Magdalene Schweizer

deutsche Künstlerin (1858–1923)

Magdalene Schweizer eigentlich Anna Magdalena Schweizer (geboren 22. Januar 1858 in Feldstetten (Württemberg); gestorben 1923[1][2][3] Stuttgart) war eine deutsche Kunsthandwerkerin und Zeichenlehrerin. Sie war Mitbegründerin und Vorstandsmitglied des Württembergischen Malerinnenvereins und Teilnehmerin auf der Weltausstellung in Chicago 1893.

Paula von Waechter: Porträt der Kunsthandwerkerin Magdalene Schweizer 1907

Leben Bearbeiten

Jugend und Ausbildung Bearbeiten

Magdalene Schweizer stammte aus einer Bauersfamilie von der Schwäbischen Alb. Von ihren neun Geschwistern überlebten nur sie selbst und zwei ihrer Schwestern, Walburga und Marie. Alle drei Schwestern widmeten sich künstlerischen Tätigkeiten. Bereits mit fünf Jahren wurde Magdalenes künstlerisches Talent entdeckt. Sie war später die erfolgreichste der Schwestern.[4]

Schweizer besuchte die Königliche Kunstgewerbeschule München. Zudem erhielt sie Privatunterricht von Robert von Haug in Stuttgart. Sie rundete ihre Ausbildung ab an der Kunstgewerblichen Lehr- und Versuchswerkstätte in Stuttgart.[1]

Erste berufliche Schritte Bearbeiten

Nach dem Besuch einer Kostümausstellung in München erhielt Schweizer erste Zeichenaufträge. Lange Zeit wurde sie von Ferdinand von Steinbeis protegiert. Als Schweizer sich jedoch weigerte, als Lehrerin an der Frauenarbeitsschule Reutlingen zu arbeiten, kam es zum Bruch mit Steinbeis. Schließlich arbeitete sie für die Firma Friedel in Bad Cannstatt im Marketing. Schweizer konzentrierte sich auf Kostümstudien, überforderte sich jedoch und behandelte die entstandenen Nervenschmerzen mit den von Steinbeis verordneten Mitteln.[5]

Städtische Kunstgewerbeschule für Frauen Bearbeiten

Schweizer war lange Jahre hauptamtliche Lehrerin an der Städtischen Kunstgewerbeschule für Frauen, die der Städtischen Gewerbeschule angeschlossen war und eigene Werkstätten hatte.[6][7] Das vierjährige kunstgewerbliche Studium mit Unterricht im Entwerfen schloss mit dem Staatsexamen für Zeichenlehrerinnen ab. 1913 wurde die Städtische Kunstgewerbeschule für Frauen in die Königlich Württembergische Kunstgewerbeschule unter Bernhard Pankok integriert. Ab 1916 hatte eine der neun Werkstätten die „Höhere Kunstgewerbliche Frauenarbeit“ zum Inhalt.[6] Schweizer gab Zeichenunterricht und unterrichtete die Textil-, Batik- und Keramikklasse.[1]

Schülerinnen (Auswahl)

An der Städtischen Kunstgewerbeschule für Frauen unterrichtete Schweizer eine Reihe von Künstlerinnen, die zu ihrer Zeit Bekanntheit erreichten:[8]

Privatunterricht

Schweizer gab auch Privatunterricht:[8]

Württembergischer Malerinnenverein Bearbeiten

Bei der Gründung des Württembergischen Malerinnenvereins dachten die Gründerinnen Anna Peters und Sally Wiest zunächst nur an Malerei und Bildende Kunst. Wohl auf Anregung von Marie Wiest wurde schließlich Magdalene Schweizer eingeladen, sich 1893 als Gründungsmitglied für den Verein zu beteiligen. Sie engagierte sich fortan dafür, dass das Thema Kunsthandwerk gebührenden Raum im Vereinsleben fand. Im Jahr 1900 gewann sie für 2,5 Jahre die Wahl zur stellvertretenden Vorsitzenden des Vereins.[6]

Künstlerin Bearbeiten

Berühmt war Schweizer für textile Arbeiten und Lupenmalerei auf Porzellan.[4]

