Magnus Stenbock (Maler)

deutschbaltisch-estländisch-russischer Maler

Magnus Pontus Heinrich Graf Stenbock (* 19. Juni 1804 in Reval, Gouvernement Estland, Russisches Kaiserreich;[1]28. Juni 1836 in Düsseldorf) war ein deutschbaltisch-estländisch-russischer Genremaler der Düsseldorfer Schule.

Leben Bearbeiten

Stenbock war ein Sohn des kaiserlich-russischen Majors und estländischen Landrats Johann Graf Stenbock auf Sellie und Nömme (1774–1838), eines Sprosses des baltischen Zweiges der schwedischen Adelsfamilie Stenbock und Angehörigen der Estländischen Ritterschaft, und dessen Ehefrau Hedwig Henriette Elisabeth, geborene von Löwenstern (1779–1806), einer Tochter des kaiserlich-russischen Kapitäns Hermann Ludwig von Löwenstern (1748–1815), welcher mit dem späteren Admiral Adam Johann von Krusenstern in den Jahren 1803 bis 1806 die erste russische Weltumseglung unternommen hatte.[2]

Ab etwa 1820 war Stenbock Kunstschüler in Dresden,[3] nach 1826 Privatschüler bei Carl Friedrich Lessing in Düsseldorf.[4] In den Jahren 1834 bis 1836 studierte er an der Kunstakademie Düsseldorf.[5] Er entwickelte sich zum Schöpfer von Räuber-, Landsknechts- und Vagabundenstücken, die er feinmalerisch ausführte.

1834 debütierte Stenbock in Düsseldorf mit dem Gemälde einer Räuberfamilie. Der Düsseldorfer Kunstkritiker Anton Fahne nannte es eine „verirrte Räuberscene“ und vermisste in ihr „alle Haltung, allen Ausdruck in den Köpfen“. Spöttisch räumte er mit Blick auf die „Abwechselung in den Costümen“ ein, dass „auf das Bild unendlicher Fleiß“ verwandt und darin alles gemalt worden sei, „was sich die Menschen in den verschiedenen Jahrhunderten nur auf den Leib gehangen haben“.[6] Der Berliner Kunstschriftsteller und Kunstsammler Atanazy Raczyński und der Düsseldorfer Kunstschriftsteller Wolfgang Müller von Königswinter sahen in diesem Gemälde, das Prinz August von Preußen erwarb,[7] den künstlerischen Einfluss von Lessings Räuberdarstellung.[8][9]

Trotz teilweise harscher Kritik fand Stenbock illustre Abnehmer für seine Kunst, etwa Friedrich Wilhelm IV., der als preußischer Kronprinz eines seiner Gemälde erwarb. Das Betende Mädchen kaufte 1835 der Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen. Das 1836 entstandene Bild Landsknechte, in ihrem Lager bedroht gelangte über einen Danziger Kaufmann später ins Stadtmuseum Danzig. Das Motiv Wegelagerer aus dem Dreißigjährigen Kriege war das letztes Bild des Künstlers.[10]

Stenbock lebte ledig in Düsseldorf und starb dort im Alter von 32 Jahren an der „Schwindsucht“.[11] Er wurde unter großer Anteilnahme der Düsseldorfer Künstlerschaft auf dem Golzheimer Friedhof bestattet.

Rezeption Bearbeiten

 
Grabstätte von Magnus Graf Stenbock auf dem Golzheimer Friedhof in Düsseldorf

Eine Düsseldorfer Zeitung beschrieb den Maler 1843 ihren Lesern folgendermaßen:[12]

„Graf Magnus von Stenbock aus Reval in Esthland. Spindeldürre seine Gestalt. Kopf voll geistigen Ausdrucks. Wissenschaftlich durchbildeter Mann, fein von Sitten, natürlich und liebenswürdig von Charakter. Er liebte es, seine Bilder bis ins kleinste Detail, wie Mieris und Terbourg, auszuführen, und verfiel dadurch nicht selten in eine geleckte Manier. Wenn er einen Strumpf malte, so konnte man jede Masche verfolgen, selbst bei feineren Stoffen, wie Leinwand, verschmähte er es nicht, die einzelnen Fäden wiederzugeben. Nichts desto weniger sind seine Bilder nicht ohne Kraft in Farbe und Ausdruck, und die Köpfe seiner Räuber und Vagabunden, die er gewöhnlich malt, mitunter höchst launig und charaktervoll. Leider ereilte den kränkelnden Künstler der Tod zu früh, und sind außer einigen kleineren Arbeiten, nur: die Räuberfamilie, und das bedrohte Lager der Lanzenknechte, als größere von ihm vollendete Werke aufzuführen. Stenbock hatte den Glauben, er habe einen Doppelgänger, was seiner ohnehin originellen Erscheinung etwas Unheimliches verlieh. Sämmtliche Kunstjünger Düsseldorfs begleiteten ihn feierlichst zur Ruhestätte, und betrauerten in ihm einen wackern, strebsamen Künstler und edlen Freund!“

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Vgl. Eintrag Stenbock, Magnus* Heinrich Gf. (1804–1836) im Portal bbld.de (online)
  2. Stenbock nr 12 auf Adelsvapen.com (schwedisch = Gustaf Elgenstierna: Den introducerade svenska adelns ättartavlor. Stockholm 1925–1936).
  3. Verzeichniß der am Augustustage den 3. August 1820 in der Königlich Sächsischen Akademie der Künste zu Dresden öffentlich ausgestellten Kunstwerke. Dresden 1820, Katalog-Nr. 446.
  4. Museum Kunstpalast: Künstler und Künstlerinnen der Düsseldorfer Malerschule (Auswahl, Stand: November 2016, PDF).
  5. Bettina Baumgärtel, Sabine Schroyen, Lydia Immerheiser, Sabine Teichgröb: Verzeichnis der ausländischen Künstler und Künstlerinnen. Nationalität, Aufenthalt und Studium in Düsseldorf. In: Bettina Baumgärtel (Hrsg.): Die Düsseldorfer Malerschule und ihre internationale Ausstrahlung 1819–1918. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2011, ISBN 9783-86568-702-9, Band 1, S. 440.
  6. Anton Fahne: Die Düsseldorfer Maler-Schule in den Jahren 1834, 1835 und 1836. Schreiner, Düsseldorf 1837, S. 150 (Digitalisat).
  7. Johann Josef Scotti: Die Düsseldorfer Maler-Schule, oder auch Kunst-Akademie in den Jahren 1834, 1835 und 1836, und auch vorher und nachher. Schreiner, Düsseldorf 1837, S. 153 (Digitalisat).
  8. Graf Magnus Stenbock aus Reval. In: Atanazy Raczyński: Geschichte der neueren deutschen Kunst. Band 1: Düsseldorf und das Rheinland, mit einem Anhange: Ausflug nach Paris. Berlin 1836, S. 239 (Digitalisat).
  9. Wolfgang Müller von Königswinter: Düsseldorfer Künstler aus den letzten fünfundzwanzig Jahren. Kunstgeschichtliche Briefe. Rudolph Weigel, Leipzig 1854, S. 195 (Digitalisat).
  10. Wilhelm Neumann: Lexikon Baltischer Künstler. Verlag von Jonck & Poliewsky, Riga 1908, S. 157 (Digitalisat).
  11. Wolfgang Müller von Königswinter, S. 197.
  12. Düsseldorfer Maler. In: Düsseldorfer Kreisblatt und Täglicher Anzeiger. Ausgabe N° 280 vom 14. Oktober 1843 (Digitalisat).