Karl Gossow (* 16. Januar 1904 in Plumlov; † 13. Mai 1962) war ein deutscher Typograf. Er war künstlerischer Leiter des Aufbau-Verlages in der DDR.

Leben und Wirken Bearbeiten

Karl Gossow absolvierte eine Schriftsetzerlehre in der Berliner Druckerei H.S. Hermann. Anschließend besuchte er die Kunstgewerbeschule. Von 1925 bis 1930 arbeitete er im Verlag der Jugendinternationale in Berlin, der 1919 von der Kommunistischen Jugendinternationale (KJI) gegründet worden war. Bis zum Verbot 1933 gehörte er der Assoziation revolutionärer bildender Künstler Deutschlands (später: Bund revolutionärer Künstler Deutschlands) an. Bevor der Weltkrieg ausbrach, wirkte er einige Jahre als selbstständiger Gebrauchsgrafiker. Nach dem Krieg nahm er diese freiberufliche Tätigkeit für einige Jahre wieder auf. Danach war er kurz beim Karl Dietz Verlag Berlin angestellt. Im November 1947 wechselte er zum Aufbau-Verlag. Schließlich avancierte er zum ersten künstlerischen Leiter des Verlages.[1]

Seine Kunst bewegte sich „in den Bahnen klassischer Gestaltungsgesetze der Buchkunst“,[1] war stets „kühl“ und zielführend[2] und „mit genügend Spielraum für Eigenwilligkeit und dem fordernden Zuruf nach Parteilichkeit“. Seine „vollendete Gediegenheit“ nach streng axialem Prinzip prägte über seinen Tod hinaus noch lange die Typografie des Verlags.[1]

Werner Klemke beklagte, dass der Typograf im fertigen Produkt selten erwähnt wird.[2] So findet sich Gossows Name auch höchstens hinten im Impressum der Aufbau-Bücher: „Die Ausstattung besorgte Karl Gossow.“

1952 erweckte Gossow, der bereits im Komitee der Deutschen Buchausstellungen als Juror fungierte,[1] zusammen mit den Berufskollegen Albert Kapr und Horst Erich Wolter den Wettbewerb „Die schönsten deutschen Bücher“ (1930–1932) zu neuem Leben. Unter dem Titel „Die 50 schönsten Bücher der DDR“ wurden daraufhin von 1952 bis 1989 herausragend gestaltete Bücher prämiert.[3] Von ihm gestaltete Bücher wurden insgesamt 46-mal mit dem Prädikat „Schönstes Buch des Jahres“ ausgezeichnet. Zwei davon wurden 1964 auf der „Typo mundus 20“ in Toronto präsentiert. 1960 erhielt Karl Gossow, dem Detailkenntnis und Gründlichkeit nebst Gestaltungssinn für sozialistische Literatur zugeschrieben wurden, den Gutenbergpreis der Stadt Leipzig.[1]

Buchgestaltungen von Gossow im internationalen Wettbewerb Bearbeiten

  • Christian Fürchtegott Gellert: Fabeln, Aufbau-Verlag, Berlin 1956. Mit Bildern von Elizabeth Shaw; typografisch gestaltet von Karl Gossow und Willi Fritsch.
  • Giovanni Boccaccio: Dekameron, Aufbau-Verlag, Berlin 1958. Mit 100 Holzstichen versehen von Werner Klemke; typografisch gestaltet von Karl Gossow.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e Elmar Faber: Buchkunst bei Aufbau. In: Ruth Glatzer (Hrsg.): Das Haus in der Französischen Straße. Vierzig Jahre Aufbau-Verlag. Ein Almanach. Aufbau-Verlag, Berlin / Weimar 1985, S. 183–205, hier: S. 187–189.
  2. a b Werner Klemke: Der Grafiker Karl Gossow. In: Sonntag. Wochenzeitung für Kulturpolitik, Kunst und Wissenschaft. Nr. 22/1962, 27. Mai 1962, S. 2 (textgleich in: Marginalien. Blätter der Pirckheimer-Gesellschaft, 13. Heft 1963, S. 83–85, und in: Das Haus in der Französischen Straße, Aufbau-Verlag, 1985, S. 171–173).
  3. Kapr, Albert. In: typolexikon.de. Wolfgang Beinert, 5. Juni 2022, abgerufen am 20. April 2024.

Weblinks Bearbeiten

  • Werke von Karl Gossow im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek: DNB 126965544