Aufstände und Revolten gegen die britische Herrschaft in Indien

Wikimedia-Liste

Diese Liste der Aufstände und Revolten gegen die britische Herrschaft in Indien enthält die wichtigsten derartigen Ereignisse. Allein zwischen 1763 und 1856 sollen 40 bedeutende und über 100 kleinere Aufstände und Rebellionen vorgekommen sein, zu deren Niederschlagung bewaffnete Kräfte eingesetzt wurden.[1]

Hinrichtung zweier Rebellen (Felice Beato, 1858)

Auslösender Faktor in fast allen Fällen war die drückende Steuerlast oder deren rücksichtslose Eintreibung. So verdoppelte sich das Steueraufkommen in den ersten Jahrzehnten der Herrschaft der Britischen Ostindien-Kompanie gegenüber der Zeit des Mogulreichs im Bereich des Permanent Settlement, die Belastung der Bauern versiebenfachte sich jedoch. Auch wurde mit den Briten erstmals privater Landbesitz eingeführt (statt gemeinschaftlichem), was zur Heranbildung einer parasitären Klasse abwesender Grundbesitzer führte.[2]

Auch während der Hungersnöte in weiten Teilen des Landes, die durch das Ausbleiben des Monsuns häufig vorkamen (verursacht von der El Niño-Southern Oscillation),[3] wurden die Steuern weiterhin eingetrieben und säumige Bauern von ihrem Land durch Zwangsvollstreckung vertrieben, wie dies ganz im Sinne der herrschenden liberalen Ideologie des Freihandels auch in Irland 1845–1848 praktiziert wurde. Während des Anfangsjahres einer solchen Dürre ist das Ansteigen von Rebellionen zu beobachten.[4]

Viele Aufstände, besonders der tribals („Volksstämme“: Adivasi, heute: Scheduled Tribes), wurden auch durch die Zerstörung von traditionellen Lebensweisen (beispielsweise halbnomadische Lebensweise, die intensive Waldnutzung voraussetzt) ausgelöst.

Die Aufstände lassen sich in fünf Gruppen unterteilen, wobei einzelne Aufstände durchaus in mehrere Kategorien passen:

  1. restorative Rebellionen: von den Briten zu vertreiben versucht (meist vor 1857)
  2. religiöse Bewegungen: oft mit messianischen oder Weltuntergangsprophezeiungen[5]
  3. „Sozialbanditen“: wollten die Lebensbedingungen des Volkes verbessern (oft im Sinne von kommunistischen Idealen, ohne dass solche bekannt waren)
  4. (Massen-)Aufstände: gegen einzelne Missstände
  5. „terroristische Vergeltung“: vielfach spontane Ausbrüche

Hinweis: Diese Liste enthält keine Rebellionen, die in den Randgebieten Britisch-Indiens stattfanden (beispielsweise Ceylon oder Oman; zu Ereignissen in der Grenzregion zu Afghanistan siehe Militärkampagnen im Nordwesten Britisch-Indiens). Ebenfalls nicht gelistet werden Aufstände, die außerhalb des geographischen Bereichs des indischen Subkontinents stattfanden, auch wenn deren Niederschlagung häufig vom indischen Finanzminister (mit-)bezahlt wurde (beispielsweise der Mahdi- oder der Boxeraufstand), ebenso wenig Kolonialkriege zur Eroberung.

