Nationaldenkmal für die Befreiungskriege

Denkmal auf dem Kreuzberg in Berlin in Deutschland
(Weitergeleitet von Kreuzbergdenkmal)

Das Nationaldenkmal für die Befreiungskriege (auch: Kreuzbergdenkmal) im Viktoriapark im Berliner Ortsteil Kreuzberg erinnert an die deutschen Befreiungskriege (1813–1815). Es wurde 1817 bis 1821 von Karl Friedrich Schinkel im Stil der Neogotik errichtet.

Ansicht des Nationaldenkmals für die Befreiungskriege

Geschichte

Bearbeiten
 
Entwurf des Befreiungsdoms

Die Idee, den Gefallenen der Befreiungskriege ein Denkmal zu stiften, ging ursprünglich von der Berliner Bürgerschaft aus und wurde vom preußischen König Friedrich Wilhelm III. aufgegriffen. Geplant war zunächst die Errichtung eines monumentalen Befreiungsdoms vor dem Potsdamer Tor, was man jedoch aus Kostengründen verwarf. Auf der höchsten Stelle des damaligen Tempelhofer Berges legte der König am 19. September 1818 den Grundstein des Nationaldenkmals für die Befreiungskriege. Der Architekt war Karl Friedrich Schinkel. Die Plastiken wurden von Christian Daniel Rauch, Friedrich Tieck und Ludwig Wichmann entworfen und ausgeführt. Den Guss übernahm die Königlich Preußische Eisengießerei, die auch schon die Eisernen Kreuze hergestellt hatte. Es ist ein typisches Beispiel des Fer de Berlin vom Eisengießer Conrad Geiß. Die Einweihung des Kreuzbergdenkmals fand am 30. März 1821 statt, dem Jahrestag der Erstürmung des Montmartre während der Schlacht bei Paris. Auch der russische Zar Alexander I. wohnte der Zeremonie bei. Bei gleicher Gelegenheit erhielt der Hügel seinen heutigen Namen Kreuzberg.[1]

Das Denkmal blieb bis zur Gründerzeit in den 1870er Jahren die höchste Erhebung in Kreuzberg. Als im Zuge der Stadterweiterung andere Bauten dem Denkmal den Rang ablaufen wollten, wurde dies von der Polizei verhindert. Die Klage eines Bauherrn führte dann zum sogenannten „Kreuzbergurteil“, einer bahnbrechenden Entscheidung des Preußischen Oberverwaltungsgerichts. Kaiser Wilhelm I. ließ das 18,83 Meter hohe und 200 Tonnen schwere Denkmal 1875–1879 unter der Federführung des Bauingenieurs und -beamten Johann Wilhelm Schwedler hydraulisch auf ein acht Meter hohes Podest hieven.[2] Dies erfolgte mit zwölf hydraulischen Pressen, jede mit einem Wasserdruck von 30 Atmosphären und einer Hebekraft von 16 Tonnen. Ursprünglich war das Denkmal in einer exakten Nord-Süd- bzw. West-Ost-Ausrichtung angelegt. Bei der Hebung wurde das Denkmal um 21° gedreht, sodass es nun genau in einer Achse mit der Großbeerenstraße ausgerichtet wurde. Der Bau der Plattform, die im Inneren weiträumige Gewölbe enthält, erfolgte nach Plänen von Johann Heinrich Strack[3] und beherbergt inzwischen eine Fledermauskolonie und ein Lapidarium.[4] Ab 1888 wurde zu Füßen des Denkmals der Viktoriapark mit einem 24 Meter hohen künstlichen Wasserfall angelegt, der dem Zackelfall im Riesengebirge nachgebildet ist.[5]