Weltausstellung Chicago 1893

Ein Frauenkomitee wählte die Künstlerinnen für den Frauenpavillon der Weltausstellung in Chicago aus. Magdalene Schweizer vertrat zusammen mit Anna Peters, Camilla Zach-Dorn, Luise Walther, Marie Wiest und Eugenie Andler das Königreich Württemberg. Schweizer beteiligte sich in Chicago 1893 mit einem Fächer, bemaltem Porzellan und textilen Arbeiten.[14][4][1][15]

Atelier in Feldstetten

Nach dem Ersten Weltkrieg 1918 zog Schweizer an ihren Geburtsort nach Feldstetten um, wo sie sich ein Atelier aufbaute.[6]

Werke Bearbeiten

Folgende Werke sind über Ausstellungskataloge beschrieben, ihr Verbleib ist jedoch unbekannt:[16]

  • Fächer, Weltausstellung Chicago 1893[17]
  • Entwürfe für Frühstücksbesteck, Erste Ausstellung des Württembergischen Malerinnenvereins im Museum der Bildenden Künste.[18]
  • Fächer, Fächerausstellung des Württembergischen Malerinnenvereins im Württembergischen Kunstverein.[19]
  • Tischtuch, Teller und Holzbank, Dritte Ausstellung des Württembergischen Malerinnenvereins im Museum der Bildenden Künste.[20]
  • Florale Komposition (als Rahmung einer Zeichnung von Agnes Grünenwald), Florale Deckblättergestaltung eines Fächers und Tischdeckenentwurf mit Spitze und Stickerei.[21]
  • Blumenstücke und Keramiken, Ausstellung des Württembergischen Malerinnenvereins 1901 im Königlichen Landesgewerbemuseum Stuttgart.[22]
  • Gemälde, Ausstellung des Württembergischen Malerinnenvereins 1905 im Königlichen Landesgewerbemuseum Stuttgart.[23]
  • Textilien, Ausstellung Kirchlicher Kunst Schwabens in Stuttgart 1911.[24]
 
Alte und neue Fächer. Aus der Ausstellung zu Karlsruhe 1891

Ausstellungen Bearbeiten

Magdalene Schweizer beteiligte sich an folgenden Ausstellungen mit ihren Werken:[1]

  • 1891: Deutsche Fächerausstellung, Karlsruhe. Mit historischen, aber vor allem neuen Fächern zeitgenössischer Künstler.[25][26]
  • 1893: Weltausstellung in Chicago.
  • 1893 und 1899: Ausstellung des Württembergischen Malerinnenvereins im Museum der Bildenden Künste.
  • 1894: Fächerausstellung im Württembergischen Kunstverein Stuttgart. Besondere Ausstellungsstücke waren die sogenannten Brisé-Fächer, auf deren Stäbchen unterschiedliche Künstlerinnen charakteristische Sujets malten.[27]
  • 1909: Ausstellung in der Atelierhaus-Galerie der Württembergischen Malerinnenverein Stuttgart
  • 1911: Ausstellung kirchlicher Kunst Schwabens

Mitgliedschaften Bearbeiten

Magdalene Schweizer war Mitglied in folgenden Vereinen:[1]