Restorative Rebellionen bis 1856 Bearbeiten

  • Angehörige der Kallar-Kaste von Madura 1710–1784.[6] Sie blieben bis ins 20. Jahrhundert aus den Bergen um Madura als „Banditen“ aktiv. Einzelne Dörfer schützten sich dadurch vor Viehdiebstählen, dass sie eine Kalla-Familie als Wächter (kavalgar) anheuerten (und bestachen). Dieses System existierte in Thanjavur mindestens bis 1953.[7]
  • Dhal-Revolte des Rajas von Dhalbhum, Jagannath Dhal, 1769–1774. Erste Aufstände in der Region von Jharkhand, in das die Briten 1767 von Singhbhum Manbhum aus eindrangen. Befriedungsversuche unter dem Kommando von Lt. Rook and Charles Mogan blieben ohne Erfolg. Die ostindische Kompanie akzeptierte, Jagannath Dhal wieder als Herrscher einzusetzen, sofern er einen jährlichen Tribut (der über die Jahre anstieg; ab 1800: 4267 Rs.) zahlte.[8]
  • Chuar-Aufstände von Midnapore (West-Bengalen), 1766–1772, 1795–1816 (Schwerpunkt 1799, etwa 1500 Rebellen unter Durjan Singh kontrollierten 30 Dörfer); erneut 1832 in der Region von Manbhum (heute Distrikt Purulia und Bihar)
  • Raja Chait Singh mit der Unterstützung von Hindu- und Muslim-Grundbesitzern (zamindar) in Oudh, 1778–1781. Die überlebenden Zamindare, deren Forts zerstört worden waren, wurden gezwungenermaßen zu Banditen. Die folgenden Plünderungen und die rigorose Eintreibung von Abgaben war ursächlich für die Hungersnot 1784.
  • Raja Vizieram Rauze in Vizagapatam[9], 1794. Der Raja fiel in einer Schlacht. In der Region kam es unter Birabhadra Rauze (1830) und Jagannath Rauze (1832–1834) zu weiteren Aufständen.
  • Wazir Ali Khan, der abgesetzte Nawab von Oudh in Benares und Gorakhpur 1799[10]
  • Maratha Dhundia Wagh († 9. September 1800 in Kongal) in Mysore, 1799–1800. Der Kommandeur britischerseits war der aufstrebende Arthur Wellesley.
  • Pazhassi (oder „Pyche“) Raja in Nord-Malabar, 1796–1805. Der Raja fiel in einer Schlacht am 30. November 1805.
  • Poligars (ehem. militärische Kommandeure) in Bellary, Anantapur, Cuddapah und Kurnool, 1803-5
  • Poligars von Tinnevelly, 1801
  • Rebellion des Raja von Cuttack (Orissa) Mukunda Deva II. 1804, geführt von seinem Ratgeber Jayi Rajguru, der dafür hingerichtet wurde.
  • Poligars in North Arcot, 1803-5
  • Sepoyaufstand in Vellore, 1806
  • Diwan Velu Thampi († 1809; wurde nach seinem Tode zur Abschreckung noch öffentlich aufgehängt) von Travancore, der eine professionell geführte Armee von 30.000 Mann kontrollierte, dazu kam eine noch größere Zahl Irregulärer, größtenteils Bauern; 1808-9.
  • Erben des Desai von Kittur geführt von Rani Chinnava (1778–1829), die ihre Herrschaft unter der Doctrine of Lapse verloren hatten, 1824. Seit 2007 wird die Rani mit einem Denkmal vor dem Parlament in Neu-Delhi geehrt.
  • der abgesetzte Gopal Singh von Bundelkhand, 1802–1812. Der Raja wurde 1812 wieder in sein Amt eingesetzt.
  • 1817 Aufstand der Kommandeure mehrerer Forts in Aligarh, das seit 1803 unter britischer Herrschaft stand.
  • Paika (Milizionäre) des abgesetzten Raja von Cuttack (Kurdah, Orissa) und Khonds, unter Führung von Bakshi Jagabandhu,[11] auch wegen Änderung der Landbesitzverhältnisse, dem Salzmonopol und Abschaffung der Kaurischnecke als Zahlungsmittel. Die Paika wurden als Klasse praktisch komplett vernichtet. 1817–1818
  • Angehörige der Baniya-Kaste aus Gujarat, daher Gujars, in Sindh, 1824

