Liste der hanseatischen Gesandten in den Vereinigten Staaten

Wikimedia-Liste

Liste der gemeinsamen Gesandten der drei freien Hansestädte Lübeck, Bremen und Hamburg in den Vereinigten Staaten.

Geschichte Bearbeiten

Die Hansestädte Bremen und Hamburg entwickelten sich ab der Mitte des 17. Jahrhunderts zu regelrechten internationalen Drehscheiben des transatlantischen sowie innereuropäischen Handels mit den Dreizehn Kolonien (1607–1776). Der eigentliche Impuls für diplomatische Beziehungen zwischen den drei Hansestädten und den nach Unabhängigkeit strebenden Kolonien ging bereits zu Beginn des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges (1775–1783) von zwei sich in Hamburg begegnenden, der „amerikanischen Sache“ verpflichteten Schotten aus. John Parish, eingebürgerter Hamburger Kaufmann, und John Ross, ein zwecks Kriegsnachschub und -finanzierung nach Paris, Amsterdam und Hamburg entsandter amerikanischer Patriot und Funktionär der „Dreizehn Staaten“ schafften es wiederholt die Im-und-Exportkontrollen des in Hamburg ansässigen britischen Gesandten Emanuel Matthias zu umgehen und so bis zum Frieden von Paris (1783) den Kriegsverlauf zugunsten der USA zu beeinflussen.[1] Nach der Ratifizierung der Verfassung der Vereinigten Staaten und der Vereidigung George Washingtons als ersten Präsidenten im Jahr 1789, wurde Parish 1790 erster Konsul der Vereinigten Staaten bei den Hansestädten und Ross vier Jahre später erster Hanseatischer Generalkonsul in den Vereinigten Staaten.[2][3]

Die hanseatische Mission befand sich zu Beginn in Philadelphia,[4] da zu dieser Zeit auch die amerikanische Regierung dort ihren Sitz hatte. Mit Abschluss eines bilateralen Freundschafts-, Handels- und Schifffahrtsvertrages zwischen den Hansestädten und den Vereinigten Staaten (1827)[5] wurde die Mission zu einer Ministerresidentur (Gesandtschaft) aufgewertet. Ab 1868 wurden die drei Stadtstaaten schließlich durch Friedrich von Gerolt, Ministerresident des Norddeutschen Bundes, vertreten.[3][6]

Missionschefs Bearbeiten

Hanseatische Generalkonsuln in den Vereinigten Staaten Bearbeiten

1794: Aufnahme konsularischer Beziehungen
1811 bis 1814: Unterbrechung der Beziehungen infolge der französischen Annexion der Hansestädte
  • 1817–1822: Carl Nicolaus Buck[4] (* 1775; † k. A.)
  • 1822–1827: Christian Ludwig Krumbhaar[4] (* 1777; † 1836)

Hanseatische Gesandte in den Vereinigten Staaten Bearbeiten

1827: Aufnahme diplomatischer Beziehungen
Jahre Name Lebensdaten Anmerkungen Porträt
1827–1828 Vincent Rumpff[4] * 10. Dez. 1789; † 13. Feb. 1867 Gemeinsamer bevollmächtigter Minister der Hansestädte mit der Mission, eine Reihe von Verträgen mit der US-Regierung auszuhandeln und abzuschließen; davor Gesandter in Österreich, danach Gesandter in Frankreich
1828–1862 vakant
1862–1864 Rudolf Schleiden * 22. Jul. 1815; † 25. Feb. 1895 danach Gesandter im Vereinigten Königreich
 
1864–1868 Johannes Rösing * 5. Mai 1833; † 8. Apr. 1909 ab 1871: erster deutscher Generalkonsul in New York (heute zzgl.: Ständiger Vertreter bei den Vereinten Nationen)
1868: Auflösung der Gesandtschaft (ab 1871 Vertretung durch das Deutsche Reich)

Neben dem Generalkonsulat in Philadelphia (PA) und der Gesandtschaft in Washington (DC) bestanden zeitweilig auch hanseatische bzw. bremische oder hamburgische Konsulate u. a. in Alexandria (VA), Baltimore (MD), Boston (MA), Charleston (SC), Galveston (TX), Indianola (TX), Mobile (AL), New Orleans (LA), New York (NY), Richmond (VA) und San Francisco (CA),[4] wobei das Lübecker Konsulat in Galveston schon 1844, noch zu Zeiten der unabhängigen Republik Texas, eingerichtet wurde.

Siehe auch Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Claudia Schnurmann: His Father’s Favored Son: David Parish (1778–1826) (englisch). Immigrant Entrepreneurship, Kooperationsprojekt zwischen dem Deutschen Historischen Institut (DHI), Washington, D.C. und der Universität Hamburg, Hamburg 2011. Abgerufen am 26. Juni 2016
  2. The Papers of George Washington, Presidential Series, Bd. 16, 1 May–30 September 1794. University of Virginia Press, Charlottesville 2011, S. 698. Abgerufen am 26. Juni 2016

    Sir,
    The increase of the Trade and Navigation of our City to and with the United States of America chiefly promoted since some years by Mr John Ross of Philadelphia and your Excellency’s condescendent offer made in the Commission granted last year to Mr John Parish Our Citizen as Consul of the United States for this Port to accept of any proper person in the same quality that should be recommended, by us to your Excellency in the like manner, have moved us to appoint the said Mr John Ross Consul general of Hamburgh for the United States of America and to grant him Letters Patent thereof.
    We recommend therefore this our Consul General to your Excellency’s kind reception and at the same time us and our City to the continuance of your affectious favour wishing, the mercantile Connexions between the Illustrious Republic of America so highly esteemed by us, and our good City undoubtedly tending to mutual advantage may in course of such nomination be still more countenanced and augmented. We are happy in embracing this opportunity to shew to one of the first and most eminent Statesmen and Heroes of our Age the greatness of the Devotion, we bear to Him and with which, we remain unalterably Your Excellency’s most humble and most devoted.

    Bürgermeister und Senat der Freien und Hansestadt Hamburg an Präsident George Washington: Hamburg, den 22. September 1794, In: Founders Online, National Archives, Washington, D.C.
  3. a b c A Guide to the United States' History of Recognition, Diplomatic, and Consular Relations: Hanseatic Republics. U.S. Department of State, Washington, D.C., abgerufen am 26. Juni 2016 (englisch).
  4. a b c d e f Johann Martin Lappenberg: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte. Band 3, Verein für Hamburgische Geschichte, Hamburg 1851, S. 511 ff.
  5. Vertragstext in Diplomatisches Archiv für die Zeit- und Staatengeschichte, Band 18, Cotta 1829, S. 251 ff.
  6. Regierung, Volksvertretung, Allgemeine und Innere Staatsverwaltung. (PDF; 1,7 MB) Staatsarchiv der Freien und Hansestadt Hamburg (StA H), Hamburg, S. 49 f., abgerufen am 16. November 2013.