Lorenz Hollenstein

Schweizer Archivar und Historiker

Lorenz Hollenstein (* 1945 in Zug) ist ein Schweizer Archivar und Historiker. Er war von 2003 bis zu seiner Pensionierung 2009 Stiftsarchivar in St. Gallen.[1]

Leben Bearbeiten

Lorenz Hollenstein wuchs in Zofingen und Bern auf. Dort besuchte er das Gymnasium Kirchenfeld. Dann studierte er Geschichte, Latein und Provinzialrömische Archäologie sowie Slawistik an der Universität Bern und schloss 1972 mit dem Lizenziat ab. Anschliessend war er als Gymnasiallehrer tätig.[2] Von 1972 an unternahm er ausgedehnte Arbeitsreisen in Bulgarien und Rumänien im Rahmen des Nationalfonds-Projekts Die Meilensteine des Imperium Romanum der Universität Bern.[3] Ab 1981 war er im Stiftsarchiv St. Gallen tätig, zuerst als wissenschaftlicher Assistent, später als Stellvertreter des Stiftsarchivars und seit Anfang 2003 als Stiftsarchivar in der Nachfolge des 2002 verstorbenen Werner Vogler. Damit setzte er eine jahrhundertealte Tradition als Bewahrer des Archivs der ehemaligen Benediktinerabtei St. Gallen fort (Liste der Stiftsarchivare von St. Gallen). Es führt mit seinen ältesten Beständen zurück bis in die Gründungszeit des Klosters um das Jahr 719 und ist eines der ältesten Archive überhaupt.[4] Dank seinen Lateinkenntnissen und der Editionserfahrung gewann er Vertrautheit mit diesem einzigartigen Quellenmaterial. Siegel waren eines seiner zentralen Forschungsgebiete. So verfasste er Publikationen zu den Siegeln der Abteien Pfäfers und St. Gallen.[5] Auch mit der Geschichte der Fürstabtei St. Gallen in der Neuzeit und dem Untergang des Klosters St. Gallen[6] befasste er sich eingehend.[7] Er hat auch die Geschichte der Reliquien von Gallus und Otmar aufgearbeitet. Karl IV. (HRR), König von Böhmen, späterer römisch-deutscher Kaiser und Reliquiensammler, hatte diese Reliquien erworben und nach Prag gebracht.[8][9] Nach seiner Pensionierung als Stiftsarchivar setzte Hollenstein seine historischen Studien fort. So studierte er in Flawil im dortigen Gemeindearchiv die Offnung von Burgau, eine Rechtsordnung aus dem 15. Jahrhundert.[10]

Veröffentlichungen Bearbeiten

Mitgliedschaften Bearbeiten

  • Comité de sigillographie des Conseil international des archives als Vertreter der Schweizer Archivare
  • Mitglied der Arbeitsgruppe Geistliche Archive des Vereins Schweizerischer Archivarinnen und Archivare
  • Teilnehmer der Konferenzen der Schweizerischen Stiftsbibliothekare
  • Teilnehmer der Archivdirektorenkonferenz der Arbeitsgemeinschaft der Alpenländer[1]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Stiftsarchivar geht in Pension. In: Polizei News. 26. März 2009, abgerufen am 19. Mai 2023.
  2. Lorenz Hollenstein. In: St. Galler Tagblatt. 31. März 2009, abgerufen am 19. Mai 2023.
  3. Lorenz Holenstein: Zu den Meilensteinen der römischen Provinzen Thracia und Moesia inferior. In: Studia Balcanica: Recherches de géographie historique. Bd. 10, Sofia 1975, S. 23–44.
  4. Vergangenheit des Stiftarchivs St. Gallen. In: stiftsbezirk.ch. Abgerufen am 19. Mai 2023.
  5. Lorenz Hollenstein, Walther P. Liesching: Die Siegel der Benediktinerabtei Pfäfers. Historischer Verein des Kantons St. Gallen, Neujahrsblatt 124, 1984, S. 41–87.
  6. Lorenz Hollenstein: Der Untergang des Klosters St. Gallen – Willkür oder Notwendigkeit? In: Jahrbuch der Gesellschaft für niedersächsische Kirchengeschichte. Bd. 104, 2006, S. 409–429.
  7. Lorenz Hollenstein: Mönch in St. Gallen – eine vielfältige Tätigkeit. In: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige. Bd. 124, 2013, S. 289–319.
  8. Jörg Krummenacher: Schädel der St. Galler Klostergründer tauchen aus der Vergangenheit auf. In: Neue Zürcher Zeitung. 19. November 2018, abgerufen am 19. Mai 2023.
  9. Stephan Sigg: Othmarskrypta St. Gallen. In: pfarreiforum.ch. 19. August 2022, abgerufen am 19. Mai 2023.
  10. Andrea Häusler: Ein Gesetzbuch für 329 Jahre. In: St. Galler Tagblatt. 10. August 2019, abgerufen am 19. Mai 2023.