Messianische Aufstände bis 1856 Bearbeiten

Diesen Rebellionen ist gemeinsam, dass sie charismatische Führer hatten, denen vielfach übernatürliche Kräfte zugeschrieben wurden. Oft wurde die Errichtung eines gerechten Gottesstaates propagiert. Diese Bewegungen entstanden gleichermaßen unter Hindus, Moslems und tribals. Derartige Aufstände fanden häufiger im Osten Indiens und nach Hungersnöten statt.[12]

  • 1827–1831: Muslime aus der Sekte der Maulvis, meist entrechtete Landpächter, geführt von Titu Miyan, in den Gebieten um Barasat, Nadia, Faridpur, Jessore und Kalkutta; von hinduistischen Grundbesitzern wurden Abgaben eingetrieben; der Anführer endete im Gefängnis von Alipur, das bis heute das wichtigste Gefängnis für Rebellen blieb und das über die Jahrzehnte immer wieder ein Zentrum von Misshandlungen und Gefangenenmassakern war[13]
  • 1824–1833: muslimische Pagal Panthis, Konvertiten aus den Völkern der Garo und Hajong, unter Tipu Shah im nördlichen Mymensingh
  • muslimische Faraizis in Bogra und Faridpur (1838–1851); unter der Führung von Dudu Miyan entstand eine parallele Verwaltungsstruktur
  • 1855–1856: Santal-Aufstand (hool)

Tribals Bearbeiten

Im ganzen 19. Jahrhundert kam es zu hunderten kleineren Aufständen der tribals (indigene Stämme, heute Scheduled Tribes), die besonders litten unter der Einbindung in das koloniale Wirtschaftssystem, durch die Einführung von Privateigentum an Land und Wäldern und der oft gewaltsamen Steuereintreibung. Die „Polizeiaktionen“ endeten in der Regel mit Massakern, Vertreibung oder zerstörten Dörfern.

  • 1818–1831: die Bhil von Khandesh
  • 18??: Aufstand der Ho in der Gegend von Singhbhum gegen den Fürsten Jagannath Singh, der sein Volk ausbeutete und sich auf die Briten stützte
  • 1820: die Mer von Merwara
  • 1820–1837: Teile des Kol-Volk, besonders die Stämme der Ho und Mundas in Chotanagpur (= Chota Nagpur); Schwerpunkt 1831–1832; sie wurden zu Tausenden massakriert,[14] was jedoch weitere Aufstände nicht verhinderte
  • 1829–1858: die Khasi im damaligen Assam (heute Meghalaya)
  • 1832: Revolte der Bhumij- und Chuar-Bauern gegen übermäßige Steuerbelastung durch die Zamindars; der Anführer Ganga Narayan, der auch Unterstützung von den Stämmen der Ho und Kol erhielt, wurde in einem Gefecht mit dem Thakur von Kharswan getötet
  • 1846: die Khond in Orissa
  • 1852, 1857, 1872: die Garo im damaligen Assam (heute Meghalaya)
  • 1859–1881 kam es im Sardari Movement in Chotanagpur erneut zu Aufständen der Munda unter verschiedenen Sardars
  • 1860–1862: die Jaintia/Syteng im damaligen Assam (heute Meghalaya)

Santal Pargana Bearbeiten

Im Santal Pargana von Bihar kam es zu zahlreichen Aufständen:

  • 1772–1782: Pahariaya Movement, geführt von Rani Sarweshwari
  • 1783–1785: Tilka-Aufstand der Santal unter der Führung von Tilka Manjhi (* 1850), der einen Guerillakrieg aus den Sultanganj-Bergen führte; er erschoss Augustin Cleveland, den britischen Kommandeur mit einem Pfeil; nach seiner Gefangennahme wurde er in Bhagalpur an einem Baum aufgeknüpft
  • 1855–1856: Santal-Aufstand (hool), angeführt von den Brüdern Sido und Kanhu; etwa 30.000 Aufständische, rund 10.000 mit Pfeil und Bogen Bewaffnete marschierten auf Kalkutta; Tote: 5 Europäer, 500 Sepoys und geschätzte 15.000 Rebellen und Zivilisten
  • 1870–1874: Kharwar Movement, geführt von Bhagirath Manjhi, es erwuchs im Wesentlichen aus denselben Gründen wie der gescheiterte Aufstand 1855/56

