Keri-Lynn Wilson

kanadische Dirigentin

Keri-Lynn Wilson (* 17. Mai 1967 in Milwaukee[1]) ist eine kanadische Dirigentin.

Keri-Lynn Wilson (2018)

Leben und Wirken Bearbeiten

Wilson wurde in eine Musikerfamilie hineingeboren. Ihre Mutter Lynn Sharples war Professorin für Englisch an der Universität von Toulon, und ihr Vater Carlisle Wilson war Geiger und Musikpädagoge.[2]

Als Kind lernte sie Flöte, Klavier und Violine, war Mitglied des Winnipeg Youth Orchestra und trat als Flötensolistin mit dem Winnipeg Symphony and Calgary Philharmonic auf. Sie besuchte auch das Sommerprogramm der Banff School of Music. An der New Yoriker Juilliard School studierte sie Flöte bei Julius Baker und Dirigieren bei Otto-Werner Müller und schloss in beiden Fächern mit einem Master ab.

Während ihres Studiums trat Wilson 1989 erstmals in der Weill Recital Hall der Carnegie Hall auf und arbeitete außerdem als Assistentin von Claudio Abbado bei den Salzburger Festspielen.[3] Sie debütierte im Alter von 23 Jahren mit dem National Arts Centre Orchestra of Canada.

Von 1994 bis 1998 war Wilson Associate Conductor des Dallas Symphony Orchestra. Anschließend wirkte sie als Gastdirigentin in den Sparten Opern und Konzert in Nord- und Südamerika, Europa, Asien, dem Nahen Osten und Australien. Sie war von 2013 bis 2015 musikalische Leiterin der Slowenischen Philharmonie und damit die erste weibliche Chefdirigentin in der Geschichte dieses Orchesters.[4]

Ihre Opernarbeit führte sie unter anderem an die Bayerische Staatsoper, Wiener Staatsoper, das Royal Opera House London, die Opéra national de Paris,[5] das Bolschoi-Theater, Mariinski-Theater, Teatro dell’Opera di Roma, Teatro Massimo in Palermo, Teatro Regio di Parma, Teatro del Maggio Musicale Fiorentino, in die Arena von Verona und zum Macerata Festival, Puccini Festival, an die Los Angeles Opera, Washington National Opera, Houston Grand Opera, Canadian Opera Company, Oper Leipzig, Staatsoper Prag, Oper Nizza, Oper Bilbao, Königliche Oper Stockholm, das Opernhaus Oslo, Theatr Wielki Warschau, die Nationaloper Bukarest, Israelische Oper, das Neue Nationaltheater Tokio, die Opera Australia und die Juilliard Opera.[6] 2022 gab Wilson ihr Debüt an der Metropolitan Opera mit Schostakowitschs Lady MacBeth von Mzensk[7] und am Teatro Colon mit Tosca.[8]

Ihre sinfonische und konzertante Arbeit führten sie in zahlreiche Städte in den USA, nach Kanada, Europa (auch nach Deutschland), Israel und China, unter anderem, zum Ravinia Festival und zum Schleswig-Holstein Musik Festival. Ihr Repertoire reicht von klassischer bis zu zeitgenössischer Musik. Persönliche Favoriten sind Schostakowitsch, Tschaikowsky, Prokofjew, Mahler, Bruckner, Beethoven und Brahms.[9] Am 22. Februar 2023 leitete Wilson in der Ukraine ein im Radio übertragenes Konzert zum Gedenken an den einjährigen Jahrestag der russischen Invasion, sie dirigierte dabei das Orchester und den Chor der Nationaloper Lwiw bei einer Aufführung von Verdis Requiem und dem Bucha Lacrimosa der ukrainischen Komponistin Wiktorija Poljowa.[10]

Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine im Jahr 2022 initiierte sie das Ukrainian Freedom Orchestra, das sich aus ukrainischen Musikern zusammensetzt.[11] Mit dem Orchester unternahm sie 2022 und 2023 Tourneen durch die Vereinigten Staaten und Europa und trat zum Beispiel 2023 beim Lucerne Festival auf.[11][12]

2020 wurde sie als „Dirigentin des Jahres“ für den Opus-Klassik-Preis nominiert, für ihre Aufnahme von Rossinis Sigismondo.[13]

Privates Bearbeiten

Wilson ist mit Peter Gelb verheiratet, dem Intendanten der Metropolitan Opera.[11]

Opernrepertoire Bearbeiten

Ihr Opernrepertoire umfasst unter anderem Eugen Onegin, Pique Dame, Boris Godunow, Lady Macbeth von Mzensk, Jolanthe, Rusalka, Rigoletto, La Traviata, Simon Boccanegra, Nabucco, Don Carlos, Aida, Otello, Un ballo in maschera, Attila, Il Trovatore, Falstaff, Cosi fan tutte, Don Giovanni, Carmen, Faust, Roméo et Juliette, Manon Lescaut, Tosca, La Boheme, Turandot, Madama Butterfly, La fanciulla del West, Gianni Schicchi, La Rondine, Tannhäuser, Der Fliegende Holländer, Il Barbiere di Siviglia, Sigismondo, La Cenerentola, La fille du régiment, L’elisir d’amore, Lucia Di Lammermoor, Les mamelles de Tirésias, L’Heure Espagnol, Hänsel und Gretel, Cavalleria rusticana und Pagliacci, Die lustige Witwe, Der Kaiser von Atlantis[14] und Salome.

Diskografie Bearbeiten

CD Bearbeiten

DVD Bearbeiten

  • Giuseppe Verdis Rigoletto Story. Mit u. a. Roberto Servile, Inva Mula, Marcelo Álvarez (Sony Pictures Home Entertainment; 2005)
  • NDR Klassik Open Air: Verdi - La Traviata. Mit u. a. Marina Rebeka, Francesco Demuro, Thomas Hampson, NDR Radiophilharmonie (Naxos; 2017)

Weblinks Bearbeiten

Commons: Keri-Lynn Wilson – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. The Canadian Encyclopedia: Keri-Lynn Wilson
  2. Holly Harris: Jan 2018: Renowned conductor returns to Winnipeg for symphony performance. In: Winnipeg Free Press. Abgerufen am 18. Oktober 2022 (englisch).
  3. Bayerische Staatsoper: Wilson Keri-Lynn. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. Oktober 2019; abgerufen am 25. November 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.staatsoper.de
  4. Hilbert Artists Management, Keri-Lynn Wilson. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. Februar 2020; abgerufen am 25. November 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hilbert.de
  5. Cendrillon - Opéra - Programmation Saison 23/24 - Opéra national de Paris. Abgerufen am 21. November 2023.
  6. Keri-Lynn Wilson. 22. April 2016, abgerufen am 25. November 2019 (britisches Englisch).
  7. Lady Macbeth of Mtsensk. Abgerufen am 17. Oktober 2022 (englisch).
  8. Tosca. Abgerufen am 25. November 2022 (englisch).
  9. Keri-Lynn Wilson, Dirigat. In: Operabase. Abgerufen am 25. November 2019.
  10. Пам’яті Нескорених. In: Львівський Національний Академічний театр опери та балету. Abgerufen am 10. März 2023 (ukrainisch).
  11. a b c Georg Rüdiger: Die musikalische Stimme der Ukraine. In: Neue Zürcher Zeitung. Abgerufen am 12. September 2023.
  12. Ukrainian Freedom Orchestra: Europe August - September 2023. In: askonasholt. Abgerufen am 12. September 2023 (englisch).
  13. OPUS KLASSIK. Abgerufen am 23. Juli 2020.
  14. Keri-Lynn Wilson, Dirigat. Abgerufen am 25. November 2019.