Ludger Sunder-Plassmann

deutscher Architekt, insbesondere römisch-katholische Kirchenbauten in den Jahren 1948 bis 1980

Ludger Sunder-Plassmann (* 7. Juni 1915 in Münster/Westfalen; † 3. Dezember 2000 in Wangen/Öhningen am Bodensee) war ein deutscher Architekt und mit 39 römisch-katholischen Kirchenbauten in den Jahren 1948 bis 1980 wegweisend für die sakrale Nachkriegsarchitektur.

Ludger Sunder-Plassmann war Sohn des Dombaumeisters zu Münster Wilhelm Sunder-Plassmann. Er wurde in Münster geboren und wuchs dort auf. 1934/35 immatrikulierte er sich in der Fachrichtung Baukunst an der TH Aachen (heute RWTH Aachen). Es folgte ein Vordiplom an der TH München und ein Studium an der TH Stuttgart (heute Universität Stuttgart) bei Karl Bonatz und Paul Schmitthenner.[1] 1938 schloss Sunder-Plassmann sein Architekturstudium an der TH Dresden mit einem Diplom ab.

Nach Militärdienst und Kriegsgefangenschaft in den Jahren 1938 bis 1946 machte Sunder-Plassmann sich in Cloppenburg mit einem Architekturbüro selbstständig und führte dieses dort bis zur Schließung 1982. Im Ruhestand widmete sich Ludger Sunder-Plassmann der Malerei und Bildhauerei.

Neben Krankenhäusern und Schulen waren Kirchenbauten zentraler Schwerpunkt des Schaffens.

Die Kirchenbauten entstanden zur Zeit der liturgischen Erneuerung der römisch-katholischen Kirche, die im Zweiten Vatikanischen Konzil ihren Abschluss fand. Mit der Liturgiereform musste der sakrale Raum neu gedacht werden und der Altar ins Zentrum der Gemeinde gerückt werden. Im Gegensatz zum Einheitsraum der süddeutschen Zeltkirchen zeichnen sich die Entwürfe Sunder-Plassmanns durch feine räumliche Fassungen aus, die den zentralen Elementen im Kirchenraum eine Orientierung geben.

Gleichzeitig beeinflusste die gesellschaftliche Situation der Nachkriegszeit in der norddeutschen Diaspora den Entwurfsprozess. Der große Zuzug heimatvertriebener katholischer Flüchtlinge aus Schlesien in das evangelisch geprägte nördliche Oldenburger Land nach dem Zweiten Weltkrieg führte vielerorts zu einem Bedarf an neuen Gotteshäusern, welche aber nur sehr gering budgetiert wurden.[2]

Diese Rahmenbedingungen ermöglichten es Ludger Sunder-Plassmann, im Feld der Kirchenbauten neue Wege zu beschreiten. Die zwischen 1948 und 1980 realisierten Projekte umfassen die komplette Bandbreite sakraler Nachkriegsarchitektur, von der einfachen Flüchtlingskapelle bis zur Garnisonkirche.

Kirchenbauten (unvollständig)

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Bild Bauzeit Bauwerk Ort Beschreibung[3] Lage
  1948 St. Marien Rastdorf Neubau
  1948 St. Johannes Evangelist Bakum-Carum Erweiterung um einen Altarraum
  1950 Christ-König-Kapelle Butjadingen-Stollhamm Neubau als Flüchtlingskapelle, 2014 profaniert
  1952 Herz-Jesu-Kirche Garrel-Nikolausdorf Neubau des Turms
  1952 St. Josef Stadland-Rodenkirchen Neubau als Flüchtlingskapelle mit Pfarrhaus, 2019 profaniert
  1952 St. Theresia von Lisieux Nordenham-Abbehausen Neubau als Flüchtlingskirche, 2006 profaniert
  1953 Heilig-Kreuz-Kirche Cloppenburg-Stapelfeld Neubau, 1975 Ausbau zur Heimvolkshochschule, 1976 Einbau einer Hauskapelle
1953 Herz-Jesu-Kirche Westerstede Neubau als Flüchtlingskirche
  1954 St. Jakobus Dinslaken Neubau
  1954 St. Maria Frieden Vechta Neubau
  1954 St. Cosmas und Damian Barßel Wiederaufbau des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Turms
  1954 St. Michael Wilhelmshaven-Neuengroden Neubau als Flüchtlingskirche, 2013 profaniert
  1956 St. Maria Trösterin Berne Neubau als Flüchtlingskapelle
  1956 Heilige Drei Könige Wardenburg Neubau als Pfarrkirche für schlesische Flüchtlingsgemeinde
  1956 Heilig-Geist-Kirche Lemwerder Neubau als Pfarrkirche für schlesische Flüchtlingsgemeinde
  1957 Heilig-Kreuz-Kirche Jade-Jaderberg Neubau als Pfarrkirche für schlesische Flüchtlingsgemeinde
  1958 St. Georg Bremen-Horn-Lehe-Horn Neubau
  1958 Dreifaltigkeitskirche Schortens-Heidmühle Neubau als Pfarrkirche für schlesische Flüchtlingsgemeinde
  1958–1959 St. Augustinus Cloppenburg Neubau
  1959 St. Franziskus Bremen-Grolland Neubau, 1995 abgerissen
  1959 Hospitalkirche St. Rochus Telgte Neubau, Kirche des St.-Rochus-Hospitals
  1960 St. Johannes der Täufer Emstek-Bühren Erweiterung um Querhaus und Chorraum
  1960 St. Michael Oldenburg-Kreyenbrück Neubau als Militär- und Pfarrkirche
  1961 St. Willehad Wilhelmshaven Neugestaltung der Decke
  1961 St. Bonifatius Sande Neubau für schlesische Flüchtlingsgemeinde
  1961 Herz-Jesu-Kirche Lastrup-Hemmelte Erweiterung um ein Querschiff mit Chorraum
  1962 St. Marien Brake Neubau
  1962–1964 Christ-König-Kirche Cloppenburg-Bethen Neubau als Hauskapelle des bischöflichen Konvikts Jugendburg St. Michael, 2017 profaniert
  1965–1967 St. Bonifatius Varel Neubau
  1965 St. Peter Wilhelmshaven-Heppens Neubau als Militär- und Pfarrkirche
  1973 Christkönig Hamm-Wambeln Neubau
  1980 Kapelle des St.-Josef-Hospitals Cloppenburg Neubau

Literatur

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  • Andreas Sunder-Plassmann: Ludger Sunder-Plassmann. Kirchenbauten 1948–1980. TUM.University Press, München 2021, ISBN 978-3-948278-28-1; tum.de (PDF).

Einzelnachweise

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  1. Andreas Sunder-Plassmann: Ludger Sunder-Plassmann. Kirchenbauten 1948–1980. TUM.University Press, München 2021, S. 75.
  2. Andreas Sunder-Plassmann: Ludger Sunder-Plassmann. Kirchenbauten 1948–1980. TUM.University Press, München 2021, S. 9–11.
  3. Andreas Sunder-Plassmann: Ludger Sunder-Plassmann. Kirchenbauten 1948–1980. TUM.University Press, München 2021, darin: Katalog der Kirchenbauten 1948–1980, S. 45–75.