Maria von Ungarn (1257–1323)

Königin von Neapel

Maria von Ungarn und Königin von Neapel (ital.: Maria d’Ungheria; * 1257; † 25. März 1323 in Neapel) stammte aus dem Hause der Arpaden und war die dritte Tochter von König Stephan V. von Ungarn und Elisabeth von Cumania.

Maria von Ungarn

Leben Bearbeiten

Über das Leben von Maria ist nur wenig bekannt. In der Ungarischen Bildchronik heißt es über sie:

„König Stephan V., der Sohn des ungarischen Königs Bela IV., hatte neben anderen Töchtern auch eine namens Maria. Er verheiratete diese mit Karl dem Lahmen, dem Sohne jenes Karls des Großen[1], der durch die Gunst der Kirche König von Sizilien war. König Karl der Lahme zeugte mit jener Tochter des Königs Stephan Karl Martell. Und dieser Karl Martell zeugte mit Clementia[2], der Tochter des Kaisers Rudolf, einen Sohn, den er in seinem Lande zuerst ‚Carobertus‘ nannte. In Ungarn nannte man ihn, indem man den Namen Robert wegließ, nur Karl.“[3]

Maria wurde im Alter von 12 Jahren am 6. August 1270 mit Karl dem Lahmen verheiratet. Die Hochzeit fand in Neapel statt. Es handelte sich um eine rein dynastische Verbindung, die das Bündnis zwischen den Königreichen Ungarn und Sizilien verstärken sollte. Um die familiären Bindungen der beiden Häuser noch deutlicher zu stärken, wurde auch Marias Bruder, Prinz Ladislaus (der spätere Ladislaus IV. von Ungarn)[4], im Alter von acht Jahren mit der erst neunjährigen Isabella d’Anjou, der jüngsten Schwester Karls des Lahmen, verheiratet. Am 12. Dezember 1269 schrieb der Abt von Monte Cassino, Bernhard Ayglerius, der gleichzeitig Gesandter von König Karl I. von Sizilien war, aus Ungarn an seinen Herrn: „Der Ruhm und die Kraft unseres Herrn ist hier bekannt, das brauche ich nicht besonders zu erwähnen. Aber auch das ungarische Königshaus verfügt über eine unglaubliche Macht; man vermag es kaum auszusprechen über wieviele Waffen das Königshaus verfügt. Im Osten und im Norden getraut sich niemand zu rühren, wenn der ruhmreiche Führer“ (der Ungarn) „seine Truppen lenkt. Im Norden und im Osten sind die Fürstentümer entweder mit ihnen verwandt, oder sie wurden von ihnen“ (den Ungarn) „unterworfen.“[5]

Nach dem frühen Tode von Ladislaus IV. erhob Maria von Ungarn am 21. September 1290 Ansprüche auf den ungarischen Thron; die Thronansprüche von Andreas III.[6] erkannte sie nicht an. Am 6. Januar 1292 trat sie von ihren Ansprüchen zu Gunsten ihres ältesten Sohnes Karl Martell zurück. Karl Martell wurde – in seiner Eigenschaft als „Herzog von Salerno“ und „Herr des Engelsberges“ – vom päpstlichen Gesandten, der im Auftrag des Papstes Nikolaus IV. handelte, in Neapel zum Titular-König Ungarns gekrönt. In Italien, Sizilien, Kroatien und Dalmatien wurde er als rechtmäßiger König anerkannt.

 
Grabmal der Königin Maria von Ungarn in der Kirche Santa Maria Donna Regina Vecchia zu Neapel

Nach dem Tode ihres Mannes bestieg Marias drittältester Sohn Robert als Nachfolger seines Vaters den Thron. Zu ihrer Schwester Elisabeth unterhielt sie gute familiäre Beziehungen und besuchte sie 1300 – bereits als Witwe – in Neapel. Vermutlich blieb Elisabeth bis an ihr Lebensende in dieser Gegend und ließ sich im Kloster San Pietro nieder. Die verwitwete Maria zog sich auf ihr Altenteil zurück und lebte völlig zurückgezogen in Neapel, wo sie im Alter von 65 Jahren starb. Ihre sterblichen Überreste wurden in der Kirche Santa Maria Donna Regina Vecchia in Neapel bestattet. Ihr Grabmal wurde von den italienischen Bildhauer Tino di Camaino errichtet.

Die Ehe Marias von Ungarn mit Karl dem Lahmen leitete den Erbgang des Hauses Anjou in Ungarn ein, das dort von 1308 bis 1385/86 herrschte.

Nachfahren Bearbeiten

Aus der Verbindung mit Karl dem Lahmen gingen 13 Kinder hervor; nahezu alle erreichten das Erwachsenenalter, was für diese Zeit eine Seltenheit war.

  • Maria (* 1290, † zwischen April 1289 und Januar 1347)
  • Peter (* 1291, † 29. August 1315), Graf von Ebolie und Gravina (in der Schlacht bei Montecatini gefallen)
  • Johann (* 1294, † 5. April 1335 oder 1336), Herzog von Durazzo
  • Beatrix (* 1295, † ~1321), Gräfin von Andria

Literatur Bearbeiten

  • Maria d’Ungheria, regina di Sicilia. In: Mario Caravale (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 70: Marcora–Marsilio. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 2007.
  • Tanja Michalsky: MATER SERENISSIMI PRINCIPIS. The Tomb of Queen Mary of Hungary, in: Art, Iconography and Patronage in Fourteenth-Century Naples. The Church of Santa Maria Donnaregina. Hrsg. von Janis Elliott und Cordelia Warr. London 2004, S. 61–77.
  • Ungarische Bilderchronik des Markus von Kalt, (Chronica de Gestis Hungarorum aus dem Jahre 1358), Deutsche Ausgabe, Corvina Verlag Budapest 1961
  • Dezső Dümmerth: Az Árpádok nyomában. („Auf den Spuren der Arpaden“) Budapest 1977, ISBN 963-243-224-X (ungarisch)-
  • Magyarország Uralkodói. Pannonica Kiadó, 2003, ISBN 963-9252-60-3.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Karl II., der Lahme, war der Sohn Karls I. von Anjou.
  2. Clementia (* ~1262, † nach 1293) war das sechste Kind von Rudolf von Habsburg und Gertrud von Hohenberg; 1281 heiratete sie Karl Martell, den „Titularkönig von Ungarn“.
  3. Ungarische Bilderchronik, S. 301f (siehe Literatur)
  4. Nach dem frühen Tod von Ladislaus IV. im Jahre 1290 wurde die Rechtmäßigkeit der Thronbesteigung seines Nachfolgers Andreas III. vom Hause Anjou angezweifelt. In dieser Haltung wurden die Anjous auch von Papst Bonifaz VIII. unterstützt, der in Maria die rechtmäßige Thronerbin sah und ihrem Sohn Karl Martell als König von Ungarn betrachtete. (Magyarország Uralkodói, S. 131, s. Literatur)
  5. Dümmerth, S. 466 (siehe Literatur)
  6. Andreas wurde jedoch von den ungarischen Ständen zum König gewählt und am 23. Juli 1290 in der Basilika von Stuhlweißenburg zum Apostolischen König Ungarns gekrönt.