Magdalena Schwarz

deutsch-jüdische Ärztin

Magdalena Schwarz (* 9. September 1900 in Berlin; † 19. Januar 1971 in München) war eine deutsche Ärztin und Verfolgte des Nationalsozialismus.

Magdalena Schwarz war jüdischer Abstammung und vor dem Zweiten Weltkrieg als Ärztin in München tätig. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde ihr im Sommer 1938 auf der Grundlage des Reichsbürgergesetzes als Jüdin die Approbation entzogen. Nach einer etwa halbjährigen Haftstrafe im Münchener Gestapo-Gefängnis wegen „Rassenschande“ wurde sie von 1940 an als so genannte Krankenbehandlerin für Münchener Juden eingesetzt, die auf ihre Deportation warten mussten. Unter anderem arbeitete Schwarz im Israelitischen Krankenheim und versorgte die in das Judenlager Milbertshofen und das Sammellager Berg am Laim zwangseingewiesenen und dort „zusammengepferchten“ jüdischen Bürger aus München. Die Wege legte sie mit dem Fahrrad zurück, da Juden die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel verboten war.[1]

Kurz vor ihrer eigenen Deportation nach Theresienstadt am 23. Februar 1945 gelang es ihr unterzutauchen. Sie wurde von einem Kollegen in der geschlossenen Abteilung im Krankenhaus Schwabing „versteckt“.[2]

Nach Kriegsende war Schwarz bis kurz vor ihrem Tod wieder als Ärztin in München tätig. Sie war verheiratet und hatte eine Tochter.

Aufarbeitung und Gedenken

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Das Schicksal von Magdalena Schwarz war Thema historischer Forschung und fand Aufnahme in mehrere Dokumentationen über Münchener Ärzte während der Zeit des Nationalsozialismus.

Die Lebensgeschichte von Magdalena Schwarz und ihre Verfolgung durch die Nationalsozialisten wurde im Rahmen der Wanderausstellung „70. Jahrestag Approbationsentzug jüdischer Ärztinnen und Ärzte“ neben den Porträts von drei Münchener Ärzten dargestellt. Die von dem Ehepaar Ursula und Dr. Hansjörg Ebell konzipierte und von dem Künstler Tobias Wittenborn gestaltete Ausstellung baut auf verschiedenen Dokumentationen über Münchener Ärzte auf und wurde seit 2008 unter anderem mehrmals an verschiedenen Ausstellungsorten in München sowie in Ansbach, Lindau und Nürnberg gezeigt.[3][2]

Anlässlich der Ausstellungseröffnung im Juli 2008 in München wies der Vorstandsvorsitzende der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Bayerns, Janusz Rat, darauf hin, „dass sich die deutsche Ärzteschaft weit mehr als die Durchschnittsbevölkerung nationalsozialistisch organisiert hatte“, und zitierte eine Aussage des ehemaligen Präsidenten der Bundesärztekammer Karsten Vilmar: „Führende Vertreter der Ärzteschaft haben sich aktiv an der Vertreibung ihrer jüdischen Kollegen und Kolleginnen beteiligt.“[4] Die inzwischen erweiterte Ausstellung dokumentiert anhand von wenigen exemplarischen Einzelschicksalen jüdischer Ärztinnen und Ärzte aus München, Nürnberg und Fürth – darunter Magdalena Schwarz –, wie durch die Verordnungen und Gesetze der Nationalsozialisten Lebensgeschichten zerstört wurden.[5][6] Neben anderen ärztlichen und zahnärztlichen Vereinigungen wird die Ausstellung auch von der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns unterstützt; deren Vorstandsvorsitzender Axel Munte hob hervor, dass durch die in den Mittelpunkt gestellten Einzelschicksale „Geschichte auch für jüngere Menschen greifbar gemacht“ werde.[7]

Ehrung

2004 wurde im Münchener Stadtbezirk Trudering-Riem eine Neubaustraße nach Magdalena Schwarz benannt.[8]

Literatur

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  • Waltraut Wertheimer: Magdalena Schwarz. In: Ilse Macek (Hrsg.): Ausgegrenzt, entrechtet, deportiert. Schwabing und Schwabinger Schicksale. 1933 bis 1945. Volk Verlag, München 2008, ISBN 978-3-937200-43-9, S. 449–451.
  • Wolfram Selig: „Arisierung“ in München. Die Vernichtung jüdischer Existenz 1937–1939. Metropol, Berlin 2004, ISBN 3-936411-33-6.
  • Sybille Krafft, Christina Böck: Zwischen den Fronten. Münchner Frauen in Krieg und Frieden 1900–1950. Hrsg.: Landeshauptstadt München, Buchendorfer-Verlag, München 1995, ISBN 3-927984-37-X, S. 172f.
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Einzelnachweise

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  1. Ursula Ubell: Rede der Kuratorin, Ursula Ubell (Memento vom 4. Januar 2014 im Internet Archive). Rede anlässlich der Eröffnung der Ausstellung „70. Jahrestag Approbationsentzug jüdischer Ärzte“ im Verwaltungssitz der KZVB in München am 30. Januar 2009. (PDF-Datei; aufgerufen am 8. September 2010.; 91 kB)
  2. a b (hip): Ausstellung erinnert an Approbationsentzug jüdischer Ärzte. In: Schwäbische Zeitung vom 16. April 2009. (Aufgerufen am 8. September 2010.)
  3. Tobias Horner: „Fegt alle hinweg …“. In: Bayerisches Zahnärzteblatt, Ausgabe September 2008. (PDF-Datei; aufgerufen am 8. September 2010.; 38 kB)
  4. Janusz Rat, Vorsitzender des Vorstandes der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Bayerns: 70 Jahre danach: Approbationsentzug 1938, Rede vom 25. Juli 2008. Bei: haGalil onLine. (Aufgerufen am 8. September 2010.)
  5. (hil/aerzteblatt.de): München erinnert an den Approbationsentzug jüdischer Ärzte im Nationalsozialismus (Memento des Originals vom 3. Juni 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.aerzteblatt.de. In: Deutsches Ärzteblatt vom 1. Juni 2010. (Aufgerufen am 8. September 2010.)
  6. Dagmar Nedbal: 72 Jahre danach. In: Bayerisches Ärzteblatt, Ausgabe 7–8/2010, S. 371. (PDF-Datei; aufgerufen am 8. September 2010.; 344 kB)
  7. Ausstellung zum Approbationsentzug im Jahr 1938 (Memento des Originals vom 20. September 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kvb.de. Presseinformation der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns und des Ärztlichen Kreis- und Bezirksverbandes München vom 25. Juli 2008. (PDF-Datei; aufgerufen am 8. September 2010.)
  8. Landeshauptstadt München, Kommunalreferat: Straßenneubennung Magdalena-Schwarz-Straße; auf www.muenchen.de. (Aufgerufen am 8. September 2010.)