„Sozialbanditen“ Bearbeiten

  • Thuggee, 1650–1850 in Nord- und Zentralindien
  • Sannyasi-Rebellion 1763–1800 in Bengalen. Träger waren religiöse Führer (Hindu Sannyasi und muslimische Fakire), entlassene Soldaten und Zamindare[15][16]
  • Unter Führung des abgesetzten Generals Narasimha Reddi und seinen Anhänger gab es eine Rebellion in Kurnool (Andhra Pradesh) 1846–1847,
  • Nachdem das Volk der Lodhas aus Midnapore im 19. Jahrhundert von ihrem angestammten Land vertrieben wurden, wurden sie zu „kriminellen Kaste“ („criminal caste“)

Aufstände gegen bestimmte Missstände bis 1856 Bearbeiten

Die meisten dieser Massenaufstände begannen mit Demonstrationen oder Boykott von Pächtern oder Kleinbauern gegen als solche wahrgenommene Missstände (meist überzogene Abgaben) und entwickelten sich, da keine Abhilfe geschaffen wurde, zu gewalttätigen Rebellionen, die oft in wenigen Wochen niedergeschlagen wurden. Sie waren auch nach 1857 häufig.[17]

  • 1783 im bengalischen Rangpur und Dinajpur: Die Forderungen des Steuerpächters Debisingh waren exzessiv. Seine Handlanger peitschten säumige Bauern aus oder legten sie in Ketten, bis das kollektiv veranlagte Dorf gezahlt hatte. Am 18. Januar stürmte ein Mob das Gefängnis von Tepah. Die Polizei feuerte in die Menge, Im folgenden Kampf wurde der Steuereintreiber Gaurmohan gefangen. Nachdem eine Petition keine Senkung der Abgaben und „Gerechtigkeit“ erreichte, kam es zur Tötung zweier Steuereintreiber. Es sammelte sich eine „Armee“ die die Distrikte durchstreifte und Reiche plünderte. Britische Truppen schlugen den Aufstand in fünf Wochen nieder. Ein Dorfvorsteher wurde gehängt. Die Abgabensituation veränderte sich nicht.
  • 1799 in Bishnupur und Birbhum (östliches Indien)
  • Jats von Haryana, 1809
  • In Mysore, 1830–1831
  • Khandesh, 1852