Beschreibung

Bearbeiten
 
Luftbild des Kreuzbergdenkmals

Das Denkmal wurde in Form einer gotischen Fiale gestaltet und ist mit einem Eisernen Kreuz bekrönt. Schinkel ließ sich dabei von den Turmspitzen des Kölner Doms inspirieren. An den zwölf Außenseiten des kreuzartigen Grundrisses stehen zwölf gusseiserne Genien, die jeweils eine Schlacht der Befreiungskriege symbolisieren und Porträtähnlichkeit mit preußischen Feldherren und Mitgliedern des Königshauses aufweisen. Die vier am prominentesten nach außen hervortretenden sind Groß-Görschen 2. Mai 1813, Leipzig 18. Oktober 1813, Paris 30. März 1814 und Belle-Alliance 18. Juni 1815. Mit Großgörschen gedenkt es nicht nur der Siege, sondern auch einer Niederlage. In den Ecknischen wird an folgende Schlachten erinnert: Schlacht bei Wartenburg, Schlacht bei Kulm, Schlacht bei La Rothière, Schlacht bei Laon, Schlacht von Bar-sur-Aube, Schlacht bei Großbeeren, Schlacht bei Dennewitz, Schlacht an der Katzbach. Die Widmungsinschrift unter der Tafel „Groß-Görschen“ verfasste im Auftrag des Königs der Altphilologe August Boeckh:[6]

 
Ansicht der Inschrift

Der König dem Volke,
das auf seinen Ruf hochherzig
Gut und Blut dem Vaterlande darbrachte.
Den Gefallenen zum Gedächtniß,
den Lebenden zur Anerkennung,
den künftigen Geschlechtern zur Nacheiferung.

Beschreibung[7] Bild Statue Entworfen von Ausgeführt von Gesichtsähnlichkeit
Leipzig,
18. Oktober 1813
 
Mitte
Genius in der antiken griechischen Rüstung, gekrönt mit einer Strahlenkrone, seine Hände ruhen auf einem Schild mit den Wappen der drei Verbündeten Preußen, Österreich und Russland Rauch Wichmann Wilhelm von Preußen, Bruder des Königs
Schlacht bei Dennewitz,
6. September 1813
 
Rechts
Genius in der Rüstung eines Landwehrsoldaten, in der linken Hand ein Schwert vor die Brust haltend; in seiner rechten statt über dem Kopf ein Lorbeerkranz Rauch Wichmann Friedrich Wilhelm Bülow von Dennewitz
Schlacht bei Kulm,
30. August 1813
 
Links
Genius in der Form Hercules, trägt das Fell des Nemëischen Löwen, stützt sich mit der Linken auf eine Keule, die auf dem Kopf des Kretischen Stiers ruht, mit Blick auf den Lorbeerkranz Tieck Wichmann König Friedrich Wilhelm III.
Groß-Görschen,
2. Mai 1813
  Genius in der antiken griechischen Rüstung mit einem Schwert und einem Lorbeerkranz Tieck Wichmann unbekannt, oder Leopold von Hessen-Homburg, weil er in der Schlacht fiel, evtl. auch Wilhelm von Preußen
Schlacht an der Katzbach,
26. August 1813
 
Rechts
Genius in der antiken griechischen Rüstung mit einem Lorbeerkranz in der Hand Wichmann Gebhard Leberecht von Blücher als junger Mann
Schlacht bei Großbeeren,
23. August 1813
 
Jugendlicher Genius in Landsturmrüstung, mit Berliner Wappen auf der Brustrüstung, seine Lanze mit Keimen von Lorbeerblättern in den Boden gerammt Tieck Friedrich Wilhelm IV., Sohn des Königs
Schlacht von Belle Alliance,
18. Juni 1815
  Genia in einer Tunika, symbolisiert den Frieden von Paris; als Frucht dieser letzten Schlacht zeigt sie einen Olivenzweig Rauch Charlotte von Preußen, Tochter Friedrich Wilhelms III., Gemahlin des Großfürsten Nikolaus Pawlowitsch
Schlacht bei Laon,
9. März 1814
 
Rechts
Genius in alter deutscher Rüstung und Mantel, einen Drachenkopf unter seinen Füßen stechend Tieck Wilhelm von Preußen, Bruder des Königs
Schlacht von Bar-sur-Aube,
27. Februar 1814
 
Mitte
Jugendlicher Genius in antiker griechischer Rüstung mit Lanze und Schild mit dem preußischen Wappen Wichmann Wilhelm I., Sohn des Königs
Paris,
30. März 1814
 
Mitte
Genia, gekrönt von einem Lorbeerkranz Rauch Luise von Mecklenburg-Strelitz
Schlacht bei La Rothière,
1. Februar 1814
 
