Marianne Koch
Marianne Elisabeth Koch (* 19. August 1931 in München) ist eine deutsche Internistin, Buchautorin und ehemalige Filmschauspielerin.
LebenBearbeiten
Marianne Koch wurde als älteres der zwei Kinder der Pianistin Mathilde Aumüller in München geboren. Marianne und ihr Bruder Rudolf entstammen einer Beziehung ihrer Mutter zu dem jüdischen Arzt Rudolf Schindler, der bereits verheiratet war. Sie wuchs in Geiselgasteig auf. Vom 31. Januar bis 6. April 1934 war Schindler nach einer Denunziation, konstruierten Vorwürfen und einer angeblichen kritischen Äußerung gegenüber der NSDAP im Münchner Zentralgefängnis in Schutzhaft genommen worden. Er emigrierte nach seiner durch Kollegen erwirkten Freilassung aus dem KZ Dachau im Sommer 1934 mit seiner eigenen Familie nach Chicago und wurde zu einer der führenden Persönlichkeiten der amerikanischen Gastroenterologie. Erst im Jahr 1965 kehrte er nach München zurück. Als Marianne zwei Jahre alt war, heiratete ihre Mutter den Kaufmann Rudolf Koch. Obwohl diese Ehe nur kurze Zeit hielt, stammt der Nachname Koch von ihrem Stiefvater. Mit 17 Jahren legte Marianne Koch, nachdem sie zwei Klassenstufen übersprungen hatte, 1949 die Abiturprüfungen ab.[1]
Danach begann sie ein Medizinstudium. In den Semesterferien jobbte sie im Kopierwerk der Bavaria-Filmstudios. Hierbei wurde sie, ohne je eine Schauspielausbildung absolviert zu haben, für den Film entdeckt. Koch unterbrach daraufhin das Medizinstudium wegen ihrer aufblühenden Filmkarriere nach dem Physikum. Mit 22 Jahren heiratete Koch 1953 ihren Verlobten Gerhard Freund, der inzwischen als Arzt arbeitete. Während Kochs Dreharbeiten in den USA nahm sie Kontakt zu ihrem leiblichen Vater Rudolf Schindler auf, zu dem sie bisher keinen Kontakt gehabt hatte. Nachdem Schindlers Frau gestorben war, heiratete dieser Marianne Kochs Mutter. Kochs Eltern kehrten nach kurzer Zeit in den USA im Jahr 1965 nach Deutschland zurück, wo Schindler im Jahr 1968 starb.
Karriere bei Film und FernsehenBearbeiten
In den Semesterferien 1950 wurde Koch von Regisseur Viktor Tourjansky entdeckt, der für seinen Film Der Mann, der zweimal leben wollte nach einem „herben Backfisch“ suchte. Ohne Schauspielstudium und Bühnenerfahrung überzeugte sie durch Ungezwungenheit und Spontaneität, so dass zahlreiche weitere, auch anspruchsvolle Rollen folgten.
Bis 1970 spielte Koch in rund 70 Filmen. Sie hatte einige internationale Auftritte. So war sie etwa 1954 die Partnerin von Gregory Peck im Spionagethriller Das unsichtbare Netz und spielte 1964 an der Seite von Clint Eastwood in dem Italo-Western Für eine Handvoll Dollar. Für ihre Darstellung der Diddo Geiss in Helmut Käutners Des Teufels General erhielt sie 1955 das Filmband in Silber für die Beste Nebendarstellerin. 1957 spielte sie in Vater sein dagegen sehr die Braut des fast 30 Jahre älteren Heinz Rühmann. 1963 verkörperte sie in dem Straßenfeger Tim Frazer von Francis Durbridge die weibliche Hauptrolle. Erfolg hatte sie vor allem als verlässlicher Kumpeltyp im deutschen Film, als patente Landärztin (1958) und als Die Journalistin in der gleichnamigen Fernsehserie (1970). Koch, die nach eigener Bekundigung „die ‚brave Frau‘ des Deutschen Films, weil mich das Publikum so haben wollte“ war, durchbrach dieses Klischee 1968 als freimütige Lesbierin in Schreie in der Nacht.
Zudem gehörte sie zur Stammbesetzung des TV-Ratespiels Was bin ich? mit Robert Lembke. Das gesamte Rateteam erhielt 1967 die Goldene Kamera. Von 1974 bis 1982 war sie Moderatorin der Talkshow 3 nach 9. Viele Jahre trat sie im Werbefernsehen für ADO-Gardinen („die mit der Goldkante“), Gillette, Jacobs-Kaffee, Martini und Lux-Seife auf. In den Jahren des Wirtschaftswunders war Marianne Koch eines der bekanntesten Gesichter der bundesdeutschen Werbebranche.