1857 bis 1859 Bearbeiten

 
Hinrichtung Aufständischer

Nordwestgrenze ab 1849 Bearbeiten

1859 bis 1947 Bearbeiten

Jahr Bezeichnung Region Führer (tragende Klasse) Verlauf
1859–1862 Indigo-Unruhen Bengalen Bauern, Landpächter siehe Hauptartikel. (Weitere Aufstände 1905-08 in der Region Motihari-Bettiah. Abschaffung des ausbeuterischen Tinkanthia-Systems durch Gandhis Champaran-Kampagne 1917/18.[18])
1867–1870 Hindu Naikda[19] Gujarat geistlicher Führer: Joria Bhagat Angegriffen wurden hauptsächlich Polizeiposten bei dem Versuch, einen Gottesstaat (dharma-raj) zu errichten. Die eigentliche Rebellion organisierte Rupsing Gobar, der ein „Naikda-Königreich“ gründete und Steuern erhob.
1873–1885 Pabna-Initiative Bengalen siehe Hauptartikel
März 1879 – Nov. 1880
1886
Malabar-Küste Koya- und Konda-Hill People Unter ihren Häuptlingen (muttardars) Protest gegen erpresserische Beamte und neue Regelung der Waldnutzung.[14] Kleiner Aufstände in der Region hatte es schon 1840, 1845, 1858, 1861-2 gegeben. Das Aufstandsgebiet umfasste etwa 5000 mi². Es bedurfte sechs Infanterie-Regimentern zur Niederschlagung. Die Rebellen 1886 bezeichneten sich als Rama Dandu (Ramas Armee). Einer der Führer war Rajana Anantayya (S 46[20][21]).
Mai–Sept. 1875 Deccan-Riots[22] 33 Ortschaften in 6 Taluks der Distrikte Poona und Ahmadnagar wohlhabendere Bauern Während des Baumwollbooms wohlhabend gewordene Bauern, die im Rahmen der Weltwirtschaftskrise (1873) ihre Einkommen wieder schwinden sahen und sich übermäßigen Steuerforderungen gegenübersahen (S. 50[20]). Der dreiwöchige Aufstand wurde auch von einfachen Leuten, wie Friseuren, Wasserträgern usw. mitgetragen. Zehntausende versammelten sich auf Marktplätzen und schworen, die Forderungen von Geldverleihern nicht zu erfüllen sowie deren Unterlagen zu verbrennen. Die einrückenden Truppen trieben kollektive Strafzahlungen ein. In Folge wurde, nachdem die Region durch eine Hungersnot, gefolgt von Cholera, 1876–1878 vollkommen verwüstet worden war,[23] durch den Deccan Agriculturalists' Relief Act, 1879 das Los der Bauern etwas erleichtert.[24]
1882 Cachar (Assam) Govindgiri Angriffe auf Weiße unter der Führung von Sambhudan, der seine Anhänger glauben machte, er könne sie durch seinen Zauber vor Gewehrkugeln schützen.
1890–1891 Manipur-Feldzug Manipur Der Raja des Protektorats Manipur wurde im September 1890 während einer Palastrevolution gestürzt. Die Briten sandten im März 1891 400 Gurkhas unter Oberstleutnant Charles McDowal Skene gegen die Rebellen, wurden von diesen jedoch in der Hauptstadt Imphal stark bedrängt. Skene, zusammen mit dem Chief Commissioner für Assam, James Wallace Quinton, und dem Political Agent für Manipur, Frank St. Clair Grimwood, wurden nach einem ergebnislosen Verhandlungsversuch im Palast ermordet, ebenso der Assistant Secretary des Chief Commissioner, William Henry Cossins, sowie der Gurkha-Offizier Walter Simpson und der sie begleitende Gurkha-Hornist Gunna Ram.