]).
  2. Die Reifezeit einer Eizelle beträgt etwa acht Wochen. Die beiden Eierstöcke arbeiten gegeneinander um etwa 4 Wochen zeitversetzt, so dass in Summe etwa alle 4 Wochen ein reifes Ei zur Verfügung steht.
  3. a b c Elisabeth Raith-Paula, Petra Frank-Hermann, Günter Freundl, Thomas Strowitzki: Natürliche Familienplanung heute: Modernes Zykluswissen für Beratung und Anwendung. 4. Auflage. Springer Verlag, 2008, S. 131ff.
  4. a b c d e f g h i Maja Meiners, Heinke Schröder: Die Kraft des Zyklus - Neue Forschung, alte Tabus - Die ganze Doku. In: ARTE. Abgerufen am 20. Februar 2024.
  5. U. Sottong, M. Bremme, G. Freundl: Lactationalamenorrhoea and lactational anovulation in 109 breastfeeding women. Hrsg.: Adv Contracept. Band 8, 1992, S. 269–270.
  6. David L. Healy: Menorrhagia Heavy Periods. (Memento vom 8. April 2014 im Webarchiv archive.today)
  7. Menstruationsbeschwerden. In: USZ. Abgerufen am 20. Februar 2024.
  8. Mögliche Selbsthilfe bei Menstruationsbeschwerden: www.frauenaerzte-im-netz.de. Abgerufen am 20. Februar 2024.
  9. a b c d e f g h i Hormonstörungen: Diagnostik. In: Frauenärzte im Netz. Abgerufen am 20. Februar 2024.
  10. a b c Regelschmerzen: Symptome und Behandlung. Bundesministerium für Gesundheit in Zusammenarbeit mit dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), 28. August 2020, abgerufen am 20. Februar 2024.
  11. a b c I. Bedei, B. Delisle: Zyklusstörungen in der Adoleszenz: Hypermenorrhö, Dysmenorrhö und dysfunktionelle Blutungen. In: Monatsschrift Kinderheilkunde. Band 165, Nr. 10, Oktober 2017, ISSN 0026-9298, S. 858–865, doi:10.1007/s00112-017-0376-z (springer.com [abgerufen am 7. März 2024]).
  12. a b Dysmenorrhoe - Starke Regelschmerzen. Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, abgerufen am 20. Februar 2024.
  13. Prämenstruelles Syndrom (PMS): Behandlung. 21. Oktober 2022, abgerufen am 21. Februar 2024.
  14. Weiblicher Zyklus – Wann sind die fruchtbaren Tage? In: Frauenärzte im Netz. Abgerufen am 20. Februar 2024.
  15. a b c d e f g h i j k l m n Katrin Krieft: Wann sind Zyklusstörungen harmlos – und wann nicht? In: quarks.de. 2. März 2022, abgerufen am 20. Februar 2024.
  16. Myome – sehr häufig, manchmal belastend. In: Frauenärzte im Netz. Abgerufen am 20. Februar 2024.
  17. Regelblutung kann bei zu viel Esskontrolle ausbleiben: www.frauenaerzte-im-netz.de. Abgerufen am 20. Februar 2024.
  18. a b Rosalind Brock, Georgina Rowse, Pauline Slade: Relationships between paranoid thinking, self-esteem and the menstrual cycle. In: Archives of Women's Mental Health. Band 19, Nr. 2, April 2016, ISSN 1434-1816, S. 271–279, doi:10.1007/s00737-015-0558-4 (springer.com [abgerufen am 7. März 2024]).
  19. Mary V. Seeman: Psychopathology in Women and Men: Focus on Female Hormones. In: American Journal of Psychiatry. Band 154, Nr. 12, Dezember 1997, ISSN 0002-953X, S. 1641–1647, doi:10.1176/ajp.154.12.1641 (psychiatryonline.org [abgerufen am 7. März 2024]).
  20. Stella Hombach: Sex und Menstruation: Haben Frauen mehr Lust, wenn sie ihre Tage haben? In: Der Spiegel. 8. August 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 21. Februar 2024]).
  21. a b Chittaranjan Behera, Asit Kumar Sikary, Asit Ranjan Mridha, Ravindra M. Pandey, Sujata Satapathy, Sanjeev Lalwani, Sudhir Gupta: Association of menstruation cycle with completed suicide: a hospital-based case-control study. In: Archives of Women's Mental Health. Band 22, Nr. 6, Dezember 2019, ISSN 1434-1816, S. 771–777, doi:10.1007/s00737-019-00964-6 (springer.com [abgerufen am 6. März 2024]).
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