Medizinstudium und Tätigkeit als InternistinBearbeiten
1971 nahm Marianne Koch ihr Medizinstudium wieder auf, mit 43 Jahren legte sie das Staatsexamen ab. 1978 wurde sie mit der Dissertationsschrift Histaminfreisetzung nach rascher Infusion von Plasmasubstituten an der Medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München „summa cum laude“ promoviert. Bis 1997 arbeitete sie als Internistin in ihrer eigenen Praxis in München.[2][3]
Seit 1995 ist sie die Schirmherrin der Deutschen Hochdruckliga. Von 1997 bis 2011 war sie Präsidentin der Deutschen Schmerzliga und ist seitdem deren Ehrenpräsidentin. Außerdem ist sie seit 2020 Kuratorin in der Stiftung Allgemeinmedizin.
Medizinische RatgebertätigkeitBearbeiten
Seit 2001 gestaltet Marianne Koch im Programm Bayern 2 die wöchentliche Sendung Notizbuch – Gesundheitsgespräch zu medizinischen Schwerpunktthemen mit telefonischer Hörerbeteiligung, zuerst mit dem Medizinjournalisten Werner Buchberger, seit 2016 mit den Moderatoren Ulrike Ostner und Klaus Schneider.[4][5]
Zudem hat sie seit 1999 mehrere Gesundheitsratgeber veröffentlicht, darunter Mein Gesundheitsbuch, Körperintelligenz und Die Gesundheit unserer Kinder. Diese Bücher erfuhren teilweise mehrere Auflagen und einige davon auch Übersetzungen in verschiedene Sprachen.
PrivatesBearbeiten
Marianne Koch heiratete 1953 den Mediziner Gerhard Freund (1925–2008),[6] mit dem sie zwei Söhne hat. Die Ehe mit Freund zerbrach 1973 an dessen Beziehung mit Petra Schürmann.
Ab Mitte der 1970er Jahre bis zu seinem Tod im Juli 2019 war der Publizist Peter Hamm Kochs Lebensgefährte.[7] Das Paar lebte in Tutzing.
2018 sendete der Bayerische Rundfunk in der Reihe Lebenslinien eine Fernsehdokumentation über Marianne Koch.[1]
FilmografieBearbeiten
KinoBearbeiten
- 1950: Der Mann, der zweimal leben wollte
- 1951: Dr. Holl
- 1951: Das Geheimnis einer Ehe
- 1951: Mein Freund, der Dieb
- 1952: Der keusche Lebemann
- 1952: Wetterleuchten am Dachstein
- 1953: Die große Schuld
- 1953: Der Klosterjäger
- 1953: Liebe und Trompetenblasen
- 1954: Das unsichtbare Netz (Night People)
- 1954: Schloß Hubertus
- 1954: Und der Himmel lacht dazu (Bruder Martin)
- 1954: Ludwig II. – Glanz und Elend eines Königs
- 1955: Der Schmied von St. Bartholomä
- 1955: Des Teufels General
- 1955: Königswalzer
- 1955: Solange du lebst
- 1955: Zwei blaue Augen
- 1956: Die Ehe des Dr. med. Danwitz
- 1956: Salzburger Geschichten
- 1956: Wenn wir alle Engel wären
- 1957: Wem die Sterne leuchten (Four Girls in Town)
- 1957: Der letzte Akkord (Interlude)
- 1957: Vater sein dagegen sehr
- 1957: Der Stern von Afrika
- 1957: Der Fuchs von Paris
- 1957: Heimweh, Stacheldraht und gute Kameraden (Gli italiani sono matti)
- 1958: Die Landärztin
- 1958: … und nichts als die Wahrheit
- 1958: Frau im besten Mannesalter
- 1960: Die Frau am dunklen Fenster
- 1960: Heldinnen
- 1960: Mit Himbeergeist geht alles besser
- 1961: Unter Ausschluß der Öffentlichkeit
- 1961: Kaiserliche Hoheit (Napoléon II L’Aiglon)
- 1961: Im Namen des Teufels
- 1961: Die Fledermaus
- 1962: Heißer Hafen Hongkong
- 1962: Liebling, ich muß dich erschießen
- 1963: Der schwarze Panther von Ratana
- 1963: Todestrommeln am großen Fluß
- 1964: Der letzte Ritt nach Santa Cruz
- 1964: Das Ungeheuer von London-City
- 1964: Sanders und das Schiff des Todes (Coast of Skeletons)
- 1964: Der Fall X 701
- 1964: Für eine Handvoll Dollar (Per un pugno di dollari)
- 1965: Sandy the Seal
- 1965: Die Hölle von Manitoba
- 1965: Einer spielt falsch (Trunk to Cairo)
- 1965: Vergeltung in Catano (Tierra de fuego)
- 1966: Wer kennt Johnny R.?