[25] Während des Rückzugs der Gurkhas durch den Dschungel nach Assam pflegte die Witwe Ethel St. Clair Grimwood Verwundete und brachte ihre Ortskenntnisse ein; dafür wurde sie von Königin Victoria mit dem Royal Red Cross ausgezeichnet.[26] Im April rückten drei Kolonnen mit zusammen 4000 Mann gegen Imphal vor und besiegten die Manipuris in kleineren Scharmützeln. Der Armeekommandant wurde gefangen und zum Tode verurteilt. Auf dem Thron wurde ein 6-Jähriger installiert, der als britische Marionette regierte (S 242[27]).
1899–1900 Ulgulan der Munda südlich Ranchi Angehörige des Munda-Stammes, geführt von Birsa Munda (* 15. November 1875; † 9. Juni 1900) Höhe- und Endpunkt eines 30-jährigen Kampfes gegen die Zerstörung der indigenen Kultur, verursacht durch Abschaffung von Allmenden (khuntkatti), Einführung von Frondiensten (beth begari), Steuerpächter und Wucherer. Birsa, der sowohl vom Hinduismus als auch Lutheranern beeinflusst war, aber zur Religion seines Stammes zurückkehrte, erhielt 1895 in einer Vision den göttlichen Auftrag zur Befreiung. Bis 1899 hatte er tausende Anhänger, die Weihnachten 1899 zum Mord an Steuerpächtern, Rajas und Christen aufgefordert wurden. Mit Vorliebe wurden Kirchen und Hindutempel niedergebrannt. 6000 folgten ihm, sie erlitten eine Niederlage am 9. Januar 1900 bei Sail Rakab Hill. Birsa wurde im Februar gefangen und starb im Juni im Gefängnis. 350 Mundas wurden vor Gericht gestellt, drei hingerichtet, 44 verbannt. Der Chotanagpur Tenancy Act 1908 verbot die Frondienste und sicherte gewissen kommunalen Landbesitz[14](S 47[20])[28]
1900 Konda-Stamm Vizagapatam Agency Korra Mallaya behauptete, erleuchtet und eine Reinkarnation eines der fünf Pandava-Brüder zu sein; sein Sohn sollte eine Wiedergeburt Krishnas sein. Er sammelte 4–5000 Anhänger, die er mit Bambus bewaffnete. Seine Magie sollte die Stecken in Gewehre verwandeln. Das Ergebnis war vorhersehbar: 11 Aufständische wurden erschossen, 60 vor Gericht gestellt, zwei von diesen gehängt.[29]
1910 Bhumkal Lal Kalendra Singh u. a. Bastar siehe Hauptartikel
1900–1912 Bhil-Stamm Banswara Govindgiri Auslöser war die große Hungersnot ab 1899/1900, bei der in der Region nur 12 % der üblichen Ernte[30] eingefahren wurde und die auf eine ähnliche 1896/97 folgte. Govindgiri sammelte seine Truppe in den Mangar-Bergen und überfiel reiche Landbesitzer in der Ebene.[31] Die Überlegenheit britischer Artillerie zwang ihn schließlich in die Knie.
1917–1919 Kuki-Aufstand [32]
1921–1922 Moplah-Aufstand Taluks Ernad und Valluvanad (Malabarküste) fanatische Moslems des Moplah-Stammes siehe Hauptartikel

