Marija Alexejewna Lwowa-Belowa

russische Politikerin

Marija Alexejewna Lwowa-Belowa (russisch Мария Алексеевна Львова-Белова; * 25. Oktober 1984 in Pensa, Russische SFSR, Sowjetunion) ist eine russische Politikerin, die derzeit das Amt der Präsidialkommissarin für Kinderrechte in der Russischen Föderation bekleidet. Gegen sie besteht ein Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen in der Ukraine.

Marija Lwowa-Belowa (2020)

Leben Bearbeiten

Marija Lwowa-Belowa ist in Pensa geboren und aufgewachsen und absolvierte im Jahr 2002 die A. A. Archangelski Hochschule für Kultur und Kunst als Dirigentin.[1] Von 2000 bis 2005 arbeitete sie als Gitarrenlehrerin an Kindermusikschulen in Pensa. Lwowa-Belowa ist Mitbegründerin und Leiterin der regionalen öffentlichen Organisation Blagowest, die sich für die soziale Anpassung von Kindern einsetzt. Sie war von 2011 bis 2014 und erneut von 2017 bis 2019 Mitglied der Gesellschaftlichen Kammer der Oblast Pensa sowie von 2017 bis 2019 Mitglied der Gesellschaftlichen Kammer der Russischen Föderation.[2] Im Jahr 2019 wurde sie zur Co-Vorsitzenden des Regionalhauptquartiers der Gesamtrussischen Volksfront ernannt.[3]

Im November 2019 trat Lwowa-Belowa der Partei Einiges Russland bei und wurde am 24. November desselben Jahres in das Präsidium des Generalrats der Partei gewählt. Im September 2020 wurde sie vom Gouverneur des Oblasts Pensa, Iwan Beloserzew, zum Mitglied des Föderationsrats Russlands aus der Exekutive der Oblast Pensa ernannt.[4] Nach den vorgezogenen Wahlen im Jahr 2021 wurde sie erneut ernannt.

Einen Monat nachdem die vorherige Kommissarin Anna Kusnezowa aus dem Amt ausgeschieden war, wurde Lwowa-Belowa am 27. Oktober 2021 vom russischen Präsidenten Wladimir Putin zur Bundeskommissarin für Kinderrechte ernannt.[5]

 
Treffen mit Wladimir Putin (März 2022)

Ermittlungen wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen Bearbeiten

Lwowa-Belowa wurde von ukrainischen und britischen Beamten beschuldigt, während der russischen Invasion der Ukraine 2022 gewaltsame Abschiebungen und Adoptionen von Kindern aus der Ukraine durchgeführt zu haben.[6][7] Die EU und Japan haben sie daraufhin im Juli 2022 bzw. Januar 2023 sanktioniert.[8][9] Am 17. März 2023 erließ der Internationale Strafgerichtshof einen Haftbefehl gegen Lwowa-Belowa, da sie „[…] für das Kriegsverbrechen der rechtswidrigen Deportation der Bevölkerung [Kinder] und des rechtswidrigen Transfers der Bevölkerung [Kinder] aus den besetzten Gebieten der Ukraine in die Russische Föderation verantwortlich sein“ soll. Ebenfalls wurde ein Haftbefehl gegen Präsident Putin ausgestellt.[10][11]

Privatleben Bearbeiten

Lwowa-Belowa ist seit 2003 mit Pawel Kogelman verheiratet, der früher als Programmierer tätig war und heute Priester in der Russischen orthodoxen Kirche ist.[12] Zusammen haben sie fünf leibliche Kinder, die in den Jahren 2005, 2007, 2010, 2014 und 2018 geboren wurden, sowie vier adoptierte und sind Vormund für weitere acht Kinder.[13] Laut einem Zeitungsbericht von März 2023 sind es fünf Adoptivkinder und ein Dutzend unter Vormundschaft.[14]

Im Februar 2023 sorgte sie für Kontroversen, als sie bekannt gab, dass sie einen 15-jährigen Jungen aus Mariupol adoptiert hatte, was im Zusammenhang mit der erzwungenen Deportation von Kindern aus den von Russland besetzten Gebieten der Ostukraine stand.[15]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Maria Lvova-Belova – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Уполномоченный по правам ребенка в РФ Мария Львова-Белова. Досье. In: Аргументы и Факты. 27. Oktober 2021, abgerufen am 17. März 2023 (russisch).
  2. Львова-Белова Мария Алексеевна. In: PenzaNews. 27. Oktober 2021, abgerufen am 17. März 2023.
  3. Сопредседателями пензенского штаба ОНФ избраны Котов, Казаков и Львова-Белова. In: PenzaNews. 23. Februar 2019, abgerufen am 17. März 2023 (russisch).
  4. Сенатором от Пензенской области назначили директора социальной НКО Марию Львову-Белову. TASS, 21. September 2020, abgerufen am 17. März 2023.
  5. Путин назначил Марию Львову-Белову уполномоченным по правам ребенка. TASS, 27. Oktober 2021, abgerufen am 17. März 2023.
  6. Mykhailo Zagorodnyi: Invaders deport children from Mariupol and Volnovakha to Rostov Oblast, Russia: they want to turn them into Russian citizens. In: Ukrainska Pravda. 31. Mai 2022, abgerufen am 17. März 2023 (englisch).
  7. Allison Quinn: Putin’s Advocate for Child Welfare Is Stealing Kids in Ukraine, U.K. Says. In: The Daily Beast. 16. Juni 2022 (thedailybeast.com [abgerufen am 17. März 2023]).
  8. Council Implementing Regulation (EU) 2022/1270 of 21 July 2022 implementing Regulation (EU) No 269/2014 concerning restrictive measures in respect of actions undermining or threatening the territorial integrity, sovereignty and independence of Ukraine. 32022R1270, 21. Juli 2022 (europa.eu [abgerufen am 17. März 2023]).
  9. Japan imposes personal sanctions on 36 Russian individuals. TASS, 27. Januar 2023, abgerufen am 17. März 2023.
  10. Putin arrest warrant issued over war crime allegations. In: BBC News. 17. März 2023 (bbc.com [abgerufen am 17. März 2023]).
  11. Situation in Ukraine: ICC judges issue arrest warrants against Vladimir Vladimirovich Putin and Maria Alekseyevna Lvova-Belova. Pressemitteilung. Internationaler Strafgerichtshof, 17. März 2023, abgerufen am 17. März 2023 (englisch).
  12. Кирилл Баглай: «Я уже привык к светской работе и хорошей зарплате, и тут все изменилось» — как успешный программист и отец девяти детей стал священником. In: Foma. 9. April 2021, abgerufen am 17. März 2023 (russisch).
  13. Айсель Герейханова: В понедельник объявят победителей конкурса "Лидеры России-2020". In: RG.RU. 6. September 2020, abgerufen am 17. März 2023.
  14. Vincenzo Capodici: Putins Kinderdiebin. Tages-Anzeiger, 6. März 2023, abgerufen am 20. März 2023.
  15. Putin’s Children’s Envoy Reveals She Adopted Child From Mariupol. In: The Moscow Times. 16. Februar 2023, abgerufen am 17. März 2023 (englisch).