- 1967: Tal der Hoffnung (Clint el solitario)
- 1968: Schreie in der Nacht (Contronatura)
- 1968: España otra vez
Fernsehen (Auswahl)Bearbeiten
- 1963: Tim Frazer (Durbridge-Sechsteiler)
- 1967: Der Tod läuft hinterher (TV-Dreiteiler)
- 1968: Valerie und das Abenteuer (Fernsehserie, 13 Folgen)
- 1969: Der Kommissar – Die Pistole im Park
- 1970–1971: Die Journalistin (Fernsehserie, 13 Folgen)
HörspieleBearbeiten
- 1955: Hundert Minuten zu früh – Regie: Heinz-Günter Stamm
- 1956: Story – Regie: Heinz-Günter Stamm
- 1959: Der Lerchengarten – Regie: Heinz-Günter Stamm
AuszeichnungenBearbeiten
- 1955: Bundesfilmpreis: Filmband in Silber in der Kategorie Beste weibliche Nebenrolle
- 1955: Goldener Bambi
- 1965, 1966 und 1971: Bronzener Bravo Otto der Jugendzeitschrift BRAVO
- 1967: Goldene Kamera der Zeitschrift Hör zu
- 1976: Adolf-Grimme-Preis für die Talk-Show III nach neun und deren Team
- 1988: Preis des Allergiker- und Asthmatiker-Bundes
- 1988: Hartmann-Thieding-Medaille
- 2000: Ehrung durch die bayerische Landeshauptstadt mit der Medaille München leuchtet
- 2002: Auszeichnung für ihr Lebenswerk mit dem Bundesverdienstkreuz
- 2005: Bayerische Staatsmedaille für Verdienste um Umwelt und Gesundheit
- 2017: Bayerischer Verdienstorden[8]
- 2019: Paracelsus-Medaille
SchriftenBearbeiten
- zusammen mit Ditta Gertler und Kurt Rittig: Darauf kommt es an! Für junge Damen über Kosmetik, Mode, guten Benimm. Conté, Frankfurt am Main 1955.
- Das Vergnügen zu verreisen. Schwann, Düsseldorf 1972, ISBN 978-3-508-00227-1.
- Histaminfreisetzung nach rascher Infusion von Plasmasubstituten. Dissertationsschrift. München 1978.
- Mein Gesundheitsbuch. Dtv, München 1999, ISBN 978-3-423-24151-9 (6., durchgesehene Auflage im dtv 2004, ISBN 978-3-423-24421-3).
- Tief einatmen. Eine Entdeckungsreise in den Körper. Hanser, München 2001, ISBN 978-3-446-20013-5.
- Körperintelligenz. Was Sie wissen sollten, um jung zu bleiben. Dtv, München 2003, ISBN 978-3-423-24366-7.
- Die Gesundheit unserer Kinder. Dtv, München 2007, ISBN 978-3-423-24588-3.
- als Mitherausgeberin: Weißbuch Schmerz. Eine Bestandsaufnahme der Versorgungssituation von Patienten mit chronischem Schmerz in Deutschland. Thieme, Stuttgart und New York 2008, ISBN 978-3-13-149911-0.
- Das Herz-Buch. Dtv, München 2011, ISBN 978-3-423-24870-9.
- Das Vorsorge-Buch. Dtv, München 2016, ISBN 978-3-423-26135-7.
Daneben sind im Verlag Gräfe und Unzer mehrere Themenbände zu ihrer Radiosendung Gesundheitsgespräche erschienen.
LiteraturBearbeiten
- Ingrun Spazier: Marianne Koch – Schauspielerin, in CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film, Lg. 18 (1991)
WeblinksBearbeiten
- Literatur von und über Marianne Koch im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Marianne Koch in der Internet Movie Database (englisch)
- Marianne Koch bei filmportal.de
- Mit 40 noch zum Studium – Marianne Koch erzählt aus ihrem Leben (Memento vom 10. Januar 2012 im Internet Archive) in der WDR 5-Reihe Erlebte Geschichten vom 20. August 2006
- Fotos von den Dreharbeiten zum Film „Solange du lebst“
- Bilder von Marianne Koch In: Virtual History
- Marianne Koch, Ärztin In Eins zu Eins. Der Talk, BR2-Radiointerview am 12. Februar 2021 (mp3, 40 Minuten)
EinzelnachweiseBearbeiten
- ↑ a b Lebenslinien: Marianne Koch – Ärztin auf dem roten Teppich. In: br.de. Abgerufen am 26. Dezember 2019.
Marianne Koch – Ärztin auf dem roten Teppich. In: br.de. Abgerufen am 26. Dezember 2019. - ↑ referenten.de: Marianne Koch
- ↑ merkur.de: Marianne Koch gibt Tipps fürs Alter
- ↑ Bayerischer Rundfunk: Gesundheitsgespräch: Sprechende Medizin mit Kopf und Herz. Abgerufen am 21. Januar 2018.
- ↑ Das Gesundheitsgespäch als Podcast-Download
- ↑ abendzeitung-muenchen.de: Gerhard Freund ist tot
- ↑ „Ich bin im Vollstress!“: Marianne Koch wird 85. dpa-Meldung vom 13. August 2016, online abgerufen bei der Neuen Osnabrücker Zeitung am 14. August 2016
- ↑ Ralf Empl: Bayerischer Verdienstorden: Verleihung 2017. Abgerufen am 13. Juli 2017.
Personendaten | |
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NAME | Koch, Marianne |
ALTERNATIVNAMEN | Koch, Marianne Elisabeth (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Filmschauspielerin, Ärztin und Buchautorin |
GEBURTSDATUM | 19. August 1931 |
GEBURTSORT | München, Deutschland |