Literatur Bearbeiten

  • Julius Baum, Max Diez, Eugen Gradmann, Gustav Keysser, Gustav Pazaurek, Heinrich Weizsäcker: Die Stuttgarter Kunst der Gegenwart. Hrsg. mit Unterstützung Seiner Majestät des Königs Wilhelm II von Württemberg, der königlichen württembergischen Ministerien u. a. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1913, DNB 362513945, S. 279, 285, 301.
  • Gert K. Nagel: Schwäbisches Künstlerlexikon. Vom Barock bis zur Gegenwart. Kunst und Antiquitäten, München 1986, ISBN 978-3-921811-36-8.
  • Carola Muysers, Dietmar Fuhrmann, Susanne Jensen (Bearbeiter): Käthe, Paula und der ganze Rest. Ein Nachschlagewerk. Hrsg.: Verein der Berliner Künstlerinnen e.V. in Zusammenarbeit mit der Berlinischen Galerie, Museum für Moderne Kunst, Photographie und Architektur. Kupfergraben, Berlin 1992.
  • Edith Neumann: Künstlerinnen in Württemberg. Zur Geschichte des Württembergischen Malerinnen-Vereins und des Bundes Bildender Künstlerinnen Württembergs. Band 1. Klett-Cotta, Stuttgart 1999, ISBN 3-608-94192-4.
  • Edith Neumann: Künstlerinnen in Württemberg. Zur Geschichte des Württembergischen Malerinnen-Vereins und des Bundes Bildender Künstlerinnen Württembergs. Band 2. Klett-Cotta, Stuttgart 1999, ISBN 3-608-94192-4.
  • Nils Büttner, Angela Zieger (Hrsg.): 250 Jahre Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Stuttgart 2011.
  • Gabriele Katz: Stuttgarter Damenklasse. Künstlerinnen auf dem Weg in die Moderne. Der Kleine Buch Verlag, 2013, ISBN 978-3-7650-8428-7.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e f Edith Neumann: Künstlerinnen in Württemberg. Band 2. Stuttgart 1999, S. 141.
  2. Schweizer Magdalene. In: LEO-BW. Abgerufen am 20. Januar 2021.
  3. Magdalene Schweizer. In: Stuttgarter Gedenktagekalender. Stadtarchiv Stuttgart, abgerufen am 4. Dezember 2020.
  4. a b c Maria Bloching: Drei Schwestern mit großen Talenten. In: Südwest Presse Online-Dienste. 2. März 2016, abgerufen am 14. Dezember 2020.
  5. Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg – Findbuch PL 702: Nachlass Dr. Ferdinand von Steinbeis, Präsident der Zentralstelle für Gewerbe und Handel (1807–1893) – Strukturansicht. Abgerufen am 14. Dezember 2020.
  6. a b c d e Edith Neumann: Künstlerinnen in Württemberg. Band 1. Stuttgart 1999, S. 62 f.
  7. Hof- und Staatshandbuch des Königreiches Württemberg. 1914, S. 188.
  8. a b Edit Neumann: Künstlerinnen in Württemberg. Stuttgart 1999, S. 39–166.
  9. Hilde Böklen: Im Schlehenbusch. Abgerufen am 4. Dezember 2020.
  10. Edith Neumann: Eckener, Sophie Dorothea. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Abgerufen am 17. Februar 2021.
  11. Geschichte der Werner-Siemens-Schule Stuttgart. Abgerufen am 14. Dezember 2020.
  12. Robarts: Die Kunst. Monatsheft für freie und angewandte Kunst. F. Bruckmann, München 1899 (archive.org [abgerufen am 14. Dezember 2020]).
  13. Schaller-Härlin Käte – Detailseite – LEO-BW. Abgerufen am 20. Januar 2021.
  14. Magdalene Schweizer (Madele), Zeichenlehrerin, Schützling von Steinbeis. In: Deutsche Digitale Bibliothek. 9. Juli 2019, abgerufen am 4. Dezember 2020.
  15. Schwäbische Kronik des Schwäbischen Merkurs. Zweite Abteilung. Nr. 297, 19. Dezember 1892.
  16. Edith Neumann: Künstlerinnen in Württemberg. Band 2. Stuttgart 1999, S. 385 f.
  17. Schwäbische Kronik des Schwäbischen Merkurs. Zweite Abteilung. Nr. 297, 19. Dezember 1892.
  18. Schwäbische Chronik des Schwäbischen Merkurs. Zweite Abteilung. Nr. 272, 22. November 1893.
  19. Schwäbische Kronik des Schwäbischen Merkurs. Zweite Abteilung. Nr. 284, 4. Dezember 1894.
  20. Württembergischer Malerinnenverein (Hrsg.): Ausstellungskatalog. Stuttgart 1899, S. 243–245.
  21. Jahresheft des Württembergischen Malerinnenvereins. Stuttgart 1901, S. 8, 10, 19.
  22. Frauenberuf. Band 6, Nr. 48, S. 285 f.
  23. Frauenberuf. Band 8, Nr. 46, S. 294.
  24. Ausstellung kirchlicher Kunst Schwabens. Stuttgart 1911, S. 47.
  25. Edith Neumann: Künstlerinnen in Württemberg. Band 1. Stuttgart 1999, S. 78.
  26. Schwäbische Kronik des Schwäbischen Merkurs. Zweite Abteilung. Nr. 274, 22. November 1893.
  27. Edit Neumann: Künstlerinnen in Württemberg. Band 1. Stuttgart 1999, S. 80 f.