Ein Markow-Operator bezeichnet in der Stochastik und der Ergodentheorie einen Operator auf einem passenden Funktionenraum, der beschränkte, messbare Funktionen auf ebensolche abbildet und dabei die Masse erhält. Eng verknüpft mit dem Begriff ist der Begriff der Markow-Halbgruppe.

Die Terminologie ist nicht ganz einheitlich in der Literatur. Häufig versteht man unter einem Markow-Operator einen Integraloperator

,

der durch einen Wahrscheinlichkeitskern definiert wurde, und bezeichnet die Übergangshalbgruppe als Markow-Halbgruppe. Markow-Operatoren und deren Markow-Halbgruppen lassen sich aber auch ganz abstrakt definieren, ohne dass eine solche Kern-Darstellung existieren muss und diese werden im Artikel behandelt. Damit eine Kern-Darstellung existiert, darf der zugrundeliegende Messraum nicht beliebig sein und muss gewisse gute Eigenschaften besitzen, wie es zum Beispiel bei einem polnischen Raum der Fall ist. Eine dieser Eigenschaften ist, dass sich ein Wahrscheinlichkeitsmaß auf der Produkt-σ-Algebra überhaupt in einen Kern zerlegen lässt.

Im Artikel behandeln wir lineare Markow-Operatoren, es können aber auch nicht-lineare Markow-Operatoren betrachtet werden. Des Weiteren meinen wir mit einem Markow-Operator einen Operator auf den messbaren Funktionen, dieser induziert aber auch einen Markow-Operator auf den Maßen, die dazugehörige Halbgruppe nennen wir duale Halbgruppe.

Markow-Operatoren sind nach Andrei Markow benannt.

Definitionen Bearbeiten

Markow-Operator Bearbeiten

Sei   ein Messraum und   eine Menge von reellen, messbaren Funktionen  .

Ein linearer Operator   auf   heißt Markow-Operator, wenn folgendes gilt[1]

  1.   bildet beschränkte, messbare Funktionen auf beschränkte, messbare Funktionen ab.
  2. Sei   die konstante Funktion  , dann gilt  . (Erhaltung der Masse / Markow-Eigenschaft)
  3. Falls  , dann gilt  . (Erhaltung der Positivität)

Abweichende Definitionen Bearbeiten

Es existieren abweichende Definitionen des Markow-Operators, gleich sind der 2. und 3. Punkt (Erhaltung der Masse und der Positivität) aber manche Autoren ersetzen den 1. Punkt. Der Markow-Operator wird dann üblicherweise auf den  -Banachräumen als   mit der Eigenschaft

 

definiert. Dies entspricht gerade der Eigenschaft, dass Dichten auf Dichten abgebildet werden.

Invariantes Maß Bearbeiten

Sei   ein Messraum und   ein positives, σ-endliches Maß darauf. Weiter sei   eine Familie von Operatoren auf  . Dann nennt man   invariant unter  , wenn für jede beschränkte, positive und messbare Funktion   und jedes  

 

gilt.

Markow-Halbgruppe Bearbeiten

Sei   eine Familie von Markow-Operatoren definiert auf der Menge der beschränkten, messbaren Funktionen auf  . Dann heißt   eine Markow-Halbgruppe, wenn[2]

  1.  .
  2.   für alle  .
  3. ein σ-endliche Maß   auf   existiert, welches invariant unter   ist.

Duale Halbgruppe Bearbeiten

Jede Markow-Halbgruppe   induziert auch eine duale Halbgruppe   durch

 

Wenn   invariant unter   ist, dann bedeutet dies  .

Infinitesimale Generator Bearbeiten

Seien nun   eine Familie beschränkter, linearer Markow-Operatoren auf dem Hilbert-Raum  , wobei   wieder das invariante Maß bezeichnet. Der infinitesimale Generator   der Markow-Halbgruppe   ist definiert als

 

wobei seine Domäne   der  -Raum der Funktionen ist, für die dieser Grenzwert existiert und in   liegt,[3]

 

Kern-Darstellung eines Markow-Operators Bearbeiten

Damit die in der Einleitung angesprochene Kern-Darstellung eines Markow-Operators   existiert, muss der darunter liegende Messraum   folgende Eigenschaften erfüllen:

  1. Jedes Wahrscheinlichkeitsmaß   lässt sich in   zerlegen, wobei   die Projektion auf die erste Komponente ist und   ein Wahrscheinlichkeitskern.
  2. Es existiert eine abzählbare Familie, welche die σ-Algebra   erzeugt.

Definiert man nun ein σ-endliches Maß auf  , so lässt sich zeigen, das jeder Markow-Operators   eine Kern-Darstellung bezüglich   besitzt.[4]

Beispiele Bearbeiten

Die Wärmeleitungs-Halbgruppe Bearbeiten

Ein wichtige Beispiel ist die Wärmeleitungs-Gruppe (englisch heat semigroup), welche auch bronwsche Halbgruppe genannt wird. Die Wärmeleitungs-Gruppe   auf   wird durch

 

mit der gaußschen Kernel-Dichte

 

erzeugt (es wird bezüglich des Lebesgue-Maßes integriert). Der infinitesimale Generator der Wärmeleitungs-Halbgruppe ist der Laplace-Operator  .[5]

Literatur Bearbeiten

  • Dominique Bakry, Ivan Gentil und Michel Ledoux: Analysis and Geometry of Markov Diffusion Operators. Hrsg.: Springer Cham. doi:10.1007/978-3-319-00227-9.
  • Tanja Eisner, Bálint Farkas, Markus Haase, Rainer Nagel: Operator Theoretic Aspects of Ergodic Theory. Hrsg.: Springer Cham. doi:10.1007/978-3-319-16898-2 (Kapitel 13).

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Dominique Bakry, Ivan Gentil und Michel Ledoux: Analysis and Geometry of Markov Diffusion Operators. Hrsg.: Springer Cham. S. 9–12, doi:10.1007/978-3-319-00227-9.
  2. Dominique Bakry, Ivan Gentil und Michel Ledoux: Analysis and Geometry of Markov Diffusion Operators. Hrsg.: Springer Cham. S. 12, doi:10.1007/978-3-319-00227-9.
  3. Dominique Bakry, Ivan Gentil und Michel Ledoux: Analysis and Geometry of Markov Diffusion Operators. Hrsg.: Springer Cham. S. 18, doi:10.1007/978-3-319-00227-9.
  4. Dominique Bakry, Ivan Gentil und Michel Ledoux: Analysis and Geometry of Markov Diffusion Operators. Hrsg.: Springer Cham. S. 7–13, doi:10.1007/978-3-319-00227-9.
  5. Dominique Bakry, Ivan Gentil und Michel Ledoux: Analysis and Geometry of Markov Diffusion Operators. Hrsg.: Springer Cham. S. 78, doi:10.1007/978-3-319-00227-9.