(1836–1896 hatte es bereits 22 kleinere Revolten gegeben.)

Birma Bearbeiten

Unabhängigkeitskampf Bearbeiten

Nach der von der Mohandas Gandhi aufgestellten Doktrin Satyagraha sollte der Kampf um die Unabhängigkeit gewaltfrei verlaufen (Kampagne der Nichtkooperation). Es kam jedoch auch zu gewaltsamen Aktionen, häufig wenn die Kolonialherren in friedliche Mengen schießen ließen. Die wichtigsten:

Schlüsselfiguren:

Jahr Bezeichnung Region Führer (tragende Klasse) Verlauf
1914 Tana Bhagat-Movement Jatra Oraon um Ranchi Die Vishnu Bhagat-Sekte wurde von Bhiku Bhagat ins Leben gerufen, sie war in gewisser Weise eine Fortsetzung der Ideen Birsas. Es stand unter der Führung von Jatra Bhagat (* 1888) und war gegen den Genuss von Alkohol, Fleisch und die Teilnahme an Tänzen gerichtet. Man verfolgte das Prinzip der Gewaltfreiheit und nahm mit Siddhu Bhagat als Führer ab 1921 an der Gandhischen Nicht-Kooperation teil. Abgesandte waren auf den Jahrestagungen des Congress 1922 und 1923 vertreten.
13. Apr. 1919 Massaker von Amritsar siehe Hauptartikel
14.–21. Apr. 1919 Peschawar Gleichzeitig zu den Protesten in Amritsar kam es zu solchen in Peschawar. Die RAF bombardierte in den folgenden Tagen die Basare der Stadt. Die Zahl der Toten ist unbekannt, dürfte bei diesem fast vergessenen Massaker mit 4–5000 höher als in Amritsar gewesen sein.[33]
Apr. 1930 Chittagong-Aufstand Distrikt Chittagong (Bengalen) Surya Sen und Jugendliche der Hindu-Mittelklasse siehe Hauptartikel (Etwa 70 Revolutionäre riefen in der Nacht vom 18. April 1930 (Karfreitag) eine „provisorische revolutionäre Nationalregierung“ aus.[34])
April–Mai 1930 Meuterei in Peschawar Peschawar Die Verhaftung des Sozialreformers Badshah Khan am 23. April führte zu einer Demonstration im Kissakhani-Bazar. Ein dreistündiger Angriff auf die Menge durch Infanterie und Panzerwagen führte zu offiziell 30 Toten, unabhängige Quellen schätzen die Zahl auf 200–250. Ein Zug der Gwalior Rifles, kommandiert von Chandra Singh Garhwali verweigerte den Befehl, in die unbewaffnete Menge zu schießen. Nachdem ihnen mit Kriegsgericht gedroht wurde, meuterten sie und liefen zu den Pathan Volunteers (Khudai Khidmatgar) über. Briten und Mischlinge verließen fluchtartig den Ort, der nun von den Congress Volunteers kontrolliert wurde. Nach 12 Tagen rückte am 4. Mai ein großes britisches Kontingent ein und veranstaltete blutige Repressionsmaßnahmen.[35][36]
1930er bis 1942 Hur-Rebellion Provinz Sindh fanatisierte Moslems: Farqui Hurs Auf dem Höhepunkt ihrer Schreckenskampagne ermordeten die Hur monatlich etwa 600 Personen, meist Hindus. Die Briten erließen den Hur Act, der es Sicherheitskräften gestattete, angetroffene Hurs ohne Warnung zu erschießen. Am 16. Mai 1942 zerstörten sie den Karachi-Lahore-Zug. Drei Bataillone wurden gegen sie in Marsch gesetzt, die ihre Mission erfüllt hatten, nachdem der Anführer Sibghatullah Shah Rashidi alias Pir Pagaro gefangen genommen worden war. Er wurde am 17. März 1943 gehängt (S 373[27]).
1946 Royal Indian Navy-Meuterei HMIS Talwar (Bombay 18.2.); HMIS Hindustan (Karachi 19.2.)
78 weitere Schiffe und 20 Marineposten
Matrosen, später Straßenschlachten und Generalstreik. An Folgetagen auch in Karachi und Madras. Kleinere Solidaritätsaktionen im ganzen Land, auch Bahrain, Aden und Andamanen.[37]

