Metropolis in Ionien

Siedlung in der Türkei

Koordinaten: 38° 7′ 30″ N, 27° 19′ 21″ O

Reliefkarte: Türkei
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Metropolis
Blick von Osten auf Thermen und Akropolis

Metropolis in Ionien war eine Stadt in der antiken Landschaft Ionien. Sie liegt auf einem Berg bei Özbey im Landkreis Torbalı in der Provinz Izmir in der Westtürkei.

Name Bearbeiten

Der Name des Ortes (altgriechisch Μητρόπολις, von μήτηρ für Mutter und πόλις für Stadt, andere Namen Ματρόπολις, Μητρόπολις ἡ Εφέσια, Μητρόπολις ἔν Ἰωνία)[1] bezieht sich auf eine Muttergottheit, Meter Galessia. In der Nähe wurde eine Höhle mit einer Kultstätte für die anatolische Fruchtbarkeitsgöttin gefunden[2]. Der Name der nahe gelegenen türkischen Stadt Torbalı ist eine türkische Umformung von Metropolis.

Geschichte Bearbeiten

Funde von Tonscherben, Steinäxten und Obsidian-Fragmenten weisen darauf hin, dass der Ort bereits in der frühen Bronzezeit (drittes Jahrtausend v. Chr.) besiedelt war. Auf der Akropolis gefundene geometrische und archaische Keramik konnte in die Zeit von 725 bis 500 v. Chr. datiert werden. Der Archäologe Recep Meriç schließt daraus auf eine Stadtgründung um 725 v. Chr. In dieser Zeit beschränken sich die Funde auf das Gebiet der Akropolis. Aus dem vierten und dritten vorchristlichen Jahrhundert fehlen jegliche Funde[3].

In hellenistischer Zeit im dritten Jahrhundert v. Chr. hatte die Stadt ihre Blütezeit. Es begann eine verstärkte städtische Entwicklung, die durch den Bau von Stadtmauern und Befestigungsanlagen zu erkennen ist. Es wurde mit dem Bau des Arestempels auf der Akropolis begonnen sowie anderer Monumentalbauwerke, der Stoa, des Buleuterions und des Theaters an den Berghängen[3].

In römischer Zeit wurden im Theater Altäre mit Reliefs zu Ehren des Kaisers Augustus und seines Großneffen Germanicus errichtet. Am Nordhang wurden ein Bad und ein Gymnasium gebaut. Ein überregionales Fest namens Sebaste Kaisareia wurde begründet. Das Erdbeben von 17 n. Chr. hat zumindest die Stoa in Mitleidenschaft gezogen[3].

In byzantinischer Zeit wurde etwa im 14. Jahrhundert eine neue Festung zwischen Akropolis und Stoa errichtet. Bald nach der Eroberung durch die Osmanen im 15. Jahrhundert wurde die Stadt aufgegeben, die Bewohner zogen nach Torbalı[4].

Auf dem nahe gelegenen Bademgediği Tepe wurde eine befestigte spätbronzezeitliche Siedlung entdeckt, die möglicherweise mit Puranda, einer Stadt des Arzawa-Reichs identisch ist,[5] die, nachdem sich Tapalazunauli, der Sohn des letzten arzawischen Königs Uḫḫaziti, dort 1317 v. Chr. verschanzte, vom hethitischen König Muršili II. belagert und ausgehungert wurde.[6] Unter anderem kam bei den Ausgrabungen auch viel lokal hergestellte Mykenische Keramik aus dem 14. und 12. Jahrhundert v. Chr. ans Licht,[7] darunter Fragmente eines Kraters mit Darstellung einer Seeschlacht aus dem frühen 12. Jahrhundert v. Chr.[8] Im 12. Jahrhundert v. Chr. (Schicht II) wurde die Siedlung durch eine neue Wehrmauer aus Zyklopenmauerwerk befestigt.

Erforschung Bearbeiten

Die Stadt wurde ab 1989 von Recep Meriç von der Dokuz Eylül Üniversitesi Izmir erforscht. Seit 2007 hat Serdar Aybek von der Trakya Üniversitesi Edirne die Leitung der Ausgrabungen in Zusammenarbeit mit dem Museum für Kulturgeschichte der Universität Oslo, wobei Håkon Ingvalsden die Münzfunde bearbeitet.