Rechts
Genius in nordischer Rüstung, schreitet nach vorne, in der Linken einen Lorbeerzweig Rauch Wichmann Alexander I., Kaiser von Russland
Schlacht bei Wartenburg,
3. Oktober 1813
 
Links
Genius in antiker griechischer Rüstung, ein Schritt in eine Rinde als Teil einer Pontonbrücke Rauch Wichmann Ludwig Yorck von Wartenburg

Netzwerk von Denkmälern

Bearbeiten

Das Nationaldenkmal in Berlin ist der zentrale und letzte Punkt von weiteren Denkmälern dieser Art. In vereinfachter Form wurde dieses Denkmal von Schinkel auf sieben Schlachtenorten 1817 aufgestellt, von denen fünf erhalten blieben. Die Inschrift lautet „Die gefallenen Helden ehrt dankbar König und Vaterland. Sie ruhn in Frieden. [Schlachtort und Datum]“.

Ort Schlacht Denkmal Zustand Besonderheit
Großgörschen Schlacht bei Großgörschen Schinkel-Tabernakel von Großgörschen erhalten 1985 versetzt
Haynau Gefecht bei Haynau 1945 von polnischen Pionieren zerstört
Großbeeren Schlacht bei Großbeeren Schinkel-Tabernakel von Großbeeren erhalten 1853–1982 auf Säule stehend
Wartenburg Schlacht bei Wartenburg Schinkel-Tabernakel von Wartenburg teilweise erhalten erst 1863 errichtet
Bellwitzhof (pl: Bielowice) Schlacht an der Katzbach Schinkel-Tabernakel von Bellwitzhof nicht erhalten mit Invalidenhaus
Varvažov (Telnice) Schlacht bei Kulm Schinkel-Tabernakel von Kulm erhalten auf Sandsteinsäule stehend
Niedergörsdorf Schlacht bei Dennewitz, Schinkel-Tabernakel von Dennewitz erhalten 2002 gründlich saniert
Plancenoit Schlacht bei Belle Alliance Schinkel-Tabernakel von Belle-Alliance erhalten 1832 beschädigt

Literatur

Bearbeiten
Bearbeiten
Commons: Nationaldenkmal auf dem Kreuzberg (Berlin) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Kathrin Chod, Herbert Schwenk und Hainer Weißpflug: Berliner Bezirkslexikon Friedrichshain-Kreuzberg. Haude & Spener, Berlin 2003, ISBN 3-7759-0474-3, S. 234.
  2. Karl-Eugen Kurrer: Das Fachwerk erobert die dritte Dimension: 150 Jahre Schwedler-Kuppel. Momentum Magazin, 31. Januar 2013, abgerufen am 20. Januar 2020.
  3. Kathrin Chod: Nationaldenkmal auf dem Kreuzberg. In: Hans-Jürgen Mende, Kurt Wernicke (Hrsg.): Berliner Bezirkslexikon, Friedrichshain-Kreuzberg. Luisenstädtischer Bildungsverein. Haude und Spener / Edition Luisenstadt, Berlin 2002, ISBN 3-89542-122-7 (luise-berlin.de – Stand 7. Oktober 2009).
  4. Der Schatz im Kreuzberg. In: tagesspiegel.de. 2. Juni 2016;.
  5. Kathrin Chod: Wasserfall, Kreuzberg. In: Hans-Jürgen Mende, Kurt Wernicke (Hrsg.): Berliner Bezirkslexikon, Friedrichshain-Kreuzberg. Luisenstädtischer Bildungsverein. Haude und Spener / Edition Luisenstadt, Berlin 2002, ISBN 3-89542-122-7 (luise-berlin.de – Stand 7. Oktober 2009).
  6. Berliner Ehrenbürger: Philipp August Boeckh parlament-berlin.de
  7. Michael Nungesser: Das Denkmal auf dem Kreuzberg von Karl Friedrich Schinkel. Arenhövel, 1987, ISBN 3-922912-19-2, S. 48.

Koordinaten: 52° 29′ 15,4″ N, 13° 22′ 53,4″ O