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Suranjan Chatterjee: New Reflections on the Sannyasi, Fakir and Peasants War. In: Economic and Political Weekly. Jahrgang 19, Nr. 4, Januar 1984, S. PE2–PE13.
  • A. R. Desai (Hrsg.): Peasant Struggles in India. Delhi 1979.
  • Kaushalya Devi Dublish: Revolutionaries and Their Activities in Northern India. Delhi 1982.
  • Stephen Fuchs: Rebellious Prophets: A Study of Messianic Movements in Indian Religions. Bombay 1965 (auch als: Messianic Movements in Primitive India. In: Asian Folklore Studies. Jahrgang 24, Nr. 1, 1965, S. 11–62).
  • Kathleen Gough: Indian Peasant Uprisings. In: Economic and Political Weekly. Jahrgang 9, Nr. 32/34, Sonderheft August 1974.
  • Philip J. Haythornthwaite: The Colonial Wars Source Book. London 1995, ISBN 1-85409-196-4.
  • Ranajit Guha: Elementary Aspects of Peasant Insurgency in Colonial India. Delhi 1983.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Gough (1974), S. 1391 erwähnt allein 77 klassenkämpferische Bauernaufstände, von denen 30 mehr als 10.000 Beteiligte und 12 mehrere Hunderttausend Aufständische hatten.
  2. Gough (1974), S. 1393/1394.
  3. Alleine 12 in der Zeit von 1770 bis 1857; die wirklich katastrophalen bis 1910 forderten geschätzte 20 Millionen Tote; 1943: 3,5 Mio. Tote in Bengalen allein. Gough (1974), S. 1393.
  4. Nach mehrjähriger Dürre war die Bevölkerung zu geschwächt, um zu rebellieren. vgl. Davis, Mike; Late Victorian Holocausts; London 2001; ISBN 1-85984-739-0, darin zur Steuereintreibung: S 50-7, 148, 153
  5. vgl. Fuchs (1965), der fast 50 aufführt.
  6. vgl. W. Francis; Madras District Gazetteers, Madura,; Madras Government Press, 1906, S. 88–91.
  7. Gough (1974), S. 1401.
  8. vgl. Mann, Michael; Bengalen im Umbruch: Die Herausbildung des britischen Kolonialstaates 1754–1793; S 226-30
  9. heute auch: Vishakhapatnam (17°42' N, 83°18' O)
  10. Davis, John Francis (1795–1890); Vizier Ali Khan; or, The massacre of Benares: a chapter in British Indian history .. (1871);
  11. kapitulierte 1825, erhielt eine Pension; † 1829. Biogr.: B. C. Ray; Bakshi Jagabandhu: The Path finder of Freedom Movement of India; Bhubaneswar 2001
  12. Abschnitt im Wesentlichen nach Fuchs (1965).
  13. vgl. Frontier, Calcutta, December 4, 1971; Le Monde, Paris, November 30, 1971.
  14. a b c Chandra, Bipan et al.; India's Struggle for Independence; New Delhi 1989; ISBN 0-14-010781-9
  15. Chatterjee (1984)
  16. Roman: Chatterjee, Bankim Chandra; Anand Math
  17. vgl. Pabna-Initiative, Deccan Riots (1875), Moplah-Aufstand (1921)
  18. Kling, Blair B.; The Blue Mutiny: the Indigo Disturbances in Bengal, 1859–1862; Philadelphia 1966
  19. einer Untergruppe der Bhil mit damals weniger als 10.000 Angehörigen
  20. a b c Sarkar, Sumit;Modern India 1885–1947; New Delhi 1983; ISBN 0-333-90425-7
  21. vgl. Arnold, David; Dacoity and Rural Crime in Madras, 1860–1940; in: Jnl of Peasant Stud., 1979 (Jan.)
  22. Ravinder Kumar, „The Deccan Riots of 1875“, The Journal of Asian Studies, Vol. 24, No. 4 (Aug., 1965), S. 613–635.
  23. Digby, Willam; The Famine Campaign in Southern India, 1876–1878; London 1900, Bd. I S 148-50, 361f
  24. Gough (1974), S. 1402.
  25. William Whrigt: Manipur Mischief: Rebellion, Scandal, and the Dark Side of the Raj, 1891, Amberley Publishing 2018
  26. Garry Mead: Victoria's Cross: The Untold Story of Britain's Highest Award for Bravery, Atlantic Books 2015
  27. a b Clodfelter, Michael; Warfare and Armed Conflicts …; Jefferson NC ³2008
  28. vgl. Singh, K. Suresh; Dust Storms and Hanging Mist: A Study of Birsa Munda and his Movement in Cota Nagpur (1874–1911); Calcutta 1966
  29. Thurston; Rangachari; Castes and Tribes of Southern India; Madras 1909, Vol. III, S. 353.
  30. Davis (2001), Tab. 5.1.
  31. Selbstdarstellung: Banswara: History (Memento vom 10. März 2010 im Internet Archive) National Informatics Centre, Banswara 2004.
  32. Gautam Bhadra; The Kuki (?) Uprising; in: Man in India, March 1975
  33. Haythornwright (Haythornthwaite)
  34. Sharma, Mallikarjuna I.; Easter Rebellion in India: the Chittagong Uprising; Hyderabad 1993
  35. Sharma (1993), S. 174.
  36. Sarkar (1983), S. 286f.
  37. Chattopadhyay, Gautam; The Almost Revolution … February 1946; in: Essays in Honour of Professor S. C. Shankar, New Delhi 1976