Literatur Bearbeiten

  • Serdar Aybek: Metropolis İonia I: Heykel, Metropolis'de Hellenistik ve Roma Dönemi Heykeltıraşlığı. Istanbul 2009, ISBN 978-9944-483-26-1.
  • Serdar Aybek, Aygün Ekin Meriç, Ali Kazım Öz: Metropolis: A Mother Goddess City in Ionia (Homer Archaeological Guides, 9). Istanbul 2009, ISBN 978-9944-483-27-8.
  • Serdar Aybek, Aygün Ekin Meriç, Ali Kazım Öz: Metropolis: İonia'da Bir Ana Tanrıça Kenti. Istanbul 2009, ISBN 978-9944-483-25-4.
  • Serdar Aybek, Ali Kazım Öz: Metropolis İonia II – The Land of the Crossroads. Essays in Honour of Recep Meriç / Yolların Kesiştiği Yer. Recep Meriç İçin Yazılar. Istanbul 2010, ISBN 978-9944-483-31-5.
  • Aygün Ekin Meriç: Metropolis İonia III – Ana Tanrıça Kutsal Mağaraları. Istanbul 2013, ISBN 978-9944-483-47-6.
  • Recep Meriç: Metropolis. City of the Mother Goddess. Istanbul 2003.
  • Recep Meriç: Metropolis. Ana Tanrıça Kenti. Istanbul 2003.
  • Recep Meriç: Späthellenistisch-römische Keramik und Kleinfunde aus einem Schachtbrunnen am Staatsmarkt in Ephesos. Wien, 2002.
  • Recep Meriç: Metropolis Kazılarının İlk 5 Yılı. Istanbul 1996.
  • Recep Meriç: Metropolis. Istanbul 1992.
  • Recep Meriç: Metropolis in Ionien: Ergebnisse einer Survey-Unternehmung in den Jahren 1972-1975. Königstein, 1982.
  • L. Herling, K. Kasper, C. Lichter, Recep Meriç: Im Westen nichts Neues? Ergebnisse der Grabungen 2003-2004 in Dedecik-Heybelitepe. Istanbuler Mitteilungen, 58, S. 13–65, 2008.
  • Recep Meriç: Metropolis. In: Wolfgang Radt (Hrsg.): Byzas 3. Stadtgrabungen und Stadtforschung im westlichen Kleinasien. Istanbul 2006, S. 227–240.
  • Recep Meriç: Excavation at Bademgeiği Tepe (Puranda) 1999-2002: A Preliminary Report. Istanbuler Mitteilungen, 2003, S. 79–98.
  • Recep Meriç, Penelope A. Mountjoy: Three Mycenaean Vases from Ionia. Istanbuler Mitteilungen, 51, 2001, S. 133–137.
  • Recep Meriç, A. Schachner: Ein Stempelsiegel des späten 2. Jahrtausends v. Chr. aus Metropolis in Ionien. Studi Micenei ed Egeo-Anatolici, 42, 1, 2000, S. 85–102.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Metropolis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Gernot Lang: Klassische Antike Stätten Anatoliens. Books on Demand 2003, S. 67, ISBN 3833000686 bei GoogleBooks
  2. Charlotte R. Long: The twelve gods of Greece and Rome. Brill, Leiden 1987, ISBN 90-04-07716-2 bei GoogleBooks.
  3. a b c Recep Meriç: Metropolis. Medoder (Friends of Metropolis Society), 1996.
  4. Archaeological Excavations/History@1@2Vorlage:Toter Link/www.metropoliskazilari.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis..
  5. Recep Meriç: Ein Vorbericht über eine spätbronzezeitliche befestigte Höhensiedlung bei Metropolis in Ionien. Die Arzawa-Stadt Puranda? In: Justus Cobet et al.: Frühes Ionien. Eine Bestandsaufnahme. Panionion-Symposion Güzelcamli 26. September - 1. Oktober 1999, Zabern-Verlag, Mainz 2007, S. 27–36.; ders.: Excavation at Bademgediği Tepe (Puranda) 1999-2002: A Preliminary Report. Istanbuler Mitteilungen 53, 2003, S. 79–98.
  6. vgl. zur Gleichsetzung auch Susanne Heinhold-Krahmer: Ist die Identität von Ilios mit Wiluša endgültig bewiesen? In: Studi micenei ed egeo-anatolici 45, 2004, S. 47.
  7. Recep Meriç, Penelope A. Mountjoy: Mycenaean Pottery from Bademgediği Tepe (Puranda) in Ionia: A Preliminary Report. Istanbuler Mitteilungen 52, 2002, S. 79–98
  8. Penelope A. Mountjoy: A Bronze Age Ship from Ashkelon with Particular Reference to the Bronze Age Ship from Bademgediği Tepe, AJA 115, 2011, S. 483–488.